Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 12. Die Reichstage zu Worms 1513 und Mainz 1517 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Kritische Stellungnahme Hg. Georgs zu den ksl. Artikeln (für eine Hilfe gegen Gf. Edzard von Emden); [2.] Eigene Vorschläge für eine wirksame Unterstützung gegen den Gf.; [3.] Durch ksl. Räte vorgetragene Antwort des Ks.; [4.] Erneute Gegenvorschläge Hg. Georgs; [5.] Überlegungen zu einem Verkauf von Friesland; [6.] Vorschlag zur Übergabe des Landes in die Verfügungsgewalt des Ks.; [7.] Dessen abschließende Erwiderung; Gedanke einer Überlassung Frieslands an Kg. Heinrich von England; [8.] Schlusswort Hg. Georgs.

Dresden, HStA, Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 8183/4, fol. 176a–187a, Orig. Pap. (Gegenzeichnung: N. Ziegler).

[1.] /176a/ Auf den ratslag, so von wegen röm. ksl. Mt. mir, Hg. Jörgen, furgetragen ist1, hab ich in den gestelten articeln diß nachvolgend bedenken:

Auf den ersten articl etc., wo demselben vom Kg. [Ludwig] von Frankreich folg geschehe, wer sich seinen halben nicht zu besorgen etc., ist mein bedenken, als yetzund die leuf stehen, kann der Kg. dem Hg. [Karl] von Geldern hilf tun durch mittelepersonen als den Hg. [Anton] von Lotringen und andere, daz zue besorgen, mir darynne wenig besserung geschehe.

Auf den andern articl, daz ksl. Mt. den stiften Utrich und Münster etc. aufs höchst gebieten solle etc., ist denselben bereit[s] bevelch gnug geschehen, welgs doch alles übergangen, und felt alain an der straf irs verdinsts, die von ksl. Mt. und dem hl. Reich geschehen mues und in meinem vermügen alain nicht ist.

Auf den dritten articl, belangend die knecht und reuter etc. anzunemen und die von den ge /176b/horsamen und willigen zu bezalen, auch die ungehorsamen zu überziehen etc., ist in meinem vermügen alain nit, solhe hilf einzuebringen. Wo aber die furderlich einbracht, sol bey mir nit mangln, nach vermögen darbey zu tun.

Auf den vierten articl etc. ist mein bedunkens zu besorgen aus angezaigten ursachen, in meinem furtrag geschehen, wo nit anderst dareingesehen wirdet, das ich des Mayen nit erwarten kann oder mage.

Auf den fünften articl, ob der fride nit gemacht würde etc., sollte dennoch mir not sein, wie ich mich erholen solte.

Der letzt articl ist ksl. Mt. wol müglich auszufuern, aber mir zu volziehen nit müglich, wie ich ksl. Mt. solhs angezaigt.

[2.] Meins gn. H. furslag

Item zu vermerken, wie ksl. Mt. mir in meinem anligen gehelfen kunt,/177a/ damit die Friesland, so ich yetzt von ksl. Mt. bey seiner Mt. [habe], bey seiner Mt. und dem Reich beleiben möchten:

Item zum ersten, wo sein Mt. bewegen, was seiner Mt. und dem hl. Reich an dieser handlung gelegen, dieweil ain merklicher abzug dem Reich bereit[s] geschehen, in dem, das der Gf. [Edzard von Emden] sich an den Hg. von Geldern geslagen, desgleichen die stat Groningen als ain stat des hl. Reichs, welhs alles durch den Hg. obgemelt von wegen des Kg. von Frankreichs geschiecht, so wer meins bedunkens wol gut, das solhs von ksl. Mt. allen stenden des Reichs angezaigt würde und dieselben eylend zu irer Mt. ervordert ins felde, solhen abzug zue wenden.

Und wo also solher zug von ksl. Mt. ins veld beramet umb Niderwisl oder Dortmunde, so würde dadurch die heurat mit [= zwischen] [Hg. Karl von] Geldern und [Hg.in Anna von] Clef [vgl. Nr.492] [und] die coadiutorey mit Utricht gewendt und getrennt. Item alle Niderland muesten dardurch ain aufsehen auf ksl. Mt. haben und nichtz von /177b/ meuterey gegen seiner Mt. vernumen. Item alle sehestet [= Hansestädte] muesten ain acht seiner Mt. haben.

Item sein Mt. het als[o] den Bf. [Erich] von Münster leicht gehorsam zu machen durch den weg, daz sein Mt. dem capitl, ritterschaft und Monster schreibe, das seiner Mt. vil ungehorsam von irem Bf. geschehen, derhalben er ine zu strafen gesynt, doch so wolt er des stifts verschonen, wo sy disen Bf. von stund absetzten und ainen andern, der sich seines gehorsams hielt, erwelten, wo nicht, so wolt sein Mt. sy alle nicht ungestraft lassen, und daz die schrift nach seiner Mt. gefallen angezaigt würde.

Es solt auch nicht boß sein, daz sein Mt. mit solhem mandat den stift ins veld fordert und den Bf. nicht; solt den Bf. bewegt machen.

Es solt auch nicht boß sein, daz die Rstt. Lubegg [und] Hamburg zu pergation sambt der erforderung /178a/ ins veld gehaissen würden, denn sy haben dem Gf. und Groningen vil furdrung getan, dieweil sy in der acht gewest, doch auf laugnen.

Es solt auch guet sein, daz ksl. Mt. das stift Osenburg [= Osnabrück] als die ungehorsamen erfordert, sich mit seiner Mt. fiscal zu vertragen, umb daz sy irer Mt. zugeschickten mandaten, mir hülfe zue tun, nicht gehorsam gelaist. Durch diese wege solt auch gelt gevallen, den krieg zu underhalten.

Item es solt auch guet sein, das ksl. Mt. Bäbstlicher Hlkt. [Leo X.], dem Kg. [Ferdinand] von Aragon und [Kg. Heinrich von] Engeland anzaiget, wes vom Hg. von Geldern in namen des Kg. von Frankreichs geschehen, sy ermanet der alten vertrege, damit sy im verwandt, hilf widern Kg. von Frankreich zu tun als ainem übertreter der pundnuß.

Item es solt guet sein, daz ksl. Mt. den Kg. [Christian] von Tenmarkt vermöcht, mit seinen schiffen /178b/ die Oster- und Westerembs einzunemen, damit von den sehestetten, mit den der Kg. auch nicht in guetem willen ist, gewert werde, dem Gf. [Edzard von Emden] zuezuefueren.

Item dergleichen muest mit den Brabendern [und] Hollendern geschehen, den auch geboten muest werden, die sehe inzuehalten, damit dem Gf. und Groningen nichtz zugefuert würde.

Item wo solhs alles bestalt, so wer zu verhoffen, es solt durch die versamlung des hl. Reichs der Gf. leichtlich könen gestraft werden, damit sich ein ander in kain ungehorsam stellet.

Item durch die versamlung des Reichs, so die ain [Heer] drey monad vor Groningen erhalten würden, so solt Groningen dermaß mit dem geschütz zu gehorsam pracht werden, daz sich alle andere sehestett daran stossen sollten.

Diß alles muesst [durch] ksl. Mt. in aigen personen geschehen, wie seiner Mt. vater [Ks. Friedrich III.] tet, da im Regenspurg /179a/ vom Reiche fiele.2 Dardurch verhoff ich, solt ksl. Mt. macht und forcht gemehret werden und mein sachen etwas geholfen.

Doch so hab ich zuvor seiner Mt. angezaigt, daz ich aus mir selber furter zue kriegen nicht vermag, mir geschehe dann hilf von seiner Mt. gelt, denn sein Mt. haben abzunemen, daz ich daz kriegsfolk an gelt nicht enthalten kan.

Und wiewol ich seiner Mt. gesagt von anslegen, dadurch ich verhofft, gelt aufzubringen, sy weren aber ungewiß, darumb nicht darauf zu bauen, were derhalben mein undertenig bit, sein Mt. wolle daruf gedacht sein und mein anligen seiner aigen sach bedenken und mich genediglich versehen, damit ich nicht seiner Mt. zue schaden und mir zu merklichem schimph von disen landen abstechen mueß, dann was in vermügen meines leibs und guets ist, sol hirynnen nicht gespart werden.

[3.] /179b/ Ksl. Mt. antwort

Auf die articl, so mein gn. H. Hg. Georg von Sachsen etc. seins beswerlichen obligens halben röm. ksl. Mt. schriftlich furgetragen, hat ksl. Mt. durch etlich irer Mt. rete, H. Leonharten von Velß, den [Wilhelm] von Rogendorf und H. Niclas Ziegler, ungeverlich auf nachvolgende maynung antwurt geben lassen:

Am ersten haben ir Mt. rete angezaigt, daz ir Mt. auf meines gn. H. undertenigs ansuechen hochbegierig und ganz genaigt were, meinem gn. H. in seinem obligen genediglich zue helfen und zue raten. Nachdem aber ir Mt. der langwirigen obligenden krieg halben sich vast an gelt ausgeschöpft, were dieser zeit in seiner Mt. vermügen nicht, meinem gn. H. mit gelt zue helfen, mit ferrer und weiter anzaigung und gn. erbietung, was sein Mt. sonst in dieser sachen meinem gn. H. zu guet getun kunden, daz sein Mt. sich daryn genediglich wollte befinden lassen.

/180a / Zum andern, als mein gn. H. in seinem furtrag angezaiget, daz ksl. Mt. alle stende des hl. Reichs eylends zu irer Mt. ins veld erfordern solte etc., ist durch die ksl. rete angezaigt, daz sein Mt. aus merklichen grossen und daphern sachen, die seiner Mt. dieser zeit furgevallen, ainen reichstag hette ausschreiben lassen, der zuversicht, daz sein Mt. auf demselbigen tage durch hilf und beistende der stende des hl. Reichs in denselbigen obligenden sachen verhofft, trostliche hilf zu erlangen. Solten nu die stende des hl. Reichs yetzund eylend ins velde ervordert werden, were zu besorgen, daz dadurch der angesatzt reichstag zurüttet und ksl. Mt. an irem furnemen verhindert würde. So bedechte auch sein Mt., daz durch solh des Reichs ervordrung meinem gn. H. in seinen sachen wenig oder gar nichtz möchte geholfen werden. Darumb wer seiner Mt. treuer rat und gn. begern, daz mein gn. H. seiner Gn. kriegsfolk, das sein Gn. in Friesland in seiner /180b/Gn. besoldung bisher gebraucht hette, noch zwen monat underhalten wollte. Verhoffte sein Mt., mitlerzeit auf dem reichstag ain trostliche hilf zu erlangen. Alsdenn wolte sein Mt. meinem gn. H. in solhen seinen obligenden sachen gern hilflich erscheinen, auch bey den stenden des hl. Reichs verfuegen, damit seinen Gn. trostlicher beystand geschehen solte, der zuversichte, daz dadurch mein gn. H. sachen alsdann zu guetem ende sollten gebracht werden.

Ferrer, als mein gn. H. in seinem furtraghen angezaigt, das der Bf. von Münster umb seines ungehorsams willen durch ksl. Mt. gestraft und die sach dahin gericht, das er vom capitl abgesetzt und ein ander zu Bf. sollte erwelt werden etc., darauf haben die ksl. rete antwurt gegeben, daz ksl. Mt. nicht für guet ansehen, auch nicht wol fuegsam sey, daz derselbig Bf. solte des bistumbs yetzund entsetzt werden, aus ursachen, daz dadurch vil irtumbs und hinderung des fur /181a/genumen reichstags einfallen wollte. Sein Mt. were aber der gn. erbietung, zu verschaffen, daz durch seiner Mt. fiscal gegen denselbigen Bf. und andere, so sich seiner Mt. ungehorsams geflissen, mit citation, mandaten und anderm, wie sich gebürt, sollte procediert und umb iren ungehorsam gegen sy streflich gehandelt und volfaren werden. Sein Mt. wolte auch denselbigen umbsitzenden Ff., Gff., Hh. und Rstt. ernstlich verbieten, den veinden nichtz zuzuefueren.

Es ist auch furter durch dieselben ksl. Mt. rete furgetragen, ob mein gn. H. des vermugens ye nicht sey, seiner Gn. kriegsfolk noch zwen monet zu underhalten etc., were ksl. Mt. gn. bedünken und rat, darauf zue trachten, daz diese kriegshandlung durch mitlepersonen auf ain kurze zeit in ainen gutlichen bestand möchte bracht werden, in zuversicht, daz mitler /181b/ zeit, so der reichstag gehalten, dieser sachen gueter rat solte ze finden sein, doch daz mein gn. H. sich in kainen entlichen friden begeben, sonder alain ainen bestand auf ain zeit annemen wolte, wie dann solhs alles mit verrerm geschicktem furtragen und vil gn. erbietung durch die ksl. rete erzelt worden etc.

[4.] Ist darauf durch meinen gn. H. nachfolgende meynung furgetragen, daz sein Gn. ksl. Mt. gemuet und willen, wie durch dieselben rete nach lengs erzelt worden, allenthalben vernumen, und sein Gn. hab ksl. Mt. gn. erbietung underteniglich vermerkt. Und wiewol sein Gn. alle zeit der maynung gewest und noch sey, daz sein Gn. ksl. Mt. in seiner Gn. sachen nicht gern habe belestigen noch besweren wollen, wie auch sein Gn. in dieser seiner Gn. kriegshandlung sein Mt., sovil ymmer muglich gewest, verschont habe, weil aber seinen ftl. Gn. solher krieg durch unversehenlichen einfal des Hg. von /182a/ Geldern in namen des Kg. von Frankreichs vast [= sehr]beswerlich und dermassen zugestanden, daz in seiner Gn. vermügen nit ist, denselbigen krieg gegen solher grosser macht entlich aus[zu]fueren, were sein Gn. geursacht, solh sein beswerlich obligen und unvermögen ksl. Mt. furzutragen, ir Mt. umb hilf, rat und beystand underteniglich anzuruefen.

Als aber sein ksl. Mt. begert, daz sein Gn. seiner Gn. kriegsfolk noch zwen monden underhalten wollte etc., habe ungezweivelt sein Mt. aus seiner Gn. jüngsten furtragen vernumen, daz in seiner Gn. vermügen nicht sey, solhen krieg lenger zu erhalten, nachdem sein Gn. den knechten bereit[s] zwen monadsold schuldig beleibe. Und wiewol sein Gn. etliche ansleg furgehabt, dardurch sein Gn. in hoffnung gestanden, von den Frieslanden sovil gelt aufzubringen, damit die knecht lenger hetten underhalten mügen werden, sey doch durch den gellerischen einfal seiner Gn. solher anslag auch abgewendet, dadurch sein Gn. sich des orts kainer hilf nicht getrosten mögen. So haben sein Gn. auch ksl. Mt. ein schrift [liegt nicht vor], die seinen Gn. von seiner Gn. stathalter, dem Gf. [Eberwein] von Bentheim, zugeschickt worden, durch H. Niclas Ziegler underteniglich furtragen lassen. /182b/ Daraus abzuenemen sey, daz seiner Gn. regenten in dieser sachen nicht vast gueten trost geben und daz sy sich besorgen muessen, wo die knecht nicht gezalt, daz sy mochten bewegt werden, daz ander land, daz noch in meines gn. H. gehorsam steet, den veinden zu übergeben, ire schuld daran zu bekumen. Weil dann ksl. Mt. und seiner Mt. eniklein und erben [Ehgg. Karl und Ferdinand], auch dem hl. Reiche an dieser sach nicht weniger dann meinem gn. H. merklich und vil gelegen und seinen Gn. alzeit geliebt, ksl. Mt. und seiner Mt. erben wolfart und gedeihen zu vernemen, trage sein Gn. in dieser sachen nicht wenig bekümernus. Und sonderlich sey seinen Gn. sein aigner schad und verderben, den sein Gn. in disem krieg merklich erlitten, nicht so groß[und] beswerlich, als das seinen Gn. mit unwarhait solt schimphlich nachgerett werden, als ob durch seiner Gn. unfleis und verwarlosung in seiner Gn. regiment die Friesland ksl. Mt. und dem Reich solten entzogen und dem Kg. von Frankreich oder Hg. von Geldern eingeantwurt werden, nachdem sein Gn. in dieser sachen sein eer und glimph und zuvordrist ksl. Mt. und des hl. Reichs steygen und aufnemen merh denn seiner Gn. aigen nutz suechte, mit erbietung, daz mein gn. H. gern wollte fleiß furwenden /183a/ und versuechen, die knecht noch zway monat zu underhalten. Sein Gn. wollte aber damit nichts zugesagt noch sich domit verpunden haben.

Und wiewol ksl. Mt. seinen Gn. gn. vertrostung gegeben, daz seinen Gn. nach dem reichstag gn. hilf widerfarn sollte etc., were doch wenig trosts darauf zu setzen, nachdem wol vermuetlich, daz angesatzter reichstag, wie vormals mer geschehen, sich langsam enden, und obgleich ain hilf und anslag bewilliget würde, doch ain lange zeit verlaufen, ee solhe hilf genzlich versamelt.

Und weil dann in dieser sachen langer verzug schedlich, were noch meins gn. H. undertenig bit, getreuer rat und wolmaynung, daz ksl. Mt. disen handl als seiner Mt. und des hl. Reichs eigene sachen wol betrachten und auf wege gedenken wolten, damit seiner Mt. und des Reichs schaden verkumen und mein gn. H. nicht gedrungen würde, daz ganz Friesland vergebentlich mit schimph und schaden zu verlassen.

Und als ksl. Mt. meinem gn. H. furgeslagen, ainen bestand anzunemen etc., hette /183b/ sein Gn. vorlangst guetlichen bestand wol leiden mügen, wo der seinen Gn. dermassen begegent, das er ksl. Mt. und seinen Gn. nicht nachtailig gewest. Sein Gn. weren auch noch des gemuetz, leidlichen bestand nicht abzueslahen, sein Gn. truege aber sorg, obgleich zwischen dem Kg. [von Frankreich] und Hg. von Geldern und seinen Gn. ain bestand aufgericht, weil der Kg., auch Hg. ksl. Mt. vormals nicht zugehalten, were wol vermutlichen, sy würden disen bestand auch übertreten. Damit meinem gn. H. abermals wenig geholfen möchte werden.

Weil denn ksl. Mt. seiner Gn. unvermügen gemerkt und daz seinen Gn. nicht wol müglichen, disen krieg an seiner Mt. und des hl. Reichs hilf und beystand auszuefueren, damit nu dieselbigen lande seiner Mt. und dem Reiche durch frembde nation nicht also schimphlich abgestrickt würden, were seiner Gn. undertenige bitt, nachdem seiner ksl. Mt. und derselbigen erben und eniklein die ablosung an denselben landen vorbehalten sey, daz sein Mt. dieselben Friesland zu seiner Mt. handen losen und seinen Gn. die darlegung und /184a/ uncost, so sein Gn. auf den krieg gewendt, erstatten. Daran wolt sein Gn. ain redliche suma nachlassen und zu der bezalung der ablosung und haubtsuma gern zimliche und leidliche tagzeiten annemen und gedulden, der hoflichen zuversicht, daz sein Mt. dieselbigen lande vor dem Kg. von Frankreich und dem Hg. von Geldern baß und statlicher dann mein gn. H. verteidingen und erhalten möchte. Es were auch seinen Gn. mer geliebt, auch eerlicher und rümlicher nachzusagen, daz sein Gn. diese land, dieweil sein Gn. die nicht erhalten kunde, in ksl. Mt. und des hl. Reichs hende stelte, dann daz [sie] ye durch den Franzosen oder Geldern solten erobert werden.

[5.] Wo aber ksl. Mt. des beswert were und die land zu seiner Mt. handen nicht annemen noch ablosen wolte, weil dann mein gn. H. jüngst seiner Gn. unvermügen ksl. Mt. mit der ganzen warhait angezaigt, daz sein[en] Gn., an ksl. Mt. und des hl. Reichs hilf und beystand disen krieg lenger zu erhalten,/184b/ unmüglich, sey seiner Gn. undertenig bit, daz ir Mt. kain ungenedigs gevallen tragen wolte, ob sein Gn. sich mit dem Kg. von Frankreich oder dem Hg. von Geldern, dem Gf. von Embden oder andern umb solhe lande ains kaufs vereinigten, damit sein Gn. nicht also ganz am schaden stehen, sonder umb sein ausgelegt gelt, auch für die aufgewendte merkliche uncost und darlegen doch ichtz bekomen möchte und die land nicht also lediglich verlassen dörfte.

Wolte sein Mt. des auch beswerung haben und nicht darein willigen, ob sich dann begebe, daz durch solh meins gn. H. unvermogen seinen Gn. die ganze land mit gewalt oder sonst abgedrungen würden und sein Gn. die verlassen muesste, daz alsdann ksl. Mt. sein Gn. darynnen welle entschuldiget haben, damit seinen Gn. nicht dorfte zugemessen werden, als ob sein Gn. solhe land aus muetwillen und unverwarnet ksl. Mt. und dem hl. Reiche hette entziehen lassen, dann was sein Gn. in disen sachen ksl. Mt. /185a/ und dem hl. Reich zu guet mit seiner person und selbst leib dabey getun künnen, daran wollte sein Gn. kainen mangl erscheinen lassen, mit disem besließlichen anhang, daz ksl. Mt. diß meins gn. H. furtragen genediglich vermerken und wolte der sachen nachgedenken, was ferrer darynnen furzuenemen nutz und gut sey, mit erbietung etc. Solhen furtrag haben die ksl. rete angenumen, an ir Mt. zu gelangen lassen.

[6.] Auf mitwoch nach Erhardi [10.1.15] hat mein gn. H. Hg. Jörg von Sachsen etc. ksl. Mt. abermals besuechet und under anderm furtragen seiner Mt. die Friesland zu irer Mt. handen und gewalt gestellt, zuvordrist angesehen, daz sein Gn. ye nicht gern schimphliche nachrede haben wolte, das solhe lande aus seiner Gn. hende ksl. Mt. und dem hl. Reiche solten entzogen werden, mit verrer anzaigung, daz sein Mt. dieselben lande gegen dem Kg. von /185b/ Frankreich und dem Hg. von Geldern baß dann mein gn. H. könnden erhalten und vertaidingen. Ob denn sein Mt. seinen Gn. dagegen gn. erstattung tun, wolten mein gn. H. in seiner Mt. bedenken und gevallen gestelt haben. Wo aber meinem gn. H. von seiner Mt. kain vergleichung darumb geschehe, wolte sein Gn. ksl. Mt. zu undertenigkait auch wol zuefriden sein.

[7.] Solh vorgemelt meins gn. H. Hg. Jörgen von Sachsen antwurt, beswerung und erbietung hat unser allergnst. H., der röm. Ks., abermals vernumen und darauf seinen ftl. Gn. beslieslich diese nachvolgend antwurt und abschid gegeben:

Am ersten, daz seiner Mt. unmüglich sey, seinen Gn. dieser zeit mit gelt zu helfen aus vor angezeigten ursachen.

/186a/ Zum andern wolle seiner Mt. ungelegen sein, die Friesland von seinen Gn. anzuenemen, dann die möchten der gegenwertigen leuf halben nicht dest mer beschirmbt werden.

Darumb sey ksl. Mt. gn. und fruntlich begern, daz sein Gn. allen müglichen vleise anker, seiner Gn. kriegsfolk zway monet ungeverlichen zu underhalten, auch die gard, wie in seiner Mt. ersten antwurt begriffen ist, aufzerichten.

So dann die ksl. Mt. yetzo auf dem reichstag den gemainen phening oder ain ander hilf erlang, wolle sein Mt. seinen Gn. davon auch ain stattliche hilf volgen lassen und nichtzdestmynder von dieser zeit an auch auf dem reichstag und darnach fur und fur bey des Reichs stenden, auch mitsambt seiner Mt. pundsgenossen getreulich handlen und practiciern, damit der Kg. von Frankreich mit liebe oder laid darzue mug pracht werden, sich Geldern und Friesland zue entslahen. /186b/ Ob aber dazwischen mein gn. H. Hg. Jörg erlangen möchte, daz der Kg. von Engeland die Friesland von seinen Gn. anneme, es were in schirm oder kaufweise, wil die ksl. Mt. seinen Gn. solhs hiemit zugelassen und bewilligt haben, doch daz derselb Kg. von Engeland die Friesland von dem hl. Reich erkenn und emphach. Die ksl. Mt. will auch der botschaft, so ir Mt. yetzo zu demselben Kg. schicket, bevelch geben, dasselb mit allem vleise zue fürdern.

[8.] Auf daz alles hat sich mein gn. H. Hg. Jörg underteniglich erboten, allen möglichen vleis zu tun, ob sein ftl. Gn. der ksl. Mt. begern nach die knecht ungeverlich zway monat lang underhalten mög, aber sein Gn. wissen aus vorerzelten ursachen daryn nichtz gewiß zuzesagen. Darumb, ob deshalben etwas geschehe,/187a/ daz künftiglichen der ksl. Mt. und dem hl. Reiche von wegen der Friesland zu nachtail raichen möchte, daz ksl. Mt. alsdann sein Gn. entschuldiget haben und daz seiner Gn. unvermügen zuemessen wolle. Wo aber sein Gn. von der ksl. Mt. und dem hl. Reiche geholfen würde, wolle sein Gn. der ksl. Mt. mit seiner Gn. leibe gern gehorsam laisten. Datum Ynnsprugg am 10. tag des moneds Januari Ao. domini etc. quintodecimo.

Anmerkungen

1
 Eine schriftliche Fassung des Ratschlags liegt nicht vor.
2
 Gemeint ist die Unterstellung Regensburgs unter die Herrschaft Hg. Albrechts IV. von Bayern 1485/86. Vgl. Seyboth, Regensburger Gesandte, S. 629f.