Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 12. Die Reichstage zu Worms 1513 und Mainz 1517 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Ankündigung seiner Reise nach Heidelberg; sein Gespräch mit Kf. Ludwig von der Pfalz und Pfalzgf. Friedrich; Übersendung verschiedener Schriftstücke zur geplanten Einung (mit den Pfalzgff. und Hg. Ulrich von Württemberg); Wunsch nach Entsendung eines weiteren Beauftragten nach Worms; [2.] Verzögerte Anreise der Pfalzgff. nach Worms; Abreise Wilhelms von Rappoltstein und Gabriel Vogts; [3.] Missstimmung Hg. Ludwigs von Bayern wegen seines angeordneten Verbleibs in Worms; [4.] Aufhebung des hessischen (Wein-)Zolls durch ein ksl. Mandat; Verweisung des Zollkonflikts an die Reichsstände; [5.] Angebliche Nichtbezahlung des letztjährigen Beitrags zum Unterhalt des Reichskammergerichts durch Bf. Lorenz; [6.] Baldige Zusendung der Antwort (Hg. Ulrichs von Württemberg in der Einungssache); [7.] Regelungen von Details (der Einung); [8.] Seine vorgesehene Rückkehr nach Worms.

Würzburg, StA, Würzburger RTA 4, fol. 126–128, Orig. Pap. m. S. (Vermerk: [In] seiner ftl. Gn. hende).

[1.] /126a/ Gn.a F. und H., am samstag nehest [16.4.13] zu abent ist mir durch Aschaffenberger eur ftl. Gn. antwort [die] Pfalz [gff. Ludwig und Friedrich] und andere berurend zukomen. Desselben abent hab ich aus rate des w [ürttembergischen] hofmeisters [Philipp von Nippenburg], auch das ich es fur nutz auch angesehen habe, dem canzler [IUD Gregor Lamparter] und marschalken [Konrad Thumb von Neuburg] gein Stugkgarten geschrieben, wie mir von eur ftl. Gn. antwort zukomen sey und das ich gein Heidelberg reyten werde, doselbst umb weiter tagsatzung und handelung anregung tun wer[d]e. Dann dieweil zwaier stuck halben durch jaren kein enderung furgenomen sey worden, versehe ich mich, es werde eur Gn. halben nit mangels erscheinen, und von Heydelberg deshalben weiters geschrieben. Solichs ist aus guten ursachen, das sie des zeitlich wissen haben, gescheen.

Auf solichs bin ich gestern [18.4.13] spat herkomen von Heydelberg und hab disen morgens bey beden Pfalzgff. [Ludwig und Friedrich] gehandelt laut eur Gn. bevelhs. Den hat gevallen, das eylents geschrieben werde, und ist daruf disen mittags ein reitender [Bote] mit schriften [liegen nicht vor] abgefertiget, wie eur ftl. Gn. ab beygelegter copeyen zu vernemen hat, wie die ausgangen ist. Mag eur ftl. Gn. wol ersten ansehens verwundern, warumb die schrift also gestelt worden. Das ist aber komen also: Die Ff. haben selbs auch nichts davon gewust. Als ich aber die wurtenbergisch schrift [liegt nicht vor] in der canzley gesehen, davon mir nehest copey geschickt und ich eur Gn. ubersandt, davon ich auch zuvorderst copey behalten, do hab ich funden noch einen treffenlichen articel, der schrift angehengt,/126b/, der ist ubersehen worden abzucopiren. Aber itzo schick ich eur Gn. denselben articel, mit einem hentlein gezeichent. Do hat [Hg. Ulrich von] W [ürttemberg] gut teutzsch geschrieben. Darumb ist die itzige schrift also gestelt, als hetten eur ftl. Gn. von dem allen wissens gehabt. Der canzler ist in der liebe umbgangen, soll itzo ein weib nehmen, hat es ubersehen gehabt.

Nun steet es weiter darauf. Sobald antwort komet, soll mir die ubersandt werden, will ich eur ftl. Gn. die eylents zuschicken. Und in mitteler zeit sey eur Gn. daruf bedacht, ymants uf gemelten tag herab gein Worms zu schicken. Pfalz maint ye, es sey besser zu Worms dann hye. Gefall es aber W [ürttemberg] hye, so las er im das auch gefallen. Aber ich will eur Gn. solichs vor der zeit wol genugsamlich wissen lassen, herab mit bevelh zu schicken. […]

[2.] Die Pfalzgff. gedenken noch nit hinuber gein Worms. So ist [Wilhelm von] Rapelstein, hofmeister, sampt Gabrieln Vogt gestern frue auch von Worms weggezogen und wollen zu ksl. Mt. Soll [Bf. Wilhelm von] Straspurg komen und commissari sein. Aber ich hab hye gehort, er woll es nit tun.

[3.] Hg. Ludwig [von Bayern] ist zu Worms gelassen. Des ist er vast [= sehr] /127a/ ungedultig, maynt man wol, in darumb nit hinauf lassen, das man die sachn1 nit wolle gericht haben.

[4.] Den Hessen ist der zoll ganz aufgehebt durch ein scharpf, penlich mandat, werden gewisen vor den stenden des Reichs, recht darumb zu nemen, ob sie des beschwerd zu sein vermainten etc. [vgl. Abschnitt I.3.1] […]

[5.] /127b/ Die verordenten [des] camergerichts zaigen itzo ane, eur Gn. soll des vertigen vergangen jars anschlags 80 fl. nit bezalt haben. Des mus sich eur Gn. in iren quitanzen ersehen, ob eur Gn., do ich eur Gn. solichs von Collen auch schriebe2, bezalt hab oder nit. Und bieten hoch, eur Gn. wolle solich 80 fl. auch gnediglichen bezalen lassen. […]

[6.] /128a/ Ich will noch daran sein und meinen abschid also nemen, sobald die antwort [Hg. Ulrichs von Württemberg] hiehere komet. So soll die eur ftl. Gn. von hynnen bey tag und nacht zugeschickt werden, damit eur Gn. des am ersten wissens entphae. Ich wurde es von den Ff. darnach hye aus auch bericht werden.

[7.] Hg.b Friderich [von der Pfalz] will den articeln, die jungen Ff. [Pfalzgff. Ottheinrich und Philipp von Pfalz-Neuburg] belangend, hinaufschicken und erstents H. Adam [von Törring] oder ir einen herabfordern, der zeit, so man handeln werde, dabey zu sein. Beide Ff. entbieten eur ftl. Gn. ir freuntlich dinst und alles gut, tun mir vil ern hye. Inen gefelt auch, das ir und eur Gn. vorig eynigung durch beybrif versorget werde, doch verstee ich es nit anders, dann das solichs allein der hilf halben muß sein und nit ander stuck halben, dann es wer sonsten nit von noten, das Pfalz redeten, sonder allain eur Gn. und Wirtenberg. Dieweil aber der hilf halben enderung geschicht, das dann solich pleibe, wie die zwischen eur Gn. und Pfalz aufgericht ist, und sonsten sind alle articel ausgedruckt. Es wurde auch im ausnemen irrung haben, mag eur Gn. bedenken. So mogen sie auch wol leyden, das die hilf zwischen eur Gn. und den jungen Ff. gestelt werde, wie nehest davon geredt, das ist zu der grossen hilf mit macht. Darumb, was eur Gn. maynung ist, dasselbig oder wie Wurtemberg furschlecht, anzunemen.

[8.] /128b/ […] Dieser stund sind mir die brief, die eur Gn. mir bey Conradn Imhoff geschickt, von Worms durch Hennen [= Johann Henn]ubersandt, zukomen. So will ich, ob Got will, donerstags [21.4.13] wider hinuber [nach Worms]. Hett ich nehest den letzern articel gewost, ich wolt nyemant beschuldigt haben. […] Ich weiß eur ftl. Gn. nichts sonders zu schreiben, bevilh mich unterteniglichn. Dinstag nach jubilate zu Heydelberg Ao. etc. XIII.

Anmerkungen

a
 Am Rand neben diesem Absatz: Wirtenbergisch einigung.
1
 Gemeint ist der Konflikt zwischen den Hgg. Wilhelm und Ludwig von Bayern. Vgl. Abschnitt I.3.6.
2
 Die (allerdings nur recht lückenhaft überlieferten) Berichte der beiden Würzburger Gesandten Peter von Aufseß und Sigmund von Thüngen vom Kölner Reichstag enthalten hierzu keine Aussage. Vgl. Seyboth, Reichstagsakten 11, Abschnitt IV.15.3.
b
 Am Rand neben diesem Absatz: Einigung Pfalz, Wirtenberg.