Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XIV. Band. Der Reichstag zu Nürnberg 1543 bearbeitet von Silvia Schweinzer-Burian, mit Vorarbeiten von Friedrich Edelmayer

A Wien HHStA, MEA RTA 8/Konv. 1, fol. 124r–145r (Kop.); AS fol. 124r: Der protestirenden replica uff der kgl. Mt. und ksl. commissarien beschehene antwort, verlesen in gemeyner versamblung 26. Februarij anno 43.

B Wien HHStA, RK RTA 11/Konv. 1, fol. 128r–158v (Kop.); ÜS fol. 128r: Der protestierenden replica auf der röm. kgl. Mt. und der ksl. Mt. comissarien beschehne antwurt. AV fol. 128r: 26. Februarij in gemainer versamlung verlesen. DV fol. 158v: Der protestierendn replicn.

C Wien HHStA, RK RA i.g. 13f/Konv. 2, fol. 40r–69v (stark korr. Konz.); DV fol. 69v: Replica der stend der augspurgischen confession und religion uff nehere des königs und ksl. commissarien antwurt, den 26. Februarij anno etc. 43 übergeben.

D Weimar HStA, EGA, Reg. E 149, fol. 326r–356r (fehlerhafte Kop. mit einzelnen Korr.); AS fol. 326r: Copie der replica der stende der augspurgischen confession und religion uff der kgl. Mt. antwort der ubergebenen supplication fridens und rechtens halben, den 26. Februarij anno etc. 43 ubergeben.

E Ludwigsburg StA, B 189 II, Bü. 54, unfol. (Kop.); DV: Der chur- und fursten, auch anderer stend der christenlichen augspurgischen confession etc. der kgl. Mt. und den ksl. commissariis uff ir anthwurt ubergebene replick etc., uf den 26. Februarij anno 43 zu Neurnberg.

F Amberg StA, Reichssachen 100, Prod. 20, unfol. (Kop.); AV: Lectum den 27.1 Februarij. AS wie in A.

G Hannover NLA, Hild. Br. 1, Nr. 80, fol. 735r–760r (Kop.); ÜS fol. 735r: Replica der protestierende stende uff der kgl. Mt. und der ksl. Mt. commissarien gegebene antwurdt uff irer gegebene supplication. AV fol. 735r: Geschriben zu Nhurmberg, den 27. Februarij anno 43.

In der ausführlichen Replik der evangelischen Stände2 werden die Argumente ihrer ersten Eingabe (Nr. 152) wiederholt, um den Forderungen größeren Nachdruck zu verleihen, wobei Kg Ferdinands Antwort (Nr. 155) Punkt für Punkt widerlegt wird. Das an mehreren Stellen stark korr. Konzept der Replik (C) ist deutlich schärfer und weiter ausholend formuliert als die endgültige Fassung, die dem König überreicht wurde.

Die antwort, so eur röm. kgl. Mt., fstl. Gnn. und G. uns uff etzliche puncten unser nehern supplication gegeben [Nr. 155], haben wir underthenigst, underthenig und dinstlich verlesen und erwogen und befunden, das unserer gnedigsten, gnedigen herrn und obern der stendt der christlichen augspurgischen confession hohe und unvermeidliche notturft ist, eur röm. kgl. Mt., fstl. Gnn. und G., solcher und auch anderer in voriger unserer supplication [Nr. 152] angeregten puncten halben weitern bericht zu thun, underthenigst, underthenig und dinstlich bittende, eur röm. kgl. Mt., fstl. Gnn. und G. wellen solche dieser stende verner notturft gnedigst, gnedig und unbeschwert einnehmen und uns darauf mit verhoffter und gutwilliger antwort dermassen versehen, damit solche angeregte artickel zum forderlichsten uff pilliche, leidlich wege erlediget und des Hl. Reichs nachteil, so uß weiterm aufzug, wie der geschwinden furstehenden leuft halben hochlichen zu besorgen, ervolgen mocht, verhut werde.

[Art. 1: ad Nr. 155, Art. 1] Und das wir in voriger supplication etzlichermassen erzellung gethan und ausgefhurt, was sich der religion und derselbigen anhengigen sachen halb von dem reichstag zu Speir, anno etc. 26 gehalten, biß anhero zugetragen, das ist underthenigster, undertheniger und guter wolmeinung und darumb beschehen, daß eur röm. kgl. Mt., fstl. Gnn. und G. dieser ding in itzigen schwerena, des Hl. Reichs obligenden sachen zum kurtzesten erinnert und dieser stende hochste beschwerungen dester gruntlicher berichtet wurden und daraus scheinlich spurn und mercken mochten, das sie zu beschehener underthenigster suchung unmeidlichen getrungen, dieselbigen auch ane befharung hochsten unraths im Hl. Reich nit umbgeen mugen.

Und als anfengklich eur röm. kgl. Mt., fstl. Gnn. und G. es dafur achten, do den reichsabschieden, -handlungen und -ordnungen von allen stenden gehorsamlich gelebt und nachgegangen, das allerlei unrath und nachteilige weiterung im Hl. Reich verblieben were, wissen wir diß zu berichten, das diese stende allen reichshandlungen und -abschieden, auch gemachten fridstenden, sovil sie der gewilligt und angenohmen und der wharen cristlichen religion und lehr nicht zuwider gewest, treulich gehalten, den auch gehorsamlich nachkommen sein. bUnd zweiveln nicht, do diß auch von andern stenden gleicher gestalt geschehen und die abschid und handlungen, so durch gemeine stende bewilligt, nit geendert, darzu dieselben abschied sampt den versicherungen und urkunden, diesen stenden gegeben, nit in mißverstandt und verlengerung getzogen worden weren–b, es solte zu verhuetung allerlei unraths und nachteils im Hl. Reich nicht undinstlich gewest sein.

Das aber diese stende die abschiede, so irer confession und rechten cristlichen lehr entgegen oder verhinderlich, nit angenohmen, denselben auch nicht pariren aber [= oder] gehorsamen konnen, daß ist aus cristlicher pflicht und keiner andern meinung geschehen, dann das sie bei der erkannten gotlichen warheit und rechtschaffen cristlichen lehr und religion pleiben mochten, halten es auch noch darfur, das zu abwendung des mißtrauens, zwispalt, krig und anderen straffenc, damit Got der Almechtige die teutsche nation schwerlich heimsucht, nichts dinstlichers dann das der wahren cristlichen lehr des gotlichen worts und rechtschaffenen gotsdinsten und kirchenubungen stadtgegeben und inhalt derselbigen ware reformation mit ernst furgenomen und die eingerissene, des merern teils offentliche und von meniglichen erkannte mißbreuch abgeschafft und lenger zu weiter verursachung gotlichs zorns nit geduldet wurden. Derwegen wir auch aus schuldiger pflicht nit haben umbgeen mogen, eur röm. kgl. Mt., fstl. Gnn. und G. umb beforderung dieses cristlichen wergks underthenigst, undertheniglich und dinstlichen zu bitten.

[Art. 2: ad Nr. 153 und ad Nr. 155, Art. 2] Und nachdeme eur kgl. Mt., fstl. Gnn. und G. bedencken, das dieses artickels halben dem angesatzten concilio zu Triennt sein stracker gang zu lassen, das auch derhalben desselben erorterung zu gewarten sein sollte, so ist es an deme, das diese stende ein gemein, frei, cristlich concilium, darin durch unpartheische, gotsforchtige und gelerte leut falsche lehr von den rechten underschaiden, abgethan und dargegen rechte cristliche ler gepflantzt und erhalten wurde, nicht allein nicht fliehen oder scheuen, sondern das sie auch umb ein solch concilium, dohin sie hiebevor aus hohen ursachen appellirt, zu mermaln gebetten und angeregt. Wir bitten auch nochmals zum hochsten darumb und wissen, das unsere herrn und obern nichts liebers wolten, dann das der zwispalt der religion zu vergleichungd eines solchen cristlichen, gemeinen, freien concilii, in deutscher nation zu halten, oder aber nationalhversamblung kommen mochten.

Das aber diese hohe sachen der religion, Gottes ehr und aller menschen seligkeit belangend, zu erortung des vermeinten itzo furhabenden concilii zu Trient solten gestalt werden, wissen eur röm. kgl. Mt., fstl. Gnn. und G., wes sich diese stende eins solchen concilii halben, so dermassen durch den babst angesatzt und ausgeschrieben wurde, hiebevor haben vernemen lassen (welchs alhie zu erholen ane noth), und das diesen stenden keinswegs leidlich, in diesen sachen eins solchen concilii entschaids zu gewartene. Dann in einem solchen concilio mussten diese stende, do sie das bewilligten, zu richter leiden den babst und seinen anhang, so in dieser sachen offentlich part sein, dieweil diese stende mit ime streittig, nicht allein von wegen seines weltlichen ubermessigen prachts, sonder auch seiner satzung und vermeinten gottsdienst, zudeme das er unser cristlichen lehr, ceremonien und kirchengebreuch albereit offentlich verdampt hat. Derhalben er in dieser sachen zum hochsten verdechtig, auch nicht vermutlich, das er, der bapst, oder sein bebstlich concilium, darinnen er sampt seinem anhang, cardineln und bischoven allein zu beschliessen und voces decisivas haben will, wider sein aigene bullen und vorige beschlus anders oder gelinder sprechen wurde. Das also ane allen zweivel diß concilium, weil diesen streittigen sachen der religion darin nicht recht und cristlich gehort und gehandelt werden konnen, mer zerruttung dan frid in der cristenheit geberen wurde, der auch durch diesen angemassten weg keinswegs kan und mag geholfen werden. Derhalben dan auch diese stende wider solch itzt furhabend bebstlich concilium und desselbigen ankundigung hievor uff gehaltenen reichstegen zu Speir und alhie offentlich protestirt3, darbei wir es auch nochmals wollen pleiben lassen. Zudem so ist es auch bei vilen und dem merern teil der reichsstende uff jungst alhie gehaltenem reichstage [Nürnberg 1542] dafur gehalten worden, wie es dann die röm. ksl. Mt. in irem schreiben an den babst4 auch dafur achtet, das itziger zeit, do die haupter und potentaten der cristenheit in schwerer uneinigkeit und mißvertrauen gegeneinander steen, ein concilium fruchtbarlich nicht kann oder mog gehalten werden.

Und so dann eur röm. kgl. Mt., fstl. Gnn. und G. uß hohem und grossem verstandt bei sich wol erachten mogen, das der sachen unserer hl. cristlichen religion durch diß angetzogen pebstlich concilium nit mag geholfen werden, das man auch itzt erwenter verhinderung halben in kurtzer zeit zu einem freien, cristlichen, fruchtbarlichen concilio oder nationalversamlung in deutscher nation nicht mag komen und dann mitlerweil, so dem gotlichen wort sein freier gang nit gelassen, oder aber zum wenigsten, do der religion und derselbigen anhengigen sachen halben zwischen den stenden des Reichs ein solcher bestendiger friden, dardurch die stende der religion halben frei steen und das schedliche mißvertrauen hinweggenohmen werde, nicht solte gemacht werden, hochster und verderblicher unrath im Hl. Reich kan ervolgen. Wir wollen diß, das doch zum hochsten zu achten, geschweigen, das hiezwischen vil guthertziger leut an irer sehlen hail und seligkeit verhindert und versaumbt werdenf, die sonst durch underweisung des gotlichen worts, so dem sein freier lauf nicht gestopft, zu dem rechten erkanntnus gotlicher warheit, lehr und religion kommen mochten, welchs je schwerlich gegen Got zu verantworten und seinen gotlichen zorn an allen zweivel von tag zu tag weiter verursachen wurde.

So bitten wir nochmals underthenigst, undertheniglich und dinstlich, euer kgl. Mt., fstl. Gnn. und G. wollen sich auf unser in der ubergebenen supplication dieses artickels halben underschiedliche furgewante bit mit tröstlicher und besserer antwort, dann daß wir derhalben uff das trientische vermeinte bapistische concilium solten gewisen werden, gegen uns vernehmen lassen, wie wir dan bißher der ksl., auch eur kgl. Mtt. vetterlichen und gnedigsten vleis in allem dem, das zu hinlegung des zwispalts in der religion, auch erhaltung eins fridlichen wesens im Hl. Reich dinstlich, vilfaltig gespuret. Desselbigen gnedigsten willens wollen wir uns in diesem falh auch hochlichen getrosten. Dargegen wirdet der almechtige Got der ksl. und eur kgl. Mtt. sonder allen zweivel gluckseligen sig wider ire feinde verleihen und solcher forderung des gotlichen worts und rechschaffenen, waren gottesdinst mit vilfaltigen, hohen belohnungen vergelten etc.

[Art. 3: ad Nr. 155, Art. 3] Zum andern, sovil den artickel des fridens belangt, vermercken wir, das es euer röm. kgl. Mt., fstl. Gnn. und G. dafur halten, das die hiebevor gemachten fridstendt, frid und rhue im Reich zu erhalten, gnugsam, mit angehaftem gnedigstem, gnedigen und gutwilligen erbieten, do eur röm. kgl. Mt., fstl. Gnn. und G. einichs gebrechens oder mangels der vorigen fridstende halben erinnert, daß die notturft ervordern wurde, darinnen ichtes zu pessern, das eur kgl. Mt., fstl. Gnn. und G. in denselben gebrechen und mengeln geburlich einsehung und besserung thun wolten.

Darauf wissen eur kgl. Mt., fstl. Gnn. und G. wir nicht zu bergen, daß diese stende nichts liebers wolten, dann das die hiebevor aufgerichten fridstende also gestaltet und der wirgklicheit weren, das dardurch ein bestendiger fride der religion und anderer sachen halben im Hl. Reich konnth erhalten werden. So wil aber unsers erachtens das gegenspil am tag und unverneinlich sein, gdann obwol hievor ein landfride im Reich uffgericht und oftermalh gebessert worden, so seint doch diese stende desselbigen durch das wormisch edict [1521] und regenspurgischen abschied5 unfehig gemacht und ire religion bei desselbigen landfriden und andern penen verboten und dem chamergericht gegen inen zu procedirn bevolhen, dardurch sie dann uß dem friden in den unfriden gesatzt worden sein etc–g.

Desgleichen obwol auch hernach zu linderung solcher beschwerung der nurmbergische fridstand [RTA JR Bd. X, Nr. 549] ervolget, also das keiner den andern des glaubens noch keiner andern ursach halben bevehden oder bekrigen etc. solte, und dan auch die röm. ksl. Mt. zu merer erhaltung solchs gemeinen fridens durch ir sonderlich decret [RTA JR Bd. X, Nr. 557] alle rechtfertigung und proces, so in sachen die religion belanget durch den ksl. fiscal und andere wider diese stende angefangen weren oder noch angefangen werden mochten, biß uff ein frei, cristlich concilium, wie solchs uff dem reichstag zu Nurmberg [1523 und 1524]6 beschlossen, ufzuheben versprochen und alles, was daruber in solchen sachenh wider diese stende gehandelt und geurteilt wurdt, nichtig und craftloß erkannt, so seint doch solcher nurmbergischer fridstandt und darauf ervolgte ksl. decret diesen stenden wenig nutz und fruchtbar gewest, darumb das richter und beisitzere des ksl. chammergerichts dieselben in offentlichen, gantz geferlichen mißverstandt getzogen und dero ungeachtet auch in religionsachen wider diese stende mit iren geschwinden processen zum teilh biß uff die acht furtgefharn, auch die stadt Minden in pur religionsachen in die acht erclert. Daraus danni vilfeltige irrung und spaltung zwischen den stenden ervolget, biß das die röm. ksl. Mt. uff nechstgehaltenem reichstag zu Regenspurg [1541] alle itzt berurte processen und acht, in religion- und andern sachen wider diese stende am chammergericht furgenomenj, aus ksl. machtvollkommenheit suspendirt und eingestelt haben. Es hat aber solche ksl. suspension iren effect und wurckung auch nicht erlangt, sondern das chammergericht hat, ungeachtet derselben und anderer sachen halben in bemelter suspension begriffen, sonderlich wider die stadt Goßlar procedirt. So ist sonsten durch etzliche dieser ksl. suspension mit volge nit gelebt, sondern in vil wegen dagegen gehandelt, daraus dan – und nit aus dieser stende verursachen – allerlei unrhue ervolget.

kZudeme so ist derselbe nurmbergische und andere darauf gefolgte fridstende biß uff ein generalh-, nationalhversamblung oder andere versehung der reichsstende gestellt, dardurch alleweg den andern stenden durch daß merer der stymmen der weg offen, solchen friden zu irer gelegenheit zu endern oder ufzuheben, wie dann der speierisch abschied, anno etc. 26 durch einhelligen beschluß aller stende ergangen, des inhalts, das sich ein ide oberkeit in sachen des glaubens und religion biß zu einem cristlichen concilio oder nationalhversamlung halten mocht, wie sie solchs getrauten gegen Got und ksl. Mt. zu verantworten, nachmaln daselbst im 29. wider dieser stende willen und inen zu nachteil uffgehebt und uff andere maß gericht worden. Diese stende aber seint durch obgemelten fridstandt, so lang es den andern stenden gefelt und sie kein pessere gelegenheit ersehen, gebunden, welchs nit allein ein grosse ungleicheit, sonder auch diesen stenden gantz geferlich ist–k.

Zum andern, obgleich etzliche fridstende biß uff ein concilium oder andere reichsversamlung nicht gericht, so seint doch dieselbigen auf gewisse zeit verfasst. Also wart der fridstandt zu Franckfurt [1539] nur uff sechs monat, der zu Regennspurg [1541] uf anderhalb jhar und der zu Speir dißes vergangen jhars [1542] uff funf jhar nach endung der ungerischen expedition gericht. Daraus kein bestendiger, werender fride ervolgen kann, dan wie gleichwol den stenden bevorsteet mit der zeit zu unfridlicher handlung gegeneinander bequemigkeit zu suchen, so kann und mag das mißvertrauen zwischen den stenden durch solchen uff zeit gestelten friden gruntlich nit aufhoren, dardurch dann alle sachen, so zu des Reichs wolfart wider den erbfeind und sonsten furgenohmen, mergklich gehindert werden.

lZum dritten, so seint die wort des letsten gemachten fridstandts, in dem speierschen abschied begriffen [RTA JR Bd. XII, Nr. 285, § 130], dermassen gesetzt, das sie von beiden teil stenden uff ungleichen verstandt und zu eines iden vorteil getzogen werden mugen, aus welchem dan zwispaltige und widerwertige meinungen, auch allerley unrichtigkeit ervolgen mussen.

Dan nachdeme in jungstem aufgerichten regenspurgischen abschied [1541] under anderm versehen, das keiner den andern zu seiner religion dringen, ziehen und bewegen, das auch die visitation des chammergerichts uff die hievor gemachten abschied furgenomen werden und also der augspurgisch abschied [1530] des orts bei creften und wurden pleiben sollte, und aber diese stende vorgemelte und andere puncten des gemelten abschieds aus datzumalh furbrachten ursachen, welche zum teilh auch in unser hievor ubergeben supplication vermeldet, nicht willigen konnten, solchs auch der röm. ksl. Mt. underthenigst antzeigten, darauf dan ir Mt. inen declaration [RTA JR Bd. XI, Nr. 949] solcher puncten halb gnediglichst mitteilten, uff welche declaration diese stende den abschied annehmen, des versehens, es solte bei solcher declaration des fridstands halben plieben und die visitation und reformation des chammergerichts daruff zu Speier furgenohmen worden sein, so hat sich doch daselbst die sach also zugetragen, das die andern stende bei den stracken worten des regenspurgischen abschieds, diese stende aber bei der ksl. declaration pleiben wollen. Derhalben der regenspurgische fridstand in dem datzumalh gemachten speierischen abschied dermas confirmirt und uff funf jhar nach der ungerischen expedition erstreckt und prorogirt worden, das solche fridstendt und regenspurgischer abschied vestiglich gehalten, darwider nicht gehandelt und stracks voltzogen werden solte, mit der maß und bescheidenheit, wie dieselbige zu Regenspurg den stenden allenthalben gegeben und von inen angenohmen worden seint.

Gleicher gestalt ist daselbst der visitation und reformation des ksl. chamergerichts halben verabschiedet worden, das dieselb uff den 16. Junij gewißlich furgenomen werden solt, inmassen und gestalt die stende des Reichs in solche visitation gewilligt. Aus welchen worten des abschieds diese stende sich versehen, dieweil sie den regenspurgischen abschid anderer gestalt nit dann vermuge der ksl. declaration angenohmen und bewilligt, solchs auch nach verlesung des abschieds in beisein ksl. und eur kgl. Mtt., auch aller stende des Reichs offentlich vermeldet, es solt durch vorgemelte wort des speierischen abschieds die ksl. declaration bei iren creften und hinfurter unangefochten plieben sein, wie sie sich dann des noch versehen. Aber des alles unbedacht, so sind, wie wir glaublich bericht, die wort von deme andern teilh uff andern verstand getzogen worden, also das sie sich sollen vernemen haben lassen, wo die wort desselben abschieds uff die ksl. declaration solten verstanden werden, das sie in deme den abschied nit gewilligt, sonder darwider protestirt haben wolten, solchs auch in der maintzischen cantzlei zu registrirn begert. Daraus konnen eur kgl. Mt., fstl. Gnn. und G. clerlich abnehmen und vermercken, das wir mit dem fridstand hirin nit gnugsam versehen, das auch, so es zu der visitation und reformation des chammergerichts kommen were oder nochmals komen solte, dieselbig nit allein nit furgengig, sonder auch zu merer sonderung und trennung zwischen den stenden gedient haben oder noch diennen wurde. Also wurde es sich auch in andern fellen des fridstands, so sich iderzeit begeben mochten, zutragen–l.

Ob nun glaublich oder muglich, das in solchen werenden beider teiln der reichsstende mißverstandt ein bestendiger frid und recht konne oder muge im Reich gepflantzt und aufgericht werden, das haben eur kgl. Mt., fstl. Gnn. und G. und meniglich leichtlich zu erachtenm. Und unzweivenlich zu befinden, das die vorigen fridstende, frid und rhue im Reich zu erhalten, nicht gnugsam, sonder zu hinlegung des itztwerenden zweihelligen mißverstands aus hochdringender, unmeidlicher notturft mussen gebessert und in einen gewissen, den stenden leidlichen verstandt pracht, soll anders das Reich und desselbigen wolfart in höchste gefhar, so aus solchem gespaltenem und zweihelligem verstandt, als zu bevarn, gewißlich ervolgen mocht, nicht gesatzt werden.

Das aber auch eur röm. kgl. Mt., fstl. Gnn. und G. mit einfhurn, daß die stende des andern teils den vorigen fridstenden gehorsamlich nachgegangen und diese stende der augspurgischen confession bißher daruber von den andern stenden nicht beschwert, sondern das sie, die andern stende, und ire underthanen uber aufgerichte fridstende in vil wege turbirt und ires inhabens ane vorgehend rechtlich erkenntnus entsetzt und spoliirt sein sollten, wissen wir eur röm. kgl. Mt., fstl. Gnn. und G. unser herren und obern notturft nach nit zu verhalten, daß wir in keinen zweivel stellen, es seint uff dem andern tail vil Kff., Ff., stedt und stende, die nicht weniger dan diese stende von hertzen und hochlichen begern, das im Hl. Reich ein gewisser bestendiger frid in religion- und allen andern sachen mochte uffgericht und vestiglich gehalten, geschutzt und gehandthabt werden, wie dann auch ein solchs aus oberzelten und andern ursachen der andern stende hohe notturft nicht weniger ist dann unserer herren und obern.

Das aber den vorigen abschieden und friden von den andern stenden allen gehorsamlich solt gelebt worden sein, das haben wir im gegenspil mermals scheinlich [= deutlich sichtbar] befunden. Dan welchermassen Hg. Heinrich von Braunschwig allen fridstenden, der ksl. und eur kgl. Mtt. suspension, advocation, mandata und gebot parirt und wie er auch die erbarn alte stedt Goßlar und Braunschwig uber solche fridstende, suspension und mandata mit der that in vil weg beschwert nund diese stende auf vilfeltig und uberflussig anruffen, flehen und bitten berurter steet zur naturlichen und zugelassenen defension genottrangt–n, das ist eur kgl. Mt., fstl. Gnn. und G. wol bewust. Desgleichen auch, was sich die unruigen beysitzer des ksl. chammergerichts uber gemachte fridstende uff schedliche eingefurte mißverstende, auch uber der ksl. Mt. suspension, jussion, bevelh und gebot mermals wider diese stende understanden, welcher gestalt sie auch durch ire nichtige und vermeinte proces und urteil uff peen und acht andere mit der that wider dise stende zu handeln gerne verursacht hetten und noch teglich gerne, sovil an in[en], verursachen wolten. So seint auch diese stende vor langst nit gar unwissent gewest, wie und welcher gestalt sich etzliche gefliessen, im Hl. Reich durch allerlei seltzammen practicken unruhe antzurichten, welchs sich auch itzo aus den briffen, in der vestung Wolffennbutel befunden, und auch sonsten noch clerer ereuget, wie solchs nach lenge auszufhurn und dartzuthun were. Damit aber diese stende eur kgl. Mt., fstl. Gnn. und G. dißmals zum besten underthenigst, underthenig und im besten verschonnen wollen.

Das aber diese stende den vorigen fridstenden, inmassen wie sie die angenomen und bewilligt, in einicherlei weg zuwider solten gehandelt haben, das seint wir, wie auch oben erregt und auch sonderlich des nicht gestendig, das unsere herrn und obern imands von den andern stenden oder derselbigen underthanen uber die fridstende turbirt oder aber ires inhabens wider recht spoliirt, man wolte dann solche zumessung oder angetzogen gewaltigen gethat und spolia–ouff geburliche, rechtmessige defension, die doch alle gotliche, naturliche und menschliche recht den betrangten zulassen und durch die fridstende, reichsabschied und andere versehung niemands benehmen oder benohmen werden konnen, oder aber dahin deuten, das unsere herren und obern in iren furstenthumben, landen und gebieten cristliche lehr, religion und kirchenbreuch gepflantzt und zu pnotwendiger erhaltung–pdesselben in iren kirchen den vermeintenq gottesdinst, auch die bapistische kirchendienner abgeschafft und die kirchenguter, die vormals den eingerissen mißbreuchen dienten, zu pesserm brauch, nemlich erhaltung cristlicher pfarrer, prediger, kirchendienner, schulen, hospitalen und andern rechtschaffenen, guten und milden sachen verwant. Welchs alles diese stende gewissens halben nicht haben umbgeen mugen und ane zweivel keine unrechtmessige gewalt oder spolia, sondern dem almechtigen Got angenem und zu forderung seiner gotlichen ehr sehr dinstliche wergk sein.

Und so imandt uber diß sich unrechtlichs turbirens wider diese stende zu beclagen vermeinte und solchs an geburlichen ortern ordentlicher weis furbringen wurde, so werden sich diese stende darauf dermaß, das ir unschuld zu spurn, zu vernehmen lassen wissen, underthenigst, undertheniglich und dinstlich bittende, eur röm. kgl. Mt., fstl. Gnn. und G. wolten unsere herrn und obern uff solch und dergleichen angeben in keinen verdacht einicher thetlicher, unrechtmessigen handlung oder entsetzung nehmen, ehe und zuvor ir antwort gehort und die sachen ordentlicher weiß ausfundig gemacht werde, welchs, ob Got wilh, uff ir chur- und fstl. Gnn. und die andern niemands soll konnen mit bestande nachbrengen, die wir nicht weniger dann andere stende zu erhaltung fridens und verhutung unrechtmessiger, thatlicher handlung im Reich geneigt wissen.

Und weil sich dann eur kgl. Mt., fstl. Gnn. und G. gnedigst, gnedig und gutwillig erbotten, do dieselbigen einichs gebrechens oder mangels der vorigen fridtstende halben erinnert, darinnen geburlich einsehung und pesserung zu thun und aber wir nicht zweiveln, eur röm. kgl. Mt., fstl. Gnn. und G. haben aus obberurtem bericht, auch sonsten nach aller gelegenheit der leuft bei sich gnedigst und wolh zu ermessen, das die vorigen fridstendt zu erhaltung frid, rhue und einigkeit im Hl. Reich diesen stenden aus ertzelten ursachen nit gnugsamr, so haben wir nochmals trostliche hofnung (thuen auch hirumb underthenigst, underthenig und dinstlich biten), eur röm. kgl. Mt., fstl. Gnn. und G. werden itzt erwenter irer gnedigsten, gnedigen und guten vertrostung nach zu verhutung der vorstehenden beschwer und gefhar nochmals die mittel fur die handt nemen und in das wergk bringen helfen, dardurch der religion und derselben anhengigen und daraus fliessenden sachen und sonst allenthalben zwischen den stenden des Reichs einmalh ein solcher gemeiner, bestendiger fride ervolgen, des sich ermelte reichsstende von allen teiln zugleich wircklichen hetten zu erfreuen, zu gebrauchen, und dardurch daß schedliche mißtrauen zwischen den stenden zu einem untzweivelichen anfange aller wolfart des Hl. Reichs hingenohmen werden mochte.

Und dieweil unsere herrn und obern und wir von wegen derselben nicht weniger dann andere stende geneigt, willig und begirig sein, alles das zu befordern helfen, das zu Gottes ehr, erhaltung frid, rhue und einigkeit im Hl. Reich und abwendung des, so dem entgegen, dinstlich, und aber bei uns wol erachten können, das man sich durch schriften ane notturftige underrede hirtzu fuglicher mittel und weg nit wol vereinigen kann, so bitten wir underthenigist, underthenig und dinstlich, eur kgl. Mt., fstl. Gnn. und G. wollen die sach dahin richten, das sides teils stende uß inen–setzliche guthertzige, fridliche und schiedliche personen in gleicher antzalh zusammen in ein ausschus verordenen wolten, von solchen miteln und wegen zu reden und zu ratschlagen. Und zweiveln nicht, die andern stende, do diß von euer kgl. Mt., fstl. Gnn. und G., an sie gelangt, werden gemeiner wolfart des Hl. Reichs zum besten hirzu geneigt sein; so solle es auch unsers teils hiran nit erwinden. Und achten, das durch diesen weg vermittelst gotlicher hulf den sachen am bequembsten rath zu finden sein solte.

[Art. 4: ad Nr. 155, Art. 4] Zum dritten, sovil das gebettene gleichmessig gericht und recht belangt, befinden wir, das eur röm. kgl. Mt., fstl. Gnn. und G. des mit uns einig, daß ane gleichmessig recht und gericht im Hl. Reich kein bestendiger fride erhalten werden mag, wie es dann auch in warheit also ist, dieweil unleuckbar, daß alle regiment durch gleichmessig, unpartheisch gericht und recht fridsam und langwirig gewesen und durchs gegenspil in abfalh kommen. Das aber die itzigen beisitzere des ksl. chammergerichts diesen stenden ungleiche und partheische richter sein, das ist zuvor mermalß nach lengs und scheinbarlich dargethan, darumb hirin pillich einsehen zu haben vonnoten.

Nun halten es eur kgl. Mt., fstl. Gnn. und G., dafur, das zu abwendung solcher beschwerung gnug sein solte, das solch chammergericht, dermas wie es die reichsabschiede vermugen, nochmals visitirt wurde, zuforderst weil die regenspurgische suspension im speierischen abschied widerumb erneuert. Das auch die itzigen chammergerichtspersonnen der angegebenen argwonigkeiten halben, ehr und zuvor hirinnen erkundung genohmen, ane verletzung ksl. Mt. reputation, auch ane Kff., Ff. und anderer stende, so diese beisitzer presentirt, beschwerung und auch verletzung der beisitzer selbst ehren und leumunts nicht konnten entsatzt werden, mit angehaftem erbieten etc.

Darauf wissen eur kgl. Mt., fstl. Gnn. und G. wir nicht zu bergen, das unsere herren und obern die visitation und reformation des chammergerichts, dergestalt daß die vermuge der vorigen reichsabschiede beschehen solte, niemals gewilligt. Es konnen auch diese stende dieselbige dermaß nicht willigen, sie wolten sich dann höchsten derselben abschiede beschwerung undergeben. So ist oben angetzeigt, was die beschehene suspension der visitation, ob sie wol von der röm. ksl. Mt. ane zweivel gemeiner wolfart zum besten gemeint, diesen stenden furgetragen, und ist nochmals unsere untzweiveliche hoffnung, eur röm. kgl. Mt., fstl. Gnn. und G. werden die visitation und reformation anders nicht dann inhalts der ksl. declaration und eur kgl. Mt. speierischer versicherung, doch in allerweg mit vorgehender abschaffung der itzigen cammergerichtspersonnen, forderlich ergeen lassen.

[Art. 5: ad Nr. 155, Art. 5] Und nachdeme sich aber diese itzige chammergerichtspersonnen uber allen zuvorn diesen stenden gethanen unrechtmessigen verdriß sieder dem regenspurgischen reichstage dermaß mit hoher beschwerung, auch vilfaltigen, unrechtmessigen und nichtigen processen nit allein wider die ksl. suspension und declaration, auch euer kgl. Mt. versicherung und gegebenen friden, sondern auch das rechtmessige mittel der jungst durch diese stende furgewante recusation, dardurch doch ire vermeinte gerichtszwenge (ob sie mangellung halben inhalts der ksl. declaration, bewilligter visitation und reformation einichen gehabt) ane zweivel suspendirt, gegen diesen stenden vermercken lassen, auch ir verdechtig und abgunstig gemuet gegen inen clerlich beweist, so ist die sachen dieser beisitzer halben nuemals in dem stande nit, wie sie hiebevor auch in zeit des regenspurgischen reichstags gewest, dann die abgunst, widerwil und unfreundtschaft dieser beisitzer gegen diesen stenden, auch das verursachte mißtrauen dieser stende gegen inen ist so groß und beschwerlich worden, das solchs durch die furhabende visitation und reformation nit hingenohmen werden kann, sonder gewißlich auch hernach zu unleidlichen dieser stende beschwerung seine wirckung haben wurde. So were es auch je diesen stenden nit allein nachteillig, sondern auch schimpflich, dieweil dieser verdechtigen personnen beschwerliche handlung, deren sie sich nun vil jhar mit verachtung der ksl. und eur kgl. Mtt. verschaffung, gebotten und mandaten wider diese stende embsig gefliessen, aus unmeidlicher notturft nit allein der röm. ksl. und eur kgl. Mtt., sondern auch durch vilfaltige, offene schreiben und abtruck dem gantzen Reich und meniglichen zu erkennen geben, sie auch aus hohen, treffenlichen ursachen recusirn mussen, das sie nun eben derselben personnen erkenntnus hinfurder solten leiden und die zu richtern dulden, welche mermals durch ire unrechtliche und damals durch die hochste oberkeit verbottene achtproceß in arbeit gestanden, diese stende sampt iren landen, leuten und underthannen in hochste beschwerung, nicht allein an gut und vermugen, sondern auch an leib und leben zu fhurn, sich auch deß nochmals durch itzt furhabende, uber gewonlichen gebrauch gantz eilende und doch an ime selbst nichtige proceß zum hochsten bevleissigen, und dan auch, do sie an diesem gericht pleiben solten, alleweg wann es ir gelegenheit durch ire unrechte, partheiliche proces und urtail diesen stenden sampt iren landen, leuten und underthannen forder alle obberurte, hochste beschwerung auf erden verursachen und die andere und neue, guthertzige beisitzere, so inen zugeordent wurden, ires gefallens in rathschlegen auf ire meinung bereden oder je zu irem vorteilh uberstymment konnten. Kann also diesen hochwichtigen sachen dieser personen halben durch kein reformation oder visitation geholfen werden, inmassen wir auch von unsern herrn und obern dieser personnen halben einiche visitation oder reformation zu bewilligen oder zu gewarten keinen bevelch haben, sondern wissen, das die aus berurten und andern hievor oftmals angetzeigten ursachen entlich entschlossen, vor diesen chammergerichtspersonen furder in keinen weg recht zu nehmen aber [= oder] zu geben.

So steet auch der röm. ksl. Mt. hoheit und reputation im Hl. Reich nit uff die chammergerichtspersonnen, sondern uffm gericht, welchs unsere herrn und obern nie angefochten, wir auch von wegen derselbigen noch nicht anfechten, dann es haben sich diese stende hiebevor mermals vernehmen lassen, daß sie die rechte, ware ksl. jurisdiction keinswegs wollen fliehen oder meiden, sondern wissen sich aus Gottes und des rechten gebot zu berichten, das sie derselben in allen gotlichen, ehrlichen und zimlichen sachen zu gehorsamen schuldig, wolten auch nach Gottes, des Allerhochsten, ehr nichts liebers dann ire ksl. Mt. als irer von Got geordenter oberigkeit reputation, preeminentz und hoheit nach hochstem vermugen fordern und gefordert sehen. Do aber diesen personnen ir wil weiter nachgehengt und verstadtet, dardurch sie gewißlich mer unglucks und unraths im Hl. Reich erregen wurden, daraus konnte unsers besorgs vil mer der ksl. Mt. reputation im Reich verclainertu dann gemeret werden.

So wurdt auch ane zweivel den Kff., Ff. und stenden des Reichs, so die itzigen personnen presentirt, aus eingepflantzter liebe zu dem gemeinen vaterlandt ane deme, das desselbigen wolfart erhalten, mer gelegen sein dann an diesen personnen, die ire chur-und fstl. Gnn. und sie durch andere unverdechtige, gelerte und geubte personnen wolh zu ersetzen haben.

Das aber nuemals vilbemelte verdechtige personnen biß nach gehabter erkundigung ires wolh- oder ubehlhaltens solten geduldet werden, das wolte hochbeschwerlich sein, dann zudeme das ir partheilicheit notoria, offenbar und konntpar, derwegen es disfals wenig disputirens bedarf, so wolt hiruber aus solchem vertzug aus zweien eins ervolgen, nemlich das mitler zeit, weil man umb die ursachen irer entsetzung disputirte, diese stende sie zu richtern dulden musten, das sie oberzelter ursachen halben keinswegs thun konnen, oder aber musten die stende des Reichs indes ordentlichs rechtens mangeln. Zu was beschwerung und zerruttung gemeiner wolfart diß, das man rechtlicher entschaidung so lang im Reich in mangel steen solte, den stenden allerseitz reichen wolte, das haben eur röm. kgl. Mt., fstl. Gnn. und G. leichtlich zu erachten, bei denen je kein zweivel sein wirdt, das der gemein nutz des Hl. Reichs und forderung desselben hoher dann die enturlaubung dieser chammergerichtspersonnen zu erwegen. So ist dannocht dieser stende vermugen nicht so gering im Reich, das sy in des Reichs obligenden und beschwerden neben den andern stenden nit trostlich und hulflich sein konnten. Solten nun die dieser itzigen chammergerichtspersonnen halben hindan gesetzt und durch diese leuth uber ir vilfeltig, geburliche, gesuchte mittel weiter beschwerd werden, konte nit fast ratsam sein. vUnd do man die ausfurung der ursachen der entsetzung hett wollen furgeen lassen, so were gut gewest, das man die visitation auf geburliche zeit und do die sach noch in vorigem stande gewesen, auch wie die jungst zu Regennspurg und Speir bestimpt, an die handt genohmen und die unreformirten beisitzer mit iren ungeschickten, partheischen handlungen weiter nit hett furtschreitten lassen. Dardurch were diese disputation gefallen, dartzu man nuemals anew merckliche zerrutung gemeiner des Reichs wolfart uß vorigen ursachen nit kommen kann.

Derhalben wollen wir uns nochmals furderlicher abschaffung dieser personnen underthenigst vertrosten, wie wir dann solchs mermals gebetten und hiemit in underthenigkeit wider bitten. Es wurdet auch diesen stenden nicht zuwider sein, das eur röm. kgl. Mt., fstl. Gnn. und G. die wege bedencken, dardurch die personnen fuglich abgeschafft wurden, welchs dann ane verletzung ksl. Mt. reputation, anderer stende, so sy presentiren, gerechtigkeit und ir, der itzigen beisitzer, ehr wolh sein mag, inmassen es hievor mit dem ksl. regiment umb erhaltung gemeines fridens auch geschehen–v.

Und achten es diese stende die hohe notturft sein, das das ksl. chammergericht inhalts der ksl. declaration, auch der reichsordnung und -abschied, so der declaration nicht entgegen, nach abschaffung itziger beisitzer mit erbarn, gelerten und geubten personnen, dermaß daß meniglich unpartheisch rechtens daran zu bekommen, besetzt und forder aller andern mengel halben visitirt und reformirt werde, dartzu diese stende, sovil an inen, mit vleis furdern werden. Wir seint auch erbottig, im ausschus, do der voriger unser bit nach geordent wirdet, dieses artickels halben des gleichmessigen rechtens neben den andern von mittel und wegen, wie man am fuglichsten hirzu kommen muge, zu handeln und zu ratschlagen helfen.

[Art. 6: ad Nr. 155, Art. 6] Zum virten belangende die abschaffung der proces am chammergericht, und erstlich der nitunderhaltung halben desselbigen, wollen eur röm. kgl. Mt., fstl. Gnn. und G. wir des underthenigst, underthenig und dinstlich zu gemueth fhuren, das die stende des Reichs nit schuldig sein, das chammergericht aus pflicht zu underhalten helfen weiter dan sie bewilligen. Ob nun wol zu Regenspurg [1541] die underhaldtung bemelts chammergerichts uff drei jhar bei den stenden gesucht, so haben doch diese stende, weilh inhalts des abschieds daselbst die visitation bemelts gerichts den vorigen abschieden gemes beschehen solte, neben andern weder denselben abschied noch auch die underhaltung des chammergerichts bewilligen wollen. Als aber die ksl. Mt. diesen stenden gnedigste vergwissung gethan, das die visitation und reformation nit auf vorige abschiede, sondern inhalts irer ksl. Mt. declaration uff damals benante zeit7 beschehen solte, darauf und nit anders haben diese stende solche dreijherige underhaltung bewilligt. Weil aber solche visitation und reformation uff dieselbige zeit nit mit geringem dieser stende nachteil verblieben, auch uff die zu Speir erstreckte zeit abermals nit fortgengig gewest8, in welche erstreckung diese stende auch anders nit gewilligt dan mit obgerurter condition und außdrucklichem vorbehalt, do die visitation und reformation uff dieselbige zeit nit ergeen wurde, das sie nit schuldig sein wolten, das chammergericht zu underhalten helfen, mit weiterm inhalt, wie solchs euer kgl. Mt. daselbst gegebene caution vermagk [RTA JR Bd. XII, Nr. 148], so volgte notwendig, weil die ursach, darumb diese stende die underhaltung zugesagt, gefallen, das sie auch hirzu unverpflicht und das demnach das chammergericht keine bestendige, rechtmessige ursach hat, solcher niterlegung halben wider sie zu procedirn. Wir stellen auch in keinen zweivel, do sich diese stende wider solche des chammergerichts proces in recht schutzten, das sie disfals in recht obsigen wurden. Weil sie aber die chammergerichtpersonnen aus unmeidlichen, hievor oft erhorten ursachen in allen sachen in gemein recusirt, haben sich die stende ane abbruch derselben recusation vor den recusirten richtern nit einlassen konnen, will inen auch keinswegs geburn, durch entrichtung des geforderten geldes, das auch diese stende von wegen nit voltzogener visitation nit schuldig worden, diese des chammergerichts personnen als richter zu erkennen.

Und ist diesen stenden zu antzeige, das solch gelt zu unpflichten von inen gefordert wyrdet, gar gnugsam, das die visitation des chammergerichts uff hievor bewilligte beide termin nit ervolget. Und obwolh eur röm. kgl. Mt., fstl. Gnn. und G. sich itzo uff kunftig zeit zu solcher visitation erbieten, so kann doch diß unsere herrn und obern, solch gelt zu erlegen, nicht pflichtbar machen, weil die hievor angehangene condition uff vorigen termin gericht und indes diese gerichtspersonnen, so underhalten sein wollen, auß irer hohen verursachung von diesen stenden gentzlich und in allen sachen recusirt. So ist auch hirin diß zu betrachten, wann es gleich ane beschehene recusation und die sachen sonsten allenthalben xdieser beisitzer halben–xrichtig weren, das doch durch die angebottene kunftige visitation des zweihelligen verstands halben, den die stende beiderseits, als oben notturftiglich angetzeigt, derhalben haben, ane weiter verainigung diß puncts halben wenig fruchtbarlichs konnte oder mochte außgericht werden. Hirumb bitten wir nochmals underthenigst, underthenig und dinstlich, eur röm. kgl. Mt., fstl. Gnn. und G. wollen nochmals diß einsehen haben, damit diesen verdechtigen und recusirten personnen in dieser als irer aigen sach ir wil dermassen wider diese stende nicht furgengig sei.

[Art. 7: ad Nr. 155, Art. 7] Sovil aber die braunschwigische defension belangt, haben eur kgl. Mt., fstl. Gnn. und G. aus der antwort, so eur kgl. Mt., den ksl. comissarien und der reichsstende gesanten zu Braunschwig gegeben, und auch den offen ausschreiben, so die chur- und fursten zu Sachssen und Hessen etc. derhalben gethan, und dan aus dem bericht, so irer kfl. und fstl. Gnn. rethe uff nechstgehaltenem reichstag alhie furgewant9, nach der lenge vernohmen, aus waß unmeidlichen ursachen solche defension wider Hg. Heinrichen von Braunschwig hat furgenohmen mussen werden. So haben auch diese stende sovil berichts gehabt, den sie dan auch itzo aus den wolffenbutelischen briffen clerlicher und bestendiger befinden, do sie mit solcher irer defension lenger vertzogen, das sie von Hg. Heinrichen nicht anders dan eins gewaltigen feintlichen uberzugs hetten zu gewarten gehabt.

Weil dann nun solche braunschwigische krigsubung wider gedachten Hg. Heinrichen aus unmeidlicher notturft und anders nicht dann in gestalt rechtmessiger, zugelassener gegenwehr, die nach gestalt und gelegenheit seiner macht und vermugens zu verhutung weiterer obbenanter beider stedt beschwerung gnugsam und erheblich sein mochte, furgenohmen, so kann die fur kein gewaltsame oder unrechtmessige handlung oder entsetzung geacht werden. Es haben auch derhalben eur röm. kgl. Mt. sampt den ksl. comissarien diesen stenden solcher defension halben nit unpillich einen friden gegeben, des wir uns von wegen unserer herrn und obern beneben deme, daß eur röm. kgl. Mt. des fiscals vermeinte proces in dieser sachen abgeschafft, underthenigst thun bedancken, wiewol, do diesen chammergerichtspersonnen ir will gestattet wurde, wenig underschied sein wolte, ob diese stende uff Hg. Heinrichs allein oder aber beide, des hertzogen und fiscals, semptlichs oder sonderlichs procediren in die acht erlangt wurden.

Es ist auch dieser stende gemueth und meinung nie gewest, haben auch diß niemals gesucht, das Hg. Heinrichen ordentlich, unpartheisch und allen teilhn gleichmessig recht solte gespert oder gewegert werden, sondern ist disfalhs ire beschwerung, das vor diesen partheischen, verdechtigen und zu recht recusirten richtern wider sie in diesen oder andern sachen solte verfharn werden, do sie doch yane nachteil irer furgewanten recusation–yund ane befharung hochster beschwerung ire rechtliche gegennotturft nit furbringen konnten. Und musten also diese stende, do den chammergerichtspersonnen ir will furgengig sein solte, auch in allerbesten sachen under dem schein vermeinter contumation verlustigz und unverschuldet mit peen und achten beschwert werden, welchs diesen stenden, als eur röm. kgl. Mt., fstl. Gnn. und G. selbst zu erachten, keinswegs treglich. Darumb bitten wir underthenigst, undertheniglich und dinstlich, eur röm. kgl. Mt., fstl. Gnn. und G. wollen nochmals solche unleidliche beschwerungen forderlich abwenden und dieser chammergerichtspersonnen vermeinte proces nit allein in den itzt benannten sachen, die nichterhaltung des cammergerichts und braunschwigisch defension belangende, sondern in gemein in allen sachen, wider diese stende furgenohmen, gentzlich abschaffen und solche sachen in den stand stellen, darin sie vor jungst beschehener recusation gewesen. Dann ob wir wol in der ersten muntlichen suchung, furnemlich nechstbenannter beider sachen halben, weil die chammergerichtspersonnen darinnen fast schwinde, eilent erwehnung gethan, so ist doch unsere, in ubergebener supplication solcher abschaffung halben furwante bit in gemein uff alle sachen am chammergericht, diese stende belangend, gestelt, darauf wir auch unbeantwort plieben. Und darumb, wan gleich die chammergerichtsproces in itzt erwenten beiden sachen abgeschafft wurden, so were doch diesen stenden, so die verdechtigen personen in andern sachen wider sie procedirn solten, nit geholfen, sonder weil sie sich auch derselbigen halben vor inen nichtaa einlassen mogen, in derhalben obangeregte beschwerung gleich sowolh alß in den benannten beiden fellen begegenen.

[Art. 8: ad Nr. 155, Art. 8] Das auch eur kgl. Mt., fstl. Gnn. und G. sich gnedigst und gutwillig vernehmen lassen, in der braunschwigischen sachen allen teiln zu gnaden und gutem zu gutlicher hinlegung derselben zu handeln, wissen wir uns zu erinnern, wes sich diese stende in irer zu Braunschwig ubergebenen antwort erbotten; deme werden unsere herrn und obern, do diß eur kgl. Mt., fstl. Gnn. und G. gnedigst, gnedig und wolgemeint furhaben an sie gelangen wurdet, ane zweivel nachkommen, doch das dasjenige, so mitlerweil den stenden mit processen oder sonst zu beschwerung furgenomen, abgestelltab, dan ane das hetten euer kgl. Mt., fstl. Gnn. und G. zu achten, wie unsern herrn und obern gelegen sein wolt, in solchen hohen, unpillichen, vorstehenden beschwerungen der vermeinten processen sich mit Hg. Heinrichen in gutliche handlung einzulassen.

So wissen wir auch eur röm. kgl. Mt., fstl. Gnn. und G. nit zu verhalten, das die chur- und fursten Sachssen und Hessen als oberhauptleute dieser cristlichen verain fur sich und die andern ainungsverwanten stende zu Braunschwig und sonsten vor dieser zeit, doch mit etzlicher massen bewilligt, vor den durchleuchtigen, hochgebornen fursten und herrn, H. Wilhelmen und H. Ludwigen, Hgg. zu Bairn etc., oder aber irer fstl. Gnn. rethen dieser sachen gutliche, unvergreifliche handelung zu gewarten, zu welcher handlung die baierischen rethe sich itzo alhie erbotten und die sach algereit fur handt genohmen haben.

Es werden nun diese sachen durch diese oder andere behandlung vertragen oder nit, so konnen doch diese stende derhalben noch auch sonsten vor diesen verdechtigen, recusirten chammergerichtspersonnen nicht gesteen, auch irer halben kein stilstand der proces bewilligen, dan es wurde inen dardurch ir vermeinter gerichtszwang, welchen die suspension presuponirte und sie doch aus dargethannen ursachen uber diese stende nit haben, eingereumpt und damit nichts anders, dan das sie zu irer gelegenheit mit peen, achten und andern beschwerungen wider diese stende abtrucken mochten, außgericht, sondern wollen uns versehen, es werden diese partheische personnen sampt iren nichtigen, uber beschehene recusation furgenohmene processen unser itzigen und hievorn gethannen underthenigsten, underthenigen und dinstlichen bit nach forderlich abgeschafft werden, damit irenhalben ferner irrung nit durfen ervolgenac.

[Art. 9: ad Nr. 155, Art. 9] Letzlich als eur röm. kgl. Mt., fstl. Gnn. und G. suchen, das wir von wegen unserer herrn und obern in den reichshandlungen uff die ubergebene proposition ane weitern verzug wolten furschreitten in ansehung der grossen noth, so der cristenheit des Turcken halben fursteet etc., bitten wir underthenigst, underthenig und dinstlich, eur röm. kgl. Mt., fstl. Gnn. und G. wollen es gnedigst und gewißlich dafur achten, das wir nichts liebers thun wolten, konnen auch wolh erachten, das[wenn] dem erbfeind cristlichs nhamens und glaubens, dem Turcken, durch gotliche hulf und mennliche that notwendiger widerstandt nicht beschehe, zu was unwiderbringlichem nachteilh diß gemeiner cristenheit, sonderlich aber der teutschen nation gereichen wirdet. Wir konnen aber unserm habenden bevelch nach, des wir uns als diener und gesanten halten mussen, ehr und zuvorn die beide artickel des gemeinen, bestendigen fridens und gleichmessigen rechtens entlich erledigt, hirzu nit kommen. So haben auch eur kgl. Mt., fstl. Gnn. und G. gnedigst und gunstig zu erachten, wangleich unsere herrn und obern in vorhabenden des Reichs handlungen wider den Turcken vil willigten, das sie doch diß im wergk nicht laisten aber [= oder] verfolgen konten, so ire kfl. und fstl. Gnn. und die andern mit iren leuten, landen und underthanen sich anheimisch keins bestendigen fridens nit hetten zu getrosten, auch mit unrechtmessigen processen, peenen und achten solten beschwert werden, do sie dann ires vermugens anheim zu geburlicher aufhaltung wider solche beschwerung selbst hochlich bedurften. Eur röm. kgl. Mt., fstl. Gnn. und G. wolten aber daran nit zweiveln, do obberurte beide artickel erledigt, das wir alßdann unserm habenden bevelh nach die sachen, davon die proposition meldet, mit allem treuem, embsigen vleis wollen behandeln helfen, wie dann auch alle unsere suchung bei eur röm. kgl. Mt., fstl. Gnn. und G. dohin gericht, das die verhinderung, so uns itzo im weg ligen, durch geburlich einsehen abgewandt werden und wir dan neben andern zu dem wergk komen und vortschreitten mochten10.

Eur röm. kgl. Mt., fstl. Gnn. und G. wollen uns hirauf allenthalben mit gnedigster, gutwilliger und freuntlicher antwort bedencken. Das werden unsere gnedigst, gnedig herrn und obern umb die röm. ksl. und eure kgl. Mtt., auch fstl. Gnn. und G. underthenigst, freuntlich, underthenig und gutwillig zu verdienen allezeit bereit befunden werden.

US: Euer röm. kgl. Mt., fstl. Gnn. und G. underthenigste und willige, der Kff., Ff., grafen, stedte und stende der augspurgischen confession und religion rethe, gesanten und potschaften und verwandten.

Anmerkungen

1
Der 27. Febr. 1543 ist das Datum der Abschrift durch die Reichsstände.
2
Konrad Junge berichtete an Bf. Philipp von Speyer am 24. Febr. 1543 über die bevorstehende Übergabe der Replik der evangelischen Stände: [...] Ich hab heut gehort, die protestierenden wollen morgen der kgl. Mt. wither antwort geben, sollen aber uf dem eynen puncten, das chamergericht hinweg zu thun, endlich beharren. Wo nit, wollen sie ufsitzen und darvon reiten. [...] In: Straßburg AM, AA 503, fol. 113r–114v, hier fol. 114v (Ausf. v.d.Hd. Junges). Am 26. Febr. 1543 schilderte Konrad Junge dem Bf. von Speyer die Übergabe der Replik: [...] Und thue euer fstl. Gn. undertheniglichen zu vernemen, das die protestierenden an heut vormittag der kgl. Mt. und ksl. commissarien ire replicas ubergeben und nachmittag umb drei auhern [= Uhr] gemainden reichsstenden im rath furgelesen worden. Syndt vast uf das erst ir anpringen [Nr. 152] gegrundet, und sonderlich wollen sie die personen, so jetzt im ksl. chamergericht, gar nit mhe dulden etc. Nach verlesung disser replick ist gemainlich beschlosen, das uf morgen Dinstag [1543 Febr. 27] zu 7 auher die sampt eynem schreiben, so das ksl. chamergericht alher gethan [Nr. 303], welchs alrerst [!] morgen auch verlesen werden, das sol man abschreiben. [...] In: Straßburg AM, AA 503, fol. 115r–116v, hier fol. 115r (Ausf. v.d.Hd. Junges).
a
In C folgt gestr.: treffenlichen, der röm. ksl. Mt. und.
b
–bIn C auf fol. 41r ursprüngl. Text gestr. (nicht lesbar), auf fol. 58r korr. in endgültige Fassung.
c
In C korr. aus: schrecklichen plagen.
d
In C korr. aus: erorterung.
e
In C korr. aus: gedulden.
3
Die beiden Protestationen der evangelischen Reichsstände gegen die Konzilsankündigungen der päpstlichen Nuntien Giovanni Morone (Speyer, 1542 März 30) bzw. Hieronymus Verallo (Nürnberg, 1542 Aug. 26) in: RTA JR Bd. XII, Nr. 154, S. 842f. bzw. RTA JR Bd. XIII, Nr. 152, S. 748f.
4
Karl V. an Papst Paul III. betr. die Abhaltung des Konzils, Monzón, 1542 Okt.18, in: Wien HHStA, MEA RTA 8/Konv. 1, fol. 206r–209v (zeitgen. Druck).
f
In C folgt danach gestr. in den banden des teuffels, menschlicher blindheit und der verfuhrerischen päbstlichen leer enthalten bleiben.
g
–gIn C stattdessen auf fol. 44v gestr.: Dan wiewoll hiebevor eins gemeinen friden halben, das der im Reich erhalten werden mochte, vilfaltige versehung bescheen, so sint doch diselben durch etzliche nachvolgende reichsabschide, sonderlich das wormische edict und augspurgische abschiede anno 30 dermaß verruckt, das dise stende sich nit allein fridens nit zu versehen, sondern auch darinnen als ketzer irer leer und religion als ketzerisch und verfurisch erkant und in alle peen der ketzerei ercleret und ver[ur]teilt und dardurch alles fridens und rechtens entsetzt worden seint. Auf fol. 58r korr. in endgültige Fassung.
5
Irrtümlich, richtig muss es heißen: Augsburger RAb von 1530; vgl. die Formulierung im Konz. (C), Anm. g–g.
6
Sowohl auf dem RT 1523 als auch auf dem RT 1524 (beide in Nürnberg) wurde die Abhaltung eines Konzils „in deutscher Nation“ beschlossen. Siehe den RAb von 1523 Febr. 9 (RTA JR Bd. III, Nr. 117, hier S. 746) und den RAb von 1524 April 18 (RTA JR Bd. IV, Nr. 149, hier S. 604).
h
In C folgt gestr.: sonderlich das diese stende die geistlichen guter in iren landen und gebiten zu underhaltung christlicher prediger und kirchendiener und andere milden sachen verwant.
i
In C folgt gestr.: und weil durch die camergerichtspersonen ohne alle notturft in zweifel gefuert, welchs religionsachen weren aber [= oder] nicht, des sie sich doch aus vorgeenden handlungen wol zu bescheiden gehabt.
j
In C folgt gestr.: derhalben bisher streit gewest, ob die im nurnbergischen fridstand sein sollen aber nicht (darunter dann die goslarische acht inhalts der ksl. daselbs disen stenden gegebenen declaration auch begriffen).
k
–kIn C stattdessen auf fol. 46rv gestr. Hieruber ist auch dys clerlichen dartzuthun, das alle bis hier gemachte fridstende uber dis, das sie in vil wege durch die camergerichtspersonen fursetzlich in beschwerlichen misverstand getzogen, auch an ime selbst under den stenden des Hl. Reichs grosse ungleicheit einfuren, auch bey den stenden gleichen verstandt nicht haben konnen, also ob diselben gleich erneuert wurden, das dannost der sachen damit nit geholfen. Dan erstlich sint diselbe fridstende und derselben erclerung fast alle bis uf ein concilium oder andere reichsversamblung gericht, und so dan die stend des andern theils die mehrern stimmen haben, so konnen sie tzu aller zeit wege finden, dadurch der friden aufgehaben und zu irer gelegenheit disse stende beschweren. Dartzu aber diese stende dermaß nicht kommen mugen, des ist ein exempel zu geben, in dem das sich die stende uf gehaltenem reichstag zu Speir anno 26 auß treffenlichen, hohen ursachen einmutiglich verglichen und vereinigt, das ein itzlicher in sachen des glaubens und religion bis zu einem christlichen concilio aber nationalversamlung sich halten mochte, wie er solchs gemeinte gegen Got und der ksl. Mt. zu verwantworten. Dis haben die stende des andern theil uf dem reichstag zu Speir anno etc. 29 ohne disser stende und also ohne gemeine der reichsstende bewilligung und verantwortung in efectu ufgehaben und hindertzogen, wie dan diese stende darwider ire geburliche protestation furgewandt. Gleicher gestalt, do es die meinung haben sollte, mochten sich die stende des andern theils der andern fridesordenung und versehung halben zu irer gelegenheit ohne dieser stende bewilligung anderung zu machen auch understehen, dardurch jhenes theil den ort des fridens alwegen in iren henden hetten. Hieruf ervolget, das die bisher gemachte fridstende der andern stende halben, als bey denen die veranderung stunde, zeitlichen weren, aber diese stende der augspurgischen confession weren durch diese fridstende, weil die anderung nicht bey inen, ewig und perpetuo verbunden, wilchs ein grosse ungleicheit. Auf fol. 57v korr. in endgültige Fassung.
l
–lIn C stattdessen auf fol. 47r–48v: Zum dritten sint die wort der gemachten fridstende und derselbigen erclerung, auch andere versehung zu erhaltung gemeines fridens dermassen gesetzt, das die stende von beiden theilen dieselbigen uff iren verstandt und vorteyl ziehen mögen, daruß dan zweispaltige und widerwertige meinung und allerley unrichtigkeit ervolgen, wilchs klerer am tag ist, dan das es weitleuftige ausfurung bedarf. Und under andern ist in jungst ufgerichten regenspurgischen abschiede [1541] versehen, das das camergericht vermuge der zuvorn ufgerichten abschiden visitirt werden solle. Weil aber diese stende in solche visitation nicht konten willigen, furnemlich aus deme, das den vorigen reichsabschiden nach die beysitzer uf den augspurgischen reichsabschide [1530], so das wormisch edict bestettigt, sollten visitiert und verpflicht werden, wilchem nach die personen, so unserer christlichen religion, am camergericht nit allein nit angenomen, sich auch uf solchen abschide der religion halben mit gutem gewissen nit verpflichten noch des halten konten, sondern die bappistischen personen durch solchen geweisten weg gegen disen stenden und zum beschwerlichsten verhertet worden, dadurch nit der geringste theil der daruß volgenden unrichtigkeit ervolget. Als haben dise stende der röm. ksl. Mt., das sie die visitation des camergerichts dermaß uf die abschide keinswegs konten willigen, zu Regenspurg clerlich angetzeigt. Daruf die ksl. Mt. sich vernemen lassen, es hette mit der visitation den verstandt nicht, wie es dise stende vernemen, und des disen stenden ein schriftliche declaration und erclerung [RTA XI, Nr. 949] bemelts abschidts gegeben, besagende under andern, das die beisitzer bemelts gerichts uf den regenspurgischen abschidt und itzt ermelte seiner ksl. Mt. declaration sollen vereidiget, das auch kein beisitzer, darumb das er der augspurgischen confession, gewegert oder entsetzt werden solt. Es solte auch der augspurgisch abschied, sovil die religion belangt, nit stathaben etc., mit weiterem inhalt. Als aber nun beiderseits stende uf angesatzte zeit zu Speir uf dem reichstag zusamenkomen, haben dise stende die visitation inhalts der ksl. gegebenen declaration, die stende aber des andern theils stracks uf die abschide begert und uf die declaration nichts geben noch derselben mit volge geleben wollen, wie uns dann anlangt, das sie, die andern stendt, sich alspald daselbst zu Speir des vernemen und in der meintzischen cantzlei haben registrieren lassen [RTA XII, Nr. 144, Nr. 145]. Darus yhe euer kgl. Mt., fstl. Gnn. und G. hell zu spuren, wie ungleichen verstand die stende des Reichs diser visitation und reformation halben des camergerichts aus hiebevor ergangenen handelungen gefast. Und obwol euer röm. kgl. Mt. uf jungstgehaltenem reichstag zu Speir im reichsabschide solche visitation und reformation uf den 16. Junij erstreckt, so ist doch solche erstreckung auch nit anders bescheen, dan das die visitation damals furgenomen werden sollte, inmassen und gestalt die stende des Reichs in solche visitation gewilligt. Diß seint ja tzweifelhaftige wort, wilche gemeinen stenden keinen gewissen verstand diser hochwichtigen sachen halben konnen geben. Dan weil die andern stende solche visitation stracks uf vorige abschide gewilligt haben wollen, dise stende aber anders nit dan inhalts der ksl. declaration und wie die vorigen handelungen auswysen, so wirdet solcher misverstandt, do es nicht vorkomen, zu yder zeit, wan man die visitation furnemen wurdet, abermals furfallen, dartzu dann auch in sonderheit wol fordern wurdt, das, wie wir bericht, die andern stende zu Speir sich haben vernemen lassen, die vilberurte visitation uf die declaration nicht antzunemen, des sie dan euer röm. kgl. Mt. nicht allein vertrost haben, sondern das auch in der meintzischen cantzley also registrirt sein solle [RTA XII, Nr. 149]. Und ist doch den stenden dises theils euer röm. kgl. Mt. versicherung und caution [RTA XII, Nr. 148] zugestelt, das die visitation inhalts der ksl. declaration bescheen solt. Auf fol. 58r–60r korr. in endgültige Fassung.
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In C folgt gestr. auf fol. 48v–49v: Gleicher gestalt ist der funfjerige fridstand tzu Speir mit den worten geordenet: Es folgt ein Teilzitat des Friedstandsartikels aus dem Speyerer RAb (RTA XII, Nr. 285, § 130, S. 1201). Dises kann kein gewisser und disen stenden des Reichs trostlicher und nutzlicher fridstant sein, dan dieweil der regenspurgische fridstant von den andern stenden stracks uf die abschide, von disen stenden aber uf die ksl. declaration verstanden wirdet, wie dann euer kgl. Mt. und die ksl. commissarien vilberurter declaration inhalts der speirischen caution, so lang als der speirische fridstand weret erstreckt, so volgt nottlich, das die stende von beiden theiln solchs fridstants zweihelligen verstand haben. Und do sich die felle zutragen wurden, davon der regenspurgische abschidt und darselbst ervolgte declaration besaegen oder von den fellen, so albereit sich begeben, geredt werden sol, das die stende von beiden theiln einheliglich nit wissen, woruf der fridstand entlich beruhen soll, des konten andere exempla mehr angetzogen werden.
n
–nIn C marg. korr. aus der ursprüngl. Fassung, die gestrichen ist.
o
–oIn C marg. korr. aus: so an euer röm. kgl. Mt., fstl. Gnn. und G. gelangt.
p
–pIn C marg. korr. aus: gütlicher volge.
q
In C korr. aus: allen welschen.
r
In C folgt gestr.: und beide erclerung und besserung bedorfen.
s
–sIn C korr. aus: die stende des Reichs von beyden theiln.
t
In C folgt gestr.: und furter allern unfug im Reich anrichten.
u
In C korr. aus: verwenigert.
v
–vIn C marg. stark korr. Passagen; ursprüngl. Text schlecht lesbar.
w
In D: ein.
7
Im Regensburger RAb von 1541 (RTA JR Bd. XI, Nr. 941, § 38) wurde die Visitation des RKG für den 14. Jan. 1542 in Aussicht genommen.
8
Im Speyerer RAb von 1542 wurde die Visitation des RKG für 16. Juni 1542 angesetzt (RTA JR Bd. XII, Nr. 285, § 132, S. 1202); sie wurde in der Folge jedoch von Kaiser Karl V. am 7. Mai 1542 bis zu seiner Rückkehr nach Deutschland suspendiert.
x
–xD om.
9
Zu den Aktenstücken betr. den Konflikt um das Herzogtum Braunschweig und die diesbez. Verhandlungen auf dem RT Nürnberg 1542 siehe RTA JR Bd. XIII, Nr. 134–138.
y
–yIn C marg. korr. aus: ohne begebung der rechtmessigen mittel sie wider diese camergerichtspersonen und derselben verdechtig erkantnus zu meiden vorgewant.
z
In C korr. aus: succumbiren und fellig werden.
aa
D om.
ab
In C folgt gestr.: und die sachen solcher wider die stende furgenommen beschwerungen halben in dem stande sein, wie sie zur zeit des bescheenen erpitens gewest.
ac
In C folgt gestr.: Dan sollte solche abschaffung verbleiben und diese stende ferner durch dise personen mit processen aber sonsten beschwert werden, so musten es dise stende entlich auch dahin stellen und in gleich sein lassen, es procedirten diese unruige, recusirte personen aber [= oder] nicht. Und demnach aus hochster unmeidtlicher notturft uf wege und mittel bedacht sein, dadurch sie sich wider die unpillichen und unrechtmessigen beschwerunge, so aus solchen nichtigen, partheischen processen ervolgen wurden, mit Gottes hulf geburlichen ufhalten und beschutzen mochten, des doch unsere hern und obern, als wir wol wissen, von hertzen willig und gerne vertrag hetten und lieber wollten, das solch alles zu erhaltung fridt, rue und einigkeit im Hl. Reich durch euer röm. kgl. Mt., fstl. Gnn. und G. der vilfaltigen derhalben furgewenten bit nach verkommen wurde.
10
Die Gesandten Hg. Moritz’ von Sachsen sowie jene der Mgff. Georg und Albrecht von Brandenburg und der Reichsstadt Nürnberg waren mit der im letzten Absatz der Replik hergestellten Junktimierung der Forderungen zu Friede und Recht mit der Türkenhilfe nicht einverstanden. Siehe dazu den Bericht der sächsischen Räte an Hg. Moritz, vom 27. Febr. 1543: Nr. 371.