Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XIV. Band. Der Reichstag zu Nürnberg 1543 bearbeitet von Silvia Schweinzer-Burian, mit Vorarbeiten von Friedrich Edelmayer

Wien HHStA, RK RTA 11/Konv. 1, fol. 219r–220r (Kop.); ÜS: General, daryn yedem standt sein anslag vermug der bewilligung und reichsabschid verkhundt wordn.

Der Text des Generalmandats ist in allgemeiner Form abgefasst; es fehlt die Anrede an den jeweiligen Reichsstand sowie die Zahl der geforderten Reiter und Fußknechte bzw. das Geldäquivalent dafür. In vielen Archiven finden sich Mandate, welche diese Angaben für den jeweils adressierten Reichsstand enthalten: z.B. in München HStA, Hochstift Freising, Kasten blau 221/6a, unfol. (Druck mit Siegel an Pfgf. Heinrich, Adm. von Worms und Bf. von Freising); Hannover NLA, Hild. Br. 1, Nr. 80, fol. 863r–865v (Kop. an Bf. Valentin von Hildesheim). Die Kreisfürsten ersuchte Kg. Ferdinand, die Anschlagsmandate an die zu ihrem Kreis gehörenden Kreismitglieder weiterzuleiten1.

Als wir sambt der röm. ksl. Mt., unsers lieben brueders und herrn, verordnetn commissarien auf hievor beschehne gemainer reichsstendt bewilligung und sonderlich den jungsten speyrischen [RTA JR Bd. XII, Nr. 285] und alhie gemachtn reichsabschid [RTA JR Bd. XIII, Nr. 198] auf disem gegenwurtigem reichstag bey den kfl. retn, fursten und stenden des Hl. Röm. Reichs und der abwesenden potschaften mit allem genedigen und bestem fleiß gehandlt, vermant und angehaltn haben, die continuation und volstrekhung der hievor bewilligtn notwendigen turggenhilf fur handen ze nemmen und dieselb zu rettung und beschirmung teutscher nation und gemainer cristenhait zum furderlichistn in das werkh zu richten, und darauf von bemeltn kfl. räthn, fursten und stenden und der abwesenden botschaften – hochgedachter ksl. Mt. und uns zu underthenigem gefalln, auch zu rettung des cristlichen bluets und zu verhinderung und widerstandt des Turggen – irer vorbeschehnen bewilligung und nach ausweisung des speyrischn reichsabschids die ainfach hilf nach dem wormbsischen romtzug ze raitn – als nemblich 20 000 zu fueß und 4000 zu roß – bewilligt worden. Und das solh kriegsfolkh sechs monat lang, vom erstn tag Maij an tze rechnen, erhalten und alle stend zwen gantz monatsold, benenntlich auf ain pherdt zwelf fl. und ainen fueßknecht vier fl., auf den halben monat Maij schieristn gewislich und entlich, auch on alles vertziehen und ausred in die stett Frannkhfurt am Main, Nuermberg oder Regenspurg, welhe dann ainem yeden standt die gelegnist sein wirdet, und volgends die andern zwen monatsold auf den halben monat Julij und die dritt betzalung auf den halben monat Septembris, und auf die ersten drey monat auf rustgelt, guet schutzen und ander extraordynari soldt zu yedem monatsold auf ainen raisigen anderhalben fl. und auf ainen fueßknecht ain halben fl. auch in der vorbemeltn stette aine mit barem gelt erlegen und betzaln. Welhs gelt alles yederzeit durch den gemainen comissari, so von den reichsstenden dartzue erkiest, eingenomen, auch durch denselben das kriegsfolkh (darumb wir uns von allerlay nation bewerben und damit die befestigungen an der Thunaw und in Hungern statlich besetzen, auch andere kriegsnotturftn verrichtn und dem Turggen desto statlicher widerstand thun) gemustert und betzalt werden solle.

Das auch ain yede obrigkeit im Reich alle ire underthanen, die sy vermug der recht und aus altem herkhomen zu steurn oder zu belegen haben, auf den gemainen phennig, wie der hievor im Reich bewilligt, doch allain derselben obrigkait zu guetem oder sonst durch ain steur oder anlag, wie ain yede obrigkait fur guet ansehen wirdet, anlegen und eintziehen muge. Und in solher anlag niemand ausgeslossen sein, sich auch die obrigkaitn selbs angreiffen sollen, wie dann solhes alles der reichsabschid, mit weiter ausfuerung, weß sich die negstgesessnen kraiß – als frennkhisch, bayrisch, schwebisch, ober- und nidersächsisch – sambt und neben unsern kunigreichen und landen verrer aines statlichn benentlichn zuetzugs halben auf dem tag, so geen Passaw ernennt ist, vergleichen, was auch zu ringerung und vergleichung der anschleg gehandelt und wie es gegen denen, so ir erlegung und betzalung irer auferlegtn gebur obbestimbter yetzbeschehnen bewilligung seumig oder ungehorsam sein, gehalten, nemlich wo sy weltlich, das die alßbald in der röm. ksl. Mt., unsers lieben brueders und herrn, und des Hl. Reichs acht mit der tath gefalln und, wo sy gaistlich wern, alle und yede ire privilegia, freyhaitn, schutz und schirm, die sy von der röm. ksl. Mt. und dem Hl. Reich haben, dardurch verwurckht, deren priviert und entsetzt sein, auch gegen inen samet- und sonderlich durch den ksl. fiscal zu erklerung solher peen und straff am ksl. camergericht procediert und verfarn und dieselben ungehorsamen vor erstattung irer gebur sambt allem derhalben erlitten costen, scheden und interesse von solher acht durch die ksl. Mt. noch uns nit absolviert oder endtledigt werden solln, verrer mit sich bringt.

Und dieweil nu du [= dir] in obbestimbte bewilligung N.2 geburn, welhe antzal zu roß und fueß sich obangeregtem anschlag nach auf yeden der ernentn dreyen termin auf N.3 erstreket, so ersuechen wir dich in namen und anstat hochgedachter ksl. Mt. und fur uns selbs, von röm. ksl. und kgl. macht ernstlich gebietend, du wollest solh dein geburnus der bestimtn dreyer termin und yedes in sonderhait sambt dem, was sich als obsteet auf die erste drey monat auf rustgelt, guet schutzen und ander extraordinari sold deinem anschlag nach auf ainen yeden monat, benanntlich auf ain pherdt anderthalben und auf ain fueßknecht ain halben fl. geburn wirdet, an die ort und ende, wie obgemelt, on alles aufhaltn oder vertziehen entlich und gewislich erlegn und darynnen gar kain waigerung, auftzug oder verlengerung gebrauchen, damit die besatzungen, wie die von den reichsstenden der hohen, unvermeidlichn notturft nach bedacht, zeitlich furgenomen und verricht werden, auch sonst dem Turggn statlicher widerstand beschehen und der unwiderbringlich schaden, nachtail und verderben, so aus mangl der betzalung, wie dann hievor zu mermaln ervolgt, teutscher nation und gemainer cristenhait zu gewartn ist, verhuet und furkhomen werden muge, auch nit not seye, im fal der ungehorsame durch den ksl. fiscal gegen dir auf obberurte peen zu procediern.

Anmerkungen

1
Kf. Johann Friedrich von Sachsen, Inhaber des Kreisausschreibeamts im Obersächsischen Kreis, erhielt gemeinsam mit den Anschlagsmandaten folgendes Begleitschreiben Kg. Ferdinands: Als von den stenden des Hl. Röm. Reichs auf diesem alhiegen reichstag wider den erbveindt gemainer christenhait ain hilf bewilliget worden, haben wir darauf an alle stende der anschleg halben, was ainem jeden in solche thurggenhilf zue geben geburt, gedruckhte mandata fertigen lassen, welche wir deiner L. ausserhalb deren, die wir den stenden alhie uberantwurten lassen, hiemit ubersenden. Und ersuchen darauf dieselb, fruntlich und genedigclich begerendt, dein L. wolle solche anschlegmandata fur sich selbs gehorsamblich und guetwillig annemen und die andern den stenden des obersechssischen khrayß unverzogenlich zueschickhen und verordnung thuen, das dieselben ainem jeden, in ansehung das die sachen der eyl und furderung bedarf, unverzogenlich uberantwurt und behendigt werden, damit sich derhalben in laystung obberurter hochnotwendigen thurggenhilf niemandt entschuldigen moge. Geben in unser und des Reichs stat Nurmberg, den 23. Apprilis anno etc. im 43. Post scripta: Wiewol aus unsrem schreiben verstanden wirdet, als ob wir etlichn khraißstenden ire mandata alhie antworten lassen, so hat doch solichs unsers und der stende eyllend abreyttens halber nit sein mugen, welches wir deiner L. zu bericht nit verhalten wellen. Datum ut supra. In: Weimar HStA, EGA, Reg. E 150, fol. 24rv (Ausf.); AV fol. 24r: Der röm. konigk schikt di mandat in disen obersechsischen kreiße uff den negsten nurmbergischen abeschied 1543.
2
Der Buchstabe N steht als Platzhalter für die Zahl der zu entsendenden Reiter und Fußknechte.
3
Der Buchstabe N entspricht der Geldsumme, die der jeweilige Reichsstand für den Unterhalt der Reiter und Fußknechte in drei Raten zu bezahlen hatte.