Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XIV. Band. Der Reichstag zu Nürnberg 1543 bearbeitet von Silvia Schweinzer-Burian, mit Vorarbeiten von Friedrich Edelmayer

A Stettin AP, AKW Sign. 14, fol. 23r–25v (Ausf. an Hg. Philipp).

B Stettin AP, AKS I/10, S. 67–72 (Ausf. an Hg. Barnim); DV S. 72: Exhibitum sontags Reminiscere [Febr. 18] anno etc. 43 zu seiner L. eigenen handen.

Die kursächsischen Gesandten berichteten aus Nürnberg1über die pommerschen Räte, das gedachte euer Ll. rethe, sich uff die zu Braunschweig [1542 Sept.] gegebene antwurt, auch etzliche darauf an euer Ll. gethane schreyben vernemen zu lassen von euer Ll. nit bevhel hetten, es wurden inen dan zuvorn von den stenden der christlichen verain, in sachen euer Ll. ains- und kgl. Wd. zu Dennemarck andersteils betreffende, entlicher bescheid und declaration gegeben. Darumb sie auch zum heftigisten angehalten.

Und wiewol gemelte stende derselben euer Ll. rethen ain bequeme antwurt darauf gegeben [Nr. 287], undter anderm des vermugens, das unser freuntlicher lieber vedter und bruder, der Lgf. zu Hessen, und wir kgl. Wd. nochmals zum eylendesten schreiben und sein kgl. Wd. anlangen und vermugen solten, die zu Hamburgk beteidingte vertragsnotel [1542 Aug. 27] nochmals anzunemen und zu ratificiren, welche schrift auch von seiner L.[= Lgf. Philipp von Hessen] und uns an gemelte kgl. Wd. also in notturftiger form gescheen und wegkgeschickt worden ist2, so haben uns doch die vorgedachte unsere rethe weiter berichtet, das euer Ll. rethe des auch nit begnugig sein wollen, sundern sich derhalben von der berattschlagung gemainer christlichen verain gesonderet und darbey zu sein gewaigeret, nit zu geringer freudt und frolockung der papisten3, mit der entschuldigung, das sie von euer Ll. des also stracken bevhel hetten, des sie sich musten halten.

Obwohl der Kf. von Sachsen nicht zweifelt, dass die Hgg. von Pommern durch ihre Gesandten über den bisherigen Schriftwechsel in der Causa Pommern gegen Dänemark Bescheid wissen, will er nicht unterlassen, den Herzögen selbst zu schreiben.

Und nachdeme dan euer L. und ir vedter an dem letzten der aynunge bescheid [Nr. 289] dieszer zeit ane zweivel zufriden sein werden und wir uns gentzlich versehen, kgl. Wd. werde die hamburgische vertragsnotel nochmals ratificiren oder die sachen zu schleuniger erkenntnus der aynunge stellen, so ist unser freuntlich bitt, euer L. wolle iren rethen gein Nurmbergk furderlichen und unvertzuglichen bevhelen, dergleichen ane zweivel euer L. vedter, des L. wir gleicher gestalt geschriben, auch thun wirdet, das sie sich von beider euer Ll. wegen uff den abschied, so euer Ll. rethe zu Braunschweig genommen [1542 Sept. 12]4 und inen doselbst gegeben worden, mit freuntlicher und wilferiger antwurt wellen lassen vernemen, auch bey den beratschlagungen der sachen, so in der christlichen verain doselbst zu bewegen furfallen, sein und die zum besten furdern helfen.

Die Hgg. von Pommern werden aus den Berichten ihrer in Nürnberg anwesenden Räte von einer Antwort des Kg. von Dänemark in der strittigen Causa erfahren. Sollten die Bedingungen Kg. Christians III. für die Hgg. von Pommern nicht annehmbar sein, wird den pommerschen Räten von den Einungsverwandten in diesem Streitfall endgültig ohne weitere Verzögerungen Bescheid gegeben werden.

Anmerkungen

1
Der kursächsische Kanzler Dr. Melchior von Ossa berichtete aus Nürnberg, 1543 sonabends nach Esto mihi (Febr. 10), an Kf. Johann Friedrich über das Verhalten der pommerschen Gesandten: [...] Weitter gebe euer fstl. Gn. ich zue erkennen, das ein grosse frolockung bey den papisten gewest, das sich die pommerischen rethe in radtschlegen von uns gesondert, und als in heut dato die schriftliche antwort im ausschus geben, wie euer kfl. Gn. auch mitte [= mit] uberschickt wirdet [Nr. 289], haben sie siche vornemen lassen, das sie stracken bevelch hetten, nicht ehe in der vorein radt zue kommen, biß die declaracion wircklich ergangen, des musten sie sich als die dyner vorhalden. Ich habe in auch dorauf angezceigt, das es ire herrn dissmals weitter nicht brengen [!] konten [...]. Sie solten bedencken, was nachteil der einigung aus solcher trennung sollte ervulgen und sich gleich andern gesanten auf dissen guten erlangten beschidt bei der handlung der vorein finden lassen. [...] Darauf haben sich die pomerischen gesanten einer eynhelligen antwort nicht vorgleichen konnen, sondern H[g.] Philips gesanter [= Jakob von Zitzewitz] hat auf solche anzceige gewilliget, bei den handlungen, idoch unvorpintlicher weysse, bis ehr von seinem hern uff diß schreiben antwort erlangt, zue sein; verhoffte auch, die herzcogen wurden solchen beschidt annemen. Aber H[g.] Barnims geschickter, Dr. Philips[Ösler], zceigt an, ehr were im lande Pomern ein frembder man, konte sich leichtlich vorgreiffen und mher befremdt des orts wi der ander gesante, der von Zubitz [= Zitzewitz]. Sie wollten es aber gleichwoll meniglich darvor haben lassen sein: Ginge der von Zubitz von beyder hern wegen in radt und wollten sich der angehengten condicion kegen nymands vornemen lassen, auch nicht in gemeinem radte der eynigungsverwanten, dan diß geschah alles vorm ausschus. Dis underpauen ist not gewesen auch disser stende halben, die solcher sonderung hohe beschwerung tragen. H[g.] Moritz rethe komen auch nicht zue dissen handlungen, aber gleichwoll haben sie sich in beratschlagung der ubergebenen supplication von den papisten auch gesondert. [...]. In: Weimar HStA, EGA, Reg. E 149, fol. 429r–433r, hier fol. 431r–432r (Ausf. v.d.Hd. Ossas).
2
Kf. Johann Friedrich von Sachsen und Lgf. Philipp von Hessen an Kg. Christian III. von Dänemark: Aufforderung zur Beilegung des Konflikts mit Pommern, in: Weimar HStA, EGA, Reg. H pag. 421–434, Nr. 154/3, fol. 121r–123v (Kop.).
3
Siehe Nr. 288, Anm. 3.
4
In: Straßburg AM, AA 500, fol. 3r–35v (Kop.).