Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 12. Die Reichstage zu Worms 1513 und Mainz 1517 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Abreise des Ks. und einiger Ff.; Sicherungsmaßnahmen in Worms; ksl. Auftrag an Bf. Wilhelm von Straßburg zur Vermittlung zwischen Rat und Gemeinde von Worms; [2.] Äußerungen des Ks. zum Fortgang des Reichstags; [3.] Gescheiterte Attacke der Venezianer gegen Verona; [4.] Angriffspläne Kg. Ludwigs von Frankreich gegen die Niederlande; [5.] Seine Erkundigungen nach angeblichen Truppensammlungen am Rhein.

Straßburg, AM, AA 340, fol. 13–14, Orig. Pap. m. S. (Präs.vermerk: H. Gotfrit von Wormß vigilia Petri et Pauli [28.6.13]).

[1.] /13a/ Gruß. Lb. Hh., ich loß uch wissen, daz unser allergnst. H., der Ks., uf samstag [25.6.13] frieg zuo Wurmß usgeritten und sint for im die böden Pfalzgff. [Ludwig und Friedrich] desselben morgens ouch hienweggeritten, in meinung, als ob er jagen wolt und myn H. [Bf. Wilhelm] von Stroßburg berief, mit ir ksl. Mt. zuo riten. Darab ein gemein und ein rot der stat Wurmß groß beswerd genumen, und sich die gemein furderlich zuosamengeton und nit wissen, was der kurz abscheid des Ks. beditet, und sich ein rot und ein gemein vereinbert, die stat zuo versehen und ir dirntz [= Türme] mit geschitz und huot versehen und sich mit schiessen lossen hören. Als obens umb 9 ur ist myn H. von Stroßburg wider gen Wurmß kumen und hat daz schiessen uf den dürmen gehört und zuo der gemein geschicket, was daz schiessen bedite, daz sie luogen und nit anfohen, als lieb in der Ks. sig, dan sie haben ein gn. Ks., daz sie nit ein ungnedigen Ks. gewinen. Der Ks. hab ouch im befolen, witer zwisten [= zwischen] rot und gemein zuo handelen. Do sig dem boten die antwurt worden, daz enbieten sig als guot, als man wasser in ein fur schit.

[2.] Ferer, lb. Hh., so hab ich mit mym H. von Stroßburg red gehan, ich sig veriret des abscheidens ksl. Mt., ich wiß nit, wie ich es achten sol oder was firbas us dem richstag werden will. Do hat mir myn H. von Stroßburg geseit, daz der Ks. im geseit hab, daz Hg. Friderich von Sassen werde gon Marbach [= Marburg] kumen. So wolle er, der Ks., gen Frantfurt [= Frankfurt a. M.], dan er hab Hg. Friderich von Sassen gen Frantfurt beschriben [Nr.61]. Er hab ouch von Marbach nit me dan ein klein tagreis gon Frantfurt, in hoffenung, er wol Hg. Friderich mit im gon Wurmß bringen. Und domit mym H. von Stroßburg witer befolen, daz er zuo Wurmß wolle bliben und, wen der Bf. [Richard] von Dryer,[EB Philipp von] Köllen, Hg. [Ulrich] von Wirttenberg oder ander Kff. oder Ff. gon Wurmß kumen, ir ksl. Mt. uf das furderlichest zuozuoschriben, und sobald sich die Ff. erzuodiegen, so wolle er furderlich wider gon Wurmß kumen.

[3.] Lb. Hh., ich solt uch nug mer [= neue Informationen/Gerüchte] schreiben. So sint sie enander und glich in worten, darumb ich in selb nit glouben gib. Aber diese nochfolgende nuge mer hat mir myn H. von Stroßburg fir wor gesaget, daz der Kg. [Ludwig] von Frankerich den Venediger ieren houptman [Bartolomeo d’Alviano] us der gefenknis wider geben hab. Der sig undgewarnet in einer stunden fir Bern [= Verona] kumen mit 900 buren und von stund an daz geschitz geleit und geschossen an zwegen enden, daz man an yedem end in einer ordenung wol selbfünft wer inengangen und glich daruf gestirmet, und hant die Wenediger den sturm verloren, und uf fierc buren an dem sturm dot bliben, und sigen nit uber 60 dieser knecht in Bern gesin.1

[4.] Ferer so hab der Kg. von Frankerich dem Niderland sinds brief zuogeschicket und abgesaget, nemlich Brobant, und risten sich die Niderlander stark. Nit me, dan Got der almechtig und die mutter Gottes wol ir stat und uns alzit in frid bewaren. Geben uf sunentag noch St. Johanstag im XVcXIII.

[5.] /14a/ [Zettel:] Lb. Hh., als mir der Dr. [Sebastian Brant] geschriben, wie uch, myn Hh., anlang, wie etwas samelung sich am Rin erhöb, do hab ich bitzhar gar nit von gehört und mich aber uf solich geschrift gedon zuo den botschaften von stetten und nit von inen kinen vernemen. Ich hab mich ouch don zuo etlich keiserssen, brobst von Nyerenberg, dem [Melchior] Pfinsinger, zuo Dr. Paulus2, zuom undermarschalk [wohl Georg Goldacher], zuo Dr. [Bernhard] Wurmser, zuo Morsimer [= Johann von Morsheim] und von den und anderen nit kinen erfaren und hab darfir, die red sig erwassen us dem, der Mgf. [Philipp von Baden] und der Pfalzgf. [Ludwig] hant ir diener usserhalb ligen gehan. Aber nitdestemynder so will ich ein ufmerken haben und ob ich was erfier, will ich uch, myn Hh., firderlich wissen lon, und ob ir etwas witer horten, lont mich wissen, an wellem end. So wil ich diener von mir abwertigen, daz zuo erfaren, und fur mich selb hiezwissen ouch tuon, wiewol ich ie nit gern mangel, dan es ist sorklich zuo wanen under einer gemein, die sich al tag erzeiget, zu erhöben wider ein rot oder oberkeit etc., als hie zuo Wurms es ein gestalt hat etc. Kinen ir, myn Hh., selb wol ermessen etc.

Anmerkungen

1
 Zu dem hier geschilderten Kampf um Verona vgl. Wiesflecker, Kaiser Maximilian 4, S. 124.
2
 Nicht näher zu identifizierende Person.