Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XIV. Band. Der Reichstag zu Nürnberg 1543 bearbeitet von Silvia Schweinzer-Burian, mit Vorarbeiten von Friedrich Edelmayer

Wien HHStA, MEA RTA 8/Konv. 1, fol. 661r–664v (Reinschr. des Entwurfs); AV fol. 664v: Concept der bestallung des comissarii zue der ietzigen turckenhilf.

Wir, der churfürsten verordente rhet, fursten und gemeine stent des Hl. Reichs und der abwesenden botschaften und rethe, so uff dem reichstag alhie zu Nurnberg erschinen sein, bekennen offentlich mit diessem brive:

Als wir der röm. ksl. und kgl. Mtt., unsern allergnedigisten herren, zu underthenigistem gefallen, auch rettung des christenlichen volckes zu widerstant des Turcken bewilligt haben 4000 zu roß und 20 000 zu fuß, so die röm. kgl. Mt. annemen sol lassen zu besatzung der bevestigungen und päß an der Thonau und andern orten in Ungern, sechs monat lang, von dem ersten tag Mai an zu rechnen, zu underhalten und das gelt, nemlich uff ein pfert zwolf fl. und uff einen fußknecht vier fl. und fur rustgelt und ubersolt die ersten drei monat uff ides pferdt anderthalben fl. und uff iden fußknecht ein halben fl., und in der dreien stett eine, Franckfurt am Mein, Nurnberg ader Regenspurg, zu underschidlichen zilen, nemlich zwen monatsolt uff den 15. Mai und wider uff zwen monat uf den 15. Julij und fur die letzte zwen monat uff den 15. Septembris zu erlegen und furter durch unsern darzu verordenten commissarien zu gepurlicher zeiten obbemelt kriegsvolckh zu musteren, und von solichem erlegten gelt bezalen zu lassen.

Demnach haben wir N.2 zu unserm comissarien und zalmeistern uff- und angenomen, darauf er sich gegen uns verbunden und verpflicht, seinem ampt zum treulichsten vor zu sein, der ksl. Mt., unser und des Hl. Reichs eer, nutz und wolfart zu furdern, das gelt, so vorangeregter massen erlegt wurdt, zu handen zu bringen, sein innemen und ausgeben treulich uffzuschreiben und, wie hernach volgt, zu verrechnen, das kriegsvolck in bewilligter anzal in erster und allen andern volgenden musterungen selbs personlich zu musteren, es were dan sach, das solch musterung der feint halb verhindert wurde, und durch sich oder seine bevelchshaber von obberurtem gemeiner reichsstent gelt zu bezalen, und dasselbig gelt in keinen andern weg dan zu bezalung des bewilligten kriegsvolcks in die besatzungen zu geprauchen, auch solichs durch sich und seine geschickte diener in guter verwarung zu haben und iderzeit nit mer zu sich zu pringen weder [= als] die ungevarlich notturft zu des kriegsvolck bezalung ervordert, auch die obersten hauptleut und andere bevelchshaber vermog irer bestallung zu bezalen, keinen hauptman zu ider musterung mer dan in der glaubwirdigen, verpitschirten musterzettel begriffen ist, noch anderen kriegspersonen mer dan ir bestallung inhelt zu geben, noch einichen bedrug, so er den erfur, ksl. Mt. und den stenden zu nachteil zu verschweigen noch helffen underdrucken, auch fur sich selbs keinen furzunemen. Darzu sol der comissarius selbs personlich oder durch seine bevelchshaber sich zu Wien oder einen andern gelegen platz[auf]halten, da man sy zu furfallender notturft finden moge.

Darauf haben wir unß mit ime seiner bestallung verglichen wie volgt: Erstlichen sollen wir ime geben die obberurten sechs monat lang einen iden monat uff seinen leib besoldung N. fl., item uff seinen zalmeister N. fl., item N. fl. N. schreibern, item uff N. pferd, item N. trabanten. Item ampts und rustung halb sollen im zwen wegen gehalten werden und die mit N. fl. monatlich versoldet und underhalten werden.

Item nachdem die bewilligt reichshilf hinder etlich stedt erlegt werden soll, deswegen er zu ein- und zusamenbringung vertrauter personen notturftig, so sol seinem inbringer des monats N. fl. und seinem schreiber N. fl. gegeben werden. Und das inbracht gelt sol iderzeit uff des Reichs costen, gefaar und schaden zu dem kriegsvolck pracht und, ob einich beschwerdt daran erscheinen wurdt, sol es dem commissarien one schaden sein. Doch sol das gelt iderzeit mit rhat und vorwissen der röm. kgl. Mt. oder irer Mt. verordenten obersten in die besatzungen zu dem kriegsvolck gebracht werden. Item sollen gemeine stend uff des comissarii oder seiner bevelchshaber ersuchen sollich gelt notturftiglich vergleiten und ime hilf und furderung thun, damit es desto statlicher und sicherer zum obbemeltem kriegsvolgk bracht werden moge. Und was in solchem allem mit zusamenbringung [der] vorbewilligten reichshilf an wechselgeld, glait, furlon, bottenlon und anderm billich auflauffen wurdt, sol im in der kunftigen rechnung zugelassen und angenomen werden.

Der comissarius sol auch sollichs seines ampts, auch innemens und ausgebens uff nechstem reichstag, so nach auszug obbestimpter sechs monaten gehalten wurdt, gemeiner reichsversamlung erbare und richtige rechnung thun, welche auch unverzuglich von ime gehort und, wo die gepurlich befunden, angenomen und er von des Reichs wegen entlich quittiert werden. Und was er solicher rechnung halb fur redlichen costen, zerung und schaden, von hauß auß biß wider zuhaus, nach entlicher annemung der rechnung uffwenden wurdt, das sol zu der rechnung auch angenomen werden. Darauf gereden und versprechen wir obbemeltem N., diesse bestallung stet und vest zu halten und darwider nichts furzunemen.

Zu urkunt haben wir, von Gottes gnaden Ludwig Pfgf. bey Rein etc., Hg. in Obern- und Nidernbayern, und Panggratius Bf. zu Regenspurg, von Kff., Ff. und stend wegen des Hl. Reichs uff ir und yerer rhät und botschaften derhalb an uns gelangte freuntlich und underthenig schrieftlich pitte und commission [Nr. 141] unsere insigel an diesen brive henckn lassen, der geben – – –3.

Anmerkungen

1
Das Aktenstück liegt dem Ersuchen der Reichsstände an Kf. Ludwig von der Pfalz und Bf. Pankraz von Regensburg zur Ernennung eines Kommissars bei (Nr. 141) und ist wahrscheinlich am selben Tag verfasst worden. Die darin enthaltenen Bestimmungen werden in ähnlicher Weise im RAb Nr. 404, § 19 und § 31 wiederholt.
2
Der Name des Kommissars stand zu Ende des RT noch nicht fest. Aus den Akten des Speyerer RT 1544 ist ersichtlich, dass Walter von Habsberg zum Pfennigmeister und Kriegskommissar bestellt wurde: siehe RTA JR Bd. XV, S. 101.
3
Datum fehlt.