Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XIV. Band. Der Reichstag zu Nürnberg 1543 bearbeitet von Silvia Schweinzer-Burian, mit Vorarbeiten von Friedrich Edelmayer

Ravensburg StadtA, Bü. 152c/2.17, unfol. (Kop.); ÜS: Des schwabischen krayss abschid auf dem gehaltnen reichstag zu Nürnberg im 1543. jar.

Wir, der gaistlichen und weltlichen fursten, prelaten, graven, freyherren und stett des schwäbischen kraiß gesant, räth und bottschaften, sovil unser auf yetz alhie zu Nurnberg werendem reichstag beyainandren versamblet und hernach geschriben sein etc., bekennen hiemit: Als die röm. kgl. Mt., unser allergnädigister herr, die verordneten oberkrayßeinnemer des gemainen pfenings zu der turckenhilf auf ainen bestimpten tag hieher erfordert, rechnung und relation irs tragenden ampts zu thon, und darauf unser, des schwäbischen kraiß verordnete einnemer gehorsamlich erschinen und sich bey höchstgedachter röm. kgl. Mt., deßgleichen uns, der obersten kraißfursten gesanten, angezaigt und beschehnen ervordern und begern schuldiger gehorsam nach volg zu thun erbotten, sind sey [= sie], gleich andre einnemer zu iren kraiß, von gemainer reichsstend wegen auf uns gewisen.

Demnach und dieweil wir nun von inen solliche rechnung und relation [Nr. 118] noutturftigclich [!] angehört und sovil darauß befunden, das sy in sollichem irem tragenden ampt an iren vleys, mue und arbait nichts manglen noch erwinden lassen, das gemainem schwäbischen kraiß zu nutz und wolfart und befurdrung des loblichen, christenlichen wercks dieser turckischen expedition mögen erschiessen, so haben wir dieselben also gantz ordenlich und on mangelhaft sampt daruber gemacht und gehalten buechern, registern, urkunden und brieffen von inen angenomen und auf begerte derwegen noutturftige quittierung und lödigzellung furgehalten, das wir fur unsre personen genaigt, wo wir befunden, das sich unsrer herren und obern uns gegeben gwält dahin erstrecken, ain sollichs von wegen derselben und der abwesenden kraisständ dermaussen [!] zu thun, das es uns gegen denselben unsern herren und obern (von deswegen dann unser der merthail nit abgeförtigt) verantwurtlich, den abwesenden bintlich und inen, den einnemern, auch gnugsam sein mögen. Dieweil wir aber in dem und anderm mer diß unsers kraiß obligen yetzmals auß erzölten und andern bewegenden ursachen nit furzuschreitten und dieselbigen in entschaft zu pringen gewusst, hetten wir fur hoch nottwendig geacht, mit dem ersten es immer fueglich sein möchte, ain gemainen kraißtag an ain gelegne malstatt außzuschreiben und zu halten, darauf ain yeder stand aigner person zu erschinen [!] oder seine gesanten mit gnugsamem gwalt auf sollichen kunftigen kraißtag abzuförtigen zu wissen, der sich dahin erstrecken, sy, die einnemer, noutturftigclich zu quittiern und ihres tragenden ampts entlich zu entlödigen und in dem der erscheinenden handlung die abwesenden auch binden.

Als nun sy, die einnemer, sollichen abschid doch dergestalt angenomen, wo inen hierzwischen schierists volgendts kraißtags etwas von den übergeben handlungen vonnötten, das es inen auf ir erfordern unwidersetzlich mitgethailt und darzu auch der übrig rest, so in irer übergebner rechnung clarlich vermeldet, biß zu entlicher beschliessung und erlödigung bey iren samptlichen handen in verwarung gelassen wurd, ist inen dasselbig auch bewilligt und über all sollich mit inen gepflogne handlung urkundt mitgethailt, mit verrer vertrostlicher zusag, inen, auch dem stattschreiber und cantzleyverwanten zu Ulm auf sollichem schierist angeendem kraistag zu ergötzung irer gehapten mue und arbait ain vererung zu thun.

Deßgleichen haben wir von unserm, des schwäbischen kraiß verordnetem zalmaister Sebastian Besserern die rechnung alles seines empfahens und außgebens sampt noutturftigem bericht angehört und sein und seins ime zugeordneten gegenschreibers gegenainander gehalten register, auch die bevelhsschriften und urkunden dermassen ordenlich, gleichmässig, beständig und getreulich sampt noutturftiger gutter relation befunden, das wir dieselben rechnung und relation [Nr. 118] gleichsfals wie von den obberurten unsern verordneten kraißeinnemern sampt den baiden gleichmässig gehalten registern, bevelhschriften und urkunden von ime angenomen und deßhalb auch notturftige urkundt geben und zu entlicher quittierung auf nechstvolgenden kraißversamlungstag verwisen.

Aber alsbald inen, zaalmaister, vererdt und dieselbig vererung dahin fur gut angesehen und gethan, nemlich das ime die 300 fl., so ime zu der zeit der annemung sollichs zaalmaisterampts zu rustgelt an abziehung seiner besoldung geraicht und dann noch 114 fl., so ime an seiner rechnung abgangen, sampt ainem wagen, etlich zendel [= Seidenstoff für Fahnen] und dergleichen mer schlecht achtigen [= missachteten] blunder, den er bey sich hat, zur vererung inen beliben. Und dann dem gegenschreiber auß meister bewegung, das er in zeit seins tragenden ampts etwa lang kranck, auch ain gutte zeit nach nit mer raichung seiner besoldung mit dem ampt beladen und gemuedt gewesen, verert mit 83 fl., so er zuvor empfangen und noch 50 fl., so ime darzu hinauß geben.

Dieweil nun vermög des speyerischen reichsabschidts zu erhaltung der gleichmässigkait billich, das die rechnung und relation von allen stenden, wie ainem yeden kraiß nach dem andern ordenlich zu volgen gepurt, volnzogen worden sein solte, so ist es doch von kainem dann erstlich dem payerischen, reinischen, frännckischen und volgendts von unserm, dem schwäbischen kraiß, vor gemainer stend verordneten außschutz – laut beyligender schrift mit A verzaichnet und signiert – und doch dergestalt von uns, den schwäbischen kraißstenden, beschehen. So alle andere kraiß (der uns billich der ordnung nach etlich, die es noch nit gethon, vorgangen sein solten) ir rechnung und relation thun, mit sollicher schrift auch gethon und wie darein gebetten, wo aber nit, dieselben widerrueft und als nit gethon protestiert haben wölten.

Und wiewol auß sollicher unserer rechnung und relation clarlich erscheint, was fur ain grousse [!] summa gelts zu bezalung des letsten monats und abzugs, auch darleichung der röm. kgl. Mt. unser, dem schwäbischen kraiß, noch ausständig und vermög des speyrischen reichsabschidts von den vermöglichen, wie gebetten, erstatt werden solte, so haben wir doch auß der obvermelten dreyer kraiß gethonen rechnung und relation nit allain nichts bevor, sunder auch ain grousse summa ausständig befunden, derhalben wir uns der entrichtung yetzmals wenig zu getrösten gehapt.

Auß dem, auch obernempten und andern mer yetzt und nach furfallenden des kraiß obligen halben, die yetzmals nit verricht werden mögen, fur nutzlich und gut angesehen, das unsre gnädige herrn, die obersten kraißfursten, zum furderlichsten gmaine kraisständ an ain gelegen malstatt zusamen beschreiben, die rechnung von dem überbelibnen rest (desse doch gar wenig nach entrichtung der einnemer, vertrösten, vererung und weitter aufgewendten noutturftigen uncosten sein wurdet) zu machen, was ainem yeden stand hinauß geburen mag, und sonst alles anders zu handlen, zu ratschlagen und zu beschliessen, das dieses kraiß notturft erfordern wurdet2.

Und nachdem wir auch von unserm zalmaister bericht, das unsers kraiß verordnet geschutz widerumb biß gen Regenspurg kommen, haben wir auß allerlay bewegenden urachen ime, dem zalmaister, aufgelegt, dasselbig furter gen Ulm fieren und es daselbst bey ainem erbern rath gemainem kraiß zugut verwaren zu lassen.

Datum.

[US:] Bf. zu Costanntz: Paulus Appetzhofer, secretarius.

Hg. Ulrichs zu Württenberg etc.: Christoff von Veningen und Philips Erer Dr.

Mgf. Ernsts zu Baden etc.: Johann Marquart Dr.

Der jungen vormündtschaft Baden: Hanns Jacob Varnbüler Dr.

Der prelaten: Hainrich Burckhart zu Bappenhaim, des Hl. Röm. Reichs erbmarschalck.

Der graven und herren: Mathias Rast [= Rasch] Dr.

Des landtcomethers der balei Elsaß: Reinhart von Hausen Dr.

Augspurg: Jörg von Stötten, Sebastian Seytz, Pius Claudius Peuttinger Dr.

Ulm: Weibrecht Ehinger, alter Bgm., Martin Weyckman.

Esslingen: Hanns Machtolff Lic. und statschreiber.

Nördlingen: Wolff Grauff [= Graff] Bgm.

Schwäbisch Hall: Mathern Wurtzelman, stattschreiber.

Haylprunn: Jacob Ehinger Dr.

Routtweil: Conrat Sprätter.

Memingen: Jörg Maurer, stattschreiber.

Dinckelspyl: Michel Paur Bgm.

Ravenspurg: Connrat Göldrich, Gabriel Kröttlin Lic. und statschreiber.

Kauffpeuren: N. Wurm [= Worm].

Anmerkungen

1
Zu den Verhandlungen der schwäbischen Kreisstände während des Nürnberger RT siehe: A. Laufs, Der Schwäbische Kreis, S. 191–193.
2
Die endgültige Abrechnung über die Kosten des Türkenzuges, die vom Reichstag auf die einzelnen Kreistage verschoben worden war, übernahm der für November 1543 nach Reutlingen ausgeschriebene Kreistag. Siehe: W. Dotzauer, Die deutschen Reichskreise, S. 156.