[1.] Notwendige Fortsetzung des begonnenen Rechtsverfahrens in der Erfurter Streitsache; [2.] Geplante Vermittlung in dieser Angelegenheit durch Bf. Lorenz von Würzburg und Hg. Ulrich von Württemberg auf dem Wormser Reichstag; Ersuchen an die sächsischen Hgg. zur Entsendung von Vertretern; [3.] Auftrag an die ksl. Räte in Worms zum Vollzug des ksl. Spruchs in der hessischen Streitsache; [4.] Aufforderung an die sächsischen Hgg. zur persönlichen Teilnahme am Reichstag; [5.] Erfolgte Weisung an das Reichskammergericht, den Beitrag zum Unterhalt des Gerichts vorläufig nicht mehr von den sächsischen Bff., Gff. und Hh. zu verlangen; [7.] Ersuchen an Kf. Friedrich um Ablösung des suspendierten kursächsischen Gerichtsbeisitzers.
Orig. Pap.: A) Weimar, HStA, EGA, Reg. G Nr. 212, fol. 17a–22a (Vermerk von anderer Hand: Ksl. Mt. jungst gegebner abschid zu Augspurg uf Pfeffingers und H. Cesar Pflugs antragen; Gegenzeichnung: [Zyprian von] Serntein).
Kop.: B) Dresden, HStA, Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 8800/1, fol. 224a–227a.
Konz.: C) Wien, HHStA, RK, Maximiliana 37 (alt 31a) Jan.-Juni 1518 (!), fol. 81a–84b.
/17a/ Auf die werbung, so Degenhart Pfeffinger und H. Cesar Phlueg von wegen der Kff. und Ff. zu Sachsen gemainiglichen getan haben [Nr. 56], ist röm. ksl. Mt., unsers allergnst. H., antwort, wie hernachfolgt:
[1.] Anfenklichen antreffend die sachen irtumben und spenn mit dem EB [Uriel] zu Menz der stat Erfurt und was daran hangt und daraus bisheer gefolgt, hat ir Mt. der obgemelten Pfeffingers und Phluegs werbung mitsampt irer beger a–laut irer instruction [Nr. 55]–a vernumen und were wol geneigt, den Kff. und Ff. von Saxen mit allen gnaden und fruntschaften zu wilfaren. Ir ksl. Mt. hat aber den obgedachten geschickten nach lengs anzeigt, wie und welher massen und gestalt dieselben handlungen herkumen und fur irer Mt. verordenten b–commissarien Gf. Sigmunden /17b/ vom Hag und irer Mt., auch der steende des Reichs verordenten reten–b gewachsen sein und das dieselben commissarien und rete bisheer rechtlichen procedirt haben, da dann die sachen noch also unentscheiden in recht hangen. Darumb dann irer ksl. Mt., dieweil c–solh rechtfertigung nicht allain vor irer Mt., sondern auch vor den stenden des Reichs hangen, dieselben auch ire verordenten–c dabey gehabt und solich handlung mit irem wissen bisheer gehandlt, nit wol geburn, die angefangen rechtfertigung zu verhindern, sunder darinnen, was recht ist, ergeen zu lassen. Und versech sich darauf ksl. Mt., daz die Kff. und Ff. von Saxen d–solh irer Mt. anwurt aus angezeigten ursachen und–d aus gutem, genaigtem und fruntlichem willen versteen /18a/ und zu kainen ungnaden oder andrer meynung annemen, dann irer ksl. Mt., anders zu handlen oder zu tun, dismals nit geburen welle.
[2.] Und dieweil aber ir ksl. Mt. tracht, daz solich sachen und irrung zwischen den treffenlichisten glidern des hl. Reichs seyen und das recht zu gestatten gotlichen und billichen were, so bedenkt doch ir Mt., daz aus solhem weiter unwill und unfruntschaft e–, darzue aufruren und empörungen im hl. Reiche–e erwachsen mochten. Darumb so hab ir ksl. Mt. furgenumen, neben dieser rechtlichen handlung die guetigkait furzunemen, ob die parteien guetlichen und fruntlichen miteinander mochten vertragen werden. Und wil darauf ir ksl. Mt. iren reten und commissarien, so ir Mt. auf dem reichstag zu Worms bis auf irer Mt. zuekunft treffenlichen verordent hat, darzue etlich von den stenden des Reichs, die /18b/ den sachen unverwant und unparteysch f–und die auch yetzmals daselbs sein und in kurz noch ankomen werden–f, mit allem ernst bevelhen, zwischen den parteien gutlich handlung furzunemen, dieselben entlich hinzulegen und zu vertragen oder dieselben sachen und irtumben g–mit der parteien bewilligung–g auf den Bf. [Lorenz] zu Wurzburg und Hg. Ulrichen zu Würtemberg zu stellen und zu compromittiern, wie dann die obgemelten Pfeffinger und Phlueg von irer ksl. Mt. nach der leng verstanden haben, und nemlichen also, das h–durch dieselben commissarien–h vor aller handlung i–der ausgedreten burger halben und sonst alles das, so der ausgangen abschid vermag und wie es–i nach laut desselben abschids und der ausgegangen mandat, durch ksl. Mt. und die stend des Reichs hie zu Augspurg gegeben, j–furgenumen werden soll–j. Darauf ist ksl. Mt. beger, daz die Kff. und Ff. von Sachsen /19a/ der sachen zu guet ir potschaft mit volmechtigem gewalt zu gutlicher handlung zum furderlichisten gen Wurms wellen verordnen und das sy sich darin umb frid und ainigkait willen und damit die irrung hingelegt werden, gutwillig halten und erzeigen, als sich dann die ksl. Mt. genzlichen und ungezweifelt zu inen versicht.
[3.] Dann betreffent die Ftt. Gulh und Berg hat die ksl. Mt. der obgemelten Pfeffingers und Phluegs werbung und begern nach der leng vernomen. Darauf ist ksl. Mt. antwurt, daz ir ksl. Mt. allzeit der gn. maynung gewesen und noch seie, sich in dem, daz irer Mt. zu tun geburt und gezime, mit gnaden und furdrungen zu erzeigen. Und als die geschickten begert, daz die ksl. Mt. den [Hg. Johann III.] von Gulch und sein gemahel [Maria] der obgemelten Ftt. halben solle citiern laut der copey, so sy irer ksl. Mt. furbracht haben1,/19b/ darauf ist ksl. Mt. der gn. maynung gewesen, inen hilf und gnad zu beweisen und das recht ergeen zu lassen. Aber aus merklichen, beweglichen ursachen, die ir ksl. Mt. den geschickten müntlichen nach lengs anzeigt und sy den Kff. und Ff. von Sachsen weiter anzeigen und referieren werden, aus solhem hab ir Mt. bedacht, daz, solich citation ytzo ausgeen zu lassen, unfruchtper sein und mer verhindrung den sachen dann furdrung bringen mochte. Darumb so ist ksl. Mt. ernstlichs begeren, daz die Kff. /83b/ und Ff. von Sachsen solher handlung halb ain halb jar lang gedult tragen, alles unabprüchlich iren rechten und gerechtigkeiten k–und darzue, daz ir ksl. Mt. des gn. erbietens ist, inen abermals ein ur /20a/kunt zu geben, daz sy solich lehen ersuecht haben, wie inen dann vormals zu Collen auch gegeben ist.2 Darauf sich auch dises referieren sol. Nichtdestminder–k so will ir Mt. als röm. Ks., der krieg und aufruer zu verhueten sunderlichen geneigt ist, mitler zeit sich in die sachen slahen und gutlich handlung furnemen, ob dieselb sachen guetlichen hingelegt und mit baider tail wissen und willen vertragen werden mochten. Und will ir Mt. den EB [Philipp] zu Cöln, der auch wol nutzlich in diser sach sein und vil guts tun mag, zu solher handlung nemen, und das sy solhen aufzug aus keinen ungnaden achten, dann ir Mt. [will] mit solher handlung nit verziehen, sunder sich furderlich darzue schicken, und will Kff. und Ff. von Sachsen anzeigen /20b/ und verkunden, auf was zeit und tag l–und an welhem ende ir Mt.–l solich handlung furnemen welle. Und ist ksl. Mt. beger, das sy alsdann ire rete mit volmechtigem gewalt zu solher handlung schicken und irer Mt. solhs nit abslahen.
[4.] Und als sy weiter in den sachen zwischen Landgf. Wilhelmen zu Hessen und seiner gemahel [Landgf.in Anna d. Ä.] und hofmaister und regenten des Ft. Hessen anstat Landgf. Philipsen von Hessen werbung getun, ist ksl. Mt. antwurt, daz ir Mt. nach dem abschid, auf dem jüngstgehalten reichstag zu Collen gegeben3, vil gehandelt, damit dem spruch gelebt und nachgangen werde. Aber ir Mt. hab vernomen, daz die parteyen etwas mißverstand darin gehabt. Dorauf dann ir Mt. vor kurzverschinen tagen iren /21a/ reten gen Wurms ernstlichen geschriben [Nr. 138] und bevolhen, mitsambt den stenden des Reichs furderlichen zu handlen, damit dem spruch zu Collen gelebt und nachgangen werde. Ksl. Mt. meinungm ist auch nit anders, dann das demselben volg beschehe n–und darumbo kain mutwill, auszug oder ander verlengerung gestatt und der Landgf. in das land zu Hessen laut des spruchs gefurdert und dem spruch allenthalben gelebt werde–n. Und ist irer Mt. begern, das sy wellen darobsein, damit sich die regenten obgemelt gen Worms fugen und solher handlung erwarten und das volziehen, so in aufgelegt werde.
[5.] Berurend ir entschuldigung und warumb sy nit auf den angesetzten reichstag gen Worms kumen sein, ist ksl. Mt. antwurt, dieweil ir Mt. /21b/ dem hl. röm. Reich und gemeiner cristenheit zu er, nutz und aufnemen und nit allein zu volziehung des abschids zu Collen p–, sonder auch in andern furgefallen sachen–p zu handlen furgenomen hab und sich aber die maisten stende auf sy waigern, so begert ir Mt. nochmals an sy, daz sy in aigner person furderlichen gen Worms komen und nit ausbleiben oder verziehen, dann dem hl. Reiche und ganzer teutscher nation vil daran gelegen ist. Und ob Hg. Jorg krankheit halben seins leibs in aigner person nit komen möchte, daz er alsdann sein botschaft mit volmechtigem gewalt dahin verorden.
[6.] Als weiter anzeigt wirdet, daz camerrichter und beisitzer etlich Bff., Gff., Hh. und ander, so die Kff. und Ff. zu Saxen auf dem reichs /22a/tag zu Augspurg ausgenumen haben4, umb den anslag und hilf zu underhaltung des camergerichts ersuechen und anzeigt, daz solhs wider ainen artikel in dem abschid zu Augspurg sein soll, der inhalt, daz derselbigen halben, so ausgenomen sein, auf dem negsten reichstag gehandlt und mitler zeit stillgestanden werden soll5, darauf hat die ksl. Mt. camerrichter und beisitzern, stillzusteen und nit ferrer zu handlen, bevolhen. Und will ir Mt. auf kunftigen reichstag nach laut des artikls davon handlen.
[7.] Betreffend den beysitzer, so Hg. Fridrich gesetzt hat und on sein wissen geurlaubt worden ist, hat die ksl. Mt. bevolhen, hinfur keinen seiner beisitzer on sein wissen zu urlauben. Und ist ksl. Mt. beger, das Hg. Fridrich furderlichen ainen andern geschickten /22b/ verordnen wolle q–, nachdem solhs in ainer eyl durch ksl. Mt. und die stende des Reichs beschehen ist–q. Actum Augspurg 7. Aprilis 1513.