Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 12. Die Reichstage zu Worms 1513 und Mainz 1517 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Beratung über Maßnahmen zur Abwehr der Gewalttätigkeiten Hg. Ulrichs von Württemberg und Franz von Sickingens als Motiv für die Reichstagseinberufung; [2.] Beispiele für wörtliche Nennung der Rstt. in Schriftstücken des Reichstags; [3.] Beispiele für dortige sinngemäße Nennung der Rstt.; [4.] Supplikation der Rstt. zur Abstellung der Plackereien.

Spätere Kop. (mit Randvermerken neben den einzelnen Absätzen, die deren Inhalt kennzeichnen; am Rand: Ex actis Wormbs, Speyer + Nurnberg): A) Speyer, StadtA, 1 B 327, fol. 169b–173a; B) Ulm, StadtA, A 621, fol. 149a–152a; Augsburg, StadtA, Schätze Nr. 21, fol. 149a–152a.

/169b/Ao. 1517 reichstage zu Mainz

[1.] Dieses reichstages ist gehandelt von abwendung der vilfaltigen im Reich schwebenden vheden, plackereyen, unfriedens und vergewaltigung, darunder sonderlich Hg. Ulrichs von Wirtemberg und Franzen von Sickingen unzimliche, ungepuerliche und empörliche handlung und vheden angezogen und ventiliert und under anderm von Ks. Maximilian an die stende begert worden, den fünfzigsten mann im Reich aufzunhemen etc.

[2.] Soviel nhun die ehrbarn stett belangt, werden abermals dyse acta zum mehren teil under den wörtern „gmaine stend“ beschrieben, also das nit aigentlich zu befinden, wie oder was mit und von den stetten gehandelt.2 Das aber dieselben bei beratschlagung der sachen gewesen, erscheint nit allain aus dem, das sie, die stett, alles hin und her, zwischen der ksl. Mt. und den stenden ergangen, auch anderer mhere schriften, missiven und ratschlege (deren etwa viel und in guter anzal disen actis eingeleibt und darunder etliche hoch gehaim seind) dermassen tailhaft und inen abschrift davon worden,/170a/sondern auch furnemblich daraus, das der stett potschaften in den gegebnen antworten und etlich ausgangnen missiven neben andern reichsstenden expressis auch mit bestimbt und also als reichsstende nominiert und gesetzt werden, wie dann solchs volgender gestalt in disen actis befunden würd:

Als nemlich, nachdem die ksl. Mt. anfenglichen bei gemainen stenden durch irer Mt. räte ain anpringen und begeren [Nr.757] ungeverlich oberzelter handlung und des fünfzigsten manns halb im Reich ufzunhemen etc. tun lassen, daruf dann irer Mt. raten nach gepflogener beratschlagung durch gmaine stende widerumb ain schriftlich vervasste antwort [Nr.758] gegeben worden, werden die stett darunder neben andern stenden mit disen nachvolgenden worten bemeldet: Verba actorum: Uf röm. ksl. Mt., unsers allergnst. H., verordente räte, des hochwirdigen F. H. Hartmans, abte zu Fulda, des edlen H. Lenhart Raubers, Fh. zu Plankensteyn, obersten hofmarschalks, und ander etc. uberantworte credenz, instruction und werbung geben Kff., Ff., prelaten, Gff., auch derselben und /170b/der stett potschaften, wiewol sie itzt in kleiner anzal alhie zu Meinz versamelt und darumb inen ksl. Mt. zu raten hoch beschwerlich, doch zu underteniger gehorsam fur sich selbst und nit als stende diese nachvolgende antwort und rat, nemlich und zuerst etc.

Item paulo post bei dem versikel: Ferrers, als die röm. ksl. Mt. etc., daruf geben die obgenannten Kff., Ff., prelaten, Gff., derselben und der stett potschaften röm. ksl. Mt. in aller undertenigkeit zu vernemen etc. [Nr.758 [3.]].

Reversus: Uf das letst röm. ksl. Mt. begeren, da des von Wirtembergs und des armen Conzen furnemen nit abgestellt und sich die sachen dermassen und also beschwerlich zutruegen etc., geben die Kff., Ff., prelaten, Gff., derselben und der stett potschaften obgemelt irer ksl. Mt. underteniglich zu versteen, wie unzweifel etc. [Nr.758 [4.]].

Volgents, als die ksl. Mt. zu ainer andern zeit durch ire räte ain ander werbung und begere des von Wirtemberg, Sickingen und anderer mhere ding halb an gmaine stend anpringen lassen und daruf irer Mt. räten antwort [Nr.761] gegeben worden,[werden] die stett /171a/ darin abermals austrücklich bestimbt und mit benennt mit disen worten: Verba actorum: Uf röm. ksl. Mt., unsers allergnst. H., verordenter räte, des hochwirdigen F. H. Hartmanns, abt zu Fulda, des edlen H. Lenhart Raubers, Fh. zu Plankenstein, obersten hofmarschalks, und anderer etc. uberantworten auszug der instruction, so inen von röm. ksl. Mt. soll zukomen sein, haben Kff., Ff., prelaten, Gff., auch derselben und der stett potschaften, itzo zu Meinz versamelt, zu undertenigster gehorsam diese nachvolgende antwort geben, nemlich etc.

Gleicher gestalt, nachdem der ksl. Mt. nachgeender zeit auf ain anders irer räte anpringen, in dem ire ksl. Mt. den Kff. und Ff., personlich anhaims zu ziehen, erlaubt und das dazwischen die räte mit den beratschlagungen furfaren sollten, sambt andern mherer begert von den stenden antwort [Nr.763] gegeben worden, werden der stett potschaften abermals neben andren expresse beygesetzt hisce verbis: Uf röm. ksl. Mt., unsers allergnst. H., verordenten räte, des hochwirdigen F. H. Hartmans, abte /171b/zu Fulda, und des edlen H. Lenharten Raubers, Fh. zu Plankenstayn, und anderer von irer Mt. wegen auf dinstag nach Jacobi apostoli [28.7.17]muntlich bescheen furpringen haben Kff., Ff., prelaten, Gff., auch derselben und der stett potschaften, itzo zu Meinz versamelt, zu underteniger gehorsam diese nachvolgende antwort geben, nemlich etc.

Ferrer, als gmeine stende ab disen reichstag auf freytag nach Petri in vinculis Ao. etc. 17 [7.8.17]an die ksl. Mt., so damaln zu Augspurg gewesen, ain lang, ausfuerlich schreiben [Nr.765/II] ausgeen lassen, darin vilerhand des Reichs schwere obligen von puncten zu puncten erzelt und ir Mt. undertenigst ersucht wurd, darinnen den stenden gnst. fursehung und verpesserung helfen furzunemen etc., wurden der stett potschaften in der subscription nit minder dann Kff., Ff. und andere stende austrücklich auch benent und underschrieben mit diesen nachvolgenden worten: Euer ksl. Mt. gehorsame, undertenige Kff., Ff., prelaten, Gff., derselben und der stett potschaften und ander des Reichs stende, itzund zu Meinz versamelt etc.

/172a/Similiter in ainem schreiben [Nr.836], so von gemainen stenden an die ksl. Mt. auf mittwoch nach Ciriaci [12.8.17] von wegen des Hg. von Wirtemberg, darin ir Mt. umb abstellung der ungnad gegen gedachten Hg. sambt anderen mher gepeten wurd, ausgangen, werden die stett abermals neben andern stenden nachvolgender gestalt unterschrieben: Euer ksl. Mt. undertenige, gehorsame Kff., Ff., aGff., prelaten–a, derselben und der stett potschaften und andere des hl. Reichs stende, itzt zu Meinz versamelt etc.

[3.] Und obwol sunst noch andere mher schreiben auf gegenwertigem reichstag an die ksl. Mt. und den Hg. von Wirtemberg in namen gmainer stende geton, darin die underschrift also gesetzt: Kff., Ff., prelaten, Gff. und andere stende, itzt zu Meinz versamelt, vel sic: Albrecht zu Meinz, Reinhard [recte: Richard]zu Trier, Herman zu Cölln, EBB, Ludwig, Pfalzgf. bey Rheyn, Kff., und der Ff., prelaten, Gff., derselben potschaften und andere /172b/stende des Reichs, itzund zu Meinz versamelt etc., so ist doch aus den oberzelten und ander ergangenen schriften gut zu sehen, wer under solhen worten „und andere stende“ verstanden und gemeint, als nemlich niemant anders dann der stett potschaften, und das also dieselben an diesem ort von Kff., Ff. und andren obern stenden des Reichsb benent und gemaynt werden, dann je ausserhalb Kff., Ff., prelaten und Gff. sonst niemant dann die stett in reichsräten begriffen.

[4.] Letzlich haben der stett potschaften uf gegenwertigem reichstag ain supplication [Nr.898]an Kff., Ff. und andere obern stende der einreissenden und lang geschwebten plackereyen halb, damit die stett vor andern belestigt werden, gestellt und darinnen gepeten, das doch ir kftl. und ftl. Gn. gnaden und gunsten vor irem abraisen deswegen auch notwendige beratschlagung furnemen und fursehung tun wollen, damit demselben übel und hoher /173a/beschwerung gebürender weyse gewheret und dieselbig notwendiglich zu sicherung der strassen und des hantierenden manns abgestellt werden mögen etc. Solhs hat bei inen, den obern stenden, die verfolge gehapt, das sie nach gepflogener beratschlagung oder gehapter underrede ain erinnerlich schreiben [Nr.769] an die ksl. Mt. gehen Augspurg getun und umb gnst. einsehens dieser ding halb gebeten etc., wie dann abschrift solchs schreibens bei gegenwertigen actis befunden würd.

Anmerkungen

1
 Verfasser ist der Speyerer Stadtschreiber Melchior Scherer, der gegen Ende der 1550er Jahre zum städtischen Registrator bestellt wurde. Er legte die sogen. „Reichsstädtische Registratur“ erstmals auf dem Speyerer Städtetag 1562 vor. Vgl. Huber, Städtearchiv, S. 96, Anm. 12; G. Schmidt, Städtetag, S. 253.
2
 Zur Rolle der Reichsstädte auf dem Mainzer Reichstag 1517 vgl. Egersdörfer, Städte, S. 56–63; Hölbling, Kaiser Maximilian I., S. 74–76.
a
–a B prelaten, Gff.
b
 B folgt: ustrücklich auch als für stend des Reichs.