Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XIV. Band. Der Reichstag zu Nürnberg 1543 bearbeitet von Silvia Schweinzer-Burian, mit Vorarbeiten von Friedrich Edelmayer
A Wien HHStA, RK RA i.g. 13f/Konv. 1, fol. 98r–103v (Konz.); DV fol. 103v: Furtragen der thurckenhulf, fridens und rechtens halber, beschehen durch den mentzischen cantzler, montags, den 26. Marcij, in gemeinem reichsrath.
B Goslar StadtA, B unverzeichneter Bestand. Paket 872, Reichssachen 731, S. 67–73 (Kop.).
C Nürnberg StA, Fürstentum Ansbach, RTA 23, fol. 465r–469v (Kop.); AS fol. 465r: Mundlicher furtrag der turckenhilf, friedens und rechtens halb, bescheen durch den meintzischen cantzler in gemeinem reychsrathe.
D Weimar HStA, EGA, Reg. E 149, fol. 237r–243v (Kop.); DV fol. 243v: Copei der muntlichen antzeig, so die stende des andern teils den stenden der cristlichen augspurgischen confession den 26. Marcij gethan, friden und recht belangen, ohne welcher beider puncten erledigung sich die christliche stendt in keine weitere handlung der turckenhulf einlassen wollen etc. 1543.
E Frankfurt ISG, RTA 54, fol. 49r–52r (Kop. mit marg. Korr. und Nota v.d.Hd. Lambs).
Montags, den 26. Martij, durch den meintzischen cantzler in gemeinem reichsrat furgetragen:
Erstlich weren die stende der augspurgischen confession und religion darumben erfordert, denselben nachvolgende meynung anzuzeigen: Namblich so wußten sich dise stend zu erinnern, welchermassen die kgl. Mt. und die ksl. commissarien uber vorbeschehnen furtrag und proposition [Nr. 43] gesunnen hetten, von den sachen und händeln vermög derselben zu reden und zu rathschlagen, derhalben dann die andern stend der augspurgischen confession und religion vorwante dartzu auch ervordern und beruffen hetten lassen, wie sie dann auch in den räthen, darein sie gehörig, erschinen wern. Und wiewol sich die andern stend versehen, der augspurgischen confession und religion verwante sollten sich irem erscheinen nach uff die proposition zu rathschlagen eingelassen und furtzufahrn kein beschwerung gehapt haben, so haben sie doch unter der berathschlagung befunden, daß sie nochmaln uff dem bestunden, wo die puncten des bestendigen fridens und gleichmessigen rechtens nit erledigt, das man zu keiner fruchtbarlichen hulf und andern handlungen komen konnte, mit beger, dieselben zu resolviern und zuvor zu entschliessen. Darauf so weren die anderen stende gedrungena worden, sich weitter derhalben zu underreden, zu berathschlagen und zu entschliessen. Und hetten sich namblich miteinander verglichen und dahin bedacht, inen dise anzeig thun zu lassen:
Namblich daß sie sich zu erinneren wußten, welchermassen im anfangk dises hieigen reichstag von den stenden der augspurgischen confession und religion ein supplication [Nr. 152], an die kgl. Mt. und die ksl. commissarien gestellt, ubergeben und auch neben derselben angezeigt, ehemaln die puncten derselben erledigt, daß sie sich zu berathschlagung einicher sachen nit wußten einzulassen. Daruff dann ervolgt, das die kgl. Mt. und die ksl. commissarien solcher supplication, dergleichen auch der volgenden replica halber, bey inen, den andern stenden, umb rath angesucht, also daß sie sich in beeden schriften ersehen und daruber der kgl. Mt. und ksl. commissarien irn rath und gutbedungken mitgetheilt [Nr. 154]. Sie vernemen aber daruber, daß die sachen zwischen kgl. Mt., den ksl. commissarien und disen stenden nit allein nit zu vergleichung gebracht, sonder so weit komen und gelangt sein, daß sich die kgl. Mt. und ksl. commissarien vornemen liessen, daß sie weitter, dann allbereit beschehen, zu willigen nicht gewalt.
Derhalben dan ir Mt. und die ksl. commissarien bey b–den gemeinen stenden–bangesucht, mit berathschlagung der turkenhulf unverzogenlich furzuschreitten, also das abermaln berathschlagung derselben furgenomen. Und hetten nichts liebers gesehen, dann daß der augspurgischen confession und religion verwante stendec bey inen geblieben und in der sachen fortgefahrn worden were.
Dieweil aber sie, die stend der augspurgischen confession und religion, uff vorigen puncten und artickeln bestendigs fridens und gleichmessigs rechtens halber beharrt und weitter erledigung derselben begertd, so hetten sie, die andern stend, solch weiter anhalten berathschlaget und sich also darauf resolviert:
Namblich daß sie derselben artickel frids und rechtens halber des willens und meynung weren, namblich daß sie den friden wollten getreulich halten, demselben geleben und nachkomen, und versehen sich auch nit anderst zu den stenden der augspurgischen confession und religion, dann daß sie den friden auch also halten, dergleichen dem rechten zu geleben willig sein sollten. Dann wie ir meynung anderst nit were, dann fridene zu halten, also versehen sie sich auch hinwiderumb desselben gegen der augspurgischen confession und religion verwanten stenden. Und sie, die stend, konndten anderst nit befinden, dann daß der landfrid wol gemachtf und uffgericht worden, das auch der fridstand, nechst zu Regenspurg [1541] beschlossen, darnach zu Speyr [1542] confirmiert und auch zu Nurmberg [1542] bestettigt, wol gemacht und daran kein mangel sey, und das man dabey bleiben soll, inmassen wie man sich des verglichen und entschlossen hette.
Des rechtens halben wereg maß und ordnung gegeben, und namblich die visitation und reformation furtzunemen, dero sie, die andern stend, gern stattgeben wollten. Versehen sie demnach, es sollt diser stend halben auch nit mangel erscheinen und daß auch derselben ein solche gute maß und ordnung geben werden sollte, das sich derselben niemandts billichh zu beschweren, auch meniglich, ungeacht was religion der sey, gleichmessig recht bekomen und erlangen sollte.
Derhalben so achten sie, die andern stend, unnötig, diser zweyer puncten frids und rechtens halber weittere disputation zu halten, sondern liessen es bey irn rathschlegen, i–uff die supplication und replica der kgl. Mt. gegeben–i, beruhenj.
Und dieweil aber die warheit, das das nottwendig werck der hulf halber gegen dem Turcken furtzunemen und damit furtzugeen nöttig, so were ir, der anderen stend, gesynnen, der augspurgischen confession und religion verwante wollten unbeschwert sein, sich ane vertzug der sachen neben inen in handlung einzulassen, und daß sie derhalben zu hertzen fuhrn wollten die vorstehende not, so der teutschen nation und der gantzen christenheit oblege. Auch daneben gunstigclich bedencken wollten, wo durch ire gnedigst, gnedig herrn und obern in diesem christlichen werck vorigen abschiden und bewilligungen nach mangel erscheinen sollt, zu was nachtheil sollichs der christenheit und teutscher nation als unsers vatterlands, reichen, dergleichen, was sollichs dem Turcken und andern feinden vor vortheil bringen wurde. Und letzlichk, ab es nit ir gnedigst, gnedig herrn und obern gegen andern potendaten und stenden inner- und usserhalb des Reichs zu allerley nachred gelangen könnte.
Dem allen nach zu erhaltung christlichs bluts und unsers vatterlandts die stend der augspurgischen confession und religion wollten in disen wichtigen sachen und puncten kein verhinderung thun, sonder sich zu berathschlagung derselben neben und mit andern einlassen, in ansehnung daß es billich beschehe, und sonderlich dieweil sie fridens und rechtens gnugsam versichert und vertröstet und nit wol besser mög furgenomen werden, sonderlich do ire gnedigst, gnedig herrn und obern mit den processen an dem ksl. camergericht in irn sachen unbeschwerdt bleiben möchten.
Und zu verhuetung sollicher beschwerung haben sie sich verglichen und bewilligt, daß alle solliche ire proceß an dem ksl. cammergericht (darinnen alle partheylicheit, wo die befunden, abgestellt) l–biß zu der visitacion und mitlerweil–lin ruhe pleiben und suspendiert werden sollten, ußgenomen die sachen, so von der vergangnen m–und kunftigen–mturckenhielf halber herflösen. Dergleichen, wo jemant wider den nechsten regenspurgischen abschid [1541] beschwert, als namblich do die underthanen wider ir oberkeit abwurfign gemacht, und daß mittlerweil in denen sachen, so furfallen möchten und keinen verzug erleiden könnten, commissarien verordent werden sollten, welche den anruffenden verhelfen und rechts gestatten möchten etc.o
Und damit aber die stend der augspurgischen confession und religion ab dem friden ebensowenig als sie, die andern stend, beschwerung haben möchten, so sein sie erpietens, die kgl. Mt. und ksl. commissarien bitten zu helfen, das fridens halber dise maß getroffen werden mog, damit der landtfrid und fridstand gehanthaptp, treulich, wircklich und wol gehalten und vollntzogen werden möcht. Was sie auch ihres theils darzu verhelfen könnten, das wollten sie gern thun, erkannten sich auch dasselb zu thun schuldig, der hoffnung, die stend der augspurgischen confession und religion wurden sie nunmehr an disem q–pillichen und uberflussigen erpieten–qsettigen lassen und in der hauptsachen furschreitten.
Sollt oder wöllt aber sollichs nit statthaben, so wollten die andern stend der augspurgischen confession und religion verwantenr nit pergen, daß sie vermög der vorigen abschid furschreitten und darinnen handeln, daß sie vermög der abschid zu thun schuldig, daß sie auch gegen Gott, der oberkeit s–und aller welt–spflichtig wern. Und do es die wege erreichen sollt, t–das sich dise stende von inen absondern wurden–t, so were inen laid, daß solche trennung furgenomen, u–wollten sich auch desselben und daß sie–udarzu nicht ursach gegeben hetten, entschuldigen und sich des bezeugt haben.
v–Weitter angehengkt: So imandt zu disen stenden zu sprechen hett, sollten gleicher gestalt die gegebnen commissarien darinnen rechtlich zu erkennen haben–v.