Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XIV. Band. Der Reichstag zu Nürnberg 1543 bearbeitet von Silvia Schweinzer-Burian, mit Vorarbeiten von Friedrich Edelmayer

A Wien HHStA, MEA RTA 8/Konv. 1, fol. 415r–417v (Ausf. mit Siegel); AV fol. 417v: Des Hg. von Gulich schreiben, lectum in consilio imperiali 18. Aprilis.

B Privatarchiv Mirbach-Harff (Grevenbroich-Ingenfeld)1, Bestand Vlatten II, Akte 36, unfol. (Kop.).

Die Reichsstände wurden von den jülichschen Räten auf diesem Reichstag in Kenntnis gesetzt, wie die Burgunder entgegen der Speyerer Friedenszusicherung (RTA JR Bd. XII, Nr. 274c) und in Verletzung des Landfriedens und sämtlicher Reichsgesetze das Herzogtum Jülich-Kleve im vergangenen Herbst überfielen. Während der Herzog im Vertrauen auf die Friedenszusicherung der Reichsstände seine Truppen gegen die Türken zur Verfügung stellte, wurde sein Land überfallen und gebrandschatzt, obwohl er sich zu des Hl. Reichs ordentlichem und gepurlichem rechten oder aber zu euer Ll. und euwer entlicher erkentnuß fur und fur erbotten. So mogen euer Ll. und euch wir auch nit verhalten, das vorbenante burgondischen in der negstvergangen carwochen mit herrescraft und munition, groisser dan fur ehe beschehen, wederumb in unser furstenthomb Gulich getzogen und darneben mehe dan an eynem ende in rustong gewesen, andere unsere furstenthumb und lande auch zu uberfallen und, wo es durch sonderliche gnad des Almechtigen nit getzuckt [= vereitelt] und verhindert worden, dieselbige gar zu verwusten und zu verderben, nit allein uns und den unseren zu hochster beswerniß, sonder auch dem Hl. Reich zu mircklichem nachteil, inbruch und verkleynerong, wie wir dan unseren rethen und gesandten, euer Ll. und euch von dem allem weiter anzeigong zu thun, bevelh gegeben.

Und wir hetten nach gestalt der sachen und in anseheong des Hl. Reichs fryheit, recht und herkomen und unsers uberflussigen [= großzügig], rechtmessigen, erbaren erbietens gar nit vermotet, das wir von euern Ll., euch und anderen Kff., Ff. und stenden des Reichs so lange verlassen sein solten, aber gleichwoll haben wir uns in solcher hochster noit und geferligkeit nehe [= nicht] anders ertzeigt, dan wie eynem gehorsamen ehr- und fridliebendem fursten des Hl. Reichs geburt, wie wir ouch des noch begirich und geneigt sein. Nun haben euer Ll. und ir, auch menniglich woll zu erachten, das uns und den unseren untreglich sein wurde, in disser geferligkeit und beswernuß zu verpleiben und teglichs weiter zu gewarten. So konnen und mogen wir demnach auß unvermeidlicher notturft nit lenger umbgeen, sonder wollen euer Ll. und euch hirmit freuntlich ersucht und bei den pflichten, damit euer Ll. und ir dem Hl. Röm. Reich und uns als eynem gehorsamen glith desselbigen in disem fall mit zugethan und verwant syet, gebetten und ermaint [!] haben, euer Ll. und ir wollen zu hanthabung irer selbst reputation, declaration und versicherong, auch der teutscher nation freiheit und gerechtigkeit bey vilgedachten burgondischen und iren zustenderen [= Zugehörigen] das unchristlich und unrechtmessig, thetlich furhaben abschaffen, dahin furderen und weisen, das sie des Hl. Reichs gerechtigkeit und freiheit statgeben und nach ordenong desselbigen sich mit gepurlichem rechten settigen lassen. Wa aber solichs bei inen ehe nit konte erhalten werden, welchs wir uns doch in erwegong ksl. Mt. sonderlicher obligation, in der kgl. whall zu Franckfort [1519 Juni 28] beschehen, dartzu des Reichs abscheid und fridstende, auch alle rechten und billigkeit nit versehen, das euer Ll. und ir uns und die unsere fur gewalt schutzen, redden und gemeine hilf des Hl. Reichs zuerkennen, auch freuntlich und gutwillig leisten, damit wir nit genoitdrengt, uf alle andere wege und mittel zu trachten, die uns und den unseren zu der natuyrlicher reddung und gegenwher dienlich sein mochten. Und wiewoll wir in betrachtong der billigkeit unser noitturft und der gelegenheit nach in der gentzlichen vertroestong und zuversicht sein, euer Ll. und ir werden uns und die unsere dermassen nit verlassen, so bitten wir doch eyn furderliche, zuverliessige antwort.

Anmerkungen

1
Die Benutzung des Privatarchivs der Gff. von Mirbach-Harff erfolgt über die LVR (= Landschaftsverband Rheinland) Archivverwaltung in D-50259 Pulheim-Brauweiler.