Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

Nr. 1553 Ks. Maximilian an den Reichskammerrichter Gf. Sigmund zum Haag

Zufriedenheit mit der Übernahme des Reichskammerrichteramtes durch Gf. Sigmund, bevorstehende ksl. Weisung zur Verlegung des Reichskammergerichts nach Regensburg.

Linz, 15. Januar 1512

Orig. Pap. m. S. ( p.r.p.s.; a.m.d.i.p.; Gegenzeichnung: Ziegler): München, HStA, KÄA 551, fol. 54.

Kop.: Ebd., fol. 53a.

Edler, lb. getreuer, als wir dir nagst geschriben und begert [Schreiben liegt nicht vor], nachdem die sterbenden leuf zu Wormbs aufgehört haben, dich hinab gen Wormbs zu dem camergericht zu fuegen,1 daselbst das vleissigist verhelfen zu handlen bis auf kunftigen reichstag, dich alsdann daselbs genediglichen auf dein begeren zu verlassen. Dieweil wir aber vernomen durch die, so auf dein anzaigen des sterbens halben zu Wormbs mit uns gehandlt, [daß wir] geirrt haben und dein maynung, wie wirs verstanden, des richterambts zu erlassen,2 nit gewesen ist, sonder deinem zuschreiben und verwilligen, uns getan, nit anderst dann gehorsamer zu geleben urputig bist, welhes wir dann ain gn. gefallen tragen. Und begeren darauf an dich, du wellest also laut unsers bevelhs als camerrichter das getreuest und vleissigist handlen. So wellen wir auf yetzkunftigen reichstag mit allem vleiss verfuegen, damit das camergericht gen Regenspurg gewendt werde. Wollten wir dir gn. maynung nit verhalten. Geben in unser stat Lynz den 15. tag Januari Ao. etc. im 12., unser reiche des röm. im 26. jaren.

Nr. 1554 Zyprian von Serntein (ksl. Kanzler) an Vinzenz Rogkner (ksl. Sekretär)

Überlegungen zur personellen Neubesetzung des Reichskammergerichts.

Trier, 26. Mai 1512

Innsbruck, TLA, Maximiliana XIV/1512, fol. 111a, Konz.

Lb. maister Vinzenz, nachdem man ietzo daz camergericht von neuem besetzen wirdet, darzu dann ksl. Mt. auch etlich zu verordnen und zu setzen het, darauf wollet mit ksl. Mt. reden, damit sein ksl. Mt. niemands deshalben dhain zusagen tue, vur ir ksl. Mt. hieher komet, dann so sein ksl. Mt. hieher komet, wierdet man mit seiner Mt. davon reden und handeln, wer durch ir Mt. darzu verordnet und gesetzt werden solle. Und habt hierin vleis. Datum Trier 26. May Ao. 12.

Nr. 1555 Die Älteren Hh. von Nürnberg an den ksl. Sekretär Sixt Ölhafen

Ladung des Reichskammergerichtspersonals nach Trier.

Nürnberg, 9. Juni 1512

Nürnberg, StA, Rst. Nürnberg, Briefbücher Nr. 68, fol. 242b, Kop.

Gruß. Lb. secretari, wiewol wir euch, wie ir wißt, gevertigt haben, bey etlichen personen, dem ksl. camergericht verwandt, zu Wormbs ze handeln, so sein wir doch in diser stund durch schriften aigentlich bericht, das die verordenten vermelts cammergerichts, nicht allain von assessorn, sonder auch procuratorn, sich auf bevelh ksl. Mt. von Wormbs erhept, auf Trier ze raisen und daselbst etlich zeyt zu verharren. Deshalben unfruchtpar wer, das ir eurn wege nach vermog euer empfangen fertigung daselbsthin gein Wormbs annemen sollet. Ist darumb an euch unser gutlich ersuchen, bittend, neben unser verordenten potschaft, mit denen ir gestern [8.6.12] von hynnen abgeschiden, bis gein Trier zu verrücken und daselbst euern bevelh zu volstrecken. Stellen alsdann in euer gefallen, nach vollendung solher handlung zu euer gelegenhayt den weg von dannen wider anhaims ze nemen. An dem erzaigt ir uns sonder gut gefallen, mit willen gegen euch zu beschulden. Datum am mitwoch nach Bonifacy Ao. etc. 12.

Nr. 1556 Dem Reichstagsausschuß übergebene Rechtfertigungsschrift Dr. iur. utr. Dietrich Reisachers, Ordinarius zu Ingolstadt und Beisitzer am Reichskammergericht

[1.] Übergabe eines Klagelibells gegen Gf. Adam von Beichlingen und andere Reichskammergerichtsbeisitzer, deren Antwort in Form einer Auflistung der Vorwürfe gegen Dr. Reisacher; [2.] Zurückweisung des gegen ihn geäußerten Generalverdachts, einzelne Argumente hierzu; [3.] Verschiedene Verstöße der Beschuldiger gegen die Regeln eines ordnungsgemäßen Inquisitionsverfahrens; [4.] Vorlage verschiedener Schriftstücke und Nennung weiterer Argumente gegen die rufschädigenden Anschuldigungen; [5.] Entkräftung aller geäußerten Vorwürfe; [6.] Argumentation gegen weitere ihn belastende Schriftstücke und Behauptungen; [7.] Juristische Fragwürdigkeit der gegen ihn erhobenen Anklage; [8.] Bitte um einen Rechtsspruch des Reichstagsausschusses gemäß dem in seinem Libell formulierten Antrag.1

[Trier, kurz nach 15. Juni 1512]2

Marburg, StA, Urkunden 95 Nr. 706a, Orig. Pap.

[1.] Wolgeboren, erwirdigen, edeln, strengen, vesten, hochgelerten, fursichtigen, ersamen und weysen, gn. und gunstigen, lb. Hh., eur aller Gn. und erwirden anstat ksl. Mt., meinen gnst. und gn. Hh., der Kff. und Ff., auch ander meiner gn. und günstigen Hh., des Reichs stend gemeinlich, hab ich aus merklicher notdurft meiner ern und glimpfs wider Gf. Adam von Beuchlingen und andere des ksl. camergerichts beysitzer, so demselben Gf. Adam wider mich anhengig seyen, auf freitag nach unsers Herrn fronleichnamstag jungst [11.6.12] ein schriftlich libell und clag furbracht [liegt nicht vor]. Aus welcher verlesung (als mir nit zweyfeld) haben eur aller Gn. vermerkt das unbillich beschuldigen und beleumen, des sy, die gedachten beysitzer, inen, wider mich furzunemen und zu suchen, erdacht haben. Und so ich alsbald dabey eur aller Gn. demütiglich angerufen und gebeten hab, sy darzu zu halten, das sy mir, wie recht ist, darumb mit ja oder nain antworten, haben sy itzund und nemlich auf dinstag St. Veitstag [15.6.12] mancherhand schriften wider mich auf das gemelt mein libell eur aller Gn. furbracht, und nemlich ein lange schrift von siben blettern, die sich anfahet: „Uber gemeine, langwirige verdechtlickhait etc.“ [liegt nicht vor]. In welcher sy mit etlichen worten ires eingangs prosupponirn und eur aller Gn. einbilden wollen, als ob ein gemeine, langwirige verdechtlighait umb dasjen, das sy mich beschuldigt haben, wider mein person vor solchem irem beschuldigen entstanden und bey inen in gerucht und achtung komen were. Und wollen derselben gemein und langwirigen verdechtlighait, wie sy mit den worten angeben, so sy doch itzund umb etlicher parteien willen verschonen, hernach weiter anzaigen.

[2.] Gn. und günstigen Hh., was erberkait und was anders dan furgesatzter hessiger wil, mich unschuldigen biderman mit unwarhait zu verfolgen, ab solchem angeben vermerkt werden mag, das gib ich eur aller Gn., aller erberkait und ains yden vernünftigen mans gemüt zu ermessen. Dan ab allem irem tuen neben disen worten ist zu vermerken:

Am ersten, das niemant vom volk oder von der gemein mich je verdacht hat noch das je ein leumut oder gerüchde umb ainiche misstat gen mir entstanden sey. So seyen sy eben als beysitzer kain volk oder samblung, sonder sy seyen sonder personen ye gegen mir zu achten. Wie mogen sy dan sagen, das ein gemeine verdachtlickheit gen mir entstanden sey? Hetten sy mich dan eben, die beysitzer, allein an etwas sacher verkerlich oder mißretig gespürt (das doch ir keiner mit warhait sagen mag) und dasselb aus notdurft het sollen furbracht werden, warumb hetten sy dan dasselb lang verschwigen und nit zeitlich furbracht? Dadurch es nit langwerig und in gepurlich weg gestraft und hinfur furkomen were worden. Aber inen und irgleichen, wie man dan in allen iren schriften, reden, sitten und ungestymen geberden wol spurt und bisher gespurt hat, ist nit zuvil, ains uber das ander nach vermeintem irem erdichten proceß zu heufen und mich mit ye mer lügen unverschambterweise zu ubertragen. Das muß ich inen gonnen, bis das Got der almechtig die ksl. Mt. und des Reichs stenden ire gemüt offnet, umb das war oder unwar ze finden und zu richten.

Wo bleibt der erber fursatz, als inen das in iren eyden aufgelegt ist, dem hohen und dem nidern gleich zu richten, die billickheit vor augen zu haben und noch des Reichs rechten zu richten und gerichtlich zu handeln? Wo ist indert in irem aid ausgetruckt, dermassen das ksl. camergericht offentlich zu schmehen? Und wollen das verpluemen, wie sy in betrachtung irer eydspflichten wollen ire und des camergerichts ere verwart haben. Oder wie erlich oder schentlich solch ir handlung dem camergericht a, ob auch zu erhaltung angezogner hergebrachter erberkait des gerichts geschehen,–a sey, gib ich eur aller gnaden und gunst als den hochverstendigen zu ermessen.

[3.] Da sy nun vermainten, das ich bey inen alein oder auch in gemein bey dem volk verdachtlich were (das doch nit ist, auch mit warheit nit mag gesagt werden) und das, umb schant zu verkomen oder mistaten kunftiglich zu vermeiden, zu inquiriren wider mich von noten gewest were und sich gepürt hette, solten sy als Drs. und beysitzer gewist und wol bedacht haben, was zu einer inquisition gehort, wie und in was form das von rechts wegen solte furgenomen werden.

Und nemlich zum ersten, das man solt den richter, der umb solchs bequeme und geburlich were, angesucht haben. Welchs aber nit geschehen ist, sonder der Gf. von Beuchlingen und sy, die andern beysitzer, sein anhenger, haben sich zusammengeheuft, conventikel gemacht, sich nit offentlich an gewonlicher gerichtsstatt, sonder in die winkel, nemlich in des genanten Gf. herberg, in Dr. Haring [Sinnama, gen.] Friesen haus, item auch in Dr. Sebastian Rotenhan herberg, etwo bey tag, etwo auch in der nacht zusamengeselt und uber mich umb dits schmehlich ursuchen geratschlagt. Seyen auch nit richter gewest, sonder als beysitzer mein genossen und nit oberer, und wo sy solchs eben wider ein gemein person, die sunst dem camergericht on zweifel und on mittel underworfen were, in der weis also furgenomen und geübt hetten, so weren sy desselben auch nit richter gewest, auch nit sein mogen aus der ursachen, das der angeber oder anclager nit mag richter sein.

Am andern, das eben der recht und ordenlich richter der weis an besondern enden in seiner herberg oder in einem andern winkel nit moge in solchem richten oder erkennen.

Am dritten, das in selben weg ein richter nit mocht handeln, dan desjenen, der also vermeint oder angegeben wurde, beleumet oder verdechtlich zu sein, wie recht ist, darzu erfordert.

Und zum furnemlichsten, wo gleich der richter bequeme, die gerichtsstat ordenlich und andere notzirlickheit des rechten gehalten weren oder wurden, so müst fur das allerwesenlichst vor augen sein die ursach, warumb jemant zu inquiriren oder mit erfarung umb verdacht einicher misstaten gein ime im rechten zu handeln were.

Und nemlich fama publica, das ist ein offenbarer leumut und ein gemeine, vilfaltige rede, die entstanden were von erbern, dapfern, unbeleumpten, unparteilichen und unverdechtlichen personen und auch von dem merer tail des volks in der statt, und das ein solche gemeine red und verdechtlickheit were bey dem volk, das die mit einicherley verpluemen oder verpergen nit wolte oder mochte gestilt werden.

Item das auch dem, so verdacht, gein dem also wolt und solt inquirirt werden, der beschuldigung artikel furgehalten und zu erkennen gegeben wurden, notdurftig fragstück darauf zu geben.

Der aber aller keins, darzu auch sunst ganz kein gerichtsordenung ist gehalten, dan ye, wie vorstet, so ist kein richter verhanden gewest, sonder eytel angeber und beschuldiger durch aus. Ich bin auch darzu nit gefordert worden, wie sunst gerichtlich solt geschehen, ob gleich in einem geringen handel were.

Aber in erkentnus irs ippigen fursatz ist wenig verwunders not, dan wie sy inen furgesetzt und erdacht haben (sovil an inen ist), mich on alle ursach von meinem erenseß zu treiben und zu dringen und mit demselben durch calumpnien und geverden iren anfang zu tun gesucht haben. Also und damit inen am selben (so es in aufrichtig und erber weg nach rechter ordenung geschee) nit mislinge, haben sy sich umb solch ire eigen vermessen selbs zu richtern zu machen understanden, auf das ir calumpnien durch ir selbs conprobation auctorisirt und gein dem gemeinen man geferbt wurd, ut calumpnia praeconcepta super venientia deterioris decreti appareret esse vera.

[4.] Das aber, gn. und günstig Hh., solch ir fursatz erdicht und einichs glaubens nymer wirdig eracht werden moge, so lege ich hiebey ire selbs schreibens copei, mit A bezaichnet, das sy des eylften jars negst auf den zehenden tag in Julio und also unlange vor disem irem furnemen an meinen gn. H. Hg. Wilhelmen [von Bayern] getan [liegt nicht vor]. In dem sy an sein ftl. Gn. mit grosser commendation meiner personen gesunnen haben, mir lenger, dan davor beschehen was, bey dem camergericht vergonnen zu bleiben, als auch sein ftl. Gn. mir darauf erlaubt und inen das zugeschriben hat inhalt derselben seiner ftl. Gn. brief hiebey, mit B bezaichnet [liegt nicht vor].

Item so haben sy darnach weiter an sein ftl. Gn. geschriben, umb mir zu vergonnen, die sex jar aus, so zu erhaltung des camergerichts bestimbt seyen, alda zu bleiben inhalt beyligender copy, mit C bezaichnet [Schreiben liegt nicht vor].

Item so haben sy Dr. Johan Blankenfeld freitags vor omnium sanctorum negst [31.10.11] auf den reichstag gein Auspurg3 mit andern abgevertigt, bey gnantem meinem gn. H. zu erlangen, auf das mir also am camergericht zu bleiben erlaubt werd, und wo sein ftl. Gn. darein nit willigen oder auf den tag nit komen wurd, bey des Reichs stenden anzuhalten, umb dasselb durch furschrift von gnantem F. zu erlangen. Das on zweifel nit geschehen, wo ich in einichem argen leumut gein dem volk oder auch inen in sonderheit gewest were.

Darzu bin ich, vor und ehe [ich] an das ksl. camergericht beruft [worden bin], solchs ires erdichten angebens bey erbern leuten nie verdacht, sonder alweg erbers wandels und wesens gewest und noch, als eur aller Gn. und gunst ab zweien sendbriefen, von gedachtem meinem gn. H., Hg. Wilhelmen, an ksl. Mt. und an sy, die beysitzer, ausgangen (der copey hiebey mit D und E bezaichnet [liegen nicht vor]) vernemen mogen. Es ist auch die lauter unwarheit, das ich bey weiland Gf. Adolfen seligen von Nassau, camerrichter, in einichen argen verdacht gewest, in ansehung, das er mir vor andern gn. und gehaim, mich auch in allem meinen tun warhaftig und aufrichtig bis in seinen tod befunden hat.

Mit was glauben mag sich dan ansehen lassen, das sy schreiben, uber gemeine langwirige verdechtlickheit wolten sy eur aller Gn. etlich argwon anzaigen etc.? Wo mochten sy einichen leumut wider mich vermerkt haben, do sy und ich von allerheiligentag jüngstverschienen [1.11.11] bis ad octavas regum [12.1.12] nit in Wormbs, sonder wir alle vast in viln underschiedliche ort verritten und zurstreit waren?4

Were dan vor gemelten iren selbs schreiben an Hg. Wilhelmen arger leumut wider mich gewest, mit was fugen hetten sy mich mogen commendirn und zu ern anzaigen? Warumb haben sy denselben erdachten argen leumut, Dr. Blankenfeld zu Augspurg anzuheben, underlassen? Warumb liessen sy mich nit gerichtlich furhaischen vor meinen ordenlichen richter, die nit sy (als die angeber und die fursetzlich selbssecher), sonder die ksl. Mt. und des hl. Reichs stende von rechts wegen seyen?

So nun mit kainer warheit gesagt mag werden, auch niemant unparteilicher ab gemeltem meinem widerwertigen angeben einichen glauben wider mich empfangen mag, warab mocht dan (wie sy schreiben) einiche vermutung des argen gein mir entsteen? Was seyen dan die judicia oder anzaig, die das bringen oder gepern mogen?

Dan ob man (des ich nit hoff) dem geverlichen angeben und beschuldigen umb ploesse und verdechtliche wort glauben wolt, welchs bidermans eer, glimpf, guter leumut, unschuld, stat, wesen, leib, gut und gerechtigheit weren sicher? Wie mocht dan die [recte: der] unverletzt bleiben, wie unschuldiger er were, wie erberlich der handel und wandel, da sein geursachter feind und mißgonner umb sein beschuldigen glauben, stat und volg funde? Wer aller vernunft, der billikhait, guten sitten und des Reichs rechten und aller guter ordnung zuwider und raicht zu ganzer zerstorung aller oberkeit und stende des menschlichen wesens. Ich bin aber der ungezweifelten zuversicht und ganz der hoffnung, eur aller Gn. werden ab solchem meiner widerwertigen unzimlichen beschuldigen und beleumen (so sy durch dise und fordere schrift und wort gein mir wider Got, ere und recht je mer frevenlich uben) vermerken, das sy mir unrecht tun und inen das nit gezime und gein inen inhalt meiner notclag und libels zu meiner ern notdurft mit recht irem rechtspruch urteilen und erkennen, das sy mir darumb kerung und abtrag schuldig seyen, mir auch der gein inen fruchtparlich verhelfen.

[5.] Und wiewol ich, dofur ichs ansiech, auf solch mein wars und unwidersprechenlichs anzaigen des frembden, unzimlichen und ungerechten irs furnemen nit schuldig were, zu den nachvolgenden iren angegeben stücken, so sy gein mir gedenken und erdichten, weiter und in sonderheit zu verantworten oder entschuldigung zu tun, auf das ich im selben und sunst nit vermerkt werde, als ob ich einiches wares, das gein mir gesucht werden mocht, scheuch oder forcht hett, so sag ich erstlich gen demjenen, das von Dr. [Peter van] Clapis zu schreiben geschepft wurt, die schachtl mit dem confect betreffend, inhalt einer sondern schrift, hiebeygelegt, mit F bezaichnet, anhebend „Anno 1512“ [liegt nicht vor]; am andern, umb das ich, mir die acta zwischen [Gerhard von] Erklenz und seiner widerparteyen zu complirn und zu behendigen, bey dem leser erfordert hab etc., sage ich, was ich allerhand gerichtsacta empfangen und besichtigt hab, das ist aus beschaid und bevelch des camerrichters beschehen. Anders mag mit warheit niemant sagen.

Das ich dan Erkelenzen (wie sy weiter anzaigen) geschriben und ir meiner widerwertigen argwilligs und erdichts beschuldigung angezaigt und darauf begert hab, sich und mich mit der warheit zu entschuldigen, das hat mir in erkantnus meiner unschuld und betrachtung meiner er wol gezimpt, trag auch des kein scheuch und ist mir deshalben keins urlaubs, bevelchs oder decrets not gewest. Sy, mein[e] widerwertigen (wie das ab irem tun wol verstanden wurt), hette[n] mir zu einicher fertigung und hilf meiner entschuldigung ir hilf versechlich ehe versagt dan mitgeteilt.

Darnach zu dem vermeinten capitl, das sich anfecht „Zum andern, so hat Dr. Dockheim [= wohl: Dr. Valentin Ostertag aus Dürkheim] etc.“, sage ich aus den erzelten meinen waren und unwidersprechenlichen ursachen, das dasselb vermeint capitl erdicht, weder war noch glaublich sey.

Es sey auch nit war, das einicher gepurlicher richter in allem meiner widerwertigen tuen gesucht noch einiche rechte ordenung darin gehalten sey, und des mer, wo gleich mit einicher gerichtsordnung were angefangen und gehandelt worden, das derjen, den sy fur den richter bedeuten wollen, ir mitangeber und mein iniuriant gewest und noch sey und der einichen ursachen, wo er gleich sunst richter gewest, in dem val nit het richten mogen obstante sibi nequis in sua causa etc.

Es ist auch nit war, das ich mit Dr. Clapis in einicher gehaim oder sonder fruntschaft, gemeinschaft oder geselschaft gewest sey. Auch ist nit war, das er zu meiner behausung einichen schlussel oder offnung in geheim oder offentlich ye gehabt hab. Es ist auch nit war, das ich mit einichen procuratores ye verstand gehabt noch einichem zu erkennen gegeben hab, ob, wie oder wan urteil fur oder wider inen oder einen andern ergeen werd, sonder derselb unbenant procurator und sy, mein widerwertigen, haben solchs auf mich erdicht und ertacht.

Es ist auch nit war, das ich meinen gehaimen bevelch, so ich von camergerichts wegen an die ksl. Mt. zu Freiburg zu bringen gehabt hab5, iemant andern dan in laut der instruction geoffenbart oder weiter anbracht, mag auch mit warheit von mir nit gesagt werden. Und das eur aller Gn. vermerken, das sy inen diß angeben gleich andern irem ursuchen gein mir erdacht haben, so ist vor augen weilend Gf. Adolfen, camerrichters, loblicher gedechtnus, schrift hiebey, mit H bezaichnet [liegt nicht vor], darin er solch mein werbung zu ganzem wolgefallen empfecht und erkent.

Weiter wider das vermeint capitl, sich anfahend „Zum vierden etc.“, sag ich also, es sey nit war, auch gar kein anzaig einicher vermutung, das ich mich mit einichem procurator geheimst oder je verstanden hab zu furderung, verhinderung oder certification einicher urteil, so gefallen oder gegeben werden solte. Ist auch nit war, das ich einichen beysitzer, mir einen zufal in einicher urteil zu machen, je ersucht oder gebeten hab.

Wider das fünft vermeint capitel, anfahend „Zum fünften, als die edeln Hh. etc.“, sag ich also, das ich wider die Hh. von Bern [= Verona = von der Leiter] noch ir behabte urteil6 (davon das vermeint capitl nach der lenge sagt) gar nichts gearbeit, geraten, geworben noch geschriben hab, sonder was ich gehandelt hab, ist in gemeinem camergerichtsrat und (darfur ichs hab) zu furderung der camergerichtsurteil oberkeiten und derselben execution dis lang zeit vor meinem ankomen zum beysitzerambt ergangen. Anders mag mit warheit von mir nit geschriben noch gesagt werden.

Mir ist auch von einichem gelt durch einigen procurator noch sunst durch einichen menschen einich anmutung nie beschehen. Ich hab auch deshalben an einichen menschen nie geschriben, geworben noch durch jemant werben oder handeln lassen, dieweil doch ich zuvoraus mit keiner geselschaft oder kaufleuten gemein oder sundere kuntschaft hab, von inen auch nie ersucht worden bin.

[6.] Furter, als mein widerwertigen ein lange vermeinte schrift, mit A bezaichent [liegt nicht vor], eingelegt, darin sy angeben, wie sy iren vermeinten proceß (den sy ein generalinquisition nennen) gein mir gestelt und gehalten haben und furter in einer andern schrift (bezaichnet mit B [liegt nicht vor]) anzaigen ein besag, so Dr. Clapis auf solchen vermeinten proceß wider mich getan hat, und darnach abermals ein lange, vermeinte schmachschrift, bezaichnet mit C [liegt nicht vor], durch Gf. Adam von Beuchlingen sambt seinen anhengern gestelt, vor dem camergericht und mir in ruck verlesen (die sy des Gf. entschuldigung nennen), auch furgetragen haben, sag ich des ersten wider den vermeinten proceß, das der weder general- noch specialinquisition genent mog werden, sey auch sunst einiches guten oder erbern name[n]s und ansehens gar nit wirdig noch vehich aus den hievor angezaigten gegrunten, rechtmessigen und unwidersprechlichen ursachen und das mer darumb, dan sy seyen nit richter gewest, haben auch die nit seyen mogen davon auch. So haben sy auch kainen schreiber darzu brauchen mogen.

Es ist auch keinem schreiber in solchem argen, unzimlichen und verkerlichen tun glauben zu geben, mochten auch niemermer richters namens in solchem wirdig werden, dan sy haben sich selbs enpert als die angeber, accusatores, delatores und diffamatores und das aus iren eigen gemüten und versamelten argwilligen rat, ainige ganz on einige erber, gut, redlich oder ehaftige bewegung und ganz on einige vorgende anzaigung, besag oder beruchte. Zudem, so es zu erorterung irs angebens chomen solt, das sy in solchem iren proceß, item in Dr. Clapis eingelegter besag dennoch die lautern unwarheit und eytel erticht angegeben haben und das sich eben das widerwertig demjenen, das Gf. Adam von Beuchlingen zu seiner vermeinten entschuldigung schreibt. War und offenbar ist, wie ich dan dasselb in einer schrift, mit F bezaichent, sich anfahend „Anno 1512 etc.“, nach der leng clerlich ausgefurt hab, wie dan eur aller Gn. – zweifelt mir nit – ab solchem meinen anzaigen war und glaublich finden werden.

bUnd zuvoraus ist nit war, das ich mich bey einichem Kf. oder F. oder einichem andern (wiewol, ob gleich beschehen, mir das wol gezimpt hette zu erkentnus meiner unschuld und betrachtung meiner ern) schriftlich oder müntlich irer, meiner widerwertigen, unerlicher schmach halben beclagt, vor und ehe sy die unwarhaft und erticht protestation frevenlich und mit argen gemüt gegen mir offentlich getan haben.–b

[7.] Und las mich gar nicht irren, hoff auch, eur aller Gn. werden meiner widerwertigen schmuck, den sy bey ende irer supplication in dem schein tun, als ob inen als den mereren in der anzal vor mir umb ir furnemen geglaubt werden solt und als ob sy nit als parteien, sonder als beysitzer in den dingen gehandelt hetten und das sy als gezeugen umb die warheit irs tuns verhort solten werden, zu keinem glauben empfahen oder ansehen. Dan wie sy solchs ir verkerlichs und unzimlichs tun gein mir gesucht und gehandelt haben, das het inen, ob sy gleich richter weren (das doch nit ist), also zu tun gar nit gezimpt. Und bey aller erberkait werden sy des billichen verdacht und verargwenigt, haben sich auch damit gein mir widerpartey gemacht. Davon auch so mogen sy nit gezeugen sein, dan in des Reichs rechten ist hochvernunftiglich und von noten fursehen, das ein geudischer [= überheblicher] beschuldiger und der jemant beleumet, beschuldiget oder angibt, den, so beleumeten, nit mag im rechten denuncieren oder verfolgen und noch vil minder als gezeug besagen, dan sunst so entstunde aus plossem neid des veinds, das niemant leibs, ern oder guts sicher wer. Und ligt daran nit, das ir, meiner widerwertigen, in der zal vil ist. Wol ist inen so vil dester mer verkerlich, das sy sich zu unzimlicher verhandelung fursetzlich geheuft und zusamen verstanden haben, seyen auch im rechten so vil dester mer verhaft und straflich.

[8.] Und so nun aus allen iren schriften, worten und geberden in disem iren tun, gein mir geübt, vermerkt wurdet, das sy mich an meinen ern und glimpf beleumet und zu vervolgung meines stands und wesens gearbeit haben und zu arbeiten je nichts verhalten wider Got, die billickait, des Reichs rechten und alle gute ordnung, ist an eur aller Gn. und gunst mein undertenig, demütig bit und beger, sy wollen mit irem rechtspruch erkennen und erklern in aller massen, wie ich hievor am freytag vor St. Veitstag negst [11.6.12] in meinem libell gen inen schriftlich dargetan, auch underteniglich gepeten hab.7

Nr. 1557 Ks. Maximilian und die auf dem Reichstag versammelten Reichsstände an Veit Meler, Wendel Schweiker, Hieronymus Lochner, Lehrer der Rechte und Domherren, sowie Hans Aletzheim, Vikar des Domstifts zu Augsburg

[1.] Anhörung des Reichskammergerichtspersonals durch ksl. Räte; [2.] Weisung zur Befragung Dr. Konrad Peutingers und Dr. Johann Rehlingers über Mängel des Reichskammergerichts; [3.] Katalog der dabei zu stellenden Fragen.

Trier, 24. Juni 1512

Wien, HHStA, RK, Maximiliana 27 (alt 21a) 1512 Juni, fol. 66a u. b, 68a, Konz. (Vermerk fol. 68b: Expediert copeyen, aber noch zu übersehen und auszurichten).

[1.] Ersamen, gelerten, lb. andechtigen und getreuen, wir haben ytzo alhie allerley mengel und gebrechen, so unsers ksl. cammergerichts halben vorhanden sein sollen, vernomen und darumb in gemeyner unser versamlung fur notdurftig und gut bedacht, die advocaten, procuratores und andere solichs cammergerichts verwandte personen uf ir eyde, und nemlich yeden in sonderheit, zu verhoren und us inen, was dieselben mengel, die zu verhinderung furderlicher und guter usrichtung solichs cammergerichts weren, zu erlernen, als wir auch etlich unsere rete darzu verordnet, die solich verhorung von den advocaten und procuratoribus, so darumb sonderlich alher beschriben worden sind, verhöret haben.

[2.] Wann wir aber daneben bericht entpfangen, das die ersamen gelerten unser und des Reichs lieben und getreuen Cunrat Peutinger, Johann Rehlinger und ander lerer des rechts etc. lang zeit procurator und advocat an gemeltem unserm ksl. cammergericht gewest und bemelter Peutinger sonst auch von solichen hendeln und mengeln mer denn andere wissen und bericht haben, so haben wir fur notdurftig und gut betracht, das berürte Cunrat Peutinger und Johann Rehlinger uf die herin verslossen artikel [siehe unten] verhoret werden etc. Und bevelhen euch demnach, geben euch allen auch hiemit sambtlich und euer yedem in sonderheit unser ksl. und unser, der andern, macht und gewalt, [daß ir] die gedachten Cunraten Peutinger und Johann Rehlinger uf ire eyde, die ir sy euch darumb tun und sweren lassen sollet, eigentlich und mit fleiß, yeden in sonderheit, verhoret, ire sag, bericht und gutbedunken durch ein glaubhaftigen notarien eigentlich ufschryben lasset und uns die alsdann under euren insigeln verslossen durch die post zusendet, damit wir uns, was zu notdurftiger ordnung und fursehung gemelts cammergerichts dienlich sey, dest bas darnoch mogen haben zu richten. Daran tut ir unser ernstlich meynung und gut gefallen. Geben zu Trier etc. am 24. tag Juny Ao. etc. duodecimo.

[3.] Artikel, davon oben gemeldt:

Ob der zeug nit wiß oder verdechtlicheit oder anzeig hab, ob einich persone, dem cammergericht verwandt, als beysitzer, protonotarien, leser oder ander schenk, miet oder gab genomen hab?

Ob einich person, dem cammergericht verwandt, dem es von amts wegen nit geburt, advocirt oder, so er davor in actum primo instancie advocyrt oder procurirt, darnach am cammergericht weiter advocyrt, bei urteilen gesessen, die helfen machen oder ichts darin het helfen handeln?

Item ob er nit wisse oder durch redlich anzeig yemand in verdacht het, das er des rats und sachen am cammergericht geheym geoffent, gewarnt oder dergleich anzeigen getan hett?

Item ob er einich ursach wisse, dadurch das recht und wesen am cammergericht verhindert werd, die anzuzeigen?

Item ob einich conspiracion under den personen am cammergericht und wer die seyen?

Item ob einich persone der beysitzer von andern Ff., oberkeiten und stenden usserhalb des cammergerichts besoldung hetten und nemen?

Item ob er nit wisste oder dafurhielt, das ein procurator dem andern in eins andern sach advocyrt het?

Item geschiklicheit, lere, wesen, fleiß und handlung einer yeden persone des cammergerichts anzuzeigen.

Item geschiklicheit und fleiß oder unfleiß des fiscals halben, ob er icht schenk neme und wie er sich halt.

Item von schiklicheit und wesen der procuratoribus und advocaten und wie sie sich halten.

Item von schiklicheit und wesen der protonotarien, leser und schreyber des cammergerichts und wie sie sich halten und ob und welche tuglich oder untuglich seyn.

Item dem sager, still zu sweigen, zu gebieten.

Nr. 1558 Supplikation der Gesandten der Frei- und Rstt. an die Kff. und Ff.

[1.] Städtische Klagen gegen den aktuellen Zustand des Reichskammergerichts; [2.] Überbelastung der Städte durch den Anschlag zum Unterhalt des Reichskammergerichts aufgrund der Zahlungsunwilligkeit etlicher Stände; [3.] Forderung nach Sanktionsmöglichkeiten für die Städte zum Schutz vor Gerichtsklagen fragwürdiger Personen; [4.] Beschwerden gegen den ksl. Fiskal; [5.] Wunsch nach Stellung von zwei städtischen Beisitzern; [6.] Hoffen auf Berücksichtigung dieser Klagen im Interesse der Städte.

Köln, [ca. 20. Juli 1512]1

Frankfurt, IfStG, RTA Bd. 30, fol. 11a-12b, Kop.

[1.] Hochwirdigsten, hochwirdigen, durchleuchtigisten, durchleuchtigen, hochgebornen Kff. und Ff., erwirdigen, wolgebornen, edel, strengen, vesten und hochgelerten, gnst., gn. und günstigen Hh., gemain Frey- und Rstt., von der wegen wir hie auf disem reichstag zu Collen sein, haben des ksl. camergerichts halb, in massen das von dem reichstag zu Costniz bisher underhalten und gebraucht worden ist, etwan vil beschwerden und mangel, wie hernach volgt:

[2.] Namlich zum ersten, das allain etliche Ff. und prelaten und gemainlich all Frey- und Rstt. ir anzal des anschlags, zu underhaltung des camergerichts gemacht2, bezalt, aber sonst aetwievil der andern stend–a ir anzal bisher nie entricht haben. Deshalben der anschlag nit allain auf gemainen freien Rstt. beliben, sonder auf etlichen gemeret und erhocht worden. Das nit anders zu achten ist, dan das die stett als die gehorsamen fur die ungehorsamen, die ir anzal nit geraicht, bezalen müsten haben. Das gemainen stetten furohin zu tun ganz untreglich und onleidenlich, als bey euern kftl. und ftl. Gn. gnaden und gunsten, uns ungezweivelt, selbs zu bedenken, sonder ganz zimlich und billich ist, das ain yeder sein aufgelegt anzal selbs entricht, auch die von allen stenden gleichmassig und ongesundert eingebracht und kain gehorsamer von ains ungehorsamen wegen, verrer dan im zu seiner anzal gebürt, zu bezalen gedrungen oder beschwert werd.

[3.] Zum andern ist bisher in etlichen handeln gesehen worden, das arm, verdorben und geringschetzigen personen die stett am camergericht mutwilliclich beclagt, umbgetriben und zu vil unbilichem schaden gebracht haben. Solichs zu furkomen, ist unsers bedunkens zimlich und billich, den stetten zuzelassen, so solich gering personen im rechten verlustig werden, das die stett nach irem hab und gut und, so sy nichtz hetten, zu irem leib greifen mogen, damit solich mutwillig furnemen dester er bey inen vermiten bleib.

[4.] Zum dritten begibt sich zum oftermalen, das der ksl. fiscal die stett des Reichs an das camergericht zitirt und doselbs rechtfertiget, und so im die sach nit gefellig ist, so lest er nachvolgend soliche sach onentschaiden ruen. Dardurch muesten die stett stetigs anhengig und im costen sein. Und wiewol solichs beschwerlich, so ist doch noch vil untreglicher, das alle viscalische gefel on mitel den assessoren und urtailsprechern des camergerichts zu irer underhaldung und besoldung gegeben [werden], und wurdet also durch dieselben urtailsprecher in angezaigten fiscalischen sachen in iren aigen seckel geurtailt. Damit sind sy richter, urtailer und parteien und wirt der viscal durch sy zu procedirn angeregt, auch leichticlich mit execution gegen den stetten gehandelt, darin doch der mereren stend des Reichs etlichermaß verschont wirt. Der fiscal gebraucht auch fur seine advocaten gemelt beisitzer, die der sach obgemeltermaß genieß [= Nutzen] tragen. Das nit allain unbillich, sonder wider alle recht. Deshalben unsers bedunkens die ordnung, so camerrichter und beisitzer nuelicher zeit furgenomen haben, das in den penalmandaten und processen, so vom camergericht ausgeen, die pene allain auf den viscal gesetzt werden soll, nicht fruchtper ist aus vil und manicherlay ursachen, und sonderlich angesehen, das ye und alwegen in allen ksl. freihaiten, brieven und mandaten recht und gewonhait gewest und hergebracht, das der ain halb tail der pen auf die ksl. camer und der ander halb tail auf die gegenpartei gestelt worden ist. Zudem so wirdet gar oft und leichticlich mit penalmandaten gegen den stetten und den iren zu handeln understanden, dardurch sy zu vil unnotturftigen costen gebracht werden, das doch gegen andern stenden des Reichs unsers bedunkens dermaß nit beschicht. Deshalben achten wir billich und zimlich sein, vor und ee die penalmandat gegen den stetten oder den iren ausgeen, das dieselben beschriben sich der sachen aigentlich erkundiget und verrer nach der gebur und gestalt der sach darin gehandelt, das auch in sonderhait mit ernst furkomen werd, das der fiscal gegen niemants on guten grund und wissen ainicherlay furnem oder handel und wo er das tet, das er dan darumb gestraft und denselbigen costen und schaden abzulegen schuldig sey, dardurch niemants unbillicherweis beschwert werd.

[5.] Zum vierden, nachdem gemain Frei- und Rstt. iren anschlag, der nit der minst ist, zu underhaltung des camergerichts fur ander stend des Reichs geben und bezalen, achten sy nit unzimlich, sonder ganz billich und etlicher merklicher ursach halber ir groß notturftig sein, das inen auch zugelassen und bewilligt werd, zwen beisitzer zu dem camergericht zu ordnen und die von dem gemainen anschlag wie ander beisitzer zu besolden.

[6.] Auf solichs alles ist an eur kftl. und ftl. Gn. gnad und gunst unser undertanig und vleisig bitt, sy wollen gestalt und gelegenhait der sachen ansehen und gemain Frey- und Rstt. und die iren obberurter beschwerden und gebrechen halber mit gnaden und gunsten bedenken, damit die vorgemeltermaß gemainer stett halb auf leidenlich, zimlich weg gebracht und gestelt werden, und sich hierin so gnediclich und gutwilliclich beweisen, als gemain stett und wir vertrauen haben. Das sollen und wollen sy und wir umb eur kftl. und ftl. Gn. gnaden und gunsten undertaniglich und williglich zu verdienen alzeit berait sein.

Nr. 1559 Vorschläge Frankfurts a. M. für Verbesserungen am Reichskammergericht zugunsten der Städte

[1.] An Jakob Heller übermittelte Vorschläge für Verbesserungsmöglichkeiten am Reichskammergericht; [2.] Stellung von zwei oder vier städtischen Gerichtsbeisitzern; [3.] Änderungsvorschläge in Sachen Beiurteile und Aktenverlesung; [4.] Schutz vor leichtfertigem Erlaß von Pönalmandaten; [5.] Begrenzung der Vorgehensmöglichkeiten des Fiskals gegen Kaufleute zu Messezeiten.

Frankfurt, 23. Juli 1512

Frankfurt, IfStG, Ratschlagungsprotokoll 1510-1517, fol. 166b-167a, Orig. Pap.

[1.] Feria sexta post Marie Magdalene Ao. 1512 [23.7.12]: Als Jacob Heller begert underrichtung etlicher gebrechen halber, so sich an dem camergericht halten und gut getan were, an die ksl. Mt. langen zu laissen [vgl. Nr. 1717 [2.]], darzu unser H. von Serentin gut und dinlich sin mag, ersuchen, nemlich:

[2.] Erstlich, daß des Richs frihe und Rstt. zum mynsten zwene oder vier assessores an dem camergerichte zu setzen hetten, angesehen, dwile die stet den merer teile zu enthaltunge des camergerichts geben.

[3.] Zum andern, daß die procuratores am camergericht nit uber zwo schrift inne byorteln furbrengen solten, davon die sachen inne lengerunge gedient werden, und daß in den endeorteiln die assessores, alle oder der mererteile und zum minsten der halbe teile, alle acta vor besloß oder begriff der ortel verlesen wurden.

[4.] Zum dritten, daß das camergericht nit lichtlich penalemandate usgeen ließ, die partien weren dan zuvor ersucht, es were dan, daß eyner mit der tat uffentlich understunde zu uberziehen.

[5.] Zum firden, daß der fiscale nit lichtiglichen die kauflute inne den messen und merkten anfalle, er hette dan warhaftig wissens, daß dieselben in der acht sien, und wo der kaufman in der unschult erfunden wurde, daß der fiscal, darumb dem unschuldigen abetrag, kosten und scheden abezulegen, schuldig sin solle, auch nyemant anneme dan die, [die] inne die achte gesprochen were oder der gemeinschaft solle er müsig steen.

Nr. 1560 Beratung Frankfurts a. M. über Änderungswünsche der städtischen Reichstagsgesandten in Sachen Reichskammergericht

Stellungnahme zur Supplikation der städtischen Reichstagsgesandten an die Kff. und Ff.

Frankfurt, 4. August 1512

Frankfurt, IfStG, Ratschlagungsprotokoll 1510-1517, fol. 168a, Orig. Pap. (unvollständig).

Feria quarta post vincula Petri Ao. etc. 12 [4.8.12]: [...] Item uf den ersten artikel, von den stetten an die Kff. und Ff. geben [Nr. 1558 [2.]], beruhen lassen.

Item uf den andern artikel [Nr. 1558 [3.]], wer gut, das niemant, an dem camergericht zu rechten, angenommen [wird], wo die sach nit uber 100 fl. hauptgelts syn werden.

Item der fiscalischen hendel [Nr. 1558 [4.]] Jacob Heller schriben, das sie nit weiter in die fiscalischen sachen gewilligen wollen dan die gemeyn recht uswisen.

Item uf den vierden artikel [Nr. 1558 [5.]], das die stede auch einen oder 2 assessorn in das camergericht [Text bricht ab, Rest fehlt].

Nr. 1561 Beschlüsse des Reichstags zu einer Reform des Reichskammergerichts

[1.] Beschluß zu einer Reform des Reichskammergerichts im Zuge der Erörterung verschiedener Mängel im Reich; [2.] Bestätigung Gf. Sigmunds zum Haag als Reichskammerrichter, Benennung der Beisitzer; [3.] Ablösung des Fiskals Christoph Müller durch Georg Schütz; [4.] Mögliche Rückforderung von Geschenken für Müller; [5.] Beschleunigung des Achtverfahrens in bestimmten Fällen; [6.] Regelung der Einkünfte des Fiskals, Verbot der Annahme von Geschenken; [7.] Bestätigung Ambrosius Dietrichs und Ulrich Varnbühlers als Protonotare; [8.] Bestätigung Johann Fiemels als Leser, Anhebung seiner Besoldung; [9.] Prüfung der Mängel in der Gerichtskanzlei durch Kommissare; [10.] Termin für den Beginn der Tätigkeit des Reichskammergerichts; [11.] Verlesung aller verfahrensrelevanten Schriftstücke vor den Beisitzern; [12.] Beschleunigung der Rechtsprechung durch Aufteilung der Fälle nach ihrer Relevanz; [13.] Erstellung kurzgefaßter Eingaben durch die Prokuratoren; [14.] Beschleunigung von Appellationen; [15.] Entlastung der Beisitzer durch Übertragung von Abrechnungsangelegenheiten an einen Schreiber der Gerichtskanzlei; [16.] Auftrag an benannte Kommissare zur Umsetzung der Gerichtsordnung.

Köln, 26. August 1512

Wien, HHStA, AUR 1512 VIII 26, Orig. Perg. m. S. (p.r.p.s; a.m.d.i.p.; Gegenzeichnung: Serntein).

[1.] Wir, Maximilian etc., bekennen offenlich mit disem bref und tun kund allermeniglich: Als wir jungst zu Trier und auch yetzo hie auf unserm gehalten reichstag mitsampt Kff., Ff. und stenden des Reichs in den mengeln, obligen und gebrechen, so sich in manicherley weis allenthalben in dem hl. Reiche halten, gehandelt und sonderlichen betracht, das dem hl. Reiche und teutscher nation eerlich und loblich, auch nutzlich und guet sein, das daz recht underhalten, meniglichem gestattet und demselben ein sleuniger, gestracker austrag gesetzt, auch maß und weeg, wie es deshalben gehalten, furgenomen werde, demnach so haben wir mit der obgemelten unser und des hl. Reichs Kff., Ff. und stende guetem, zeitigem rat und vorbetrachtung etlich ordnung und artikel, wie unser ksl. camergericht besetzt, reformiert und gehalten werden sol, furgenomen, wie hernachvolgt:

[2.] Anfenglichen so orden und wollen wir, das der edel unser und des Reichs lblibra (Pfund) . getreuer Sigmund, Gf. zum Hag, der ein zeyt lang unser camerrichter gewesen, bey demselben ambt beleyben, dasselb treulich und vleyssig verwesen, auch alles das handeln und tun sol, das einem camerrichter laut seiner getanen phlicht zusteet und gepuret. Und haben im darauf die edeln, ersamen, unser andechtig und des Reichs lb. getreuen Bernharten, Gf. zu Eberstain, Adamen, Gf. zu Peuchlingen, Erharten, Gf. zu Tengen, Johann Furderer als benannten des EB zu Menz, Heinrich Witershausen, des EB zu Cöllen benannten, Jacob von Landsperg als benannten Pfalzgf. Ludwigs bey Rein, Wolfgangen von Thuern, Mgf. Joachims, Kf., genannten, Johannsen, H. zu Swarzenberg, von unsers haus Osterreich wegen, Haringo Sinama, genannt Frieß, von wegen unsers haus Burgundi,1 Valentin von Sunthausen von wegen des gezirks Sachsen, Wolfgangen Remen [von wegen] des gezirks des Reinstrams [= Oberrhein], Sebastian Rotenhan von wegen des gezirks in Franken, Dietrich Schiedrich von wegen des gezirks [folgt eine Lücke, zu ergänzen: Niederrhein-Westfalen] zu beysitzern verordent, und sollen der EB von Trier und Hg. Friderich von Sachsen, Kf., desgleichen die gezirk der lande zu Swaben und Bayern yeder auch einen benennen und die auf den tag, so im zugeschriben ist, schicken, unser camergericht mitsampt den obestimbten helfen zu besitzen.

[3.] Und als der ersam unser und des Reichs lblibra (Pfund) . getreuer Cristof Mülher ein zeyt lang unser und des Reichs camerprocuratorfiscal gewesen ist und dasselb ambt verwalten und verwesen, haben wir ine yetz aus etlich ursachen desselben gnediglichen erlassen und den ersamen unsern und des Reichs lb. getreuen Georgen Schützen, lerer der recht, an des genannten Mülhern stat zu unserm und des Reichs camerprocuratorfiscalgeneral aufgenomen und ime 500 fl. rh. jerlichen zu sold zu geben bestimbt. Darumb sol er uns dienen und handeln und tun alles laut der artikel seiner phlicht und ayde, so er unserm camerrichter laut der ordnung deshalben tun sol.

[4.] Und als der obgemelt Mülher in der zeyt, als er das berurt fiscalampt verwesen, vil schenkungen und eergelt emphangen, wellen wir uns, dieselben von im zu fordern und deshalben gegen ime, wie sich gepurt, zu handeln, vorbehalten haben.

[5.] Und als sich unser fiscal beswerd, das er in causis fracte pacis, so er in contumaces auf die achte procediern will, neu ladung erlangen mueß, dardurch die sachen verzogen und er nit zu furderlicher entschaft komen muege, darauf wellen wir, wann die erst citation mit der clausel der contumacion, nemlich, wo er nit erschein, das nichtdestminder etc., ausgangen und die tat offenbar und mit dem veindbrief oder sunst, wie sich gepurt, zu recht bewisen ist, das alsdann die teter on ainich weyter citation in die acht erkannt und declariert werden muegen. Wo aber solchs nit offenbar oder, wie obsteet, nit bewisen were, alsdann sol on die ander citation auf die acht nit procediert, sonder das alles wie bisher gehalten werden.

[6.] Wir wellen auch, das unser fiscal hinfur das potenambt in fiscalischen sachen selbs verwalt und aus den gefällen der fiscalischen sachen ausrichten. Soll mit seiner besoldung, wie vorsteet, nemlich 500 fl., gehalten werden und kain miet, gab, schenk oder eergelt, wie das genennt werden möcht, bey den phlichten seins ambts nemen und die kuntschafter oder exploratores von den fiscalischen gefellen und gemainem seckel und nit von seinem sold underhalten und dieselben underweisen und lernen, wie sy sich in solcher erkundigung und exploration halten sollen.

[7.] Berurend die protonotarios wollen wir die ersamen unser und des Reichs lb. getreuen Ambrosien Dieterich, licentiaten, und Ulrichen Varenpühler, die das protonotariatampt ein zeyt lang verwesen, von neuem darzu verordent und angenomen, auch gedachtem Ambrosien zugelassen und erlaubt haben, die zeyt, so er zu examinierung der notarien, darumb er von uns commission und bevelch hat [vgl. Nr. 1573 [1.]], aus ist, einen andern an sein stat zu stellen, doch das derselb, solchs zu verwesen, taugenlich und geschickt sey.

[8.] Den leser maister Johannsen Fiemel, so bisher das leserambt verwesen hat, wollen wir bey solchem ambt behalten. Und dieweil er sich der besoldung, die im auf anderthalb hundert fl. gesetzt, beswert und die zu ring geschetzt und umb pesserung solchs solds gebeten, haben wir im noch 40 fl. rh. jerlich zu pesserung seins solds verordent, die ime auch also jerlichen zusampt dem vorigen in einer suma, benanntlich 190 fl., geraicht und gegeben werden sollen.

[9.] Und als uns der schreyber halben in unsers camergerichts canzley vil mengel und gebrechen anzaigt sein, daryn wir diser zeyt nit so statlich, als die notdurft erfordert, handeln und ordnung furnemen muegen, so haben wir verordent und wellen, das die commissarien, hernochbenennt, all und yeglich mengel und gebrechen der canzley vernemen und daryn mit setzung, einsetzung und aufnemung geschickter personen, auch aller ander sachen, zu der canzley notdurftig, von unsern wegen und in unserm namen, des wir inen auch unsern gewalt hiemit verleihen und geben, furnemen und handeln muegen und sollen.

[10.] Und sol solch unser cammergericht bis auf den nechsten reichstag und endung desselben zu Wormbs auf eritag nach St. Symon und Judastag [2.11.12] angefangen und gehalten und alsdann, wo es furter hingelegt und gehalten, auf demselben reichstag beratslagt werden.

[11.] Und als in die referierung der gerichtshendel treffenlich zu sehen gepürt, damit nyemand verkürzt und alle notdurftig product und einlegen, darauf der handel in der substanz beruet, einem yeden beysitzer aigentlichen anzaigt und er darauf dest gründlicher ratslagen muege, so ordnen und wellen wir, das nu hinfür alle acta und derselben substancialia und was in productis in recht furbracht ist, offenlich vor allen beysitzern gelesen, gehort und darnach urteil daryn gefasst werden und nit mer auf eines oder zwayer relation, wie bisher beschehen ist, gestelt werden sol.

[12.] Und als durch missifen, supplication und brief in sachen slechter interlocutorien aus dem, das unser cammerrichter und alle beysitzer samentlich solche slechte hendel bisher gehort und bescheid und interlocutori daryn zu geben beslossen haben, vil verhinderung grosser sachen gemacht und noch ferrer, wo nit dareingesehen wurde, geperen möchten, demnach so ordnen und wellen wir, das nu hinfur in solchen missifen, supplication und briefen klainer sachen sich unser beysitzer in zway teil teilen und die beratslagen und darnach die antwurten und interlocutorien in ir aller beysein öffnen sollen. Wo aber etwas beswerlich in denselben sachen ye zu zeyten furfiele, daryn sollen sy ye einer von dem andern sein guetbedunken vernemen und darnach samentlich, wie sich gepurt, daryn handeln. Was aber hoch interlocutorien etc. syen, die craft einer endurteil hetten, daryn sol es, wie bisher in den endurteiln gehandelt ist, gehalten werden.

[13.] Und damit die beysitzer mit unnotdurftiger arbeit der interlocutorien halb nit beswert werden und furderlich daryn handeln muegen, so sollen die procuratores unsers cammergerichts in iren producten und conclusionalschriften, warauf sy iren rechtsatz getan haben, mit kurzen worten meldung und anzaigung tun.

[14.] Und als die sachen der appellation, so an unser camergericht beschehen, in end des jars durch etlich parteyen allain zu verzug der sachen furbracht werden, so wellen wir, das die richter, vor den solch appellation an unser camergericht beschehen, dem appellanten drey, vier oder auf das maist fünf monat ansetzen und benennen, solch sein appellation an unserm camergericht zu insinuieren und anzubringen, und wer dem nit nachkem, alsdann sol der underrichter sein urteil zu volziehen macht haben.

[15.] Und als bisher etlich beysitzer mit der rechnung des camergerichts beladen gewesen und dardurch bey den gerichtshendeln nit haben sein muegen, dardurch vil sachen verhindert werden, die sunst ir furderlich endschaft erlangt hetten, darumb wellen wir, das nu hinfur kain beysitzer mit solchen sachen der rechnung beladen, sondern ein geschickter schreyber aus unser camergerichtscanzley, den unser commissarien, hernachbenennt, darzu ordnen sollen, umb ein zimliche vererung, die ime darumb gegeben werden, das alles hinfur treulichen und bey seinem ayde handeln und tun solle.

[16.] Und damit dise unser ordnung volzogen und anders, so zu reformierung unsers camergerichts not ist, gehandelt werde, so haben wir mit rat unser und des Reichs Kff., Ff. und stende die nachgenannten commissarien furgenomen und verordent und tun das hiemit wissentlich in craft ditz briefs, nemlichen die edeln, ersamen unser andechtig und des Reichs lb. getreuen Johann von Talheim, brobst zu Wetzflar, unsern rat, Cristoffeln von Gablenz, Florenzen von Fenningen, Petern von Aufsäß, brobst zu Camberg, Gregorien Lamparter, lerer der recht, Bernharten, Gf. zu Solms, und Jacoben Heller von Frankfurt, und denselben bevolchen, das sy auf St. Elisabethentag schieristkünftig [19.11.12] zu Wormbs erscheinen, dise unser ordnung aufrichten und anders, so wir inen hieby auch bevolchen haben, handeln und furnemen. Und ob einer oder mer aus inen umb merklicher eehaft willen nit kommen mochte, so sollen nitdestminder die andern, so erscheinen, solchs alles ausrichten und volziehen, gleich als ob sy alle personlichen dabey weren. Mit urkund ditz briefs, besigelt mit unserm ksl. anhangendem insigel, geben in unser und des hl. Reichs stat Collen am 26. tag des monats Augusti nach Cristi gepurt 1512, unser reiche des röm. im 27. und des hungerischen im 23. jaren.

Nr. 1562 Ks. Maximilian an EB Richard von Trier

Köln, 21. September 1512

Wien, HHStA, RK, Maximiliana 28 (alt 21b) 1512 Sept., fol. 68, Konz.

Auf dem Kölner Reichstag, auf dem er mit Rat der Reichsstände das Reichskammergericht um sechs Jahre verlängert hat, wurde für gut erachtet, eynen andern beisitzer an Philips Somers, licentiaten, statt, so bisher von deiner lieb wegen da gesessen ist, zu verordnen. Ersucht deshalb darum, Sommer abzuberufen und unverzüglich jemand anderen zu benennen, also das der auf sonntag nach Symonis und Jude nechst [31.10.12] zu Wormbs sey, unser ksl. camergericht helfen zu besitzen.a

Nr. 1563 Ks. Maximilian an den Reichskammerrichter Gf. Sigmund zum Haag

Köln, 22. September 1512

München, HStA, KÄA 551, fol. 55, Orig. Pap. m. S. ( p.r.p.s.; a.m.d.i.p.; Gegenzeichnung: Serntein).

Hat auf dem Reichstag in Köln mit Rat der Reichsstände das Reichskammergericht um sechs Jahre verlängert und zugleich beschlossen, Gf. Sigmund erneut als Reichskammerrichter zu berufen. Weist ihn an, bis zum 31. Oktober 1512 (suntag nach Simonis und Jude negst) nach Worms zur Wiederbesetzung des Gerichts zu kommen.

Nr. 1564 Ks. Maximilian an EB Uriel von Mainz

Köln, 2. Oktober 1512

Wien, HHStA, RK, Maximiliana 28 (alt 21b) 1512 Okt., fol. 15a, Konz.

Ist durch den Reichskammerrichter Gf. Sigmund zum Haag darüber informiert worden, daß EB Uriel diesem befohlen hat, zum 10. Oktober (sontag nach St. Dionisientag negstkunftig) nach Worms zu kommen und das Reichskammergericht zu eröffnen. Da er nach der Abreise des EB aus Köln zu der Überzeugung gelangt ist, daß dieser Termin zu kurzfristig angesetzt ist, hat er für die Gerichtseröffnung den 23. November (eritag nach St. Elisabetentag schirstkunftig) festgelegt und EB Uriels Kanzler (Dr. Johann Engellender) sowie die Gerichtsbeisitzer aufgefordert, an diesem Tag in Worms zu erscheinen. Weist den EB an, den alten Termin abzusagen und den neuen zu akzeptieren.1

Nr. 1565 Ks. Maximilian an die verordneten Kommissare für die Wiederaufrichtung des Reichskammergerichts

Köln, 6. Oktober 1512

Wien, HHStA, RK, Maximiliana 28 (alt 21b) 1512 Okt., fol. 39a, Konz. (am Schluß des Stückes: An die rete, so in des camergerichts sachen (korrigiert aus: mengeln) zu handln verordent sein).

Da Gf. Adam von Beichlingen mit verschiedenen Angelegenheiten, die aus der in Köln gefällten ksl. Entscheidung im hessischen Konflikt (Nr. 1244) resultieren und seine Gemahlin (Katharina) betreffen, beschäftigt ist und sich deshalb nicht um das Reichskammergericht kümmern kann, hat er darum gebeten, ihn noch eine Zeitlang (als Beisitzer) freizustellen. Dieweil ir nu in den mengeln und geprechen unsers camergerichts zu handln verordent seit, so begern wir an euch1, ir wollet in solchem eurm gutbedunken nach handln und in umb unsern willen dermassen bevolhen haben, damit er in solhen seinen sachen nicht verhindert, auch im kain geferlicher verzug seins ausbeleibens von dem camergericht zugemessen werde.

Nr. 1566 Ks. Maximilian an die verordneten Kommissare für die Wiederaufrichtung des Reichskammergerichts

Köln, 9. Oktober 1512

München, HStA, KÄA 551, fol. 58, Orig. Pap. m. S. ( p.r.p.s.; c.d.i.p.; Gegenzeichnung: Serntein).

Hat Gf. Sigmund zum Haag zum Reichskammerrichter bestellt. Weist sie an, ihm gemäß der Reichskammergerichtsordnung den gleichen Sold zu zahlen wie den früheren Reichskammerrichtern Gf. Eitelfriedrich von Zollern und Gf. Adolf von Nassau-Wiesbaden.

Nr. 1567 Der Bamberger Hofmeister Johann von Schwarzenberg an Zyprian von Serntein (ksl. Kanzler)

Bitte um Unterstützung seines Wunsches nach Aufnahme der Tätigkeit als Beisitzer am Reichskammergericht zu einem späteren Zeitpunkt.

[Bamberg], 18. Oktober 1512 (montag nach Galli des hl. abts tag)

Wien, HHStA, RK, Maximiliana 26 (alt 20) 1512 Jan. (!), fol. 25-27, Orig. Pap. m. S. (Vermerk auf der Rückseite: In seinem abwesen H. Melchior Pfintzing, probst zu St. Sebald zu Nurnberg).

Dankt für die (nicht vorliegenden) Mitteilungen, die u. a. seine Entsendung ans Reichskammergericht betreffen. Hat zudem eine Aufforderung Ks. Maximilians erhalten, sich zum 31. Oktober (sontag nach Symonis und Jude) in Worms einzufinden, um für das Haus Österreich als Beisitzer am Reichskammergericht tätig zu werden. Antwortet hierauf dem Ks. im beigefügten (nicht vorliegenden) Brief, daß er zwar dazu bereit sei, aber des bambergischen gleitsbruchs halben [vgl. Abschnitt IV.4.], darumb vehde und krieg vor augen stet, darinnen ich bei meinem gn. H. von Bamberg bedreten bin und dieweil solche sach unvertragen ist, von seinen Gn. füglich nit ziehen kone. Deshalb möge der Ks. seine Anweisung bis zur Beendigung des Konflikts um den Geleitbruch aussetzen. Nun kann Serntein sicherlich ermessen, das mir gemelter ursachen halb, diser weil von meinem gn. H. von Bamberg zu ziehen, ganz verkerlich und nachredlich were, und sein Gn. würde des diser zeit sunderliche große beschwerd haben. Darumb, wiewol mir auf auswartung gemelts handels gegen den widerteilen, iren anhengern und zugewanten vil haß, nachteils und schadens stet und ich des mit fugen gern vertragen sein wolt, so wil ich doch das vil lieber leiden, dan das ich mit unfügen von meinem gn. H. von Bamberg ziehen solt. So aber gemelte sach zu frieden und vertrag kumpt, das ich verhoff, zum lengsten auf dem negstkunftigen reichstag gescheen moge (mitler zeit auch vermerkt, wie das camergericht weiter erstreckt wirt), wird er dem ksl. Befehl Folge leisten. Bittet Serntein, ihn diesbezüglich beim Ks. zu unterstützen. Dankt ihm auch für andere freuntschaft, so ir mir (meinethalb unverdienet) jungst zu Köln in gemelter und andern sachen erzeigt und bewisen habt.

Nr. 1568 Der Esslinger Ratsherr Hans Ungelter d. J. an Zyprian von Serntein

[Esslingen], 20. Oktober 1512 (mitwoch nach Galli)

Esslingen, StadtA, Missivbücher Nr. 15, fol. 205a, Kop.

Serntein erinnert sich sicherlich, daß auf dem Konstanzer Reichstag (1507) im Rahmen der Verhandlungen über den Sitz des Reichskammergerichts die Rst. Esslingen für die gelegesten aine, wo es us ursachen zu Wormbs nit pliben würd, erachtet wurde. Dies ist auch im Reichsabschied festgehalten.1 Hat nun gerüchteweise gehört, daß das Reichskammergericht aus ihm nicht bekannten Gründen eventuell aus Worms wegverlegt werden soll. Da er sich verpflichtet fühlt und gewillt ist, das Wohl und Ansehen Esslingens als mein vaterland zu fördern, bittet er Serntein um vertrauliche Mitteilung, ob der Ks. tatsächlich beabsichtigt, den Sitz des Reichskammergerichts zu verlegen. Wenn dem so wäre, würden Bm. und Rat von Esslingen mit Unterstützung Sernteins beim Ks. entsprechend tätig werden. Serntein gegenüber würden sie sich nicht undankbar zeigen.

Nr. 1569 Ks. Maximilian an die verordneten Kommissare für die Wiederaufrichtung des Reichskammergerichts

Speyer, 21. November 1512

Wien, HHStA, RK, Maximiliana 28 (alt 21b) 1512 Nov., fol. 68a, Konz.

Nachdem Georg Schütz, Lehrer der Rechte, auf dem Reichstag in Köln von den Ständen als Generalkammerprokuratorfiskal nominiert worden ist, dieses Amt aber nicht annehmen will, hat sich N. Tiel, Lehrer der Rechte, darum beworben. Da es ihm (dem Ks.) nicht zusteht, ohne die Reichsstände und sie (die verordneten Kommissare) zu handeln, die Stände aber auch (den badischen Kanzler) Dr. (Jakob) Kirser nominiert haben, weist er sie für den Fall, daß dieser das Amt ebenfalls ablehnt, an, mit Tiel zu verhandeln, aber keine Entscheidung zu treffen, sondern ihm ihre Empfehlung mitzuteilen.

Nr. 1570 Zyprian von Serntein an den Reichskammerrichter Gf. Sigmund zum Haag und Dr. Johann von Dalheim (Propst zu Wetzlar)

Göppingen, 27. November 1512

Wien, HHStA, RK, Maximiliana 28 (alt 21b) 1512 Nov., fol. 98a-99a, Konz.

Ks. und Reichsstände haben auf dem Reichstag in Köln eine Reihe von Kommissaren verordnet, die am 19. November ( St. Elspetentag yetzverschinen) in Sachen der neu aufgerichteten Reichskammergerichtsordnung (Nr. 1561) hätten tätig werden sollen. Trotz ksl. Ladung ist jedoch nur ein kleiner Teil von ihnen erschienen. Hat selbst beim Heraufziehen mit dem württembergischen Kanzler Dr. Lamparter gesprochen und ihm klargemacht, daß er unbedingt kommen müsse. Dieser habe geantwortet, er wäre gern dazu bereit, doch sei ihm aufgrund einer Erkrankung und wegen dringender Angelegenheiten Hg. Ulrichs von Württemberg ein Erscheinen nicht möglich. Teilt dies mit, damit die Kommissare nicht auf Dr. Lamparter warten, sondern mit ihrer Tätigkeit beginnen. Hat zudem Vinzenz Rogkner informiert, daß neben Dr. Lamparter auch Peter von Aufseß nicht kommen wird, mit der Bitte, den Ks. hierüber in Kenntnis zu setzen, damit dieser eventuell für Ersatz sorgt.

Anmerkungen

1
 Wegen einer in Worms grassierenden ansteckenden Krankheit war das Reichskammergericht von November 1511 bis 6. Januar 1512 beurlaubt worden. Vgl. Hausmann, Städte, S. 16.
2
 Laut Nr. 786 [5.] war Gf. Sigmund zum Haag Ende November oder Anfang Dezember 1511 vom Ks. zum Reichskammerrichter ernannt worden.
1
  Dr. Dietrich Reisacher war ab 1502 Rat Hg. Georgs von Bayern und seit 1509 Beisitzer am Reichskammergericht. Vgl. Lieberich, Die gelehrten Räte, S. 180. Bereits in einer am 10. März 1512 dem Reichskammerrichter in Worms in publica audientia vorlegten expurgatio hatte er die Entstehung der gegen ihn erhobenen Vorwürfe geschildert und ihre Berechtigung zurückgewiesen. Demzufolge hatte am 12. Februar 1512 der damalige Verweser des Reichskammerrichteramtes, Gf. Adam von Beichlingen, ainen, gnant Dr. [Peter van] Klapis, in seiner Gn. herberg venklichen angenomen und in beysein etlicher gefragt, […] welh beysitzer schankung nemen und welicher ime gesagt habe, was seinethalb im rat gehandelt. Sol gedachter Clapis mich für ainen angezeigt haben, dem Gerhart von Erklens hab ein schachtel confects und dorinnen 12 fl. oder mynder geschenkt. Gegen diese Unterstellung, die auch in der später dem Reichstagsausschuß übergebenen Rechtfertigungsschrift Dr. Reisachers erwähnt wird (vgl. Nr. 1556 [5.]), verteidigte sich der Beschuldigte im Folgenden detailliert und bat abschließend den Reichskammerrichter darum, dafür zu sorgen, daß er nicht länger ungerechtfertigterweise verleumdet werde, sondern sein Beisitzeramt unbeeinträchtigt ausüben könne. Wien, HHStA, RK, Maximiliana 27 (alt 20) 1512 Apr., fol. 81a-87b, Orig. Pap.
2
 An diesem Tag legten laut Aussage Dr. Reisachers ([1.]) die Reichskammergerichtsbeisitzer verschiedene gegen ihn gerichtete Schriftstücke vor, auf die er mit seiner Rechtfertigungsschrift antwortete. Laut Bericht des Frankfurter Gesandten J. Heller vom 4. Juni (Nr. 1710 [11.]) wurden der Reichskammerrichter Gf. Sigmund zum Haag und die Beisitzer zum 6. oder 7. Juni in Trier erwartet.
a
–a Am Rand hinzugefügt.
3
 Ausgeschrieben für den 16. Oktober 1511. Vgl. Nr. 771 [4.].
4
 Grund für die Abwesenheit der Beisitzer von Worms war die Beurlaubung des Reichskammergerichts in der Zeit von November 1511 bis 6. Januar 1512. Vgl. Nr. 1553.
5
 In Freiburg i. Br. hielt sich Ks. Maximilian von November 1510 bis Februar 1511 auf.
6
 Gemeint ist wohl das Urteil des Reichskammergerichts vom 10. Oktober 1508, das die Hh. Johann d. Ä. und Johann d. J. von der Leiter aufgrund ihrer gegen Venedig gerichteten Klage auf Rückgabe ihrer alten Besitzungen in Verona und Vicenza erlangt hatten. Vgl. Nr. 94 Anm. 12.
b
–b Am Rand hinzugefügt.
7
 Im Herbst 1512 wurde Dr. Reisacher aufgrund eines von den Reichskammergerichtsvisitatoren erstellten und durch Ks. Maximilian gebilligten Gutachtens als Beisitzer suspendiert. Vgl. Harpprecht, Staatsarchiv, S. 132-134; Mencke, Visitationen, S. 16f. Am 29. Mai 1514 teilte der Ks. in einem Schreiben an den Reichskammerrichter Gf. Sigmund zum Haag und die Gerichtsbeisitzer mit, etlicher Stände des Reichs Bottschafften, die auf jüngst gehalten Reichstag in unser und des Reichs Stadt Trier über die Gebrechen unser und des Reichs Cammergericht verordnet gewest seyn, hätten ihn darüber informiert, daß sie im Konflikt zwischen Dr. Dietrich Reisacher und anderen Beisitzern des Reichskammergerichts etlicher Injurien halben haltend in Ersehung obgemelter Gebrechen bey Ihnen betracht, wie nutz und gut seyn möchte den gedachten doctor Reysacher seines Beysitzer Amts gnädiglich zu erlassen, und durch den Bayerischen Creys einen andern an sein statt zu verordnen. Aufgrund dessen habe er Dr. Reisacher des Beysitzer Amts gnädiglich erlassen, aber nit entsetzt. Hierüber hätten sich jedoch sowohl EB Leonhard von Salzburg als auch Hg. Wilhelm von Bayern beschwert, da die Suspendierung ohne eindeutig nachgewiesene Verfehlung sowohl Dr. Reisacher als auch sie selbst in Mißkredit bringe. Letzterer habe daraufhin ihn (den Ks.) gegen seine Mitbeisitzer um Recht angerufen. Da von diesen bislang keine entsprechende rechtliche Klage vorgebracht worden sei, gebiete er, Dr. Reisacher sein Beisitzeramt wieder ungehindert ausüben zu lassen. Weil zudem EB Leonhard und Hg. Wilhelm bislang keinen neuen Amtsinhaber benannt hätten, werde er auf dem nächsten Reichstag zusammen mit den Reichsständen über die Vorwürfe gegen Dr. Reisacher erneut beraten. Druck: Harpprecht, Staatsarchiv, Nr. 216.
1
 Laut Bericht des Frankfurter Gesandten Jakob Heller vom 29. Juli 1512 (Nr. 1719 [2.]) wurde die Supplikation acht oder zehn Tage zuvor der Reichsversammlung übergeben. – Zu den städtischen Klagen gegen das Reichskammergericht vgl. auch Smend, Reichskammergericht, S. 111.
2
 Druck: Heil, Reichstagsakten 9, Nr. 272.
a
–a Korrigiert aus: etlich Ff. und der merertail von Gff. und Hh. und der merer teyl der hohern stend.
1
 Die förmliche Ernennung Schwarzenbergs und Sinnamas zu Reichskammergerichtsbeisitzern erfolgte durch eine gleichfalls in Köln am 26. August 1512 ausgestellte ksl. Urkunde. Wien, HHStA, AUR 1512 VIII 26, Orig. Perg. m. S. Kurzregest: Gross, Urkunden, Nr. 116.
a
 Folgt gestrichen: Dahin wir und die stende, etlich rete und comissarien zu unserm camergericht aufzurichten und zu verordnen, auch sein werden.
1
 Mit Schreiben aus St. Martinsburg in Mainz vom 7. Oktober 1512 informierte EB Uriel den Reichskammerrichter Gf. Sigmund zum Haag über die Entscheidung des Ks. und ersuchte ihn, sich danach zu richten. München, HStA, KÄA 551, fol. 57, Orig. Pap. m. S.
1
 Die Namen der Kommissare sind genannt in Nr. 1561 [16.].
1
 Heil, Reichstagsakten 9, Nr. 268 [24.].