A Wien HHStA, MEA RTA 8/Konv. 1, fol. 108r–117v (Kop.); AS fol. 108r (v.d.Hd. Dr. Jonas’): Der röm. kgl. Mt. und ksl. commissarien antwort uff der protestirenden stende supplication. Reg. et lectum in consilio, Norenberge 26. Februarij anno 1543. DV fol. 117v (v.d.Hd. Dr. Jonas’): Röm. kgl. Mt. und der ksl. commissarien antwurt, den protestirenden stenden gegeben.
B Wien HHStA, RK RTA 11/Konv. 1, fol. 115r–125v (Konz.); AS fol. 115r entspricht dem DV fol. 125v: Kgl. Mt. und der ksl. comissarien antwort, den stenden der augspurgischn confession gegebn.
C Weimar HStA, EGA, Reg. E 149, fol. 357r–367v (Kop.); DV fol. 367v: Kgl. Mt. und der ksl. comissarien gegebene antwort auf der protestirenden stende supplicationschrift fridens und rechtens halben, freitags nach Invocavit, den 16. Februarij 1543.
D Weimar HStA, EGA, Reg. H pag. 421–434, Nr. 154/3, fol. 138r–144v (Kop.); AS fol. 138r wie DV in C.
E Wien HHStA, RK RA i.g. 13f/Konv. 1, fol. 30r–40v (Kop.), DV fol. 40v: Antwurt der kgl. Mt. und ksl. commissarien uff der augspurgischen confession- und religionsverwanten stende ubergeben supplication und schriften umb erlangung bestendigs fridens und gleichmessigs rechtens, beschehen in Nurmberg, freittags, den 16. Februarij anno etc. 43.
[Art. 1] Die röm. kgl. Mt., unser allergnedigister herr, sambt der röm. ksl. Mt., auch unsers allergnedigisten herrn comissarien dises alhieigen reichstags, haben der Kff., Ff., graven, stet und stendt der augspurgischen confession und derselben religion rethen, gesandten und botschaften und verwandten ubergeben schriften [Nr. 152] sambt etlichen nebenligenden copeyen, darauf sich dieselben schriftn referiern, in nachvolgenden artiggln nach lengs gehort und vernomen. Und als sy, die stende, in angezaigten iren ubergebnen schriften nach der lenge ertzelen und ausfuern lassen, was von anfang – und nemblich von dem reichstag, so im vergangen 26. jare zu Speyr gehalten – in der strittigen religion und was derselben anhengig sein solle gehandlt und sich biß anhere verloffen und zuegetragen, geben darauf ir kgl. Mt. und die ksl. comissarien yetzbemelten stenden in antwurt gnediger und genaigter maynung zu erkhennen, das sich die kgl. Mt. sambt bemelten ksl. comissarien gleichwol erinnern, was solicher strittigen religion halben, auch von wegen aines bestendigen fridens und gleichmessigen rechtens im Hl. Reiche auf mergehalten reichs- und zu andern versamblungtegen gehandlt, beschlossen und verabschidet. Und wo denselben handlungen, ordnungen und reichsabschiden von allen stenden gehorsamblich gelebt und nachgangen und dawider nit gehandlt worden wäre, das ir kgl. Mt. und bemelter ksl. comissarien erachtens allerlai unrat und nachtailige weitterung, so sich ain zeit here an mer orten im Hl. Röm. Reiche zuegetragen, wol verhuet bleyben mogen.
[Art. 2] So hetten die stende aus irer kgl. Mt. und der ksl. comissarien jungst gegebnen mundtlichen antwurt [Nr. 153] gnuegsamblich verstanden, was die röm. ksl. Mt. bißhere zu hinlegung und vergleichung der strittigen religion gehandlt und wie die sachen yetzo im werckh weren, was auch ir kgl. Mt. in dem faal gefurdert und furterhin die ksl. Mt., auch ir kgl. Mt. nochmalen ze handlen und ze furdern mit allen gnaden gnaigt weren. Demnach es ir kgl. Mt. und die ksl. comissarien dises artiggls halb bei obvermelter mundtlichen gegebnen antwurt und erbieten nochmalen beruen und bleiben lassen.
[Art. 3: ad Nr. 152, Art. 3, Art. 7–8] Sovil aber betrifft den artiggl des fridstandts, hetten sich die stende wol zu erinnern, wie von langen jaren here im Hl. Röm. Reiche ain loblicher, hailsamer, gemainer friden hergebracht, das auch volgendts alhie zu Nuermberg, in sachen die religion belangend, auch ain fridstand aufgericht [RTA JR Bd. X, Nr. 549], welicher allenthalben im Hl. Röm. Reich offenlich publiciert und verkhundt, und nachmalen derselb fridstandt, sonderlich auf den reichstegen jungst zu Regenspurg [1541] und Speyr [1542] gehalten, nach vermug derselben reichsabschide gepessert und weitter extendiert worden, demselben fridstandt die andern stende bißhere, wie die kgl. Mt. und ksl. comissarien nit anderst wissen, bißheer gehorsamblich nachkhomen und dem furter noch geleben und dawider nit handlen wellen. Ir kgl. Mt. und bemelte ksl. comissarien hetten auch bißheer nit gespurt oder befunden, das sy, die stendt der augspurgischen confession, von den andern stenden uber solichen fridtstandt in ainichen weg beschwert, gedrungen oder verwaltiget worden wären, sonder wolten sy nichts liebers sehen, dan das sy bei solichem fridstandt ruebig bleiben mochten. Aber gleichwol were nit one, das der ksl. und irer kgl. Mtt. von den andern stenden allerlay beschwerung und klagen furkhomen, das sy und ire undterthanen uber sollichen aufgerichten fridstandt in manigfeltig weise turbiert und ires inhabens one vorgeende rechtliche erkanntnus entsetzt und spoliert worden. Deßhalb die kgl. Mt. und ksl. comissarien darfur achten, das an der fursehung aines bestendigen fridens, a–wo demselben seines inhalts merbnachgangen und gelebt wurde–a, kain abgang oder mangel sein sollte. Wann aber ir kgl. Mt. und die ksl. comissarien ainichs gebrechens oder mangels solhes fridtstandß halber erinnert werden und das die notturft erfordern wirdet, darin ichtz ze pessern, sind ir kgl. Mt. und bemelte ksl. comissarien gnedigclich und wol genaigt, in denselben gebrechen und mengeln der gepur nach einsehung und pessrung ze thun. Und furnemblich so seyen die ksl. und ir kgl. Mtt. der gnedigisten naigung, sollichen fridtstandt in allweg ze furdern und ze handthaben, damit niemandt wider recht und billichait beschwert, sonder ain yeder gegen dem andern bei gleith und recht beleiben und also dardurch im Hl. Reiche um sovil mer friden, rue und ainigkait gepflanzt und erhalten werden moge.
[Art. 4: ad Nr. 152, Art. 9–12] Dann was belangt den artiggl des gleichmessigen gerichts und rechtens, bedengkhen die kgl. Mt., auch die ksl. comissarien gleichermassen, wie von den stenden der augspurgischen confession vermelt wirdet, c–das die hochst notturft erfordere, in dem fall notwendige fursehung ze thuen, angesehen–cdas on ain gleichmessig gericht und recht im Hl. Reich kain bestendiger friden erhalten werden, neben dem, das die reichsstende solhs gleichmessigen gericht und rechtens nit entperen mugen. Deßhalb und damit sich desselben gleichmessigen gerichts und rechtens billicher weiß niemandt zu beschweren hab, so ist zue hievor gehalten reichstegen d–von gmainen reichsstenden bewilligt und verordnet–dworden, das das camergericht jerlich visitiert und reformiert werden solle, mit maß und ordnung, wie solches die reichsabschide mit sich bringen. Warumb aber solliche jarliche visitation und reformation bißher verbliben und nit in würckhung gebracht, das wärn die stende hievor gnuegsamlich erinnert, neben dem, e–das sy guet wissen truegen–e, das mitler zeit und bißhere in religion- und andern sachn die proceß am ksl. camergericht gegen inen suspendiert worden, welcher suspension sich die stende der augspurgischen confession billicher weyße nit zu beschwärn hetten, dann inen dieselb zu nutz und vortl, aber den andern stenden, wie im nechstn artigkhl gemelt, zu nachthail und beschwärung khommen wäre. Und dieweil dann in dem jungsten speyrischen reichsabschid under dem artigkhl des fridtstands [RTA JR Bd. XII, Nr. 285, § 130] solche suspension klerlich erholt und verneuert worden, so achten die kgl. Mt. und ksl. commissarien, daß die stende der augspurgischn confession bei solcher suspension billich beleiben, dan ir kgl. Mt. und die ksl. commissarien sy, die stende, darwider nit dringen noch derselben zuwider zu handlen gestatten wöllen.
[Art. 5: ad Nr. 152, Art. 13–16] Ferner alß die stende der augspurgischen confession neben ertzelung der argkhwonigkhaitn, so bei des ksl. camergerichts personen vorhanden sein sollen, ansuechn und begeren, dieselben camergerichtspersonen abtzeschaffen und solch camergericht von neuem zu besetzen, stellen die kgl. Mt. und die ksl. commissarien in khainen zweyfel, sy, die stende, haben auß derselbn aignem hohen verstandt wol zue ermessen und zue bedencken, daß sich solche entsetzung bei disem gericht, daran der ksl. Mt. maiste hochait und reputation im Hl. Reich gelegenf und das von irer ksl. Mt. und gemainen reichsstenden so ansehlich und mit guetter ordnung eingesetzt ist, on sondere vorgeende erkhundigung ires wol- oder ubelhaltens mit khainem fuegen geburn wolle, angesehen das solches ksl. und kgl. Mtt., dergleichen den chur- und fursten, auch ander stenden des Reichs, davon sy, die beysitzer, an das chamergericht presentiert worden, nit zu geringer beschwerung geraichen und inen, den beysitzern selbst, verletzung irer eeren und leumats darauf steen wurde, wie solches ain jeder gerings verstandts leichtlich zu erachten. Damit aber solche suspicion und arckhwonigkhait grundtlich erlernt und erkhundiget, daneben auch die abgeng, mängel und gebrechen bey bemeltem ksl. chamergericht, wo die befunden, statlich abgewendt und gebessert werden mögen, so ist derhalben hievor mit gemainer reichsstende zeittigem rat und bewilligung abermalen ain visitacion und reformation bey bemeltem chamergericht zue beschehen furgenomen, auch von allen stenden die personen, so solche visitacion und reformation thuen sollen, ernennt, welche visitacion und reformation gleichwol bißhere aus etlichen wichtigen ursachen nit in das werckh bracht worden. Aber ir kgl. Mt. und die ksl. commissarien sindt des erbiettens, das sy solche visitacion und reformation dermassen wurckhlich furdern wellen, also das die unverzogenlich an die handt genomben und verricht werden solle. Derhalben sich auch ir kgl. Mt. und die ksl. commissarien auf yetzigem reichstag mit den reichsstenden des tags zu solcher visitacion und reformacion vergleichen wellen, zu welcher visitacion und reformacion auch die ksl. Mt. ire ansechliche commissarii verordnen wirdet. Und wo in solcher visitacion gegen ainem oder mer beysitzern ainicher verdacht oder straffwirdigs, dergleichen in anderm ichtz gebrechlichs oder mangelhaftigs befunden wurde, solle gegen denselben mit entsetzung irer dienst, auch verdienten straff furgangen und in anderm der gebur und billichait nach einsehung und pesserung furgenomen und solche visitacion und reformation ferrer in khainen auftzug oder verlengerung gestellt werden.
[Art. 6: ad Nr. 152, Art. 9–10] Das sich aber bemelte stende der augspurgischen confession des chamergerichts proceß und handlung furnemblich in zwayen sachen, als nemblich von wegen uberliferung ires geburenden antails zu ir, der chamergerichtspersonen, underhalthung und dann der braunschweigischen khriegsuebung halben, zum hochsten beschweren, also das von dem chamergericht in solchen sachen auf die acht gegen inen geeylt und gedrungen werde. Darauf haben sich yetzbemelte stende auf den artiggl des chamergerichts underhalthung belangendt selbs gleicherweyß zu erinnern, das sy und alle stende des Reichs sich in solche underhalthung auf drey jar lang bewilligt und eingelassen, und das daneben die obbemelt visitacion und reformacion zue geschehen furgenomen werden. So dann nun solche visitacion und reformacion, wie obsteet, jetzo wurckhlich an die hand genomen wirdet, setzen die kgl. Mt. und ksl. comissarii in kheinen zweifel, sy, die stende, werden an solcher verordnung der vorhabenden visitacion und reformacion bemelts chamergerichts benuegt, auch darauf unbeschwerdt sein, iren antail zu desselben chamergerichtz underhalthung vorbeschehner bewilligung nach on ferrern auftzug zu erlegen. Dardurch wirdet dann der proceß bey dem camergericht selbs abgestelt, neben dem das die kgl. Mt. und die ksl. commissarien des erbiettens sein, so sich die stende in betzalung des außstands zu berurts camergerichts underhaltung einlassen, daß alßpaldt dem camergericht in dem faall ain stilstandt aufgelegt und gebottn werden solle.
[Art. 7] Was aber betrifft die braunschweigisch kriegßuebung, hetten sich die stend abermaln selbß zue erinnern, wie vatterlich und gnädigclich sich die kgl. Mt. sampt den ksl. commissarien anstat und in namen der ksl. Mt. auf nechstm hieigen reichßtag [Nürnberg 1542] gegen inen, den stenden, in diser sach ertzaigt und gehalten, also daß sich ir kgl. Mt. sampt den ksl. commissarien beruertn stenden zu gnaden, unbedacht was ir ksl. Mt. in disem fall gegen inen, den stenden, befuegt geweßt sein mochte, der ksl. Mt. gemechtigt und angenomen, inen von irer ksl. Mt. wegen den friden gegebn [RTA JR Bd. XIII, Nr. 141], auch volgends zu noch merer ertzaigung irer kgl. Mt. gnedigsten und genaigten willens den proceß bei des ksl. cammergerichts fiscal, der doch in kraft seines ampts und habenden bevelchs schuldig und pflichtig gewest, in diser sach ex officio zu procedirn, wirckhlich abgeschafft. Und zudem möchtn sy, die stende, und menigclich ermessen und bedencken, ob Hg. Hainrich von Braunschweig, alß dem, der seins furstenthumbs on alle vorgeende rechtliche erkantnuß mit gwalt entsetzt worden, nit zum höchstn beschwerlich sein, ob auch ain solches in der ksl., auch irer kgl. Mt. macht und gwaldt steen wurde, daß ime, Hg. Hainrichen, der weeg ordenlichs rechtns zue widererlangung seines abgedrungen lands aufgehalten und gespert werden solte.
[Art. 8] Nachdem allem fridlichen wesen zue wolfart und guettem, sein die kgl. Mt. sampt den ksl. commissarien des gnedigstn und genaigten erpiettens, dieweil sich der Kf. von Sachssen und Lgf. von Hessen hievor angebotten und bewilligt haben, das sy irer handlung halb gegen bemelten Hg. Hainrichen von Braunschweig vor der röm. ksl. Mt., uns und gemainen reichsstenden zu antwurt steen wellen, das ir kgl. Mt. die partheyen der sachen halb fur ir Mt., die ksl. comissarien und die reichsstende hieheer erfordern lassen, die handlung notturftigclich verhören und allen tailen zu gnaden und guttem kainen vleiß noch muglichait erwinden lassen will, damit die sachen in der guete hingelegt oder sonst zu entlichem außtrag und erörterung gebracht werde. Wo aber die alhieig handlung unverfengklich oder unaußtreglich sein wurde, alßdann die partheyen ferrer der billichait nach verabschaiden, des sich kain tail billicher weiß zu beschwern haben solle, durch welliche handlung mitler zeit der process am camergericht in dem fall auch in rue gestelt wirdet.
[Art. 9: ad Nr. 152, Art. 13] Und wollten sich darauf die kgl. Mt. sambt der ksl. comissarien zu inen, den stenden vermelter augspurgischen confession, gentzlich und unzweiflich versehen, sy, die stende, werden diser der kgl. Mt. und ksl. comissarien erinnerung, erbiettens und bewilligen gehorsamblich, freundtlich und guetwillig benuegt und zufriden sein und hierauf – in bedengkhung der hohen und grossen nodt, so von wegen gemainer christenhait erbveindts, des Thurckens, offenbar vor augen und sonderlich das die zeit, darin sollichem veindt erschießlicher widerstandt bescheen soll, ganz kurtz und ze achten gar an der hand ist – sambt und neben den andern reichsstenden auf irer kgl. Mt. und der ksl. comissarien ubergeben proposition on ainiche ferrere waigerung furschreiten und hierinn zu verhuettung gemainer reichsstende und gantzer teutscher nacion vorsteenden und unwiderbringlichen unrats und verderbens kainen lengern vertzug gebrauchen, angesehen das die handlung wie gemelt gar kainen vertzug und lengerung erleiden mag. Daran werden sy, die stende, neben dem das solches ir selbs nodturft g–gleichermassen zum hochsten–gerfordert, ain lobwirdig cristlich werckh thun, und die ksl. Mt. wirdet solhes gegen inen in allen gnaden erkennen und zu guetem nit vergessen, inmassen die kgl. Mt. solhes gleicherweiß mit allen gnaden genaigt ist.