Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XIV. Band. Der Reichstag zu Nürnberg 1543 bearbeitet von Silvia Schweinzer-Burian, mit Vorarbeiten von Friedrich Edelmayer

A Frankfurt ISG, RTA 53, fol. 82r–85r (Kop.); AS: Lectum [Frankfurt], sontags, den 4. Martij anno 43. Wolf Dietherich von Pfirdts schrift an die stend des Reichs2.

B Weimar HStA, EGA, Reg. E 150, fol. 261r–264v (Konz.); DV fol. 264v: Copei H. Wolff Dietrichen von Pfirts supplication an kgl. Mt., ksl. comissarien und die reichsstende 1543.

C Amberg StA, Reichssachen 100, Prod. 10 (Kop.); ÜS: Supplication Wolff Diethrich von Pfirdts, ritters etc., an die röm. kgl. Mt. und andere stend des Reichs zu Nurmberg versamelt. AV: Lectum den 12. Februarij.

D Hannover NLA, Hild. Br. 1, Nr. 80, fol. 94r–96v (Kop.); ÜS fol. 95r wie in C. AV fol. 95r: Lectum in publico conventu die 12. Februarij anno 43.

Mir zweivelt nicht, euer kgl. Mt., Gnn. und Gg. seyen ingedenckt, welcher gestaldt uff jungst verscheynenem reichstag zu Speyer [1542] durch euer kgl. Mt., kfl., fstl. Gnn. und Gg. und gemeynen stenden des Reichs ein hilf widder den feindt der christenhait, den Turken, zu eroberung des khonigreichs Hungern und der ingenomenen stett Best und Offen bewilligt. Darauf auch von gemeynen stenden bedacht nach gelegenhait desselben feindts macht ein statlich kriegsvolck zu roß und fuß in Hungern zu fertigen, denselben obersten und regiment zu[be]stellen etc., alles vermog oberurter speirischer handlung und bewilligung. Dieweil dan durch euer röm. kgl. Mt., kfl., fstl. Gnn., Gnn., Gg. und euch der durchleuchtigst, hochgeborn furst und her, H. Joachim Mgf. zu Brandenburg Kf. etc., mein genedigster her, fur eynen obersten feldthauptman uber das bewilligt kriegsvolck benant, auch dabeneben zwen leuthenampt3 und etliche kriegsreth zugeordent, bin ich als fur eynen leuthenampt auch furgeschlagen und darauf besteldt aworden inhalts meins aufgerichten bestellbriefs–a, davon euer röm. kgl. Mt., kfl., fstl. Gnn., Gnn. und Gg. zuvor copeyen empfangen, und ich ihm fhall der notturft urbittig bin, denselben furtzulegen4. Und wiewol ich mich versehe, es sollt mir auch auf solche meyne bestallung beschehener bewilligung nach meyne verordente besoldung zu jeder gepurender zeyt gereicht und entricht worden seind, wie ich dan darum an gepurlichen enden angesucht, aber es ist bißher verplieben. Und sthet also mir, den feldtwabeln und andere[n] hohe[n] ampter[n] noch ein tapfere summa auß, derwegen ich nicht hab umbghen mögen, euer kgl. Mt., kfl., fstl. Gnn., Gnn., Gg. und euch antzulangen, underthenigster, undertheniger, tröstlicher und guter zuversicht, euer kgl. Mt., kfl., fstl. Gnn., Gnn., Gg. und ir werdet euch hierinnen gegen mir der gepur und damit ich solchen meynen außstandt on fernern unkosten nachreisen und zerung erlangen mögen, genedigst, genedig, gonstig und freundtlich erzeygen.

Und erstlich, so ist mir nicht entgegen, sondern will darumb underthenigst, underthenig, dienstlich und freundtlich gebetten haben, das euer kgl. Mt., kfl., fstl. Gnn., Gnn., Gg. und ir vermog meyner bestallung das leuthenampt, dergleichen feldtwabel und andere hohe empter wurden laßen [= entlassen, ziehen lassen] und darauf die bezalung verschaffen wöllen. Und wiewol ichs darfur achte, wie dann auch billich, euer kgl. Mt., kfl., fstl. Gnn., Gnn. und Gg. die werden etlich außgeliehen und furgestreckten gelts, das ich den hohen emptern, alß veldtwabel und sonst, unvermeidtlich hab außgeben mußen, genugsame und gute rechenschaft begerenb, so bin ich urbittig, man ordne mir zwen oder drey erbarn menner zu, denen will ich erbar, gute rechnung und beschaidt derselben thun und geben, darauß sich dan befinden soll, was ich außgelegt und man mir schuldig pleyben wurdt. Und dieweyl wir versehen, auch darumb underthenigst, underthenig, dienstlich und freundtlich gebetten haben, man werde und wolle mir nach beschehener rechnung nicht allain mein summa, sonder auch den feldtwabel und andern hohen emptern enthrichten, bin ich urbittig, dieselben zu betzalen, ehrlich und dermaßen abtzufertigen, daran sie gesettigt seyen und weyter khain klag oder anfordern volgen werdet.

Do sich aber solche bezalung etwas verziehen und man die betzalung nicht thun, sondern zuvor wißen wollt, wer betzalt oder nit bezalt hette, darauf dann noch mher schaden und unkosten ghen wurde, so muß ich solchs auch beschehen laßen, aber umb vermeydung willen anderer und großerer clag, so bitt ich underthenigst, underthenig, dienstlich und freundtlich, man wolle vor allen dingen und uffs erst die feldtwabel und hohen empter abfertigen, dan da ist noth und clag. Alsdan bin ich urbittig, mit meyner summa ein zeit lang biß zu bezalung sthyll zu sthen, doch das mir derhalben genugsame versicherung und schein gemacht werde. Und do sich die betzalung ein jhar lang, als ich mich doch nit versehe, aufziehen wurde, das hundert mit funf fl. zu verpensionirn, und weiters daneben kosten darauf erwuchße, deßelbigen mich in all weg schadloß zu halten.

Und nachdem ich auch von wegen solcher anstehenden summa und nichtbetzalung etlicher maßen zerung und unkost[auf]gewandt, auch noch theglichs und hinfurt, do mir nicht bezalung beschehe,[auf]wenden muste, so will ich underthenigst, underthenig, dienstlich und freundtlich gebetten haben, wie dann auch billich, man wolle mir solchen unkosten, den ich scheinlich machen wurde, auch erlegen und betzalen. Euer kgl. Mt., kfl., fstl. Gnn., Gnn. und G. wollen sich hierinnen genedigst, genedig, gonstig und freundtlich erzeygen und mir denselben unkosten alhie, damit mich widerumb anheymisch zu begeben, zustellen laßen. Das bin ich underthenigst, underthenig, dinstlich und freundtlich zu verdienen gantz willig und bitt furderliche antwort, dann ich werd vom feldtweybel und den andern hohen emptern heftig gemant.

Anmerkungen

1
In A Datierung nach dem Osterstil auf 1542. B ist nicht datiert.
2
Der Gesandte Bf. Philipps von Speyer, Konrad Junge, berichtete am 23. Febr. 1543 über die in Nürnberg versammelten militärischen Befehlshaber des Türkenkrieges von 1542, die bei den Reichsständen auf Bezahlung drängten: [...] So ligt H. Wolf Dietherich von Pfiert, desglichen H. Johan Hilchen, vil hauptlut und bevelhsleut alhie, wollen bezalt sein. Und stet wole daruf, das ein jeder von hinnen mit großen sorgen heymziehen muß, es were dan die bezalung gevolgt, darzu vil gelts gehort. So vernim ich nit, das eynicher krais sich berume, das er vil gelts noch in der truge [= Kreistruhe] haben, sonder sagen, sie syen alle schuldig. Das wurdt man aber wole sehen, wan ein jeder krais den stenden relation thun wurdt, wie eins jeden krais gestelte trug geschaffen sei. [...] In: Straßburg AM, AA 503, fol. 109r–112v, hier fol. 110v–111r (Ausf. v.d.Hd. Junges). Ähnlich berichtete Jakob Sturm in seiner nicht datierten Relation über den Nürnberger RT an Bgm. und Rat von Basel über die Forderungen der Befehlsleute aus dem Türkenzug 1542: [...] Dargegen begert das kriegsvolck, so wider den Turcken vergangens zugs gewesen reuter und knecht, ein gantze grosse summ irer usstenden besoldigung. Ist mit der vergangen turckenschatzung gantz ungleich zugangen, das an vilen orten gar kein kist ufgericht worden, vil steendt haben gar nichtz geben. So fordert der Kf. zu Brandenburg allein, so im noch ussten soll, 30 000 fl.; H. Gorg [!] von Heideckh, H. Conradt von Bemelbergkh, H. Wolf Dieterich von Phirt und H. Johann Hulchen von Lorch, alle ritter, die fordern auch ires usstands noch bey 30 000 fl. Des reinischen kreiß kriegsvolck allein fordern die reuter 29 000 und das fußvolckh 37 000 fl. Wer diß alles zalen woll und darzu erst neue hilf thon, weißt Gott wol. Zudem der röm. könig auch ein gros fur das wynterlager fordert. [...]. In: Basel StA, Fremde Staaten Deutschland B 1, unfol. (Kop.), ÜS: Ungeverliche handlung des reichstags zu Nuermberg.
3
Türkenzug 1542: Es gab zwei Oberstleutnants über das Fußvolk, Konrad von Bemmelberg/Boyneburg und Wolf Dietrich von Pfirt, und den Feldmarschall Ritter Johann Hilchen von Lorch. Während Pfirt bereits zu Anfang des RT 1543 in Nürnberg anwesend war und seine Supplikation übergab, ließ Bemmelberg noch auf sich warten. Dr. Leonhard von Eck berichtete an Hg. Wilhelm von Bayern (Nürnberg, 1543 Febr. 20) über die in Nürnberg anwesenden bzw. noch nicht angekommenen Befehlshaber des Türkenzuges von 1542: [...] Etliche bevehlsleut, und nit die wenigisten, erfordern vill ausstand sold. Und khombt teglichs herfur, das in den besoldungen und andern stucken khein kreys der ordnung, zu Speyr [1542] gemacht, gelebt worden ist, und wol zu besorgen, es habe der aygennutz pey vilen mer nachgedenkens gehabt dan der Turkh. Demnach ist beschlossen, die kriegsrete anher zu erfordern und bericht von inen zu nemen. Man mochte auch mit denselben weyters reden und erindern. [...] Dieweyl doch H. Wolf Dietrich von Pfirdt, desgleichen Jorg Zorn [von Bulach] und andere alhie sein und sich zum theyl vernemen lassen, wo inen verfolgt, das die sachen anderst gestalt sein solten und, wie sunst auch beschicht, ain yeder der pest sein will, gedecht mich ratsam, das eur Gn. den von Bemelberg gnediglich geratten, das er auch alher khome und das man sehe, das er khein scheuch hette, der handlung bericht zu thun. Villeicht werde in seiner gegenwart mancher sich nachredens enthalten, so in seinem abwesen allerley furgibt. [...]. In: München HStA, KBÄA 2030, fol. 180r–181v (Ausf. v.d.Hd. Ecks).
a
–aA om.
4
Die Bestallungsurkunden für Bemmelberg und Pfirt als Oberstleutnants über das Fußvolk wurden am 11. April 1542 in Speyer ausgestellt und entsprechen einander wörtlich: in RTA JR Bd. XII, Nr. 90, S. 626–628.
b
In A irrtümlich: begeben.