Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XIV. Band. Der Reichstag zu Nürnberg 1543 bearbeitet von Silvia Schweinzer-Burian, mit Vorarbeiten von Friedrich Edelmayer
Duisburg LAV NRW R, Jülich-Berg II 2752, fol. 358r–363v (Kop.).
Als die guetliche handlung, so durch den verordneten ußschuß vurgenumen, letzlich am Donnerstag nach Cantate [1543 April 26] zerschlagen und wir daruff dem ußschuß der vilveltigen gehabten fleiß, muhe und arbeith gepurlicher dancksagung gethain, mit angehengter fleissiger bith, sein gnedigst und gnedige herren zom furderlichsten und fleißlichsten aller geubter handlung zu berichten und also unsern abscheidt damit genomen hetten, in meinongh, des anderen tags zu verrithen, hait sich desselbigen tags zugetragen, das etliche sonderliche personen des verordenten ußschuss, dwilche by dem ksl. oratoren einen vryen zuganck gehabt und im angenhem gewest, on unser furwissen sich zu ime verfuegt und durch fillerley persuasiones zuletzt (wie wir foulgents vernomen) innen [= Granvelle] und H. Naves, ksl. vicecantzeler, dohin bewegt haben, in einen anstandt von tzwen monaten nach ankumpst ksl. Mt. in das Reich teutzscher nation zu bewilligen.
Als nun soillichs [!] an uns gelangt und wir darauf durch den ußschuß widerumb uns bescheiden und mit infuerung viller beweglicher ursachen zom hoichsten sein ermanet worden, sollichen anstanth von wegen unsers genedigen herren nit abzuschlagen, sonder zu bewilligen und anzunhemen, sein wir warlich vast [= sehr] bekumbert gewest und erstlich uff unser furiger gegebener andtworth [Nr. 229] verharret, nemplich das wir von unserem gnedigen herren khein gewalt oder befellich hetten, in soillichen anstant zu willigen, derwegen uns mitnichten getziemen wulte, ir fstl. Gn. doinne zu verstricken, wisten auch soillichs by irer fstl. Gn. und derselbigen landen und underthanen nith zu vertedingen.
Darauf dan der ußschuß uns antzaigen laissen, das, obegeleich wir kheinen sonderlichen gewalt hetten, berurten anstanth zu bewilligen, jedoch dweil unser gnediger her ungetzweifelt uns vurnemplich der ursachen zu dem reichstag abgevertiget, das wir dasjenig handelen soulten, was unserm gnedigen herren zom besten und irer fstl. Gn. landen und underthanen zu gedien [= Diensten] und wolfart, ouch verhuetung weithers schadens reichen mocht, so were des ußschuß getreuwer raidt und wollmeynong, dweil der ksl. orator den anstandt uff hindersichpringen nit verwilligen wollt, das wir uns vermechtigen soulten, denselbigen, wie er erdedinget, anzunemhen, dan wan wir dasselbig theten, so were der ußschuß der gentzlichen zuversicht, sein gnedigst und gnedige herren wurden unverzochlich sich in eigenen personen byeinander verfuegen, zu ksl. Mt. ein ansehenliche legation schicken und mit allem getruwen und ernsten fleiß handelen, das nit allein die kriegshandlung gentzlich abgestelt, dan das ouch alle irrungen, furderong und gegenfurderong, so sich zwischen dem hauß von Burgundien eins- und unserm gnedigen herrn andertheils erhalten, durch erliche, lidliche und tregliche weg und mittel in der gueticheit und freuntschaft sullen muegen vertragen werden.
Hinwidderumb aber hetten wir zu bedencken, das, wo dieser anstanth durch uns nit angenommen wurde, das alsdann des außschuß gnedigste und gnedige herren und oberen sich nicht leichtlich bewegen laissen, ouch khein fuegliche oirsaichen haben wurden, by der ksl. Mt. vor unsern gnedigen herren zu handelen und die saichen zu guetter vergleichong zu pringen. Es wurde ouch die ksl. Mt. alsdann mehr ursaich haben, alle guetliche handlung abzuschlagen, wan sie erinnert wurde, das soillicher anstanth durch ir eigne oratorn bewilliget und durch unsers gnedigen herren gesanten nit wer angenomen worden. Zudem so were dieser anstanth dermaissen geschaffen, das dardurch ein bestendiger fridt khunt gededingt werden. Wan nun derselbig durch uns nit wolt bewilligt werden, so wurde soillichs nit allein unserm gnedigen herren zu verderblichen schaden, dan ouch hoichster verungelimpfung reichen.
So wisten wir ouch uns zu erinneren, das unser gnediger her in einem sonderlichen seiner fstl. Gn. schreiben [Nr. 208, Beilage 6] sich hette vernemen lassen, wo die gemeinen stend bedencken wurden, des sein fstl. Gn. in der geflegkter guetlicher underhandlung der chur- und fstl. rethe uff die vurgeschlagen mittel sich zu wenig erbotten hedde, das alsdan ir fstl. Gn. urbuetich wer, sollichs zu weither erclerung der gemeinen stende zo stellen und denselbigen doin [= darinnen] gehoer zu geben.
Nu bedeucht aber dem ußschuß, das nach gestalt und gelegenheit der sachen und vurstehenden gewaltigen antzoch des Turcken, ouch in anseheung der verbitterung, so ksl. Mt. gegen unseren gnedigen herren gefast, raitsamb und gueth sein, berurten anstanth anzunemhen. Es wulte ouch der ußschuß soillichs neben uns by unserm gnedigen herrn helfen vertedingen. Wo wir aber dasselbig nit theten und also on erlangung einichs anstants hinwegktziehen wurden, so khundt der ußschus by sich neit anders erachten, dan das wir unsers gnedigen herren und seiner fstl. Gn. landen und underthanen gelegenheit ubel bedechten und innen einen boesen dienst leisten wurden.
Dweil wir nun soilliche scharpfe meynongh von dem ußschus vernomen, haben wir die saichen nit allein by uns selbst bedacht, dann ouch des Kf. von Sachsen gesanten und anderer herrn und freunde raits doinnen gefleget, dwilche dan zuletzt nach erwegung aller umbstend sich sovill hanen vernemmen laissen, das irs bedenckens besser gethain dan gelaissen weir, beroirten anstandt anzunemhen, und sonderlich die oirsaich vurgewendt, das sy vursorg druegen, es soulte unserm gnedigen herrn diessen hoichbesweirlichen krieg jegen ksl. Mt. in die har ußzufueren unmoglich sein. Wan aber dieser anstanth bewilligt und durch die churfursten in iren eignen personen guetliche handlung vurgenommen wurde, weir verhoiffentlich, das die irrige saichen durch lydliche und tregliche mittel entlich kunnten vertragen werden. Dan das unser gnediger herr sich uff des Kg. von Franckreichs hilf und bystandt entlich verlaissen wult, besorgten sie, das dairauß allerlei geferlicheit erfoulgen mocht, wie dann zu meher maillen im Reich ersehen.
Dergleichen haben ouch alle andere der chur- und fursten gesanten, so unserm gnedigen herrn und irer fstl. Gn. saichen truwelich und woll meinen, sich gegen uns hoeren laissen und einhellichlich uns zom fleißiligste ermanet, berurten anstant zu bewilligen. Dan wan er nun abgeschlagen wurde, sult er in kunftige zeit nit lichtlich zu erhelten, ouch die chur- und fursten besweirlich zu bewegen sein, in guetliche handlung, dermaissen wie jetzo beschehen khunte, sich inzulassen. Und wurde also der ungelimpf unserm gnedigen herrn ufferlegt werden.
Dweil nu uns nit hait willen zugelaissen werden, beroirten anstanth uf hindersichpringen und wolgefallen unsers gnedigen herren anzunemhen und befunden, das der semplicher ußschus neben allen andern unsern gunstigen herrn und freunden zom hoichsten gerathen, obbestimpten anstanth zu bewilligen, haben wir zuletzst uff des ußschus raidt und vertroistung (wiewoll mit besweirtem gemoede) uns vermechtiget, den anstandt uff die maiß und form, wie es unserm gnedigen herren zugeschickt, anzunemhen. Und durch mangel unser eigen ingesiegel haben wir uff des ußschus beduncken und wollmeynongh unsers gnedigen herrn secreith an die uffgerichte verschreibung des anstants hangen laissen und dieselbige mit eignen handen undertzeignet.
Und nachdem die entliche vergleichung, versieglung und undertzignungh beroirts anstants sich bis uff den foulgenden Sambstag [1542 April 28] an den abent vertzogen, haben wir, alsbald der anstant in bywesen des ksl. oratoren verlesen worden, ime diese nachfoulgende meynongh angetzeigt:
Dweil unser gnediger her uns den jetzgehaltenen reichstag zu besuechen vurnemplich dieser orsaich halber abgeferdigt, das in den irrigen saichen, zwischen dem hauß von Burgundien eins- und unserm gnedigen herrn andersteils erhalten, ein bestendiger und eirlicher frid oder zom wenigsten ein anstandt, zu einem bestendigen und eirlichen frid thienlich, uffgerichtet werden mocht, weithers inhalts unsers mandaits, das wir imhe, dem oratoren, vurhin hetten sehen laissen, und aber nun von wegen der gemeinen des Hl. Reichs stende durch den verordneten ußschus ein anstanth, in maissen wie er verlesen [Nr. 235], ertedinget weir worden, so wolten wir imen, dem oratoren, von wegen unsers gnedigen herrn gepetten haben, das er sych wulte diese saichen zom fleißlichsten laissen bevolhen sein und neben chur- und fursten die saich gunstlich helfen furderen, das sie uff lidliche und tregliche wege und mittel hingelegt und vertragen werden mochten, mit erpietungh etc.
Darauf er alsbald ungeferlich uff diesse meinongh geantworth: Das er in den anstandth von wegen ksl. Mt. gewilligt, soichlichs hette er uff kgl. Mt. beschehen furbith und den gemeinen stenden des Reichs zu ehren und gefallen, domit desto baß ein gemeiner frid im Reich underhalten und gepflantzt werden moecht, gethain. Nun stunde es by unserm gnedigen herrn, ob er lieber den krieg oder frid haben wouldt. Wo er den krieg erwelen wurde, so weir der keyser derjenig, der denselbigen ußfueren khunde. Wo er aber lieber einen bestendigen, eirlichen frid mit der ksl. Mt. haben wulte, so weir durch diessen anstandt ein guetter inganck des friddens algereits gemacht. Und er versehe sich gentzlich, sofern unser gnediger her den anstandt in allen seinen puncten vestiglich halten und volltzehen wurde, das alsdan durch der chur- und fursten guetlicher underhandlung ein bestendiger, eirlicher frid uff lidliche und tregliche wege gewißlich soll muegen erlangt werden. Und sovill sein perschon beruirth, wulte er kheinen fleiß an ime erwinden laissen, hait aber einmail oder tzwehe repethirth und erholet, das sein getruwer raidt weir, das wir unserm gnedigen herrn mit allem fleiß rathen soulten, das der anstanth durch sein fstl. Gn. vollentzogen und demselbigen nichts zujegen gehandelt wurde, dann wan soillichs nit geschege, so wiß er hinfuro unserm gnedigen herren weithers nit zu helfen.
Uff soillichs des ksl. orators gegeben antworth haven wir uns vernemmen laissen, es wurde unser gnediger herr sich hirin aller gepur und unverwißlich woll wissen zu halten etc., und sein domit von im abgescheiden. Er aber ist alsbald den abent und spaide, geleich als man das thor der stadt hait schliessen wullen, noch hinaußgeritten und seinen weg uff Italien genommen, der ksl. Mt. daselbst under augen zu koemen.
Damit nun die sachen gefurdert und die guetliche handlung desto furderlicher und fruchtbarlicher vurgenommen werden mecht, haven wir etliche credents an die vier Kff. am Ryn1 in unserm namen uff Dr. Faltermeyer perschon stellen laissen und imhe bevolhen, ir kfl. Gnn. aller geubter handlung gruntlich zu berichten und dairauf so pitthen, das iren kfl. Gnn. geruchen wuldt, uff das furderlichst sich in eigner perschonen beyeinander zu verfuegen und uff weg und mittel, dadurch diesse saichen guetlich hingelegt werden muechten und auch der perschonen, so ksl. Mt. under augen geschickt werden sulten, sich zu vergleichen. Und wan ir kfl. Gnn. sich der zeit und platz vergleichen, das alsdan soillichs durch den Ebf. zu Mentz, als den ertzcantzeler des Hl. Reichs duitzscher nation, unserm gnedigen herren alsbald zugeschrieben wurde, der zuversicht, wan ir fstl. Gn. soillichs verstendiget wurde, sey entwedder selbst oder im fall irer verhinderung durch ir treffliche rethe soillichen tag besoechen und ires gemuets sich ferner ercleren. Wes nun gemeltem Dr. Faltermeier dairauf for antworth begegnen wirth, soillichs wirt er in seiner ankumpst antzeigen.
Und dweil nu die handlung, in maissen wie obstehet, sich zugetragen und wir auß getruwer wolmeynong, des wir Got zu zuig [= Zeugen] nemhen, domit weither verderben unsers gnedigen herrn, der landen und underthanen verhoit werden mucht, beruirten anstandt uff des ußschus und anderer herrn und freunde raith und vertroistung angenommen, sein wir der troistlicher hoffnong, es sollt unser gnediger her soillicher unser beschehner handlung, dweil wir dann nith anders, dan was zu gluckseliger, fridlicher regierung unsers gnedigen herren, ouch gedien und wolfarth irer fstl. Gn. landen, underthanen und gemeinen vatterlandts reichen mucht, gesoecht, ein gnedigs gefallen tragen.