Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XIV. Band. Der Reichstag zu Nürnberg 1543 bearbeitet von Silvia Schweinzer-Burian, mit Vorarbeiten von Friedrich Edelmayer

Weimar HStA, EGA, Reg. E 148, fol. 388r–390r (Konz. mit marg. inhaltl. Betreffen).

Bestätigt Erhalt des Schreibens von Hg. Moritz (Nr. 294d), in welchem er den Kf. von Sachsen um Stellungnahme im Sessionsstreit zwischen Sachsen und Bayern1ersuchte. Und das eur L. nit gneigt, dem haus zu Sachssen in deme etwas zu entziehen lassen und uns derhalben solchs zu erkennen gegeben, bedancken wir uns gegen eur L. freuntlich. Und wissen uns des zweispalts, so sich der session halben zwuschen den heusern Sachssen und Baiern erheldet, auch was sich uf gehaltenen reichstegen bißhier [= bisher] derwegen zugetragen, wol zu erinnern.

Und wiewol es an dem ist, das unsere vedtern, eur L. großvater, vedter und vater, die session als Ff. von Sachssen bißhier fur den Ff. zu Baiern, als die zu der tzeit elder dan die von Baiern gewest, gehabt, so ist doch der haubthandel an ime selbst bißhier also hangendt und im grundt ungeörtert plieben, wie eur L. selbst auch antzaigen. Darumb unsers erachtens sich nit so gar uf das alder zu legen sein will, damit sichs dan, wie eur L. auch antzaigen, zu andern pfleget, dan bißhier seindt die fursten im haus zu Sachssen die eldern gewest, ytzo aber seint es die von Baiern.

Dieweil wir dan wissen, das es mit der session uf dem reichstag zu Augspurg [1530] zwuschen Sachssen und Baiern ungeverlich auch dermassen gehalden worden, das man damit einen tagk umb den andern umbgewechselt, so bedencken wir und seghen fur gut an, das es eur L. itzo auch also halten, nemlich das eur L. aHg. Wilhelmen und Hg. Ludwigen von Baiern–aals den eldern das fursietzen liessenb, aber des andern halben von Hundßrucken, ap er wol auch elder ist dan eur L., das durch die rethe baider teil umbgewechselt wurde und einen tagk umb den andern vorseßen, doch eins jeden fug und rechten in deme unvorgreiffenlich und allain uf dißmalh, biß das ksl. Mt. die irthumb, so der session halben uf reichstegen furfielen, irer Mt. hievor gethanen vertrostung nach endtlich wurden vergleichen oder durch eine Weisung regeln.

Das aber eur L. sich nach allen Hgg. von Baiern2 solten setzen lassen, das konnen wir nit fur gut ansehen, wusten es auch nit zu rathen und ist dermassen nit herkomen. Wolt aber der gesandte des von Hundtsrucken und die andern von Baiern das umbwechseln nit gescheen lassen noch bewilligen, so mochte darnach nit ungut sein, das es an die kgl. Mt. und ksl. Mt. comissarien gelangt wurde, mit vermanung, das eur L. in die handelungen nit willigen wurden, wo nit einsehen beschege. Und so es eur L. gefelligk, wollen wir unsern rethen gegen Nurnberg schreiben, das sie eur L. rethen vor kgl. Mt. und ksl. Mt. comissarien, auch sonsten darinn sollen beistendigk und mitretigk sein. So zweifeln wir nit, man werde darin ein einsehen haben und zu einem solchen mittel des umbwechselns halben greiffen, wie vorberurt ist, oder zu eynem andern bequemern wege, welchs auch besser were, uff das man Baiern mit solchem yetzt furgenomenen fursietzen kainen gebrauch einrheume.

Anmerkungen

1
Gemeint ist die pfälzische Linie der Wittelsbacher, im besonderen Pfgf. Johann von Pfalz-Simmern. Der Vorsitz der regierenden Hgg. von Bayern (Wilhelm und Ludwig) auf der weltlichen Fürstenbank war damals bereits unumstritten. Siehe dazu: R. Aulinger, Das Bild des Reichstages, S. 243.
a
–aMarg. korr. aus: den Hgg. von Baiern.
b
Es folgt gestr.: Und das darnach eur L. rethe dasselbe fursietzen den andern tagk hetten und also umbgewechselt wurde.
2
Aus der pfälzischen Linie der Wittelsbacher.