Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XIV. Band. Der Reichstag zu Nürnberg 1543 bearbeitet von Silvia Schweinzer-Burian, mit Vorarbeiten von Friedrich Edelmayer

A Frankfurt ISG, RTA 53, fol. 98r–100v (Kop.); AS fol. 98r: Antwurt der augspurgischen confession- und derselben religionsverwandten stend, der röm. kgl. Mt. und den commissarien uff ir furpringen den 8. Aprilis gegeben.

B Weimar HStA, EGA, Reg. E 150, fol. 469r–474v (Kop.); AS fol. 469r: Weitere antwurt und erclerung uff der kgl. Mt. und ksl. commissarien den 8. [!] Aprilis beschehen anzeig, durch die augspurgischen confessionsverwandten stendt gegeben.

C Nürnberg StA, Fürstentum Ansbach, RTA 23, fol. 506r–509r (Kop.), AS fol. 506r: Antwort der augspurgischen confession- und derselbigen religionsverwandten stendt, der röm. kgl. Mt. uff ir furpringen den 8. Aprilis gegeben.

D Straßburg AM, AA 509, fol. 94r–97v (Kop.); DV fol. 97v: Der stend der augspurgischen confessionverwandten antwurt auf den furschlag, so die röm. kgl. Mt. heutigs tags inen fridens und rechtens versicherung halb gethan. Actum 7. Aprilis 1543 Norimbergae. Praes. [Straßburg], Mitwoch, den 18. Aprilis anno etc. 43.

E Stuttgart HStA, A 262, Bd. 23, fol. 445r–449r (Kop.); AS fol. 445r: Schriftliche antwort der augspurgischen confessionverwandt stende auf der röm. kgl. Mt. und ksl. commissarien den 7. Apprilis beschehen mundtlich furbringen, gegeben Nurmberg 1543.

Der röm. kgl. Mt., unsers allergenedigsten herrn, und der ksl. commissarien heutigs furpringen [Nr. 173], waß ire kgl. Mt. uff der stende der augspurgischen confession und religion neher furschlege mit den andern stenden gehandelt und waß der kgl. Mt. und commissarien fur andere mittel und wege furgeschlagen, haben die stende der augspurgischen confession und religion in underthenigkait gehort.

Und bedancken sich von erst in underthenigkait des genedigen fleiß, den ir kgl. Mt. und die commissarien bey den andern stenden zu erlangung vorgemelter vorschlege genediglich furgewandt. Konnen auch auß demselben anderst nit spuren oder vernemen, dann daß die röm. ksl. und ir kgl. Mtt. zu ruhe, fried und einigkhait geneigt und daß eß also an der ksl. und ir kgl. Mtt. friedenß und rechtenß halben nicht mangelt, sonder daß der mangel und verhinderung bey etlichen den andern stenden seye.

Dieweyl nun friedt und recht bestendiglich und gleichmessig mit bewilligung der andern stende nicht khan oder mag aufgericht werden, so haben ir kgl. Mt. und die commissarien genediglich und gonstiglich abtzunemen, daß den stenden der augspurgischen confession und religion durch ein nebenassecuration nit mag geholfen noch also bestendiger fried und gleichmessig recht erhalten werden, eß sey dann, daß die andern stende darin auch bewilligen. Dann sollten die stende der augspurgischen confession und religion mit den andern in einichen abschiedt ghen und darinnen die ksl. declaration uber so viel suchung, so an sie, die andern stende, derhalben beschehen, auch uber ir offentlich contradiction, daß sie solche declaration nit leiden mochten etc., heraußen gelassen werden, so khonte eß von meniglich anderst nit gedeutet oder verstanden werden, dann daß sich diesse stend der declaration gentzlich begeben.

Es wurden auch die andern stende gut fueg und ursach haben, diesse jetzt gegeben nebenassecuration alß nichtig und die inen zuruck – und wider ir alß parthen offentlich widersprechen – gegeben worden, anzufechten, und daß sie nichtzitdesterweniger einen abschiedt mit inen genomen hetten, darinnen der declaration nicht gedacht, sonder dieselben stillschweigend ubergangen und sich dero begeben hetten. Zudem daß auch diesse stende durch den abschiedt verbunden, der ander thail aber stunde der declaration und assecuration halb frey.

Daß aber die stende der augspurgischen confession und religion hievor zu Regenspurg vorgemelter ksl. declaration [RTA JR Bd. XI, Nr. 949] und volgendts zu Speyer der kgl. Mt. und der ksl. commissarien urkhundt und versicherung [RTA JR Bd. XII, Nr. 148] benugig gewest und sich derselben hetten settigen lassen, daß wer darumb beschehen, daß die andern stende dieselb declaration und confirmation derzeit so offentlich nicht angefochten, sonder eß haben sich diesse stende vielmher versehen, dieweyl der regenspurgisch abschiedt der ksl. Mt. declaration zu geben zulest, sie sollten derselben gelebt und nachkhomen seyn.

Nachdem aber die stende der augspurgischen confession und religion sehen und vermeinen, daß sie derselben ksl. declaration jetzt offentlich nit statgeben wollen, zudem daß sie auch seidther deß gehaltenen reichstagß zu Speyer befunden, daß die visitation und reformation des chamergerichts ungetzweivelt auß anfechtunga und der practicen etzlichen der anderen stende gegeben declaration3 nicht ervolgt, sonder daß daß chammergericht nichtsdesterweniger gegen diessen stenden mit beschwerlichen processen furthgefharen und sich offentlich vernemen lassen, daß die ksl. declaration one bewilligung der andern stende gegeben und also ein particular sach were, dero sie, onhe mitbewilligung der andern stende gegeben, nit statgeben khondten, so haben sich die stende der augspurgischen confession nichts anderst zu befharen, dann daß sye, die andern stende, dießer jetzigen assecuration viel weniger stattgeben werden dann der hievor gegebnen ksl. declaration und der kgl. Mt. darauf gevolgter urkhundt.

Dem allen nach sein die stende der augspurgischen confession und religion der hoffnung gewest, dye andern stende sollten in ansehung der noth, so der gantzen christenheit und der gantzen theutschen nation deß Dhurckenb halben beschwerlich obligt, die vorgemelt ksl. declaration, welche ir der regenspurgisch abschiedt zugibt und nichts ungleichs in ir begriffen, bewilligt und dieselbig in abschiedt zu setzen nicht geweigert haben. Dieweyl aber solchs bey inen bißher nit erlangt werden mogen, so hat die kgl. Mt. und die ksl. commissarien offentlich abtzunemen, daß der mangel, damit man zu fried und recht und also zu laistung der thurckenhilf einhelliglich nit khommen möge, an den andern stenden und nicht an der augspurgischen confession- und religionverwandten seyen.

Bitten darauf die stende der augspurgischen confession und religion undertheniglich, daß ir kgl. Mt. und die ksl. commissarien sie diesser irer antwort nit wollen verdencken, dann sie weiter, dann sie sich mit den negst ubergebnen schriften und auch jetzt erclert, khainen bevelch wusten und khondten auch auß manglung derselben ferner nit schreyten4. Und da einiche verhinderung der thurckenhilf halben wurde einfallen, daß die kgl. Mt. dieselbig den andern und nit diessen stenden zulegen; daß auch ir kgl. Mt. bey den andern stenden nochmalß anhalten wolte, damit die declaration sampt andern puncten, in nechster verzeichnuß ubergeben, in den hieigen abschiedt gebracht wurde.

Dann ir kgl. Mt. und ksl. commissarien genedigst und gonstig zu bedencken haben, wie beschwerlich es fallen wurt, do diesse stende bestendigs friedenß, gleichmessig rechtenß und auch der braunschweigischen defension halben, inmaßen wie negst in underthenigkhait auch gebetten, nit sollten versichert werden, und daß eß nit allein zu verhinderung der thurckenhilf, sonder auch zu ander unruhe und beschwerung im Reich ursach geben wurdt, die doch ire gnedigsten, gnedigen herren und obern so viel möglich gern verhut und verkhomen sehen, und hinwiderumb an allem dem, daß zu furderung friedenß, rechtenß und also zu laistung treglicher und gleichmesiger hilf widder den Thurken diennen khondte, ireß thailß nit erwinden laßen, wie sie dann auch undertheniger hoffnung sein, ir kgl. Mt. und die ksl. commissarien werden solchs auß den vielgepflechten handlungen und diesser stend underthenig erpieten genediglich vermerckt haben.

Anmerkungen

1
Die kursächsischen Räte berichteten am 9. April 1543 an Kf. Johann Friedrich über das Zustandekommen des obigen Aktenstücks und die Reaktion Kg. Ferdinands darauf, in: Weimar HStA, EGA, Reg. E 149, fol. 7r–16v, hier fol. 8rv (Ausf.):  Nachdeme aber wir, desgleichen die andern der augspurgischen confession- und religionsverwanten stende rethe und gesanten es nicht dafur haben achten konnen, das unsern herrn und obern mit diesen furgeschlagenen mitteln [Nr. 173] aus etzlichen furgewanten ursachen[geholfen], und sonderlich dieweil nuemer die andern stende von der ksl. declaration gut wissen, daß derselben in dem gemeinen reichsabschied gar nicht gedacht werden oder sie dieselbigen nicht willigen sollten, und demnach uns entschlossen, der kgl. Mt. widerumb antzutzeigen, warumb uns solche mittel beschwerlich, sondern das ire Mt. und die ksl. comissarien mit den andern stenden handeln wölten, in die ksl. declaration, weil irer Mt. der regennspurgisch reichsabschied declaration zu thun nachgebe, zu willigen. Welche antzeige irer Mt. und den ksl. comissarien von uns gestern vor datum [8. April]  schriftlich in beisein Dr. Naves zugestellt. Darauf ire Mt. den ausschus, welcher zu uberantwortung solcher schrift verordent, beantwortet: Dieweil dieses ein wichtiger handel, so wolten ire Mt. denselben mit den ksl. comissarien beratschlagen und uns mit fernerm bescheid und antwort versehen, darbei es dißmals beruhet.
2
Der mündliche Vorschlag des Königs und der ksl. Kommissare vom 7. April 1543 (Nr. 173) wurde von den evangelischen Ständen am selben Tag beantwortet, wie sich aus dem ersten Satz der Antwort ergibt. Der in einigen Überlieferungen angeführte 8. April ist das Datum der Übergabe des Aktenstücks an den König bzw. das Datum der Abschrift durch die Reichsstände.
a
Aus A, in BCDE: anrichtung.
3
Es handelt sich um die Deklaration Kg. Ferdinands und der ksl. Kommissare für die katholischen Stände, in welcher die Gültigkeit der ksl. Deklaration von Regensburg nicht anerkannt wurde, Speyer, 1542 April 10, in: RTA JR Bd. XII, Nr. 149, S. 820f.
b
Aus BCDE, in A irrtümlich: churfursten.
4
Die württembergischen Gesandten ersuchten Hg. Ulrich am 7. April 1543 um Instruktion, ob sie, so wie die Mehrheit der evangelischen Stände, bei der strikt von den Bundeshauptleuten Kursachsen und Hessen vorgegebenen Verhandlungslinie in Sachen Friede und Recht bleiben sollten: [...] Wo nun hieruber di kgl. Mt. und di ksl. comissarien bei den andern stenden des Reichs nichtz ferrers erhalten kundten, ob dann wir – gleichsfalls der merer thail anderer protestierenden stende – diese assecuration [Kg. Ferdinands] von wegen euern fstl. Gn. nit annemen und wider den alhieigen reichsabschiede protestieren sollen oder was euer fstl. Gn. hierinnen thunlich und gelegen sein will, das haben und mögen sie uns zum furderlichisten gnedigen bevelh zukomen lassen. [...]. In: Stuttgart HStA, A 262, Bd. 21, fol. 481r–486v, hier fol. 482r (Ausf.).