Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XIV. Band. Der Reichstag zu Nürnberg 1543 bearbeitet von Silvia Schweinzer-Burian, mit Vorarbeiten von Friedrich Edelmayer

A Duisburg LAV NRW R, Jülich-Berg II 2276, fol. 534r–542r (Kop.); AS fol. 534r: Replica der verordenten guylissche räthe uff beschehenen gegenbericht kgl. Wd. zu Hungern gesandten, muntlich furgetragen am 21. Martij 1543 Nurembergae. ÜS fol. 535r: Replica der verordenten guylisschen rethe uff gethanen gegenbericht der kgl. Wd. zu Hungern gesanten.

B Duisburg LAV NRW R, Jülich-Berg II 2748, fol. 113r–118v (Kop.); DV fol. 118v wie AS in A.

C Duisburg LAV NRW R, Jülich-Berg II 2752, fol. 282r–285r (Kop.).

Die jülichschen Räte fassen zunächst die Anklagen und Antworten der burgundischen Gesandten zusammen. Da sie sich nicht auf einen langwierigen Schriftwechsel mit ihnen einlassen wollen und da sie keine Kopie ihres Vortrags (Nr. 210) besitzen, antworten sie mit einer kurzen mündlichen Gegendarstellung. Im Falle der Aufnahme von Verhandlungen in der Geldernfrage durch die Reichsstände, sind die Räte bereit, alle von den burgundischen Gesandten vorgebrachten Argumente mit einem ausführlichen Gegenbericht zu widerlegen.

Der Vorwurf, dass die Gesandten Kgn. Marias die Verteidigungsschrift der jülichschen Räte (Nr. 204) verspätet erhielten, ist unbegründet, da diese Schrift vor allen Reichsständen im Reichsrat vorgetragen wurde und die Jülicher der Anfertigung von Kopien für die burgundischen Gesandten ausdrücklich zustimmten. Wie hätten die Gesandten Kgn. Marias in ihrer Replik (Nr. 210) sonst so genau auf die jülichschen Argumente eingehen können, wenn sie die entsprechende Schrift nicht gekannt hätten?

Das aber zum andern mit vielen undienstlichen, geferbten schmeheworten hoch uffgetrieben wirdt, als sollte hochgedachter unser gnediger furst und herr mit kgl. Wd. von Franckreich, der ksl. Mt. zuwidder, sonderliche bundtnuß uffgericht und des angetzogen uberzugs, verschiener zeit in das furstenthumb Brabant geschehen, mitschuldig und theilhaftig sein, dagegen repetiren und erholen wir hieher obbestimpte unser ubergebne verantwortung [Nr. 204] und sagen nochmals, das hochgemelter unser gnediger furst und herr weder mit kgl. Wd. von Franckreich noch sunst jemandt anders uff der welt eyniche bundtnuß, irer fstl. Gn. verweißlich oder ksl. Mt. und dem Hl. Reich zu nachteil, uffgericht. Dergleichen soll auch uber sein fstl. Gn. mit warheit nymmer bewiesen mogen werden, das dieselbige des angetzogen uberzugs, in ksl. Mt. nidererblande geschehen, wissen oder gefallens gehapt und vil weniger, das ir fstl. Gn. darzu rath oder that, furschub, furderung oder bewilligung (wie irer fstl. Gn. von den burgundischen zur unschult [= unberechtigter Weise] ufferlegt) gethan habe. Aber das widderspill thut sich uß obberurter unser ubergebner antwort offentlich befinden.

Sovil aber den dritten puncten berurt, als sollte unsers gnedigen fursten und herrn im druck ußgangne defension [Nr. 204, Beilage 1] nit beschehen konnen, dan das dieselbige durch irer, der gesandten, ubergeben vermeinte confutation [Nr. 210, Beilage 1] gnugsam abgeleinet sei worden, solichs furgebens thun wir den burgundischen uberall kheinen gestandt dan sagen, das widderspill whar sein. Stellen auch in keinen zweyvel, wen[n]  berurte unsers gnedigen fursten und herrn defension und die vermeinte neulich ußgangne ungegründte confutation mit fleiß besichtigt, gegeneinander conferirt und erwegen werden, das alßdan offentlich sich befinden soll, das hochgedachter unser gnediger furst und herr dasselbig furstenthumb Geldern und grafschaft Zutphen mit gutem, rechtmessigem titel inhabe und bei irer fstl. Gn. posseß billichs gehandthapt werden soll.

Dweil nun uß diesem allem euer fstl. Gnn., Gnn. und Gg. offentlich befinden, das unser gnediger furst und herr der angetzogner verbundtnuß mit kgl. Wd. von Franckreich, dergleichen der geübter handlung Marthins von Roßheim und wes sunst irer fstl. Gn. zur unschult durch die burgundischen ufferlegt, nit gestanden, auch gegen irer fstl. Gn. zu den ewigen tagen mit bestendigem grund nit soll khunnen dargethan und bewiesen werden, und aber ir fstl. Gn., dieses alles unangesehen, durch die burgundischen nach seiner fstl. Gn. uff jungst alhie gehaltenem reichstag zu Nurmberg beschehener rechtmessiger entschuldigung [RTA JR Bd. XIII, Nr. 122], die welche auch mitnichtem widerfochten, one eyniche furgehende erkandtnuß nit allein widder alle recht und billigkeit, dan auch widder alt herkhomen, uffgerichten landtfridde, ertedingte fridtstende und daruff gefolgte declaration unabgesagt, unversehenlich und unverschult, in zeit als ir fstl. Gn. ire reuther und knecht in des Hl. Reichs dienst gegen den Turcken geschickt und mit schweren kosten underhalten, mit höreskraft und gewalt uberzogen und beschediget und nichtsdestoweniger hochgemelter unser gnediger herr als ein junger fridliebender furst uff der chur- und fstl. rethe furgenomene gutliche underhandlung sich so weith hat bewegen lassen, alle rechtmessige und billiche mittel, zu eynem bestendigen und ehrlichem frid oder fridstandt dienlich, anzunemen, und aber die burgundischen soliche hochzimliche mittel abgeschlagen.

Das auch der mangel, [das] der Rheinstraums und straß geschlossen, mitnichtem an unserm gnedigen fursten und herrn dan an die burgundisschen befunden werde, wie euer fstl. Gnn., Gnn. und Gg. uß jungst ubergebnem schriftlichen bericht gnugsam vernomen. Und dan hochgemelter unser gnediger herr sich allezeit, als eynem gehorsamen fursten des Hl. Reichs wol zustehet, ertzeigt und uber das alles sich erbotten hat, nit allein die sach irer fstl. Gn. furstenthumb Geldern, sonder auch den gwaltigen uberzug und was daruß gefolgt und ob ir fstl. Gn. in der gutlicher handlung zu vill oder wenig sich erbotten, zu euer fstl. Gnn., Gnn. und Gg. gutlichen oder rechtlichen erkandtnuß zu stellen, wie ir fstl. Gn. sich nochmals thun erbieten.

Dem allem nach wollen wir euer fstl. Gnn., Gnn. und Gg. underthenigs fleiß erinnert, ersucht und gebetten haben, sie wollen gestalt und gelegenheit dieser sachen, daran nit allein unserm gnedigen fursten und herrn, sonder dem gantzen Hl. Reich und desselben gedeien und wolfart gelegen, auch unsers gnedigen herrn hochzimlich erbieten zu hertzen furen, die sorgfeltigkeit, gefhar und umbstende erwegen und daran sein, das des Hl. Reichs freiheiten, gerechtigkeit und wolfart nit undergehen, hochgedachter unser gnediger furst und herr bei recht vertedingt, fur weitherer gewalt beschirmpt und das der burgundischen unrechtmessig gewalt und furnemen, dainne sie verharren und teglichs jhe lenger jhe beschwerlicher furfarn, abgestelt, unser gnediger furst und herr und seiner fstl. Gn. beschedigte underthanen mit erstattung aller costen und schaden gentzlich restituirt, bei des Hl. Reichs rechten und versicherung gehandthapt, die handtierung und narung allenthalben frei und unverhindert zugelassen, auch recht und frid im Hl. Reich gehalten und gepflantzt werden mogen.

Und dweil aller verzog in dieser sach unserm gnedigen fursten und herrn (wie euer fstl. Gnn., Gnn. und Gg. leichtlich abzunemen) zu grossem nachteil thuet erreichen, so stehet nochmals zu euer fstl. Gnn., Gnn. und Gg. unser underthenig, fleissig bit, sie wollen die sach gnediglich und gunstiglich furdern, das wir one lenger uffhalten tröstliche und zuverliessige antwort, wes unser gnediger furst und herr sich in diesem irem hochsten anligen zu dem Hl. Reich entlich zu versehen habe, vernemen mogen. Solichs wirdt ir fstl. Gn. umb euer fstl. Gnn., Gnn. und Gg. freundtlich zu verdienen und mit gnaden zu erkennen allezeit gneigt und willig befunden werden.