Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XIV. Band. Der Reichstag zu Nürnberg 1543 bearbeitet von Silvia Schweinzer-Burian, mit Vorarbeiten von Friedrich Edelmayer

Hannover NLA, Hild. Br. 1, Nr. 784, fol. 366r–368v (Kop.); AS fol. 366r: Radschlag der kfl. rethe, fursten und stend und derselbigen rethe und bodschaften in sachen des Bf. zu Hildesheim, belangend 1. execution erlangter urtheil wider die Ff. von Braunschweig oder itzige occupatorn Sachsen und Hessen, 2. die ingefuerte nheue religion in stad und stift Hildesheim und der von Hildesheim gotlose handlungen, 3. der clerisey zu Hildesheim renthe, zins und gulthe etc., der röm. kgl. Mt. auf ihr gnedigst begher mitgeteilt, und was ihr Mt. darauf sich mit denselbigen stenden entschlossen und zu thuen erbotten. Item der stend mit der kgl. Mt. und hinwiderumb beschehen vergleichsradschlag betreffen den erwellten zur Nheumburgk. Actum Nhurnberg, die 9. Martij anno 43.

Auszug, wes die churfursten, auch die fstl. gesandthen, rethe und bodschaften catholici in sachen des Bf. zu Hildesheim der kgl. Mt. geclagt und ihnen, ihr rethigs bedenckhen zu vornhemen, zu beradschlagen zugesteldt, bedacht, beradthen und,[was] der kgl. Mt. zu radthen sein soll, beschlossen:

[Ad Nr. 248, Punkt 1] Soviel betrifft die begherte execution erlangten urtheil[s] wider Hg. Heinrich und Erichen etc., wollen die Kff., Ff. und stend die ksl. Mt. aufs fleissigst bitten, ihre Mt. sich zwischen den partheien mit gutlicher handlung beladen und sie vertragen woll. Im fall aber, das soliche sach nit vertragen wurd, das alsdan die partheien an das ksl. chamergericht pro executione geweist werden sollten.

[Ad Nr. 248, Punkt 2] Betreffen abpracticierung der von Hildesheim und daselbst nheue ingefuerthe religion und predicanten und andern unlust, durch dieselbigen mit dem sacrament und in ander weg geuebt, betten die stend die kgl. Mt., sie wollten deshalb den beiden Sachsen und Hessen schreyben, soliche predicanten widerumb abzufurdern und dieselbigen wider den bischoven nit zu verthedingen.

[Ad Nr. 248, Punkt 3] Wes denn belangt verhinderung der zins, den geistlichen zu Hildesheim durch die bevelchhaber zu Wulffenbuttel entzogen, wher solichs, wie auch das vorige, dem regenspurgischen reichsabschiedt [1541] gantz und zumhal zuwider. Bitten derohalb, die gnedigste weg und befuegung bey ihnen zu thuen, das denselbigen soliche alle unverhindert gevolgen mochten etc.

Die 9. Martij referiert der meintzisch cantzler fur den catholicis stenden, wes die röm. kgl. Mt. auf der verordnethen derselbigen stend beschehener relation gehabten radschlags, in sachen der supplication H. Valentins Bf. zu Hildesheim der kgl. Mt. ubergeben und ihre Mt. an die stendt ihre rethigs bedencken darauf zu vernhemen etc., zu anthwort geben hett.

Und nhemblich fur das erst, betreffen der artickul erlangter babstlicher urtheil des stifts Hildesheim guether halb gegen Hgg. Heinrichen und Erichen von Braunschweig und darauf begherte execution etc. Und wes sie desfals ihrer Mt. der stend bedencken und bitten angezeugt etc., hett die kgl. Mt. zu anthwort geben: Nachdem die stend die sachen dermassen beradthen und ihre Mt. willens, zwischen den protestierenden und dem von Braunschweig handlung zu pflegen, so wollt ihre Mt. zu derselbigen zeit dieser auch indenckig sein.

Was aber betrift die andere betruebung in religion, dergleichen den angerichten ungehorsamb durch die protestierenden in der stadt Hildesheim gegen den bischoff etc., wollten ihre Mt. Sachsen und Hessen schreyben und bevelhen, ihre predicanten abzufurdern und den Bf. von Hildesheim mit denselbigen seinen underthanen walthen und gewerden lassen wie zuvor, und sonderlich wie[er] in zeiten jungst regenspurgischen reichsabschieds gethan hat. Das sie auch die von Hildesheim wider ihren herren, den bischoff, nit schutzen, schirmen oder verthedingen sollten.

Dergleichen auch geschehen sollt in dem articul betreffen verhinderung der geistlichen zins etc., das sie darin lauth des regenspurgischen abschieds unverhindert pleiben sollten.

Es wollten auch ihre Mt. denen zu Hildesheim schreyben, das sie die predicanten aus von sich und wegschaffen, sollten ihrem herren, dem bischoff, in geistlichen und zeitlichen sachen gehorsam leisten. Das sie sich auch der unchristlichen gottslesterung und faßnachtspiel enthalten sollten.

Was aber auch betrift die abbatissin zu Stederburg und andere stiftscloster etc., wolt ihr Mt. gedachten Sachsen und Hessen schreyben, das sie dieselbigen und andere von ihren althen gottesdiensten nicht drungen noch zwungen, sonder darbey rhuig pleiben lassen sollten.