Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 12. Die Reichstage zu Worms 1513 und Mainz 1517 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Ersuchen der ksl. Kommissare an die Kreisstände um Beteiligung an einer Strafaktion gegen Franz von Sickingen; [2.] Antwort der Gesandten der Ff., Gff. und Hh.; [3.] Separate Antwort der Städtevertreter; [4.] Drängen der ksl. Kommissare auf eine rasche Zusage oder Ablehnung der Hilfe; [5.] Zurückweisung des Wunsches der Gesandtschaften nach einer Schriftfassung der ksl. Forderung; [6.] Terminsetzung für eine Antwort der Kreisstände auf das Ersuchen des Ks.; [7.] Wiederholung der ksl. Forderung nach einer Truppenhilfe.

München, HStA, Kasten blau 103/2c/3, fol. 149a–150b, 153b–154a, Kop.

[1.] /149a/ Uf dornstag nach Blasii Ao. etc. XVII [5.2.17] haben ksl. comissarien, der landvogt zu Hagnaue [Fh. Hans Jakob von Landau], Niklas Bocklin, Melchior von Rynach, uf ein ksl. credenz [liegt nicht vor], die sie lesen lassen, der Ff., Hh. und stett botschaften, sovil der erschienen, furgehalten, wie ksl. Mt. ire furgenomen, mit hilf der stend im Rych Franciscus [von Sickingen] zu strafen, wie dan solichs ire Mt. in den usgangen mandaten [Nr.613] einem yeden anzeugt. Darzu ire Mt. als Ehg. zu Osterich, auch von wegen Kg. Karlus [von Spanien] 400[Mann stellen wird]. Demnach ire Mt. begere, das dieser bezyrk ire Mt. hulf tun woll nach lut eins anslags, zu Coln etwan wider die Hungern gemacht1, und das dieselb hülf der, so ire Mt. tun, glichformig gemacht werde. Und wiewol ire Mt. vormals ein hülf ein jar lang zugesagt, so woll sich doch ire Mt. des begeben und uf vier monat solich hülf setzen, mit dem erbieten, wo wir lut des mandats ksl. Mt. hülf tun wollten, so hetten sie ferer befelhe, lut irer instruction mit uns zu handeln und zu ratslagen, wes not were, wolten auch solich hülf mit uns anslagen.

[2.] Uf solichs haben wir, der Ff., Gff. /149b/ und Hh. botschaften, nach langem rate und bedacht dyse nachfolgend antwort [Nr.637] ksl. Mt. comissarien in schriften ubergeben.

[3.] Die stett haben sich allein des besluß halben mit uns nit verglychen wollen. Darumb sie ein eigen antwort geben [Nr.638], synt auch dieselben forter zu uns nit mehr komen.

[4.] Sontags nach Dorothee [8.2.17] nach funf uhrn nach mittag haben der Ff. und Gff. botschaften ire antwort in schriften ubergeben und die ksl. comissarien die entpfangen, bedacht genomen und in kurzer frist, do sich nit wole zu vermuten, das sie die antwort noch gelesen haben solten, wider komen, angezeigt, das sie kein befelhe hetten, ychts anders von uns anzunemen dan allein das zu- oder absagen der hülf. Darumb so wolten sie von angezeugten orsachen unsers begerens mit uns nit disputirn, aber uns im besten nit verhalten, dwyl wir uf ksl. Mt. usgangen mandaten und lut desselben nychts handeln wolten, des sich doch ire Mt. nit sunder mehr versehen, das es by andern lut des /150a/ mandats nit yrrung haben wurde oder solt, das sie ferrer in befelhe hetten, uns ire Mt. gemüte zu erkennen zu geben und also, wie hernach in eym artikel, us der ynstruction gezogen [Nr.636.], verlibt ist. Darumb so were nochmals anstatt ksl. Mt. ire begere, das wir solichs bedenken und lut des mandats handeln wolten.

[5.] Und als uns der artikel, davon oben gemelt, verlesen wurde, begerten wir dessen abschrift, aber die wolt uns nit gedyhen, sonder wurde uns der artikel noch einmale verlesen.

[6.] Uf solichs haben wir bedacht genomen, dyß handlung und alles furhalten yeder an syn herschaft zu bringen. Daruf uns auch zyt gesetzt, wie in nachfolgendem zettel [Nr.641]. Wiewol wir uns nu des beswert, hat es doch nit anders syn wollen.

[7.] Und sunderlich ist uns das mehr und vor ein luters angezeugt, das man begere an dysen bezyrk nach vermoge des hungerischen an[s]lags sovil, als ksl. Mt. zu hulf geben woll,/150b/ das ist 400 zu roß und 400 zu fueß, und dan 2000 zu fuß fur das, so ksl. Mt. geschütz und pulver dorgeben woll, also das es sich vergleich. Solichs were auch der gestalt in irer ynstruction begriffen, wiewol sie nit hielten, das es ksl. Mt. will oder gemüte were, dan allein deshalb, dwil ire Mt. zwen zyrk2 vertret. Dan wir alle achten es gar unglich, auch gar unbillich, das ire Mt. zwen zyrkel vorsteen und doch von einem allein sovil, als ire Mt. vor zwen tet, haben wolt. Doch ist der lantvogt behart uf syner anzeug lut syns befelhs.

In summa, es waren die comissarien selbs yrrig, wie es solt versucht werden.

Anmerkungen

1
 Siehe Nr.312, Anm. 2.
2
 Gemeint sind der Burgundische und der Österreichische Kreis.