Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 12. Die Reichstage zu Worms 1513 und Mainz 1517 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Ladung der Vertreter des postulierten Mainzer EB Albrecht von Brandenburg und Hg. Wilhelms von Bayern zum Visitationstag am 14. September 1514; dessen Verschiebung auf den 15. Oktober 1514; Prüfung der einschlägigen Gerichtsunterlagen durch die drei Vertreter des Ks. und der beiden Ff.; [2.] Einnahmen und Ausgaben des Reichskammergerichts; eingegangene und ausstehende Beiträge zu dessen Unterhalt; Namen der Gerichtsbediensteten; Dauer ihrer jeweiligen Dienstzeit; ausstehende Besoldungsbeträge; [3.] Durch die Visitatoren festgestellte und beseitigte Mängel bei den Protonotaren, dem Leser, den Schreibern und Prokuratoren; [4.] Regelungen im Hinblick auf das Ausscheiden des Rechenmeisters Heinrich Steinhöwel; [5.] Dringen auf größeren Eifer des Fiskals beim Eintreiben der fiskalischen Strafgelder; [6.] Nachträgliche Auszahlung eines nicht verzeichneten Betrags an den Rechenmeister Dr. Johann Furderer; [7.] Regelung zur Soldforderung Dr. Johanns von Türkheim; [8.] Besoldungserhöhung für den Kammergerichtsschreiber Augustin Molitoris; [9.] Ebenso für den Kanzleischreiber Hieronymus Harckstroe; [10.] Zurückweisung der Geldforderung des früheren Fiskals Dr. Christoph Müller; [11.] Dessen Bestrafung wegen Beleidigung des Reichskammerrichters Gf. Sigmund zum Haag und der Gerichtsbeisitzer durch diese selbst unter Beteiligung des Wormser Bm.; [12.] Klage des Reichskammerrichters und der Beisitzer über ausstehende Besoldung; Erstellung eines neuen Anschlags zum Unterhalt des Gerichts; [13.] Befehl an den Reichskammerrichter und die Gerichtsbeisitzer zur Eintreibung unbezahlter Unterhaltsbeiträge; [14.] Dem nächsten Reichstag zur Entscheidung übertragene Punkte; [14a.] Notwendige Erneuerung des bisherigen Unterhaltsanschlags; [14b.] Erforderliche Verhinderung einer neuerlichen Zahlungssperre für Unterhaltsbeiträge von Mitgliedern des Schwäbischen Bundes; [14c.] Verweigerte Unterhaltszahlung Kf. Friedrichs von Sachsen; [14d.] Ausstehende Zahlungen des Ks. für seine österreichischen und burgundischen Lande; [14e.] Ksl. Befehle, keine Zahlung von den Hgg. Johann von Kleve und Anton von Lothringen zu verlangen; [14f.] Verweigerte Unterhaltszahlungen für das Reichskammergericht unter Verweis auf das Verhalten der österreichischen und burgundischen Lande sowie Kf. Friedrichs von Sachsen; [14g.] Eingriffe des Ks. in Entscheidungen des Reichskammergerichts; [14h.] Unzureichende Anzahl der Beisitzer, Doktoren und Referenten am Gericht; [14i.] Probleme mit der großen Anzahl von Verfahren armer Parteien; [15.] Einzelne Personen und Sachverhalte betreffende Punkte; [15a.] Notwendige Kostenreduzierung in der Gerichtskanzlei; Indienstnahme einer den Protonotar Ambrosius Dietrich unterstützenden oder ersetzenden Person; [15b.] Zusätzliche Aufgaben für die Protonotare; stärkere Überwachung der Tätigkeit der Kanzleischreiber; [15c.] Reduzierung der Anzahl der Schreiber; [15d.] Neuverteilung ihrer Aufgaben; [15e.] Erlaubnis für den Kammerprokuratorfiskal zur Indienstnahme eines Advokaten; [15f.] Erforderliche Kostenminderung bei der Einhebung der Beiträge zum Unterhalt des Gerichts; [15g.] Akzeptanz des ksl. Befehls gegen die Aufnahme Dr. Friedrich Kreutners als Beisitzer; [15h.] Verweis der ungeklärten Soldzahlungen an Dr. Dietrich Reisacher und den bisherigen Fiskal Dr. Christoph Müller an den kommenden Reichstag; [15i.] Beglaubigung des Abschieds.1

Wien, HHStA, RK, Reichskammergerichts-Visitationsakten 315, fol. 1a–75a, Orig. Pap.

/1a/ Handlung und abschid des tags zu Wormbs, auf sonntag vor Galli Ao. etc. 14 [15.10.14] durch camerrichter [Gf. Sigmund zum Haag]und beisitzer angesetzt

[1.] Item als in kraft und vermögen der ordnung, satzung und abschid, auf dem jungstgehalten reichstag zu Costenz gemacht2, camerrichter und beisitzer des ksl. camergerichts röm. ksl. Mt., unsern allergnst. H., auch unser gnst. und gn. Hh., den postulirten [Mgf. Albrecht von Brandenburg] zu EB und das dumcapitul zu Mainz, auch Hg. Wilhalmen von Beyern beschriben und ervordert, das sie inhalt vorberürter ordnung ire rete auf den 17. tag des monats Septembris obgedachts jars zu Wormbs haben und von etlichen zugevallen mengeln, gebrechen, auch mit verhörung unzher angestalten und verzogen raitungen handelen lassen wollten [vgl. Nr.465], welicher tag nachmals aus redlichen, zugestanden ehaften bis auf sontag vor St. Gallentag erstreckt und geschoben. Derselben zeit dann wir, Johann Storch, von wegen und als bevelhaber laut credenzbrieve und instruction [liegen nicht vor], deshalb furbracht, röm. ksl. Mt., Cristopf von der Gablenz, tumher des tumstifts zu Menz, in namen des gemelten postulirten /1b/ und confirmirten zu EB des stifts Menz und Sebastian Schilling anstatt vorberürts Hg. Wilhelms, alle drey Drs. etc., als geschickten rete der genanten unserer allergnst., gnst. und gn. Hh. erschienen und in sonderlicher betrachtung, daz die sechs jar zu erhaltung des camergerichts, in der berürten costenzschen ordnung bestimt3, verlaufen und geendet gewest, zu grüntlicher underrichtung, auch ableinung weyter mühe, arbait und nachsehung, so deshalb zu bescheen die notturft erfordern würde, alle register, raitungen, abschid und handlung und was von anfang bis zu endung solher costenzschen ordnung und in kraft derselben zu hievor angesetzten und gehaltnen tägen verraitet, geübt und uns furbracht ist, fur die hand genommen, dieselben, auch die nachvolgenden raitungen, so noch zu tun und nit verfertigt gewest, underschidlich, stücksweise, aigentlich und nach aller notdurft gehort, bewogen, ersehen, recapitulirt, gegen allen furbrachten quittungen mitsambt dem restant aller hievor aufgelegten anschlegen, auch wes man den personen des camergerichts noch schuldig ist, uberlegt, darzu auch die mängel und gebrechen, seyt den nehstgehalten reichstagen zu Trier und Collen eingevallen und zugetragen, uns durch camerrichter und beisitzer, auch etlich sondere personen furbracht, schriftlich und müntlich empfangen und vernommen, wie hernachvolgt.

[2.] /2a u. b/ Einnahmen und Ausgaben des Reichskammergerichts 1508/1509.4

/2b–3b/ Dto. 1509/1510.

/3b–4a/ Dto. 1510/1511.

/4b–5b/ Dto. 1511/1512.

/5b–6a/ Dto. 1512.

/6b–7b/ Dto. 1512–1514.

/8a–14b/ Eingegangene und ausstehende Beträge der den Reichsständen zum Unterhalt des Reichskammergerichts auferlegten sieben Anschläge von Konstanz 15075, Regensburg 15086, Worms 15097, Worms 15108, Worms 1511, Worms 1512 und Worms 1513 (gemäß Beschluss des Kölner Reichstags 1512).

/16a–51b/ In den Dienst des Reichskammergerichts genommene Personen, Dauer ihrer jeweiligen Dienstzeit sowie Höhe der ihnen am 1. September 1514 noch nicht ausgezahlten Besoldung.

[3.] /59a/ Die nachgeschriben articul und gebrechen sein durch uns obgemelt trey commissarien erledigt, wie hernachfolgt

Wiewol auf gehalten reichstegen und sunderlich auf dem jüngstgehalten reichstag zu Cöln mit vleissiger, guter vorbetrachtung zu underhaltung und bestendigkeit des ksl. camergerichts gehandelt, etliche artikel doselbst deshalb begriffen9 und nachmals durch ksl. Mt., auch Kff., Ff. und stende des Reichs rete, darzu sonderlich verordnet, zu Wormbs eröffnet sein, so haben wir doch aus glauplicher underrichtung etliche mengel und gebrechen, derhalb solcher ordenung ihres inhalts bisher nit genzlich gelebt oder volg beschehen ist, erfunden. Deshalb wir alle protonotarien, leser, schreiber und canzleyknecht fur uns erfordert.

Erstlich den protonotarien die mengel und geprechen, sy belangend, furgehalten und ernstlichen bevolhen, daz sy mit aufschreiben der gerichtshendel hinfur bessern vleys, dann bisher bescheen, furkeren, ir aufschreiben leselicher und formlicher machen, auch ire protocoll selbs registriern und in gut ordenung dermassen zurichten, damit daz dem leser zu zeiten, so er die acta daraus /59b/ compliern soll, deshalb kain seumnus oder verhinderung fursteen, daz sy auch die urteil und andere ingrossierte proceß und briefe, zuvor und ee sy dieselben underschreiben oder zum sigel schicken, aigentlich uberlesen, wo not, corrigiern und on das nit ausgan noch dem rechenmeister oder andern, so darzu verordent sein, ubergeben lassen, auch bey den schreibern darobsein und mit ernst anhalten, solch process und brief nit mit eylender, sonder guter, wolgesetzter und leslicher schrift gerecht zu schreiben und die parteyen irs teils damit nit zu verziehen.

Nachvolgends dem leser, wiewol wir in ganz vleissig gespürt, dannocht gesagt, daz er zu allen gerichtstagen möglichen und ernstlichen vleys ankeren soll, die product, brief und schriften, so in den gerichtlichen audienzen einbracht werden, wie sich gepürt, aigentlichen zu quittiern und nach beschehener audienz yeglichs product zu seinen acta zu tun, auch die gerichtshendel ordenlich, unverrückt und unzerstreuet beyeinander zu behalten, die hendel, so diffinitive oder interlocutorie beslossen werden, nach besluss von stund zu compliern, dieselben also compliert dem camerrichter in rat zu ubergeben, der die alsbald under die beysitzer distribuiern, daz er auch furter mit repetiern oder registriern der protocoll unbemueht sein und bleiben, sonder die protonotarien, den das zusteet, soll tun lassen.

/60a/ Darnach haben wir den schreibern allen, samentlich und yedem in sonders, eingebunden, daz sy die concept, brieve, rottln, register, so inen von camerrichtern oder protonotarien zu yeder zeit zu ingrossiern oder abzuschreiben bevolhen werden, furderlich, verstentlich und mit gutem vleyss abschreiben, darin on redlich ursach keinen geverlichen verzuck brauchen, in ansehung, das ire die menge und [sie] mit guten, erlichen solden versehen sein, sich auch auf der protonotarien geheyß in den und andern der canzley obligen gehorsamlich und vleyssiglich beweisen, zu aufgesatzter zeit und weil in der canzley sein und sich darin züchtigs, erbers wesen mit worten und geberden erzeigen, auch nymands frembds, der darin nit zu schaffen hat, aus- oder einfueren sollen, dann welcher under inen solchs uberfarn, der soll von camerrichtern und beisitzern darumb gestraft oder nach grösse der verschuldung und irer ermessigung deshalb geurlaubt werden.

Wir haben auch alle procuratores fur uns ervordert, inen zu erkennen geben, wie uns glaublich angelangt, daz sy unzher an und vor offnem gericht gegeneinander vil frevenlicher und ungeschickter rede, wort und schrift geübt und eingefürt, auch gegen camerrichter und beisitzer oftmals in und ausserhalb gericht unwesenlich, leichtfertig, unzüchtig geberde erzeigt, darzu in furbringung /60b/ irer sachen, als in dilacionibus petendis, conclusionibus faciendis et similibus etc., vil unnottürftiger, uberflüssiger rede, auch geverlich auszug und verlengerung, alles wider die ordnung, zu Costenz, Augspurg, Cöln, Wormbs und andern reichstagen aufgericht, gepraucht. Darumb dan camerrichter und beysitzer sy umb ire verwürkt uberfarung und peen, als zu zeiten billich und aus redlichen ursachen wol hett beschehen mögen, nit gestraft, sonder aus zuversichtlicher besserung ir darin verschonet hatten. Daraus aber gefolgt, daz sy dardurch in mer verachtung und widerspenigkeit gewachsen, also daz die ordnung under inen in ordinariis numals bis in das tritt jar, welchs doch vormals nye erhört noch beschehen, nit umbgangen were. Deshalb ire parteyen groslich verhindert, auch langsam zu besluss der endurteil komen möchte, alles den gemelten reichsordnungen zu wider und nachteyl, mit merern und weytern worten, darzu dienende. Und darauf als zu disem tag verordent commissarien in craft unser bevelch inen bey den phlichten, damit sy ksl. Mt., dem hl. Reich und camergericht verwant sein, ernstlichen bevolhen, solchs ungepürlichs furnemens und unfugs abzusteen, sich hinfuro den hievor verfasten ordnungen des camergerichts zu halten und zu befleissigen, und ob yne von yemands etwas zu wider, unlust oder nachteyl begegnet, solchs im rat anzuzeigen und nit am /61a/ gericht auszuschreyen, dann wo das von einem oder mer, als wir nit verhoffen, uberfarn, der oder die sollten umb ire verschuldigung von camerrichter und beysitzern auf unsern sonderlichen bevelch, ine getan, wiewol sich [recte: sie] des fur sich selbs on das zu tun hetten, on alle gnad oder furbitt strenglich gestraft und darzu ir uberfarung aufgezeichnet auf nechstkünftigen reichstag den stenden des Reichs zu merer und höher strafe furbracht werden. Auf solchs sy nach gehalten bedacht und vil weytleuftigen anzeigungen und entschuldigungen hierinne, umb kürz willen zu melden on not, under anderm geantwurt, daz sy sich furohin gegen camerrichtern und beysitzern, auch sunst in anderm, wie in laut der ordnung wol gepürt, dermassen halten und befleissigen wollten, daz ksl. Mt., auch Kff., Ff., die stende des Reichs und alle menschen darab keinen missfallen emphahen würden.

[4.] Als meister Heinrich Steinhowel, rechenmeister, seiner merklichen notdurft und gelegenheit nach, als er anzeigt, solchem ambt nit lenger auswarten kann und deshalbe urlaub begert und erlangt hat, ist im besten betrachtet und verlassen, das camerrichter und beysitzer mit H. Johann von Morsheym, beisitzer, ernstlichen /61b/ handln, zu bitten und bevelhen sollen, solh rechenmeisterambt ein zeit lang und auf das wenigist bis auf den künftigen reichstag, wo das bey ime nit lenger erlangt werden mag, anzunemen und mit allen dingen getreulichen zu verwalten und zu fursehen, dieweil doch er, wie ander aus den beysitzern, mit ubersehen oder referieren der acta unbelestigt ist. Wo er aber das abslagen würde, des wir uns doch mitnicht versehen wollen, daz dann ein ander aus den beisitzern, die nit referiern und solchem ambt wol stattlich auswarten konnen, darzue bestellt und vermögt, damit daryn nichts gesaumbt und der sold, so unzher einem rechenmeister gegeben ist, erhalten und in fisco bleiben werde.

Das auch des genanten meister Heinrichs reitung von dem ersten tag Septembris Ao. etc. 14 bis auf den ersten tag Decembris desselben jars durch camerrichter und beisitzer gehört, er darumb nach herkomen gebrauch erledigt und quittiert werde.

Und nachdem wir vernemen, das derselb meister Hainrich dem camergericht zu gut etliche raisen gein Ulm, Frankfurt und anderswohin getan hat, darzu er nit verbunden oder bestellt gewest ist, haben wir camerrichtern und beisitzern heimgesetzt und bevolhen, nach irem rat, ansehen und gutbedünken in solher nebendinst halber zu vereren und zu belonen.

[5.] /62a/ Sollen cammerrichter und beisitzer bey dem fiscal ernstlich verfuegen und darobsein, das er hinfur zu einbringung der fiscalischen peenfellen, die zu stattlicher underhaltung des camergerichts wol erschiessen mögen, guten vleys uben und ankeren. Darin sy auch tapfer einsehens und aufmerkung haben sollen.

[6.] Nachdem Dr. Johann Furderer als einer aus den verordenten rechenmeistern uns in be[i]sein camerrichter und beysitzer mit gutem bericht angezeigt hat, daz durch einen vergeß etlicher ausgab, so beschehen und nit ingeschriben sein sollen, er und dieselben verordenten 15 fl. und vierthalben alb. verlustig sein müssen, wo inen des kein erstattung verschafft würde, haben wir in ansehung, daz der genant Furderer mit dem rechenmeisterambt, als wir befunden, vil mühe und arbeit und wenig belonung oder ergötzung davon gehabt, auf grüntlich erkundung und underrichtung mitsambt vorbestimbten camerrichtern und beisitzern meister Heinrichen [Steinhöwel], dem rechenmeister, bevolhen, solch 15 fl. und vierthalben alb. inen zu bezalen.

[7.] Als Dr. Johann von Dorkheym, advocatus fisci, bezalung seins erdienten solds, nemlich fur ein jar und trey /62b/ monat, begert, haben wir in ansehung, das er, als wir bericht emphangen, wenig arbeyt getan hat, mit rat camerrichtern und beysitzer bewilligt, daz ime zu den 20 fl., so ime vormals ex fisco geben sein, noch 10 fl. bezalt worden, und soll er des fisco halber seins solds damit ganz content sein und dermassen quittiern, doch vorbehalten, ob er weiter oder merers vermaint, ime bey Dr. Cristoffen Mülhern, dem alten fiscal, ausstendig sein, daz er solchs auf den contract, zwüschen inen beden der 25 fl. halben, so derselb Dr. Cristoff ime jerlichs geben soll, gemacht, solchs bey demselben fiscal ervordern mag.

[8.] Und als durch den jetzgenanten meister Heinrichen seins rechenmeisterambts urlaubung und Augustin Molitoris, des ksl. camergerichts schreiber, ine zu solchem ambt zu furdern und aufzunemen, begerung beschehen ist, in betrachtung des yetzgenanten Molitoris jugent und das solch ambt ein ansehenlich, tapfer, verstendig und wolgeschickte person ervordert, verlassen, das demselben Molitoris sein jerlicher sold am camergericht auf 10 fl. rh. gepessert und erhöcht werden, auch solche pesserung auf den ersten tag Septembris nechstvergangen [1.9.14] angeen solle, dieweil sein vater selig10 lange zeit in diensten des hl. Reichs herkomen, auch ain ksl. camergerichtsprocurator gewest und daran verstorben ist.

[9.] Desgleichen ist Jeronimus Harckstroe, canzleyschreiber, sein geschicklicheit halber sein hievorbestimbter sold der 50 fl. mit 10 fl. gebessert. Welche besserung auch auf den ersten tag Septembris nechstvergangen angeen, doch sollen ime die 5 fl., so im von wegen der versiglung unzher gegeben sein, furter nit mer gereicht werden.

[10.] /63a/ Als Dr. Cristoff Mulher, alter fiscal, begert hat, ime 181 fl., so in fisco uberbliben sein, derhalb zwüschen ime und Dr. Johann Furderern und seinen mitverordenten als rechenmeister irrung gewest ist, für ein rest volgen zu lassen, aus verursachung, daz bey weilnt Gf. Adolphen von Nassau und andern verwaltern des camerrichterambts herkomen und geübt, daz sy alle gefelle des camergerichts eingenomen und so nach irer getanen raitung dem fisco etwas abgangen sey, daz sy solchs haben von irem aigen gelt muessen erstatten, dagegen, ob etwas uberbliben were, hetten sy behalten. Nun were ime nach abgang Gf. Adolphs die verwaltung, wie vorsteet, dermassen zu handln, bevolhen, als er auch getan, mermals sein aigen gelt zu erstattung des mangels dargelegt, deshalb ime, als er vermaint, der obbemelt rest billich zusteen sollt etc. Darauf haben wir nach grüntlicher erkundung aller handlung und gelegenheit der sachen den gedachten Dr. Cristoffen gütlich underrichtet, daz er unsers ermessens dieser seiner vordrung und beger keinen fueg hab, und darumb in betrachtung der billickeit ime bevolhen, derselben abzusteen. Welchs er also guter meynung angenomen und zu tun uns glaublich zugesagt hat.

[11.] Als camerrichter [Gf. Sigmund zum Haag] und beisitzer mit beswertem gemuet uns clagend anbracht, wie gemelter Dr. Cristoff Mulher /63b/ kurzverschiner zeit, als er etlicher sachen halb fur sy in iren rat erfordert worden sein, etwas frevenlicher, vorachtlicher und unbescheidlicher rede und geberden gegen inen ereugt, under andern gesagt, das er besser supplication wesst zu begreifen, dan so der halb teil aus inen zu hauf geschmitt [= geworfen] weren, auch einen aus inen, den beisitzern, nemlich Dr. Wolfen von Thurn, alsbald mermals gelügen gestraft und in fursatz und maynung, inen zu beleidigen, sein geweer ausgezogen und sunst andere unfueg geübt hett, deshalb sy unsers rats, wie sy sich umb solche grobe uberfarung gegen ime halten sollen, begert, haben wir solchen handel billich zu herzen gefaßt und bey uns erwogen, daz derselb andern zu forcht, scheu und exempel keinswegs on tapfer straf zu begeben oder nachzulassen sey, und darumb form und mas solcher straf zu inen als denen, vor den solche unzimliche verhandlung geübt, die auch dieselben gehort und mer dan wir wissen hette, rat und gutbedünken gestellt, doch mit der bescheidenheit, dieweil derselb Dr. Cristoff anzeigt und vermeint, dieser zeit nit irer, sonder des rats zu Wormbs iurisdiction underworfen zu sein, daz dan solch strafe mit wissen und zutun eins Bm. daselbst zu Wormbs furgenomen und gehandelt werden soll.

[12.] Item dieweil wir aus yetzbeschehenen raitungen grüntlich erfunden, daz camerrichter und beysitzern,/64a/ auch andern personen, zu dem camergericht gehorig, irer erdienten belonung und sold ein merklich suma gelts hinderstellig und unbezalt und doch wenig in fisco bleibt, damit dan das camergericht deshalb nit zerrüttet noch in abfall komen, sonder in bestendigem, ganghaften wesen erhalten und gehandhabt werde, so haben wir der merklichen notturft nach für nutz und gut angesehen und beslossen, daz das jetzig jar, so auf St. Gallentag nechstvergangen [16.10.14] angefangen, ein anslag auf form, weys und gestalt, wie vormals zu Costenz, Regensburg und mermals zu Wormbs, auch mermals zu Cöln beschehen [siehe [2.]], gemacht, durch camerrichter und beisitzer in namen, von wegen und under dem titel ksl. Mt. allenthalben in das hl. röm. Reich ausgeschriben, verfolgt und einpracht und die zeit zu entlicher bezalung desselben zwüschen hie und dem sontag letare schierstkomend [18.3.15] bestimbt und angesetzt, doch also, daz diejenen, so auf jüngstgehaltnem reichstag zu Augspurg durch ksl. Mt., auch etliche Kff., Ff. und andere stende in sonderheit ausgezogen sein11, in disem vorbestimbten anslag nit angelegt [werden] oder deshalb durch den ksl. fiscal oder andere ychts gegen inen gehandelt, sonder damit bis auf den nechstkünftigen reichstag stillgestanden [wird]. Doselbst alsdan derohalb von ksl. Mt., auch Kff., Ff. und den stenden des Reichs entlicher bescheid /64b/, der furter camerrichter und beysitzern, des wissen und sich gegen denselben ausgezognen darnach haben zu halten, unverzogenlich zugeschickt erlangt werden soll, wie wir dan deshalb camerrichter und beysitzern, auch dem fiscal yetzo sunderlichen bevelch und bescheid geben han, wider dieselben der vor und yetzt aufgelegten anslege halber bis auf berürten reichstag nit zu procediern. Und ist dieser artikel als für nottürftig, billich und nützlich durch uns angenomen, zugelassen und beslossen, soverr doch, daz solchs durch ksl. Mt. in einem monat dem nechsten nach uberantwurtung dises abschids nit abgeschriben würde.

[13.] Auch haben wir camerrichter und beysitzern aus sondern beweglichen ursachen bevolhen, bey dem fiscal ernstlichen zu verfuegen, daz er in craft seins bevelchs laut der abschid zu Costenz12 und nachvolgender weiter bescheiden ksl. Mt., auch irer Mt. und der Kff. und Ff. vormals geschickten reten wider alle stende, so in erlegung der anslege irer gebüre unzher seumig gewest oder noch weren, ausserhalb der, so auf dem nechstgehalten reichstag zu Augspurg durch ksl. Mt., auch etliche Kff., Ff. und andere stende in sonderheit ausgezogen sein, zu erlangung des ausstands, auch in fiscalischen hendln, wie sich gebüret, furderlich und vleyssiglich handln und procediern, damit /65a/ camerrichter, beysitzer und ander gerichtspersonen ires solds und verdiensts dest bas und ehr, wie billich, entricht und bezalt werden mögen.

[14.] /69a/ Nachvolgend artikl sein durch uns trey obbestimbten commissarien zu entlicher handlung, leuterung und beschlus ksl. Mt. und der stende des Reichs auf den schirstkünftigen reichstag geschoben

[14a.] Nemlich zum ersten die mengel und gebrechen, so camerrichter und beysitzer uns uberantwurt haben, also anfahend: Articul der gebrechen und mengel, so ksl. Mt. und der stend geschickten reten angezeigt sein worden das ksl. camergericht betreffend:

Erstlich, nachdem das ksl. camergericht laut des abschids zu Costenz Ao. etc. septimo angehaben, doselbs und nachmals jetzund zu Wormbs auf nechstkomend Galli [16.10.14] wurdet siben jar lang geweret und gehalten und zu underhaltung desselben camergerichts uber die fiscalischen und canzleygefell, so auch zu underhaltung bemelts camergerichts verordnet, aus unvermeidlicher notturft alle die gedachten jar ein gemeiner anslag auf die reichsstende gelegt und ausgeschriben worden ist, welcher anslag in zal seiner auflag sich jerlich erstreckt auf suma 11566 fl.

/69b/ Item so haben ksl. Mt. etlich Kff. und Ff. nochmals auf dem gehalten reichstag zu Augspurg etlich Bff., Gff., prelaten und stet, als ob sy inen und nit dem Reich on mittel underworfen weren, abgefordert und aus solchem anslag gezogen und abgesondert [vgl. Anm. 11]. Item derselb auszug läuft auf 2220 fl., dardurch berürter anslag alsovil jerlich geringert worden.

Item von den obberürten siben ausgeschriben anslegen der gedachten siben jar steet noch ein merklich summa unbezalt aus, nemlich und ungeverlich bey den 18000 fl.

Item so hat der ksl. fiscal im rechten so ver wider die, so in erlegung irer aufgesatzten ansleg seumig, procediert, daz die, so gaistlichs sta[n]ds, irer regalien und weltlichen oberkeiten und freyheiten mit urteil und recht priviert und die weltlichen in die acht erclert werden sollten. Darauf entlicher rechtsatz geschehen ist. Item sind derselben seumigen und ungehorsamen gar vil und beynahend der halb teyl der stende.

/70a/ Item daz deshalb zu weiter unterhaltung des achten jars, so sich Galli schierstkomend anfangt, von nöten sein will, solchen jerlichen anslag widerumb zu verneuen und auszuschreiben

[14b.] Item so hat der pund zu Swaben dises jars understanden, bey ksl. Mt. zu erhalten, das die pundsgenossen oder stende im pund solch anslag weiter nit geben oder reichen sollten, wie sy dann etlich anslaggelt, so zu Ulm erlegt gewesen, an das camergericht volgen zu lassen, ein zeit lang gesperrt und verhindert haben, welchs furohin zu furkomen die notturft erfordern wird.

[14c.] Item Hg. Friderichen von Sachsen, Kf., ist schuldig sechs ansleg, für yeglichen 120 fl. Derhalb sein ftl. Gn. mit vilfaltigen schriften gütlich ersucht, aber nichts anders dann zu antwurt erlangt, daz sein ftl. Gn. beysitzer on seiner Gn. wissen abgesatzt, darumb er nichts geben will, und daz sein Gn., nit mer dan für ein jar den anslag zu bezalen, verwilligt hab.

[14d.] Item so hat die ksl. Mt. ein beysitzer von wegen des haus Österreich am camergericht, und ist dasselb haus Österreich jerlichen zu underhaltung etc. umb 180 fl. angeslagen, wölchs die obberürten siben jar trift 1260 fl. Daran ir Mt. allein von der statsteur zu Frankfurt einmal /70b/ 400 fl. volgen lassen und bezalt hat. Deshalb umb vollige bezalung ir Mt. und ire regenten zu Inspruck darumb müntlich und schriftlich ersucht, aber nichts ervolgt ist.

Gleicherweis hat ir Mt. ein beysitzer von wegen der burgundischen landen, wölchs haus Burgundi auch umb 180 fl. angeslagen, wölchs in einer summa aber 1260 fl. bringt, daran nichts bezalt, wiewol ir Mt. und frau Margreth, Ehg.in etc., als regierin darumb oftmals ersucht seind.

[14e.] Item der Hg. [Johann II.] zu Cleve ist schuldig 600 fl. für sechs jar anslag. Hat derselb Hg., wiewol er zu bezaln zugeschrieben und zugesagt, mitler zeit bey ksl. Mt. angehalten, daz sy ernstlich geschriben und bevolhen, daz wir wider berürten Hg. derhalb nit procediern sollen, dann ir Mt. woll es sunst entrichten.

Item es hat auch ir ksl. Mt. uns ernstlich verpoten und inhibiert, wider den Hg. [Anton] von Lotringen der ansleg halben nit zu procediern. Wölcher Hg. siben ansleg, für yeglichen 60 fl., und also in summa 420 fl. schuldig ist.

[14f.] /71a/ Item so wird dem camergericht entgegengeworfen, von andern stenden speer gesucht [= wohl: andere Stände sperren sich dagegen], diweil ksl. Mt. von iren österreichischen und burgundischen landen, desgleich Hg. Friderich von Sachsen berürter ansleg halber auch nit bezalung tut, daz sy auch nit geben sollten oder wollten.

[14g.] Item dieweil auch das camergericht principaliter und zum meisten auf die fiscalischen gefell und zubringen fundiert, wie dan der abschid zu Costenz ausweist13, solchs doch unangesehen hat ksl. Mt. dem camergericht etlich peengelt aufgehaben, uns auch bey glübden und ander verwantung ernstlich gepoten, wider die peenfelligen nit zu procediern, sonder stillzusteen und expresse den articl, in des Reichs ordnung deshalben gesatzt, ye zu zeiten derogiert, welchs dann zu merklichem abbruch des camergerichts underhaltung und der gerechtikeit raicht.

Item so absolviert ir Mt. auch die, so am camergericht in die acht gesprochen sein, zuvor und ehr dann sy mit der canzlei und fiscal vertragen sein, wie dan mit Wilhelmen von Leonrod etc. beschehen ist, wölchs auch zu mynderung der underhaltung und des Reichs ordnung zuwider verstanden werden will.

Item gleicherweis der ordnung entgegen inhibiert ir Mt. in den sachen, so an das camergericht gewachsen, damit die iren gestracken lauf nit haben mögen.

[14h.] /71b/ Item das die bestimbt zal der beysitzer laut der ordnung nit erfüllt, dieweil Hg. Friderich von Sachsen, der frenkisch, bairisch, swebisch und reinisch zirkel oder krais ire beysitzer an bemelt camergericht nit verordnen.

Item sind auch der Drs. und referenten gar wenig.

[14i.] Item so wachsen teglich die sachen in grosse haufen und merung, komen auch der armen, mutwilligen parteien ubermaß vil an das camergericht.

Ziehend auch etlich derselbn armen, an das sy gwalt oder ire anwalt hinder inen verlassen, vom gericht zu merklicher verhinderung der sachen, dann die procuratores von denselben armen gwalt oder anwaltschaft nit annemen wollen. Des alles halber bedechtlich insehen zu haben die notturft ervordert.

[15.] Die hernachgeschriben articul betreffen andere und sondere personen und sachen:

[15a.] Nachdem wir in jetzbeschehen raitungen lauter befunden, daz zu underhaltung des camergerichts merklicher, ubermessiger und unsers bedünkens zum teil unnotdürftiger unkosten aufgewant würdet, dieweil auf die canzley /72a/ mit ubermaß der schreiber und andern zu zeiten mer geet, dan die gefell und einkomen derselben ertragen, auch das zu zeiten copeyen ausserhalb der canzley geschriben und doch der schreiblon aus dem fisco bezalt, auch dem fiscal und seinem advocaten ein grosser sold gegeben und doch von den penfellen beyleufig in zweyen jaren aus zugestanden ursachen nit mer dann 95 fl. einbracht, desgleichen mit ubermas der boten und irer besoldung, auch der grossen uncostens, so auf einbringung der anslege und belonung des rechenmeisters geet etc., haben wir, damit die canzley furo keins unfleyss beschuldiget und darin ordenlich fursehung gebraucht werde, für nutz und not betrachtet und angesehen, so Ambrosius Dietrich als protonotarius aus zugestandner blödigkeit und mangel seines gehörds am gericht oder im rat des camer [gerichts?] ein zeit lang nichts gearbeit noch gehandelt und meister Heinrich Steinhöwel, der unzher am gericht fur ine aufgeschriben und yetzo seiner notturft nach urlaub begert und erlangt hat, das derselb Ambrosii ein andere geschickte, verstendig und erbar person, der mit aufschreiben, concipiern und anderm solchem ambt getreulich und nottürftiglich obsein und auswarten könne, darstellen und denselben besolden, doch daz er selbs nichtsdestmynder urteylbr[i]eve und andere proceß in der canzley auch concipiern, wo er aber das nit tet oder tun wollt, daz alsdann ein andere tugliche, redliche person zu protonotarien an sein stat aufgenomen und mit dem solde, so er unzher gehabt hett, belonet werden soll.

[15b.] /72b/ Item daz die protonotarien und nit der leser ire protocoll selbst registriern, auch ire aufschreiben leslich und mit gutem vleys machen, darzu alle ingrossierte proces, zuvor und ehe dieselben durch sy underschriben oder zu versigeln geschickt werden, selbs uberlesen und corrigiern, auch den canzleyschreibern ihres unfleis oder seumnus nit gestatten, sondern darin gut aufsehens haben sollen.

[15c.] Item daz camerrichter und beisitzer nach irem rat und gutbedünken, auch gelegenheit und notturft des gerichts, der canzley und parteyen, die ubermaß der schreiber zu seiner zeit zu ringern, gepürlich einsehens tun und darobsein sollen, das die schreiber, so gegen inen oder den protonotarien ungehorsamlich oder sunst in unfleis irer bevelch erfunden, gestraft und wo solch straf an oder bey inen nit verfahen wolt oder würde, das sy alsdann geurlaubt werden sollen, wie dan das die nechstgemacht camergerichtsordenung auch vermag.

[15d.] Item dieweil uns angelangt, daz etlich procurator zu zeiten de negligentia cancellarie protestiert sollen haben, aus ursachen, daz inen die begerten und erkannten copey in der canzley zu rechter zeit nit verfertigt, sy deshalb ir aufgesatzte termin nit halten mügen, dardurch die parteien merklichen verhindert werden, bedünk uns, wo vier oder fünf gutera, geschickter, verstendiger schreiber in der canzley zu ingrossisten und copiisten gehalten würden, daz der /73a/selben gnug weren, also doch, wo not sein und begert wirdet, von grossen rottln oder remissen verhorter oder einbrachter kuntschaften, acten, urteilbriefen oder dergleichen hendeln abschrift zu haben, daz alsdann solche abschriften durch ander tugliche schreiber ausserhalb der canzley auf phlicht, so sy zuvor tun sollen, und auf zimliche belonung von yedem ganzem beschriben blatt zu geben vier oder fünf phennig, wie man sich des mit ine vertragen, zu schreiben verschafft werden mögen. Wölche abschriften durch einen protonotarien mit dem schreiber, so die geschriben hett, collationiert, furter durch denselben protonotarien subscribiert, auch von ime darnach dem canzleyschreiber, so durch camerrichter und beisitzer zu empfahung und verraitung des copeygelts verordent, uberantwurt, der dan von dem gelt, so die parteyen laut der ordenung darfür bezalen, den schreiblon ausrichten und das uberig gelt aigentlich aufschreiben und dem rechenmeister verraiten und uberlibern, doch soll ime, wie bisher bescheen, für solch müe in ansehung, daz er dieselb zeit ingrossieren noch mit andern arbeit beladen sein muß, desgleichen dem schreiber, so die proceß und brieve zum sigel tregt, hinfür aus yetzberürter ursach kein besondere belonung gegeben werden.

[15e.] Item bedünkt uns on not sein, dem camerprocuratorfiscal, dieweil er für sich selbs geschickt und gelert ist, einen advocaten zu halten und zu versolden, sonderlich, so er numals mit rechnung und abfertigung der boten, wie sein vorfaren getan /73b/ hat, vertragen ist, sonder denselben fiscal bey seinem angesetzten sold, nemlich 400 fl., bleiben zu lassen.

[15f.] Item nachdem zu einbringung der ansleg vil und merklicher uncost, nemlich mit botenlon, druckerlon, verkündung derselben und anderm, aufgeet, auch der fiscal in gerichtlicher erlangung der mandat und process, darzue dienend, und die canzley in verfertigung derselben vil müe und arbeyt, die zum teil wol abzustellen und zu ringern wern, haben muessen, dardurch die parteyen in iren hendeln und sachen oftmals ser verzogen und gehindert werden, will unser bedünkens not sein, das auf schirstkomenden reichstag durch ksl. Mt., auch Kff., Ff. und stende des Reichs darin ernstlich gehandelt, damit solchs furkomen, ein ander form und ordenung zu vermeydung solchs unkostens deshalb furgenomen, auch die ubermaß der boten dardurch gemindert werde.

[15g.] Und als Dr. Friderich Kreutner sich bey uns beclagt, daz, wiewol er nach laut der costenzischen ordenung von unsern gn. Hh., den Ff. des reinlendischen krays, zu einem beysitzer an das camergericht furgenomen und durch derselben Ff. schriftlich anzeigen camerrichtern und beysitzern tapferlich presentiert14, so sey er doch unzher durch etlicher procurator unbillich furnemen und /74a/ eintrege in verfolgung desselben ambts verhindert worden, mit bit, des gepürlich einsehens zu tun.15 So wir nu von camerrichtern und beisitzern verstanden, wie aus beweglichen ursachen ksl. Mt. inen geschriben, daz sy inen [= ihn] noch zur zeit nit annemen, wo aber das beschehen were, daz sy doch inen bis auf den nechsten reichstag als ein andern beysitzern nit sitzen lassen wollten, darauf sy irer ksl. Mt. under anderm wider geschriben, daz sy solchen irer ksl. Mt. bevelch gehorsamlich geleben wolten etc., haben wir es dabey, als billich, beleiben lassen und uns weiter handlung deshalb enthalten.

[15h.] Nachdem Dr. Dietrich Reysacher an uns begert, bey den rechenmeistern zu furdern und zu verhelfen, ine seins alten, erdienten, auch des bisher unbezalten solds, das alles sich bis auf omnium sanctorum dises 1514. jars [1.11.14] auf 772 fl. minus etlicher alb. lauf, zu entrichten, aus ursachen, als er uns angezeigt, daz die röm. ksl. Mt. und die beyrischen Ff. ine zu einem beysitzer an das camergericht verordent, für den er unzher gehalten, auch solchs ambts nie entsetzt [vgl. Nr.264 [7.]]. und die yetzgemelten Ff. iren anslag, davon er billich bezalt werde, gütlich entricht und durch ine nit gestanden hette, solchem ambt auszuwarten, auch nach vermögen geschribner rechten ime sein sold, der er sich, als er protestiert, nit verzeichen noch begeben wolt, für und für lief etc.,/74b/ haben wir aus bewegenden ursachen und ausrichtung, uns durch chamerrichter und beisitzer und die rechenmeister getan, hierin nichts sunderlichs handlen mögen, sonder die sachen auf den nechsten reichstag fur ksl. Mt. und die stende des Reichs gewisen.

Auf Dr. Cristoffen Mülhers begeren, das wir bey chamerrichtern und den verordenten rechenmeistern wolten verfuegen, ime sechshundert fl. für das fünft und letzst jar seiner bestallung, des er, als er sich berümt, ausgewartet soll han, zu bezalen, wie er dan des, als er meldet, durch schriftlichen bevelh ksl. Mt. vertröstet sein soll etc. Dieweil wir nun von chamerrichtern und beysitzern aigentlich bericht werden, das an prima Decembris Ao. XII bis auf diese stund in fiscalischen sachen und henden durch ine gar nicht, sonder anfenglichs durch Dr. Peter Kyrsern als verwaltern des fiscalsambts auf gepürlich belonung, ime ex fisco getan, und nachvolgends durch den yetzigen fiscal [Reinhard Thiel] und sunst niemands procediert und gehandelt und deshalb unser gütlich beger an ine beschehen ist, daz er aus billicher betrachtung solcher vordrung absteen, das er aber nit tun wollen, sonder seiner beger, wie obsteet, angehangen hat, haben wir disen articul zu erleutern fur ksl. Mt. und die stende des Reichs auf nechstkünftigen reichstag geschoben.

/75a/ [15i.] Aller obgeschribner ding zu warem urkund und glauben haben wir, obgedachte trey commissarien, unser secret und sigil zu end dieser schrift gedruckt, geschehen und geben zu Wormbs auf den letsten tag des monats Octobris Ao. etc. decimoquarto der mindern zal.

Anmerkungen

1
 Mencke, Visitationen hat keine gesicherte Kenntnis von der Durchführung des Visitationstages, sondern meint nur (S. 18), es spräche „vieles dafür, daß Ende 1514 eine Visitation unter Teilnahme von Kurmainz und Bayern als den Ersten der Ordnung stattfand.“ Zu den Reichskammergerichtsvisitationen vgl. allgemein auch Baumann, Visitationen, S. 70–73.
2
 Reichsabschied, Konstanz, 26. Juli 1507. Heil, Reichstagsakten 9, Nr.268 [23.].
3
 Ebd., Nr.268 [14.].
4
 Vgl. das Verzeichnis der Einkünfte des Reichskammergerichts bis Ende 1508 ebd., Nr.946.
5
 Reichsanschlag zur Finanzierung des Reichskammergerichts, Konstanz, vor 26. Juli 1507. Ebd., Nr.272.
6
 Vgl. den Visitationsabschied, Regensburg, 30. August 1508. Ebd., Nr.949 [6.]
7
 Vgl. den Abschied des Wormser Reichstages, Worms, 16. Juni 1509. Heil, Reichstagsakten 10, Nr.303 [10.]
8
 Visitationsabschied, Worms, 24. Juni 1510. Seyboth, Reichstagsakten 11, Nr.689 [2.].
9
 Beschlüsse zu einer Reform des Reichskammergerichts, Köln, 26. August 1512. Ebd., Nr.1561.
10
 Ulrich Molitor (Molitoris), geb. um 1442, gest. 1507 oder 1508, Jurist und Kritiker der Hexenlehre.
11
 Vgl. den Reichsanschlag in Berittenen und Fußknechten, Augsburg, 21. Mai 1510. Seyboth, Reichstagsakten 11, Nr.123 [8.].
12
 Reichsabschied, Konstanz, 26. Juli 1507. Heil, Reichstagsakten 9, Nr.268 [21.], S. 532.
13
 Heil, Reichstagsakten 9, Nr.268 [20.].
a
 Über der Zeile hinzugefügt.
14
 IUD Friedrich Kreutner ist ab 28. September 1509 als neuer Prokurator am Reichskammergericht nachweisbar. Vgl. Heil, Reichstagsakten 10, S.113, Anm. 154.
15
 Kreutner hatte durch einen Spottvers auf einige seiner Kollegen deren Unmut auf sich gezogen. Auf ihr Betreiben hin wurde er vom Ks. entlassen, bevor schließlich eine nach Worms entsandte Reichskommission im Januar 1517 einen Ausgleich zustandebrachte und Kreutner wieder als Beisitzer bestätigt wurde. Vgl. dazu ausführlich Diestelkamp, Gesellschaftliches Leben, S. 8–10, außerdem Harpprecht, S. 174f.; Mencke, Visitationen, S. 19, Anm. 114.