Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 12. Die Reichstage zu Worms 1513 und Mainz 1517 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Berichtigung zum Plan einer Verheiratung Hg.in Annas von Kleve; [2.] Alternativer Vorschlag für deren Verehelichung mit Hg. (Otto/Ernst) von Braunschweig-Lüneburg verbunden mit einer Zusage für die Belehnung mit den Ftt. Jülich und Berg; [3.] Vorteile dieses Plans für die klevischen Hgg.; [4.] Forderung nach 50000 fl. für die Belehnung und einem Bündnis mit dem Haus Burgund; [5.] Androhung des Regalien- und Lehenentzugs und der Vergabe der Jülicher Besitzungen an die Hgg. von Sachsen im Fall einer Verheiratung Hg.in Annas mit Karl von Egmont; [6.] Auftrag zu rascher Berichterstattung.

A) Orig. Pap. m. S. (p.r.p.; a.m.d.i.p.; Gegenzeichnung: N. Ziegler; defekt): Duisburg, LandesA, Jülich-Berg II Nr. 5120, fol. 105–107.

B) Spätere beglaubigte Kop.: Ebd., Kleve-Mark Akten Nr. 66, fol. 92a–96a.

/105a/ Instruction, was unser getreuer, lb. Adrian von Br [embdt], unser rat, von unsern wegen handlen soll1

[1.] Anfenglichen soll er sich fuegen zu den hochgebornen Johannsen dem eltern und Johannsen dem jüngern, Hgg. zu Cleve, unsern lb. oheim und Ff., samentlich und sonderlich und inen sagen unser gnad und alles gut und demnach erzelen: Wir haben ir und irer rete antwort in der sachen berürend die beleh[n]ung weylend Hg. Wilhelms von Gülch und Berg verlassen Ftt. und lande, auch unser oheim Kff. und Ff., der Hgg. zu Sachsen, vorderung, so sy zu denselben landen haben, und unser lb. muem, ir tochter und swester [Hg.in Anna], gnediglich vernomen. Und als darin angezeigt wirdet, das durch Gf. Velixen von Werdenberg in unserm namen, auch von unserm lb. sun Kg. Karl von Hispani und seiner rete an sy gelangt sein soll, wann der furgenomen heyrat [Hg. Annas von Kleve] mit [Hg. Karl von] Geldern [vgl. Nr.492] abgestellt, solle dieselb unser muem bey unser lb. tochter frau Elenerora [= Eleonora] angenomen und [mit] ir beider zutun eerlichen verheirat, auch der jung von Cleve mit den gemelten landen belehnet und der Hgg. zu Sachsen vorderung abgestellt werden, alles an sein und der landschaft entgeltnus, solle darauf derselb von Brembd iren lieben widerumb zu erkennen geben, das unser sun Kg. Karl noch Gf. Felix dergleichen befelh oder gewalt von uns nie gehebt haben dann allein, soferr zwischen unserm vetter Hg. Ludwigen von Beyren und der genannten unser muemen von Clef ein heyrat gemacht würde, wolten wir verhofen, dardurch bey den Hgg. von Sachsen sovil zu erlangen, sich irer vordrung und gerechtigkeit zu verzeihen.

[2.] /105b/ [Die erste Zeile fehlt wegen Beschädigung des Papiers, in B ein entsprechender Vermerk am Rand.] haben wir ainen andern heyrat mit des Hg. [Heinrich d. M.] von Braunsweig und Lünenburg sun [Hg. Otto/Ernst] bey unsern ohe [imen] von Clef practicieren lassen, in der gestalt, das ir dochter und swester demselben von Braunsweig verheyrat und darzu fünfzigtausent gold-fl. heyratsguts durch die von Clef gegeben werden sollt. So wolten wir und unser sun Kg. Karl yeder fünfundzwainzigtausent golt-fl. aus gnaden erlegen und mit solhem heyrat und den hunderttausent fl. die Hgg. von Sachsen abstellen und unsern oheim, den jungen Hg. von Cleve, alsdann an weiter entgeltnus mit Hg. Wilhelms von Gilch verlassen landen gnediglich belehnen. Das uns aber auch abgeslagen ist.

[3.] Nu hetten wir uns genzlichen versehen, solh unser gn. und uberflüssig erbieten were von inen zu dank angenomen, dann nit klein zu achten ist, das wir einen mit zweyen Ftt. und mer landen aus gnaden belehnen und darzu von unsern und unsers suns Kg. Karls aigen gut fünfzigtausent fl. zu abstellung der Hgg. von Sachsen vorderung ausgeben und gegen dem allem nit mer dann fünfzigtausent emphahen und demnach dieselben fünfzigtausent fl. seiner swester widerumb zu heyratgut volgen lassen sollten. Damit würde er belehent und der Hgg. von Sachsen gerechtigkeit, auch der krieg, so sonst auf die bestimbten lande erwachsen möchte, abgestellt und verhuet on alle sein und der lande entgeltnus, und er bedörft nichts anders tun, dann das seiner swester fünfzigtausent fl. von seinen landen zu heyratgut gegeben würden. Des weren sy ir ausserhalb solcher belechung und abstellung ze tun schuldig.

/106a/ [Die erste Zeile fehlt wegen Beschädigung des Papiers, in B ein entsprechender Vermerk am Rand.] zaigen und nit allein uns zu nutz nichtz begern, sun [dern] unser aigen gelt darzu geben und darumb nit wen[ig] last von den Hgg. zu Sachsen auf uns laden. So haben sy sich auch zu mer malen erboten, uns umb solhe belehung tapfer vererung ze tun, die wir aber alwegen aus gn. gemuet geweigert und allein den Hgg. von Sachsen vermeint haben.

[4.] Dieweil wir nu befinden, das sy den Hgg. von Sachsen nichts bekanntlich sein noch geben, so wellen wir dieselben von Sachsen umb ir vordrung und gerechtigkeit, die demnach etwas grund hat, in ander weeg an der Hgg. von Clef und irer lande entgeltnus abstellen, wiewol uns das vast beswerlichen sein wirdet, doch das unser oheim von Clefe uns für die belehung fünfzigtausent fl. in zweyen jaren den negsten, yedes jars fünfundzwainzigtausent gold-fl., bezalen und uns des durch die haubtstet in jedem irem Ft. und lande in sonderheit und darzu durch all ir landschaften in gemein als selbschuldner und rügpürgen [= Rückbürgen] gnugsamlich versichern, auch ir tochter und swester zu unser lb. tochter frau Elenora handen antworten, also das wir die nach iren eren und unserm gefallen verheyraten mögen, und das sy auch daneben merer und clerer ewig pundnus und vertreg, dann bisher gewest ist, mit unserm sun Kg. Karl und unserm haus Burgundi wider meniglich, niemants dann das hl. röm. Reich ausgenomen, aufrichten und machen, wie sy sich dann des mit im vergleichen werden. So wellen wir alsdann unsern oheim, den jungen Hg. von Clef, mit weylent Hg. Wilhelms verlassen Ftt. und landen gnediglich belehen und die fünfzig /106b/[tausend] [Die erste Zeile fehlt wegen Beschädigung des Papiers, in B ein entsprechender Vermerk am Rand.] in all ander wege gegen inen allzeit gnedigl[ich] [das folgende Wort fehlt wegen Beschädigung des Papiers] und beweisen.

Und darauf soll der genant unser rat Adrian von Brembdt an unser lieb oheim, beyd Hgg. zu Clefe, von unsern wegen begern, das sy solh unser gn. erbieten und bewilligung zu dank annemen und uns der fünfzigtausent fl., wie obsteet, versichern, auch ir tochter und swester zu unser lb. tochter frau Elenora handen antworten und uns heimstellen, sy nach unserm gefallen mit unsern und unsers suns Kg. Karls fünfzigtausent fl. eerlich zu verheyraten und daneben sonder pundnus und vertreg mit unserm lb. sun Kg. Karlen vorberürtermassen aufrichten.

So solle daentgegen derselb Kg. Karl in unserm namen unsern oheim, den jungen Hg. von Clef, mit den vorgedachten Ftt. und landen belehen, des wir auch seiner lieb yetz macht und gewalt gegeben haben.

[5.] Wo sy aber solhs abermals abslahen und auf irer letzstgegeben antwort beharren wolten, des wir uns doch der billicheit nach nit versehen, so muessen wir gedenken, das sy all unser gnad in verachtung stellen und uns zu irm gefallen zu dringen vermeinen. Und solle darauf Adrian von Brembd von unsern wegen inen bey irn eeren und aiden, damit sy uns als röm. Ks. verwandt sein, auch privierung und entsetzung aller irer regalia und lehen ernstlich gebieten, den furgenomen heyrat mit Carlen von Egmund genzlichen abzustellen und nit zu volziehen, mit dem anzaigen, wo sy das darüber teten, das wir die Hgg. von Sachsen in irer vordrung lenger nit aufhalten möchten, sunder muessen inen vergonnen, auch als röm. Ks. hilf beweysen, ir gerechtigkeit /107a/ [Die ersten zwei Zeilen sind wegen Beschädigung des Papiers nicht lesbar, in B ein entsprechender Vermerk am Rand.] wachsen würde, wissen sy selbs zu ermes[sen].

[6.] Und was unserm rat Adrian von Brembd hierin begegent, das soll er uns furderlich widerumb berichten. Geben zu Fuessen am 17. tag des monets Julii Ao. etc. im 16., unserer reiche des röm. im 31. und des hungrischen im 27. jaren.

Anmerkungen

1
 Mit zwei Schreiben aus Füssen, jeweils vom 16. Juli 1516, teilte der Ks. Hg. Johann II. bzw. dessen Sohn Hg. Johann III. mit, Adrian von Brembdt werde mit ihnen über die Belehnung mit den Ftt. Jülich und Berg sprechen. Sie sollten dem Abgesandten Glauben schenken und sich gutwillig zeigen.Duisburg, LandesA, Jülich-Berg II Nr. 5120, fol. 101, 103, Orig. Pap. m. S. (p.r.p.s.; a.m.d.i.p.; Gegenzeichnung: N. Ziegler).