Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Rede Gf. Eitelfriedrichs von Zollern zur Eröffnung des Reichstags; [2.] Übergabe einer Erklärung des Ks. zum Jülicher Erbstreit an die Reichsversammlung; [3.] Bitte des Ks. um die Meinung der Reichsstände hierzu; [4.] Empfehlung der Stände zur Einsetzung eines Ausschusses; [5.] Berufung eines Mitglieds der Kölner Gesandtschaft in den Ausschuß; [6.] Antwort des Ausschusses auf das Hilfeersuchen des Ks.; [7.] Deren Übermittlung an den Ks.; [8.] Übergabe eines weiteren ksl. Schriftstücks zum Jülicher Erbstreit; [9.] Erneute Einberufung des ständisches Ausschusses, Verpflichtung seiner Mitglieder zur Geheimhaltung; [10.] Weitere Stellungnahme der Stände zum Jülicher Erbstreit; [11.] Tod und Begräbnis Dr. Topplers; [12.] Verschiebung einer erneuten Beratung der Reichsstände; [13.] Deren Bereitschaft zum Beginn von Verhandlungen auf der Grundlage des Reichsabschieds von 1510; [14.] Entsprechende schriftliche Äußerung des Ausschusses; [15.] Deren Übergabe an den Ks.; [16.] Sitzung der Kff. und Ff., Übergabe einer Schrift des Ks.; [17.] Weitere Besprechung der Kff. und Ff.; [18.] Vollversammlung der Reichsstände, Vortrag des Deutschordenshochmeisters mit Bitte um Unterstützung in seinem Konflikt mit Polen; [19.] Ankündigung einer Antwort der Stände hierauf; [20.] Darlegung des Konflikts Landgf. Wilhelms d. Ä. von Hessen und seiner Gemahlin mit dem hessischen Regiment durch Beauftragte der Landgf.in; [21.] Rechtfertigung gegen die erhobenen Vorwürfe durch eine Delegation des hessischen Regiments; [22.] Weiterleitung der hessischen Streitsache an den Ks.; [23.] Beratungen des Ausschusses und der Reichsstände über das Hilfeersuchen des Ks.; [24.] Klage der Städte über ihre Nichtberücksichtigung bei den Beratungen; [25.] Erlaubnis der Stände zur Teilnahme eines Städtevertreters an den weiteren Gesprächen über das ksl. Hilfeersuchen; [26.] Bereitschaft der Städte zur Entsendung eines Vertreters; [27.] Entschluß des Ks. zur Reise in die Niederlande, seine Aufforderung an die Reichsstände zur Verlegung des Reichstags; [28.] Beratungen hierüber; [29.] Bitte der Stände an den Ks. um Benennung des neuen Reichstagsortes; [30.] Wunsch des Ks. nach Fortsetzung des Reichstags in Trier, Zusicherung seiner baldigen Rückkehr, seine Hoffnung auf nachhaltige finanzielle Unterstützung durch die Reichsstände, mögliche Verlegung des Reichstags nach Köln; [31.] Bitte Kaspar von Seckendorffs um Hilfe für seinen in Nürnberg gefangengehaltenen Vater; [32.] Vorwürfe des Reichskammergerichtsbeisitzers Dr. Blankenfeld gegen Köln wegen dessen Konflikt mit Niklas Ziegler; [33.] Erwiderung des Kölner Bm.; [34.] Verlangen des Ks. nach Übersendung des ständischen Entwurfs einer neuen Reichsordnung.

ohne Ort, 16. April – 29. Mai 1512

Kop.: A) Straßburg, AM, AA 337 Fasz. 2, fol. 1a-54b.

Spätere Kop. (Vermerk am Rand: Ex actis Cöln, Straßburg): B) Ulm, StadtA, Reichsstadt Nr. 621, fol. 145a-148b; Köln, Historisches A., Köln und das Reich Nr. 219, pag. 418-429.

aJhesus, Maria, Johannes.1 Ao. 1512 zu Trier uf fritag
noch dem ostertag, ist der 16. tag Aprilis

[1.] Erstlich sint uf gemelten fritag zu 3 uren noch mittag ksl. Mt. in eygner person und Kff., Ff. etc. [erschienen]. Hat Gf. Itelfritz von Zollre die red geton, wie nochvolget: Hochwirdigsten, durchluchtigsten, hochwirdigen, durchluchtigen, gnst. und gn., lb. Hh. [Folgt Nr. 981].

[2.] Uf dienstag donoch [20.4.12] warde von wegen ksl. Mt. ubergeben in die versamlung in der julichischen sachen: [Folgt Nr. 1159].–a

[3.] Auf montag dornoch [19.4.12] 2 erschinen Kff., Ff. und stende wider uf gewonlichem verordneten rothus, dem collegio. Und als gesessen warde, erschine obgemelter Gf. von Zolr, ksl. Mt. hofmeyster b, regt an, wie sich merklich irtumb hielten zwyschen dem Hg. von Gulchge und Bergen eins und dem Hg. von Sachsen etc. umb die Hgtt. Julge und Berge. Die sachsischen Hh. meynten, das frowenpersone dieselben lande nit entpfangen oder besetzen mochten, sunder sie weren in gebrech manlicher persone die rehten derselber Hgtt. lehentrager. Dagegen der Hg. von Cleve het furgetragen, das dieselben lande vor vilen joren zuom dickern mol in gepreche manspersone frowlich persone dieselben lande geerbet und durch ire gemahel regiert und besessen hetten, mit manigfaltigem witeren furtragen, alles schriftlich verlesen, mit beger ksl. Mt. an Kff. und Ff., den handel zu bedenken und iren rot und guotbedunken ksl. Mt. zu erkennen zu geben. Dan sin Mt. het fur guot angesehen, nochdem die parthien einander yetwedersits siplich verwandt, besser zu sin, sie gutlich zu vertragen oder durch irer beydersits verwandten frunde zu entscheyden, dan witer ufrure zu gewarten. Und ubergab domit ein schrift, denselben julchischen handel betreffen [Nr. 1159], und lude Kff. und Ff. uf nechsten dunderstag [22.4.12] von wegen ksl. Mt. uf das weidwerkt, wolt die ksl. Mt. inen ein kurzwile machen.–b

[4.] Daruf underredten sich Kff. und Ff. und derselben botschaft. Troten die von stetten abe. Und noch getoner underrede fordert man der stette potschaft, der nit mer dan Kollen, Wurmbs und Spir worend, und rett der menzisch kanzler [Dr. Johann Engellender] ungeverlich die meynung: Unser gnst. und gn. Hh. und derselben botschaft hetten sich uf furgeben beger ksl. Mt. underredt und ermessen die grosse diß handels und beswerde, auch bedacht, das sie noch in geringer anzal versamlet, in hoffnung, in kurze mer by solichem handel zu kumen, und fur guot angesehen, ein usschutz zu machen, der uber den handel sechse, denselben bedechte und, wie darin zu handelen, verfaste, solichs darnoch gemeyner versamelung furzuhalten etc. Derohalp die von stetten eynen us inen in solichen usschuß verordenen mochten, denselbigen morgen, dienstags [20.4.12], by die [= den] anderen unser gnst. und gn. Hh. verordnete ausschusse zu 8 uren uf das hus kumen lossen.

[5.] Uf solichs redt H. Conrat Scheuerfels [= von Schurenfels], Bm. zu Kollen, von der stette wegen, so zugegen worend, sie, die sendboten von stetten, liessen inen solich unser gnst. und gn. Hh. meynung und furnemen wol gefallen, wolten auch dem also anhangen und nochkumen. Und troten daruf abe und welten zum usschutzs eynen der Hh. von Kollen, welichen sie verordnen wurden. Also warde uf das mole abgescheyden.

[6.] Uf dienstag nahst darnoch [20.4.12] erschynen Kff., Ff. und stende gemeynlich wider uf geordentem hus und hat der usschutzs ein antwurt schriftlich verfasset, ksl. Mt. uf ir beger zu geben. Warde verlesen und durch den menzischen kanzler gesagt, wie Kff., Ff. und andre potschaft inen solich antwurt gefallen liessen, [ließen] es doby. Daruf der Bm. von Kollen sagt, die stet, sovil zugegen werdend, liessen es inen auch wol gefallen. Und folgt die antwurt von wort zu wort harnoch: c[Folgt Nr. 982].

[7.] Solich antwurt ist bevolhen, ksl. Mt. ubergeben werden, sobald sin Mt. gen Trier kumpt. Den donderstag [22.4.12] zu obend kam ksl. Mt. des obends wider gen Trier. Ward irer Mt. solich antwurt behandigt.

[8.] Des fritags [23.4.12] zu morgen ware wider ganz versamlung. Und erschyne der von Zolre, hofmeyster, von wegen ksl. Mt. mit anregen, wie ir Mt. solich schriftlich antwurt entpfangen hett von den stenden des Richs, und het ir Mt. noch gestalt und notturft der sachen ir Mt. begeren witer in schrift [Nr. 983], und ubergabe solich schrift dem Bf. von Menz, der mit gunst und willen der anderen Kff. verschuffe, dieselbig schrift verlesen werden. Darzu begert gemelter hofmeyster von wegen ksl. Mt. auch antwurt des ratslages in der sachen Julche, Cleve und Berge und die Hh. von Sachsen betreffend [Nr. 1161].–c

[9.] Daruf underedten sich die stende. Warde beslossen, den usschuß zu eyner uren noch mittag zu erschynende, witer antwurt zu begriffende dund in der julcher sach dieselbygen, so darunder handlen wurden, zymlich pfliecht zu tunde, wes do gehandelt wurde, in derselben sache in geheyme by inen zu haltende. Und folget ksl. Mt. begere und ubergebne schrift hernoch von wort zu wort: [Folgt Nr. 983].

[10.] Auf nehst fur die Kff., Ff. und stende anbrachter meynung von wegen ksl. Mt. uf den 24. tag Aprilis ist durch Kff., Ff. und stende dem usschutz bevolhen zu bedenken. Noch eyner underrede und nochdem der usschuotz solichs bedocht und undered von Kff., Ff. gehabt und ein meynung, wie nochvolgt, beslossen: [Folgt Nr. 984].

[11.] Dr. Dopler, probst zuo Nuremberg, starb zuo Trier uf disem richstag uf mentag, des 26. tag Aprilis, ward begraben daselbs zuo St. Maximin, war ksl. Mt. rat und diener, ein audacter.e

[12.] Nota am sontag [25.4.12] wart geboten und wart wider abgesagt bitz montag [26.4.12]. [Folgen Nr. 985, 986].–d

[13.] Donoch mittwochs noch misericordia domini [28.4.12] ist man wider erschinen uf dem collegio, und hat der kanzeler mins gnst. H. von Menz muntlich geredet, ist nit in der feder begriffen, ungeverlich geredet uf dise meynung: Ksl. Mt., unser allergnst. H., hab verstanden, das uf ir Mt. beger die stend inhalts des abscheyds zu Augspurg [Nr. 125] zum handel griffen wellen. Trage ir Mt. deshalp gn. gefallen. Sig ir Mt. beger, das die stende wellent in disen handel furfaren. Und daruf hat man sich zu bedenken genomen und hat es dem usschutz bevolhen, zu handelen und zu bedenken.

[14.] Itemf donoch uf fritag, den Meyoben [30.4.12], sint Kff., Ff. und stende zu acht uren uf dem collegio erschynen, und hat der usschutz sin rotslag braht und ist bewilliget worden.

[15.] Notag die stet entpfingent vom menzischen kanzler antwurt, und giengent in derselben antwurt die Kff. und Ff. hinweg. Und folgt harnoch der rotslag und verwilligung der antwurt in geschrif[t], ksl. Mt. uberlifert: h[Folgt Nr. 987].

[16.] Item am samstag und an St. Philip und Jacopstag, ist der Meytag [1.5.12], hat man uns zu 12 uren wider besandt, und sint Kff. und Ff. erschynen. Donoch umb zwey uren sint erst ksl. ret komen und ein schrift praht, wie hernochvolget: [Folgt Nr. 988].i

[17.] Item uf fritag noch jubilate [7.5.12] sint Kff. und Ff. wider zusamenkomen.–h

[18.] Ufj dinstag darnoch3 [4.5.12] zu 12 uren ward aber versamlung. Und als Kff. und steend in irer ordenung waren, erschien der hochwirdig und hochgeporen F. Albrecht, Mgf. von Brandenburch, hochmeister, oberster des tutschen ordens kund lands zu Prussen, mit dryen sinen bruodern von Brandenburg und auch andren sins ordens ritter, bruder und räten und ließ furtragen dise meynung, ungeverlichen: [Folgt eine knappe Inhaltsangabe; der volle Wortlaut in Nr. 1342]. Mer dann ein ganze stund redende, beschlußlich bittend und begerende ksl. Mt. und Kff., Ff. und gemeyne steende, gnediglichen solichs zuo bedenken und ermessen und sinen ftl. Gn., dem hochmeister, [und] dem orden allergnediglichst mit rat und hilf zu steuwr [zu] kommen. Dann sin Gn. den gemelten gedrungenen vertrag, durch gemelte kgl. wurde von Polen ufgericht,4 als onbundig, nichtig und aller erberkeit ongemäß achten, auch nit meint schuldig sin zu halten, anzunemen noch demselben zu geleben noch zu schwören. Sin Gn. hett auch manigfaltige viel tag in der gutlicheit mit gemelter kgl. wurde gehalten, auch jüngst im 11. jar [vgl. Nr. 1329 Anm. 5], am ende desselben aber nit anders befunden oder merken, auch mit usgetruckten worten sinen gesandten zuo erkennen geben, den gemelten vertrag, der so mit grossem vlyß und rat ufgericht were, in einichen weg zu andren etc.

[19.] Daruf draet der hochmeister mit sinen verwandten abe, und redten sich die Kff. und Ff. etc. Und von stund an sagt inen der menzisch canzler, Kff., Ff. und steende gemeinlich, auch der ksl. Mt. zuofuro hett mit beswerde gehört und verstanden siner ftl. Gn. furtragen und beswerde, drugen des getruw, herzlich mitlyden mit sinen ftl. Gn. Und nachdem der handel wichtig, merglich, swere und groß were, wolten sy solichen handel ksl. Mt. anpringen und allen vliß furkören und sy mit gn. antwort nit verlassen.

[20.] Desglichen erschein uf dieselbige stund ein potschaft von frau Anna, Hg.in von Brunswig, Landgf. Wilhelms des eltern elicher gemahel, der dann ungeschicklicheit siner vernunft, als sin widerteil, die regenten sins bruders kinde und sons, des jungen Landgf. Wilhelms des mittels sone [Landgf. Philipp], von der mutter von Meckelburg geboren, dargeben, und sagten und redt H. Johann Morscheymer, ritter, von gemelter Landgf.in wegen und irer kinder gar beweglich, leyt bald in in geschrift den kern und geschicht des ganzen handels, der do vor der versamlung von stund an gelesen warde, etwan 1 ½ stund. Darnoch meldende, wie gemelter Landgf. Wilhelm, irer lb. gemahel, uf montag nach misericordia domini [26.4.12] vertagt, da gehstern [3.5.12] der acht tag verschynen, aber vom widerteil nyemants bisher oder auch noch erschynen, ire, der gemelten Landgf.in, und iren kinden zu grosser beswerde und nochteyle. Derglichen wer ir auch zu Strasburg, als ksl. Mt. daselbs, auch zu Gelnhusen bescheen5 und mer orten. Und bat und begert, ir zu verhelfen, dann ir und irer Gn. kynden solicher verzug pfantlich und zu gruntlichem verderben reicht, mit vil mere claglichen und beweglichen worten.

[21.] Dargegen ereigten sich [= traten auf] zwen rät, von den regenten geschickt, namlich der amptman in der nidern Gft. Catzenelnbogen [Hermann von Reckerode] und canzler gemelter regenten des Ft. Hessen [Hermann Schenk von Schweinsberg], und sagten, wie ir gn. Hh. und mitverwanten, die regenten, solich tagsatzung kurzlich ankommen, inen onmöglich, in so kurzer zit sich noch groisse des handels zu fassen. Aber zu gehorsam ksl. Mt. erschinen sy, hetten aber keinen bevelhd, ycht zu handlen etc. Des sich der frau von Hessen geschickten als merglich beswert hoch beclagten, wie obgemelt, inen derglichen hiefor zum dickern mole gescheen were. Were inen lenger unlidlich, mit beger, daz sy sich doch hören liessen, wann sy doch handlen wollten.

[22.] Daruf die steende sich underredten und durch den menzischen canzler antwort geben, wie hiefuro in der sach des teutschen hochmeisters, solichs an ksl. Mt. zu pringen. Daruf ward desmals abgescheiden und die versamlung morgen, mittwochs [5.5.12], zu 8 uren wider zu erschynen, witer ksl. Mt. antwort uf ire begere zu begriffen.–k

[23.] Uf mittwoch darnach zu morgen zu 8 uren nach gehaltener underred und raet vom usschuß gaben dieselbigen iren Hh., Kff., Ff. und stenden, zu erkennen, wie sy vom usschutz sich uf furgetragne begere ksl. Mt., jungst hiefuro gescheen, nit wol entschliessen noch vereinigen mochten in ansehen der groß und schwere des handels, mit begere, di gemelten unser gnst. und gn. Hh. und stende sich selbs darum wollten underreden und entschliessen und ein yeder sinem usschutz sin gemüt und willen in solichem anzeigen wolt l, damit sy dester stattlicher handlen mochten. Daruf wurde rat by aller stende und underrede gehalten und daruf bevolhen, solichem volg ze tun und also zu gescheen, und der usschutz uf donrstag nehst darnoch [6.5.12] zu 7 uren des morgens bescheiden, witer darvon ze handlen und ratschlagen, was gut sin wurde.–l

[24.] Manm pflag der stett botschaft auch zu fragen in der versamlung. Das waz der stett botschaften abgeprochen uf dem tage zu Trier, also daz man sy nit fragt, waz ir meynung were, sonder noch abscheid der Ff. name der menzisch canzler ungeverlichen einen von der versamlung und sagt der stett sonder botschaft, der Kff. und ander Ff. beschluß und meynung were also etc., sich des wissen zu halten. Des sich aber die stette beschwerd vermerken liessen, mit gemeltem menzischen canzler redeten, daz es dermoß nit harkommen were, mit beger, den erbern stetten ir ere und alt harkommen nit abzubrechen. In derselben stunde und uf dasselbe male gefiele antwort, wie allernehst hernoch beschriben und erfunden wurt.

[25.] Uf n frytag darnoch, den sybenden tag des monats May, als die versamlung in irer ordenung waz noch zytiger und notdurftiger underrede des usschuß, redt der menzisch canzler zu der stette sendpoten, so zugegen waren, dise meynung: „Ersamen, gunstigen, lb. Hh., Kff. und Ff. haben durch den ausschutz uf jungst beger ksl. Mt. lassen handlen, auch yetz under inen selbs underrede gehapt und gewegen, daz der handel merglich, gewichtig und schwäre ist, und beschlossen, denselben dem usschutz wider zu bevelhen, als morgen [8.5.12] zu 7 uren wyter davon zu handlen und ratschlagen. Da auch ir ftl. Gn., Kff. und Ff., etliche in eygner personen erschynen wollen. Mocht ir den vom ausschuß von gemeyner stet wegen auch darbyschicken.“

[26.] Daruf o H. Conrad Scheuwersfels, Bm. zu Collen, von gemeyner stette wegen sagt: „Gnst. und gn. Hh., die gesandten von stetten lassen in solichem euerer gnst. und gn. Hh. meynung und rat wol gefallen, wollen dem auch also nochkommen.“

[27.] pAuf sonnentag cantate, nona Maii, warde versamlung zu 1 uren noch mittag. Und redt Dr. Hartman, schultheiß zu Menz, genannt Wyndeck, diß meynung ungeverlich: „Hochwirdigsten, durchluchtigen etc., gnst. und gn. Hh., die röm. ksl. Mt., unser allergnst. H., gibt in allen gnaden euer kftl. und ftl. Gn., auch gemeynen stenden zu erkennen, wie irer Mt. mergliche, swere obligende hendel taglich zusteen und -fallen in irer Mt. erb-Niderlanden. Derohalb auch irer Mt. dochter, min gn. frau Margaretha, ir Mt. geschryben und gebeten, sich zu erheben und in dieselben land ze tund. Demnach ir Mt. gn. gesynnen und begeren, daz Kff., Ff. und andre stend ir Mt. zu eeren und gefallen sich mit irer Mt. erheben von Tryer und folgen gen Antwerp oder Herzogenbusch, daselbs von des Richs und gemeyner cristenheit notdurft und gelegenheit wyter zu ratschlagen und furzunemen, wess des hl. Richs eere, nutz und wolfart erfor[der]t. Zu solichem woll sin ksl. Mt. manlich versehen mit geleyt und sicherheit, wie sich wol gezympt und gepürt.“

[28.] Daruf sich die stende so bald underredten und beschlussen, solichs dem usschuß zu bevelhen, uf morgen, montags [10.5.12], zu 12 uren uf dem haus byeinander zu sin, davon zu ratschlagen. Daruf noch gehaltner underrede der Kff., Ff. und anderer worden der stedte potschaft hienzugefordert. Und sagt obgemelter schultheis von Menz in statt des canzlers: „Ersamen, fursichtigen, wysen, lb. Hh. geschickten von den erbern stetten, unser gnst. und gn. Hh. etc. habent sich entschlossen uf ksl. Mt., wie hievor gemelt, allernehst etc.“ Daruf der Bm. von Coln sagt, die gesandten von stetten liessen in solich meynung unserer gnst. und gn. Hh. auch wol gefallen. Also ward abgescheiden uf daz maele.

[29.{] 6Am zinstag am morgen noch cantate [11.5.12] sind etliche von Ff. und stenden des Richs versamlet gewesen. Und haben die Kff. zu ksl. Mt. geschickt, zu vernemen, so siner Mt. wol gefallen wolt, wo diser richstag vollendet werden solt, das sy sich mit profiand und notturftigen dingen wissten zu versehen etc.

[30.] Daruf sind noch mittag Gf. Ytelfritz von Zollre, der hofmeister, und H. Zyprion von Serentin, canzler, von ksl. Mt. zu der versamlung abgevertiget. Redten dise meynung, das ksl. Mt. will wer, die versamlung allhie zu Trier zu verharren, ouch die obligende, auch geschwinden louf des hl. Richs noch aller notdurft zu ermessen und erwegen. So wurd ksl. Mt. sich in die niderlendische art ein kurz zit tun, dann [von den] landschaften im Niderland werent die gesandten byeinander und wolten nichtzit handlen on ksl. Mt. Er wurd bald widerkommen, mit beger, das durch die steend furderlich gehandelt werd, dardurch ksl. Mt. ein antwort werd, wess sich sin Mt. zum Rich gruntlich vertrösten dörf, uf daz er mit sinen bundsverwandten, als den Kgg. Frankrich, Arogon, Hyspanie und Engelland, trostlichen handeln könne, dann der gnanten Kgg., desglichen der Babst und Venediger wysst yeder teyl, wess er sich zu den sinen versehen solle. Aber ksl. Mt. wisse noch nichts und geb all monat by 70 000 fl. us, er wolt zum wenigsten reden 50 000 fl. Und solt siner Mt. nit hilf und bystand vom Rich und stenden beschehen, wurd er aber tun als ein milter Ks. Man sollt aber ansehen die cristenheit, tutsch nation, unser selb eer und dem Ks. antworten, waz er sich doch fursehen solt zu ynen, und ein ordenung machen, als ksl. Mt. zwen weg angezeigt hette. Sin Mt. will auch dem Rich zu nutz, tutscher nation zu eeren [und] wolfart ir lyb, hab und gut nit sparen und müsse sich in die Niderland tun, uf daz sy irer kinder land nit verlyer. Daran dem Rich auch nit wenig gelegen sig. Wolle sich uf daz schierist wider alhar verfugen, doch woll sin Mt. damit nit begeben haben, ob es von nöten werd, die versamlung gen Coln zu fordern und die andren usblibende auch dahin zu beschriben etc.–6

[31.] Danoch ist ein brief von Kaspar von Seckendorf[-Gutend], an ksl. Mt., Kff., Ff. und die stende des Richs lutende [liegt nicht vor], verhört worden. Darinnen er schreibt, daz Sixt von Seckendorff, sin vater, von sinem gn. H. Mgf. Friderich von Brandemburg, zu siner Gn. sune, Mgf. Jorgen von Hungern, zu ryten, verordnet gewest. Als er durch Altdorf geritten, do sig ein gut teil riter kommen, sinen vater geschlagen, gefangen, geblendt und in daz nürembergsche geleyt und also hinweggefürt. Aber durch vil gehabts vlyß erfaren, das solchs der von Nüremberg soldner geton und sinen vater in daz nürembergsch gebiet gefürt. Darinnen er noch enthalten werd, daz ganz offentlich und unloigenbar sey. Daruf die Kff., Ff. und alle steend mit allem vleyß als die liebhaber der gerechtigkeit mit aller undertenigkeit gebeten, die von Nüremberg darzu ze halten, daz sy inen seinen vater ledig schaffen und die von Nüremberg als die fridbrecher etc. darum dermossen zu strofen, daz sich menglich daran stossen mög etc.

[32.] Es ist auch obedachts tags Dr. Blankenfeld, assessor des cammergerichts, mit einer credenz, im vom cammergericht zugestellt, erschynen und bracht fur ein handlung noch der lenge, die am cammergericht fur H. Niclaus Ziegler und wider die statt Coln gehandlet worden sy, us waz ursachen und grund des rechten [vgl. Abschnitt IV.5.11.13.]. Daruf begert, denen von Coln in solcher sachen keinen glouben zu geben, als sy dann gesagt haben, daz nit rechtlich gegen inen procediert worden sy, mit vil verunglympfung deren von Coln, daz mer clag uber sy am cammergericht sey us irer gmeynde dann uber einiche statt im Rich, ja, auch uber alle stett im Rich, mit vil stichworten etc.

[33.] Daruf der Bm. von Coln [Konrad von Schurenfels] furbracht, daz die von Coln zu solcher siner clage nit gefordert weren, hett sich auch der clag nit versehen. Er begert aber, daz er solch clag mitsampt andren brieven, die vormals auch wider die von Coln einbracht worden, ime schriftlich copien uberantwort werden sollten. Daruf wurden sich die von Coln als die frommen noch aller notdurft verantworten und solt sich in warheit erfunden, daz all solchs Dr. Blankenfeld furbringen nichtig und nichts wer, mit ferrer erbieten, wo sy, die von Coln, dermassen erfunden wurden, daz sy darum durch ir ftl. Gn. gestraft werden sollten, wo sy aber noch irem furbringen funden wurden, daz sy solichs billich geniessen würden etc. [Folgt Nr. 989/II]].

[34.] Item uf sambstag noch St. Urbanstag [29.5.12] sind Kff., Ff. und stende zusammenkommen. Und hat der menzisch canzler geredt, wie ksl. Mt. ret angesucht haben min gnst. H. von Menz, daz ksl. Mt. ein verlangen hab noch diser handlung, ein ordnung betreffend, und postboten zugegen habe, daz man ir Mt. furderlich zuschicken soll, wess man sich bedacht. Uf solichs ist beschlossen, wie harnochvolgt, und ksl. Mt. raten solcher gestalt uberlyfert und auch inen uberschickt. [Folgt Nr. 989/I].–p, 7

Anmerkungen

a
–a B Ao. 1512 reichstage zue Trier und Cöln. Diser reichstag hat seinen anfang zu Trier gnomen und ist furter gen Cöln verruckt und daselbst volnendet worden, und ist uf solchem reichstag von vilen statlichen des Reichs sachen gehandelt, wie davon zum fall der notturft bei registratur gehaltener reichstäge bericht zu finden. Und wiewol von baiden erbern stetten Cöln und Straßburg zimliche grosse acta solches gehalten reichstags, auch sonderlich bei denen von Straßburg zwey buecher derselben (deren eins mit Kö[ln] signiert) vorhanden, so würd doch allenthalben darus nichts besonders von dem proceß oder wie es gegen den stetten ires stands und stimmen halb gehalten, befunden, anders dann mit der kürze hernachvolgt, sonder werden, wie auch uf etlichen vorgeenden reichstägen, die hierinde ergangne schriften, deren doch ein grosse anzal, nur under dem namen Kff., Ff. und ander stende etc. beschrieben. Under welchem doch ungezweivelt die stet auch begriffen werden, dann die auch sonst zu den handlungen nachvolgender gestalt gezogen worden etc. Us dem ingang der straßburgischen acten, so mit K[öln] signiert, erscheint, daz die ksl. proposition freytags nach dem ostertag, den 16. Aprilis, zu dreyen uhren nachmittag von der ksl. Mt. personlich den Kff., Ff. und gmeinen stenden, darunder auch etlich von stetten, doch nit in grosser anzal, gewest, geschehen ist, wie dann dieselbig schriftlich in einer zimlichen lenge den actis inseriert ist etc.
1
 In A stehen diese Namen auch über fast allen folgenden Seiten.
2
 Hier liegt offenkundig ein Versehen bei der chronologischen Schilderung der Abläufe vor.
b
–b B zaigt von wegen ksl. Mt. an etc.
c
–c B Als sich nun die ksl. Mt. hieruf wider resolviert und ain weiter schriftlich anlangen und begern an die stende getan, welchs öffentlich und in beisein der stett verlesen worden, volgt daruf in actis etc.
d
–d B etc., wie dann beschehen. Nota, der usschutz hat abermals ain kurz schriftlin bedacht, daruf die ksl. Mt. wider schriftlich geantwurt, und seint also hierinde etliche wexelschriftlin ergangen. Darinnen mehrtails allein dises tractiert, daz die stende sich beschwert, von wegen geringer anzal der erschienenen in den furgeschlagnen wichtigen sachen allein furzefaren, und aber dagegen die ksl. Mt. begert, darinnen zu procedieren und ainen anfang zu machen, dann zu solchen der stend und potschaften gnug vorhanden waren etc. Sequitur in actis.
e
 A folgt der Vermerk des Straßburger Schreibers: Nota, was hievor stet, hastu sontags St. Marxentag copien gen Stroßburg geschickt Ao. 12 [25.4.12], usgenomen den julchischen ha[n]del, ist mir erst hernoch worden.
f
 B Vermerk am Rand neben diesem Absatz: Relatio des ausschutz geschieht abermals in gemain.
g
 A Vermerk am Rand daneben: Illud nota non scripsisti.
h
–h B fehlt.
i
 A folgt folgende Bemerkung: Nota, was hievor stet, das hab ich copien gen Stroßburg geschickt uf dunderstag noch jubilate, was am dunderstag noch dem Meytag Ao. 12 [6.5.12]. Furt Pantleon die brief heym.
j
 B Vermerk am Rand neben diesem Absatz: Stätt bey gemainem furtrag im reichsrat.
3
 Gemeint ist der Dienstag nach dem 1. Mai = 4. Mai.
k
–k B und täte ain anpringen von Polen etc., item ain potschaft von frau Anna, Hg.in von Braunschweig etc. Daruf die stend sich underredten und durch den mainzischen canzler antwort geben liessen, solchs an die ksl. Mt. zu pringen etc.
4
 Der Zweite Thorner Friede von 1466.
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 Zu den Verhandlungen in Straßburg und Gelnhausen über die Klagen Landgf. Wilhelms d. Ä. gegen das hessische Regiment Anfang April 1511 vgl. Glagau, Landtagsakten, Nr. 49 S. 147, Nr. 51.
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–l B Welchs dann also geschehen, und der usschutz volgents donnerstags [6.5.12] wider zusamenkommen etc. Nota, hie volgt in den actis diser hernachbeschriben versikel oder §, darus zu sehen ist, daz damaln paulatim, wie auch uf etlichen nechst vorgeenden reichstägen geschehen, Kff. und Ff. furgenomen, die stett wider alt herkommen uszusondern, dessen sich dann dieselben beschwert und widersetzt, wie hernachvolgt.
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 Am Rand neben diesem Absatz Vermerk in A: Nota, in B: Neuerung und ausschliessung, gegen den stetten furgenomen, die sie aber geandet und widersprochen.
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 B Vermerk am Rand neben diesem Absatz: Uf der stett andung inen das bedenken wider in gemain geöffnet.
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 B Vermerk am Rand neben diesem Absatz: Stett lassen inen der obern stende mainung gevallen.
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–p B wie dann beschehen. Und hat also der usschutz die sachen durch us gewonlich abgehandelt, ire schriftliche bedenken verfasst, wie volgents in gemein abgehört und adprobiert worden, deren dann ain grosse anzal sampt allerhand gestelten noteln den actis eingeleibt und also der abschied demnach verglichen worden. Und geschicht der stett nirgents weiter in specie meldung, anderst dann daz dieselben ungezweivelt under den wörtern „gemeiner stend“ oder „ander stend“ verstanden werden, wie hieoben auch gemeldet.
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–6 Dieser Abschnitt auch in Straßburg, AM, AA 336, fol. 18a, Kop.
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 Zur Rolle der Rstt. auf dem Reichstag 1512 unter Verwendung der Reichsstädtischen Registratur, der bei Janssen gedruckten Frankfurer Korrespondenzen und einiger Straßburger Berichte vgl. Egersdörfer, Städte, S. 49-55.