Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 12. Die Reichstage zu Worms 1513 und Mainz 1517 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Missfallen der Kurmainzer Räte gegen den ksl. Abschied (in der Erfurter Streitsache); Unterstützung der sächsischen Vertreter durch Dr. Balthasar Merklin; [2.] Bitte der Jülicher und klevischen Gesandten an den Ks. um Belehnung mit den Ftt. Jülich und Berg; [3.] Schwierige Verhältnisse am ksl. Hof.; Unstetigkeit des Ks.; [4.] Unklarheit über dessen Friedensvertrag mit Kg. Franz von Frankreich; [5.] Werbung eines polnischen Gesandten beim Ks. und bei Kg. Karl von Spanien für eine Heirat Kg. Sigismunds von Polen mit Prinzessin Eleonore; [6.] Bevorstehende Reise Kf. Joachims von Brandenburg zum Ks.; [7.] Angebliche Heirat Hg. Karls von Geldern mit einer Schwester Mgf. Kasimirs von Ansbach-Kulmbach; [8.] Unsicherheit auf den Straßen von Oberdeutschland in die Niederlande.

Orig. Pap. m. S.: Weimar, HStA, EGA, Reg. C Nr. 491, fol. 29–32.

Kop.: Ebd., Reg. G Nr. 239, o. Fol.

[1.] /29a/ Gruß. Gnst. H., was Dr. [Dietrich von] Werter und ich in der erfurtischen sachen vor eyn abschied erlangt, desglichen, wys mit der gulchischen sachen stet, haben eur kftl. Gn. us unserm hyeneben schreiben [Nr.929], an eur kftl. Gn. und derselben bruder [Hg. Johann] und vettern [Hg. Georg und Hg. Heinrich] luten, zu vernemen. Und syn dy Menzischen fast unwillig uber den abscheit gewest, sich myt worten und geberden etwas unstümiglich erzeigt, sie haben auch den abscheit nycht annemen wüllen. Also hat ksl. Mt. dem Bf. [Albrecht von Mainz] zugeschriben [Nr. 862]und den brif des Bf. boten geben lassen. Und wiewol sich der probst von Waltkirchen [Dr. Balthasar Merklin] erst etwas verdechtig in der sach gehalten, so hat er sich doch ufs letzt fast wol darynnen erzeigt. Ich habe in auch etlich mal von eur kftl. Gn. wegen angesprochen und gebeten, ayn guter furderer in der sachen zu syn; des bedünkt mych, hab geholfen.

[2.] /29b/ Der Hg. [Johann III.] von Clef hat ayn treffentlich botschaft by ksl. Mt., nemlich den hofmeister von Gülich [Rabot von Plettenberg] und den marschalk von Cleve [Bertram von Lützerode] und sonst ander gelert und ungelert ret mer. Dye hat ksl. Mt. am nestvergangem fritag [20.3.17] zu Vilforten [= Vilvoorde] gehürt, und ist das ir werbung gewest, das sye irem H. umb dye lehen Gülich und Berg gebeten haben. Sy han aber noch kayn entlich antwort erlangt und ligen hie und suchen vil weg, derhalben by Kg. Karlen [von Spanien] ieren H. zu verbitten, desgleichen auch by ksl. Mt. und des Kg. reten. Der marschalk von Cleve ist auch dysen ganzen wynter hye gelegen und hat in dyser sach procurirt. Ob derselb ayn vertrostung erlangt, daruf dy andern nun auch komen syn, kann ich noch nicht wissen. Ich wil aber neben Dr. Werter, dye sach, sovil müglich, nach eur kftl. Gn. bevelch auszurichten, mych beflissigen.

[3.] /30a/ Eurn kftl. Gn. sult ich vil nü zeitung schreiben. So stehn dye sachen alhye so wild, das nicht gut oder wol darvon zu schriben ist. Man weys schier nycht, wer koch oder keller ist. Es wyrt der Kg. [Karl] dem Ks. fast zuwider gezogen. Ksl. Mt. kümpt auch selten zu dem Kg. oder in dye grossen stedt, sünder ir Mt. zeucht umb[h]er auf den ainzligen schlossen und husern von eynem zum andern, itzt zu Flandern, dan zu Brabant. Das bringt uns auch gross verhynderung in euer kftl. Gn. sachen, dan ir Mt. hat dye ret selten by sich. So wil ir Mt. dyse sachen all durch dye ret handeln lassen.

[4.] Der frid myt dem Kg. [Franz] zu Frankrich, wyewol derselb zu allen teyln gescheen ist, stet so selzam, das auch nicht wol darvon zu schriben ist. […]

[5.] /30b/ Der Kg. [Sigismund] von Polen hont syn botschaft1 auch by ksl. Mt. und Kg. Karlen und last bitten umb frau Leonora2, im zu eliche gemal zu geben. Es ist im aber noch kayn entlich antwort daruf worden. Mych bedunkt auch, Kg. Karlen hab nycht sundern gefallen darzu.

[6.] Mgf. Joacheym [von Brandenburg] hat aynen boten bey ksl. Mt. und hat ir Mt. geschriben [Nr.663, Anm. 1], das er gedenk, zu ir Mt. zu komen. Daruf ir Mt. geboten, syn Gn. zu vermelden, wo syn Gn. ksl. Mt. antreffen sült, und sagt der bot, er hab bevelch, uf anderthalb hundert perd herberg zu bestellen.

[7.] Es hat myr ksl. Mt. ret ayner gesagt, das man dem Hg. [Karl] von Geldern Mgf. Casimirus [von Ansbach-Kulmbach] schwestern ayn geben werde.3[…]

[8.] /32a/ Alle strassen, so us den oberlanden in dyse lant gehen, syn so unsicher, das nymant wol us- und inkomen kan. Sye haben wegen und lüt, sider ksl. Mt. alhie gewest ist, uf den strassen angriffen. Hg. Erich von Brunswig hat vil mal myt myr geredt, das er nycht wiß, wye er heymkomen wülde. […] Datum Mecheln am dynstag nach letare Ao. etc. XVII.

Anmerkungen

1
 Der Name des Gesandten ist nicht bekannt.
2
 Eleonore von Kastilien (geb. 1498) war eine Schwester Kg. Karls von Spanien und Ehg. Ferdinands. Sie heiratete am 8. März 1519 Kg. Manuel I. von Portugal.
3
 Über diesen Heiratsplan liegt kein weiterer Nachweis vor. Die angedachte Ehe kam allerdings nicht zustande, vielmehr vermählte sich Hg. Karl von Geldern am 7. Dezember 1518 mit Elisabeth, Tochter Hg. Heinrichs d. M. von Braunschweig-Lüneburg. Vgl. Böck, Geldern, S. 630–632.