Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XIV. Band. Der Reichstag zu Nürnberg 1543 bearbeitet von Silvia Schweinzer-Burian, mit Vorarbeiten von Friedrich Edelmayer

Weimar HStA, EGA, Reg. H pag. 421–434, Nr. 154/3, fol. 9r–10v (Ausf.); DV: Kg. Ferdinand schickt das gleith uff den reichstag ghen Nurmberg, den christlichen stenden gegeben.

Bezugnahme auf das Ansuchen um Geleit von Kursachsen und Hessen (Nr. 12), das Kg. Ferdinand soeben erhielt. Und wiewol wir uber den besluß des jungstn reichstags, auch den gemachtn fridstandt, von unnötn geachtet, eurn L., auch derselbn mitverwandtn stendn zu besuchung des angesetztn reichstags ainich glait ze gebn, dieweil alle reichsstend nach vormög solchs reichsabschids und fridesstands auf bestimbtn reichstag frey, sicher und unbefart komen mögen1, nichtsweniger ubersendn wier eurn L. und derselbn mitverwandtn stendn, so dem Reiche zugethan und underworfn sein, hiemit ain frey, sicher glait [Nr. 21], wie eur L. vernemen werdn.

Das wir aber solh glait auf die, so dem Reiche nit underworfn sein, ze stelln underlassen, ist darumb beschehn, das diser reichstag allain von wegen zusamenkunft der gemainen reichsstende furgenomen und angesetzt wordn ist und das wir auch danebn wissen tragen, das diser zeit vil frembder potentatn der röm. ksl. Mt., unserm liebn brueder und herrn, und dem Hl. Reiche widerwertig sein, die etwo in den vorhabenden reichshandlungn mer zerruttung oder vorhinderungn dann furderung verursachn möchtn. So uns aber von euren L. dieselbn personen oder stend, die dem Reich nit underworfen und euer L. und derselbn stendn verwandt sein, underschidlich angezaigt werdn, wölln wir uns alßdann des begertn glaitß halben mit rat der ksl. comissarien und der reichsstende unverweißlich erzaign und haltn2. Und wolln uns darauf ungezweifelt versehn, euer L. werdn sich auf vorgethan unser schreibn und handlung unerwartet dises glaits, nachdem euer L., dergleichn derselbn mitverwandtn stendt, dem Reiche underworfn, desselbn auß oberzeltn ursachn nit bedurfn, erhebt habn und disen reichstag nit allain durch ire räte und potschaften, sonder in aigen personen besuchn und sich darin nichts verhindern lassn, auch derselbn ankonft, dieweil wir im zug und in wenig tagn zu Nurmberg anzekomen verhoffn, furdern, angesehn das auf dem verzug und verlengerung der vorhabendn handlungn grosser und beswerlicher nachtl steet, auf das in den hoch obligendn, trefflichn[angelegenheiten] zeitlich, auch dester statlicher und fruchtparlicher furpringen und gehandlt werdn mog. Das woltn wir euer L. zu antburt [!] gnediger und fruchtlicher mainung nit verhaltn.

Anmerkungen

1
Kg. Ferdinand hielt die Ausstellung von Geleitbriefen für unnötig, da mit dem Ausschreiben zum Reichstag oder einem persönlich gehaltenen Einladungsschreiben des Kaisers oder Königs an die Reichsstände de facto das freie Geleit verbunden war, außer es handelte sich um in Acht und Bann stehende Stände. Siehe dazu: E. Eltz, Die Reise zum Reichstag, S. 208.
2
Eine nicht datierte Notiz eines hessischen Rates gibt Aufschluss über die am RT erfolgte kgl. Antwort auf das Geleitansuchen: Daß gleidt belangende hath die röm. kgl. Mt. durch den vicecanczler meineß behaltenß ungeferlich dise antworth geben lassen: Daß ire kgl. Mt. solch gleidt uff die stat Goslar, alß die dem Reich ane mittel underworfen undt zugethan, gentzlich undt in all weg gezogen undt vorstanden haben wöll. Diewyl aber die andern sehe- undt handtstett den chur- und fursten vorwanth undt zugethan, wie sie sich deß, alß man von der turkenhulf gehandlet, klerlich haben vornhemen lassen, so achteten ihr kgl. Mt. von unnötten, dieselben zu disem reichstag zu vorgleiten. Hetten sich auch nicht vorsehen, das die chur- und fursten zu Sachsen undt Hessen bei seiner Mt. derhalben hetten ansuchung thuen söllen aber [= oder] inen solches auch zu thuen geburt. In: Wien HHStA, RK RA i.g. 13f/Konv. 2, fol. 13rv (Kop.)