Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XIV. Band. Der Reichstag zu Nürnberg 1543 bearbeitet von Silvia Schweinzer-Burian, mit Vorarbeiten von Friedrich Edelmayer

Augsburg StadtA, Lit. 1543, unfol. (Ausf.).

Bestätigen Erhalt der Weisung vom 26. März (Nr. 391). Was nun belangt die zusamenhaltung mit gemaynen ainigungsverwanten stenden, sollen es euer Ft. im werck befinden, das wir ainichen zertrenung nit ursach geben, vil wenniger uns selber sondern wollen, sonder im fall und so uns begegnet, das wir erachten konnten euer Ft. und gemeyner stat gelegenheit etwas anders, merers oder minders, dann der andern stand opinion were, erfordert, das wöllen wir jederzeit zuvor an euer Ft. gelangen lassen, die werden uns alsdann die notturft wol zu bevelhen wissen. Also das euer Ft. unsernhalben diß orts wol one sorgen sein mogen, der almechtig, ewig Gott verleihe gnad, das alle unsere rhatschleg zu seins worts namen, merung unser cristlichen religion und unser seelenhail und wolfart des gemainen nutz gereichen und verhuet, das wir bey unsern zeiten nun mermaln gesehen, laider und hievor zum ofternmalen furgangen sein befunden, das die hartneggigkeit der partheyen den gemeinen nutz emploß und verderbt. Dann was bißhär gehandelt und wie beide partheyen gestracks auf irem vorhaben verharrt, das haben euer Ft. aus den vilfaltigen unsern vorigen schreiben genug vermerckt. Und wissen euer Ft. noch heutigs tags nichts bessers zuzuschreyben, dann das gestern vor dato diß [1543 März 26] in reichsrhat angesagt und dasselben durch den maintzischen cantzler furgetragen worden ungefarlich ain maynung, als euer Ft. auß beyligender schrift zu vernemen [Nr. 166].

Und wollen euer Ft. dise sachen also versteen: Demnach man auf anhalten der ksl. Mt. commissarien angefangen zusamenzukommen, in meynung von den propositionen zu beratschlagen, seindt unsere standt in allen dreyen, und jede in iren gepurenden rhaten erschinen. Und als man angefangen, von der hilf wider die Turcken zu reden, solle, als uns anlangt, im churfursten- und im furstenrhat das mer worden sein, das one frid und recht im Hl. Reich zu einicher statlichen hilf man nit khomen mag, dahin auch die erbarn stett in irem rhat ainhelligklich geschlossen, und wir das euer Ft. hievor den 23. diß zugeschriben haben. Daruff hat ervolgt, das die andern standt sich wider in der unsern abwesen versamblet und sich einer antwurt entschlossen und uns die furhalten lassen. Das versteen die unsern, das sollichs angericht seye durch etliche, die die unsern nit gern in rhaten gesehen, dann in irem beysein villeicht nit mit ainem jeden und das, so in abwesen bescheen konndt, gehandelt werden mocht, des vorhabens, das obangeregte mer dardurch wider zuruckzutreyben und fur sich selber ain reichsabschid ires gefallens zu machen. Und obwol dise standt nit darein willigen wollten noch wurden, so sollte es doch das ainig mittel sein, etliche der iren, geistlichs und weltlichs stands, so bißher in khain buntnus oder verstand sich einlassen wollen, also in kraft diß abschids in die sach zu bringen, das sie fort muesten, sye wollten oder nit, und also ainer grossen sachen ain anfang machen. Werden auch wol etliche genänndt, von denen dise geschwindigkeit erdacht sein solle, davon aber zu anderer zeit.

Der augspurgischen confession verwante ständt haben bedacht und underredt begert. Seindt Branndenburg, Regennspurg und Nurmberg aus unserm, der protestierenden, rhat bliben, wie vor mer auch bescheen. Ist ain außschus, davon zu reden, gemacht worden, so groß, das allain Eßlingen, Hall, Haylpron, Memmingen und Lindauw daraus bliben. Die sachsischen stett nit personen gnug gehapt, also seindt wir auch darein kommen, und hat man sich ainer antwurt verglichen, die schicken wir hiemit [Nr. 168]. Dann wir sein etlichermassen ainer andern meynung im außschus gewesen und uns vernemen lassen, das uns auch etliche bedencken beywoneten, das etliche personen des orts suechten, unsern stenden den last der verhinderung aufzulegen und ir vorhaben, zuwider dem erfolgten meren, dardurch zu furdern. So hielten wir doch dafur, das nit onratsam sein sollt, ob es dise standt gantz anderst verstuenden und sein aus freuntschaft bescheen, hinwiderumb den ander standen mit glimpfigen worten härkhommen der sachen und die furnembsten unsrer beschwarden vermelden. Und was nun in gethonem furschlag, das uns dienlich und annemblich, dasselb angenommen. Was uns aber unannemblich, etlich ursachen allain angezaigt weren worden, warumb obberuerte ire furschleg irem erpieten fridens und rechtens unsers erachtens angemaßt und uns nit annemblich, und uns darauf erpieten, davon in sondern rhaten weyther zu reden und helfen, damit frid und recht im Hl. Reich also bestellt, das ainicher ungleicheit sich billich niemandt zu beclagen und uns deß zu thuen getrosten wolten, sie wurden nit minder dann wir darzu geneigt sein.

Und ist unsers rhatschlags die ainich ursach gewest, ob man also ainer merern freuntschaft ursach geben, etlicher furgegeben verbittern ablainen und von der sachen zu reden ain anfang machen hetten mogen, dann on zweivel der merer thail der andern standt und derselben gesanten nit bevelch werden haben, sich gegen disen stenden einzulassen oder die ksl. decleration anzufechten oder zu bestreitten. Das besorgen nun etlich der andern und wollen nit, das in gemeinem reichsrhat von den artickeln fridens und rechtens mer gehandelt werd, und konnden die specification der fäll, darin wir beschwardt, nit leiden. Denselben gesellen hette hiedurch villeicht der ranck abgelauffen und zu der handlung gekhommen mogen werden. Und haben sorg gehapt, die ander stutzig antwurt, in der wir gar nichts von unsern beschwarden specificiern, sonder strack auf das erfolgt mer und die abhandlung der begerten artickel fridens und rechtens tringen wollen, wurden denen, so sich selber oder etlich gelegenhaitten mer dann das gemein suechen mochten, sovil mer raumbs geben. Hinwiderumb solliche furwendung dargegen thuen, damit sie auf ainem thayl und wir auf dem andern thail gesondert bleiben muesten. Nun, Got wayß, was das best ist, und die zeit wurdts bringen. Wir haben allain diß umb mer berichts willen euer Ft. nach der leng geschriben, damit sie sich hernach in iren rhatschlegen der umbstendt zu erinnern und, wie die sachen diß puncten halben alhie geschaffen, wissens mögen haben.

Was den Konflikt mit dem Hg. von Jülich betrifft, wartet man auf eine Antwort des Königs. Die Verhandlungen betr. Goslar widersprechen dem braunschweigischen Bundesabschied (1542 Sept. 12). Eine Vertragslösung für das Herzogtum Braunschweig-Wolfenbüttel ist nicht in Sicht und den auf Quasimodogeniti (1543 April 1) vom König angesetzten Versammlungstag lehnen die Schmalkaldener ab. Die underhaltung des lands betreffendt, haben wir nichts geschriben, dann was wir glaubwurdig gehört. Wann nun aber von bestellung des lands gehandelt, wurdt sich grundtlich, wie die sachen geschaffen, finden.

Angelegenheiten des Schmalkaldischen Bundes: Aufnahmegesuche des Bf. von Münster und Gf. Ludwigs von Oettingen. Verhandlungen betr. den Konflikt zwischen Dänemark und Pommern wurden nicht weiter fortgeführt.

Nachrichten über das Vordringen der Türken geben Anlass zur Besorgnis, da die deutsche Nation nicht gut darauf vorbereitet ist.

Zwei PS.