Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XIV. Band. Der Reichstag zu Nürnberg 1543 bearbeitet von Silvia Schweinzer-Burian, mit Vorarbeiten von Friedrich Edelmayer

A Weimar HStA, EGA, Reg. H Pag.421–434, Nr. 154/3, fol. 201r–218v (Kop. von mehreren Händen); AS fol. 201r: Handlung der einungsvorwandten stende ausschusses mit den beyerischen rethen Hg. Heinrichs und seiner söhne restitution halben etc., Nurmberg 1543. ÜS fol. 202r: Handlung der christlichen ainungsverwandten stende ausschus mit den beyerischen rethen wegen des lands zu Braunschweigk etc.

B Frankfurt ISG, Reichssachen II 965, fol. 146r–159r, fol. 164v–165r (Kop.).

C Straßburg AM, AA 511, fol. 15r–36r (Kop.); AS fol. 15r: Bayerische underhandlung in causa Brunsvicensi uff dem reichstagh zu Nurrenberg anno Domini 1543. AS fol. 15v: Payerische underhandlung etc. Hg. Heinrichen von Braunswig belangende, zu Nurnberg uff dem richstag anno 43. Praes. et lectum [Straßburg] samstags, den 17. Martij 1543.

D Stuttgart HStA, H 55, Bü. 78, unfol. (Kop.).

[202r] Den 21. Februarij2 hat der verordente ausschuß mit den baierischen rethen der braunschweigischen sachen halben sich in underrede eingelassen.

Und haben die beierischen angetzeigt, das ire herrn sich in diese gutliche underhandlung eingelassen, furnemlich darumb, das sie gern wolten, das in diesen sorglichen leufften alle entporung und inlendische krig in deutscher nation abgestellt, dann ane das wurde der deutschen nation ein solche last aufwachsen, wie auch vor augen, desgleichen zuvor nihe geschehen, und entlich verderben und zerstorung derselben erfolgen3.

Und dieweil sie dan unsere gnedigsten und gnedigen herrn, die chur- und fursten zu Sachssen und Hessen, und ire mitverwanten mit freuntschaft, gnaden und allem gutem meinten, darumb weren sie auch sovil mer zu solcher handlung geneigt gewesen. Und wolten gebeten haben, ob sie bißweilen etwas als underhendler reden wurden, man wolte es nit in ungutem aufnehmen, dann man konnte in solchen sachen nicht alleweg reden, das den partheien allenthalben gefellig etc. Und wollten furschlege thun. Ob uns aber dieselben nit dinstlich sein bedunckte, so wolten sie gerne unser mitel anhorn, [202v] dann ire herrn wolten gantz gerne, das dieser handel mochte gruntlich vertragen werden. Und wolten nun anfengklich nicht disputirn, was man fur ursachen des ubertzugs wider Hg. Heinrichen gehabt, aber zur sachen. So stunden ire furschleg darauf:

Das Hg. Heinrichen das landt widerumb zugestellt. Das aller widerwill forder solte ab sein. Das des alles gnugsame versicherung und schein [= schriftliches Dokument] solte gemacht werden. Und solten unsere gnedigste, gnedig herrn und verwante stende betrachten, das sie mit recht das land nicht wurden erhalten mugen. Das gleichwol wider den landfrieden und regenspurgischen abschied [1541] gehandelt. Das ksl. Mt. des sonder zweivel nit wurdt gefallen haben. Darumb solte man die sachen bedencken und dieselben nach pillicheit vertragen lassen.

Antwort [der Schmalkaldener]4: Die rhete hetten bevelh, der chur- und fursten Sachssen etc. und Hessen etc. bewilligung nach der guetlichen handlung Hg. Heinrichs kinder halben zu gewarten. [203r] Und zweivelten auch nicht, das die Hgg. zu Bairn allem fridlichem wesen zum besten, auch unsern herrn und mitverwanten zu freuntschaft und gnaden, in solche gutliche handlung sich eingelassen, und wolten auch gebetten haben, ob sich je in reden etwas mochte zutragen, das es nicht in ungutem, sondern der sachen notturft halben vermerckt wurde. Wusten aber inen nicht zu bergen, das sich sider unser gnedigsten und gnedigen herrn zuschreiben die sachen etwas geandert, dann Hg. Heinrich hette sich understanden, diese stend mit dem nichtigen processen des chamergerichts furzunemen. Zum andern understunde er sich allerlei thetlichen practicken. Darumb wolte vonnotten sein, das solchs zuvorn abgeschafft und in einen stilstandt gebracht wurde, dann ane das wolte es ungelegen sein, der gutlichen handlung zu gewarten, konnte auch nicht wol frucht schaffen. Und dergestalt hetten sie bevelch, die mitel, sovil Hg. Heinrichs kinder belangte, unserer gnedigsten und gnedigen herrn schreiben nach antzuhorn, aber Hg. Heinrichs halben in ichtes sich eintzulassen [203v] hetten sie keinen bevelh. Darumb were ane noth, seiner person halben vorschlege zu thun.

Und wiewol sie sich auch nicht in disputation einlassen wolten, so weren doch die ursachen der braunschwigischen defension aus den schriften, so offentlich im druck ausgangen [RTA JR Bd. XIII, Nr. 134, Nr. 138], gnugsam an tag geben. Und do man fur unpartheiischen richtern solcher sachen halben antworten solte, wurde man des kein scheu tragen, wie aus gemeltem gedruckten aussschreiben auch zu vernemen. Aber, wie obgemelt, so wolten sie die mitel Hg. Heinrichs kinder halben anhoren etc.

Baierische rethe: Sie weren uff beide wege abgefertigt, des vattern und der kinder halben zu handeln, aber ire herrn nach fleissiger erwegung deß handels bedunckte der erste wege besser, nutzlicher und furtreglicher zu sein, dieweil durch denselbigen die sachen in grundt mochten vertragen werden. Dann wann man sich gleich mit den kindern vertruge, so mochte Hg. Heinrich hernacher nicht allain wider diese stende, sonder auch wider die kinder etwas furnehmen. Item, der vater mochte sich mit den kindern vertragen und ins land gelassen werden.

[204r] Die ksl. Mt. mochte villeicht den vertrag mit den kindern nicht bewilligen wollen, so konnte zwischen vater und sohnen khain obligation sein, und mochte der letzte erger werden dann der erste. Darumb were es pesser, das die rechten principaln vertragen wurden, sonsten wurde allewegen der vertrag disputirlich sein und nit also bestendig, als ob der mit dem alten uffgericht.

Der proceß halben am chamergericht were er nicht zu verdencken, dieweil er seines landes entsetzt und die sachen unvertragen weren. Es konnten auch ire herrn solchs nicht woll wenden oder verkommen, aber mit dem vertrage horet es alles auf. Seiner practicken und ausschreiben halben hetten sie kein wissens, es were aber wolh zu gedencken, das er thette als einer, der sein hailh versuchte etc. In suma, solchs alles wurde durch den vertrag verkommen und abgeschnitten, darumb were besser, die sachen mit[dem] vater dan den kindern zu vertragen. Dan zu besorgen were, do sich unsere herrn und mitverwante mit den kindern vertragen, das Hg. Heinrich nichtsdestoweniger mit seinem rechten wurde verfharn wollen.

Ausschus der ainungsverwandten stende: Sie hetten abermals angehort, was die baierischen rethe der underhandlung [204v] halben angetzeigt und das sie fur bequemlicher und nutzlicher erachten, man hett sich Hg. Heinrichs als des principaln halben zum vertrag eingelassen etc.

Nun hetten sie vernohmen, das man allain der kinder halb die mitel zu solchem vertrag antzuhorn bevelh hette, doch das die nichtige processen am chamergericht, item Hg. Heinrichs thetlichen practicken abgeschafft und in ruhe gestelt etc. Darauf sie dann nochmals erbottig, dieselbige mittel von den baierischen rethen als underhendlern zu vernehmen, dann Hg. Heinrichs person halben ichtes zu handeln hetten sie keinen bevelh. Es konnten auch unser gnedigste und gnedig herrn, auch die verwanten stende nicht erachten, das es besser oder fruchtbarer, mit ime zu handlen dan der kinder halben, dann das ime weder zu trauen noch zu glauben stunde, er sagte zu oder verschriebe sich, gleich wie er wolt. Solchs hetten ire chur-. und fstl. Gnn. und ire mitverwanten hiezuvorn genugsam erfharn, und befunde sich auch solches aus den briefen, so zu Wolffenbutel funden worden.

Darum so konnth man sich Hg. Heinrichs person halben mitnichten einlassen, sonder allain von wegen der kinder, wie obgehort. Doch das es der proces und thetlichen practicken halben dahin gericht, wie obangetzeigt, dann wo solches nicht beschehen solt, so konnten sie selbst bedencken, [205r] das die gutliche handlung nicht allein wenig dinstlich, sonder man derselbigen nicht wurde abwarten mugen etc.

Die baierische rethe: Sie wiederholen die oben vorgebrachten Argumente, die für eine Restitution Braunschweigs an den Herzog und nicht an seine Söhne sprechen, dann dardurch wurden die ursachen des widerwillens abgestellet, item alle proces abgeschnitten. So were auch schwer, das sich der vater dadurch solte schuldig geben etc. So sagt man auch vergeblich, als ob sich sein eltister sohn zum vater solt begeben haben, und mochten die sohne ane den vater das land nit wollen annemen. Darumb solte man des alten halben auf zimliche, leidliche wege handlungen gestaten.

So were auch der glaub bei Hg. Heinrichen wolh zu finden, dann seine landtschaft muste sich darfur verburgen. Etzliche fursten musten auch versicherung thun, dartzu dann ire herrn sich erbietten thetten. Und wann Hg. Heinrich den vertrag nicht hielte, das sie alsdann [205v] wider inen helfen solten, nicht aus seinem land, sonder aus dem gantzen teutschen landt zu verjagen.

Und man solte bedencken, das der keiser schaffen mochte, dieweil es seiner Mt. aigenthumb belangte, Hg. Heinrichen das landt wider einzureumen. Item die kinder mochten ine ins land kommen lassen. In recht wurde man nichts erhalten. Item die versicherung konnte der kinder halben nit wolh so stattlich beschehen. So hette Hg. Heinrich auch nun wolh gebust und were von allem dem seinen vertrieben etc.

Und man solte bedencken, das nit alle stende dieser bundtnuß der Kf. zu Sachsen und Lgf. zu Hessen oder alle grosse commun weren. Und das in solchem handel, damit unrath und krieg im Reich ferner verhut, die privatfeindtschaft hindan zu stellen, mit bit, wir wolten solchs an dy andern gelangen und persuadirn etc.

Do man aber je des alten halben zu handeln sich nit einlassen, so wolten sie der kinder halben das mittel haben furgeschlagen, das inen das land widerumb zugestellt werden sollte. [206r] Was condition aber wir dargegen haben wolten, das konnten sie nit wissen, wolten es aber von uns anhorn und kheinen vleis sparn, damit diese underhandlung fruchtbar sein mochte.

Ausschus: Warumb man sich Hg. Heinrichs halben zu handlung nit konnte einlassen, das wer zuvor angetzeigt und were ane noth, solchs hinder sich an die stende zu gelangen, vil weniger, daß man sie derhalben zu ichtes persuadirn einlassen mocht.

Was aber die versicherung anlangen thett, hetten sie auch vernohmen, das man derwegen kein vertrauen oder glauben zu Hg. Heinrichen stellen konnth, so ime das land widerumb eingereumbt. Aber wann er aus dem lande pleiben must, so hett man sich ane zweivel seinethalben destoweniger zu befharn und konte besser versichert werden, dann wann er das land inne hett.

Solte auch der kinder halben die handlung fruchtbarlich sein, so were wolh zu bedencken, das solchs ane gnugsame versicherung nit geschehen konnth, aber des haupthandels halben hetten sie zuvor vernohmen, daß man sich in disputation nicht einlassen wolt. Desgleichen, do man Hg. Heinrichs person halben aus statlichen, pillichen ursachen keiner handlung gewertig sein konnte, und dieweil sie dan der kinder halben das mitel furschlahen, [206v] das inen das land widerumb zugestelt werden solte etc. und aber nit von ferner condition und versicherung vermeldung gethan, so were solches fast [= sehr] weitleufftig. Darumb wolt man es zu irem bedencken gestelt haben, ob sie sich in dieser sachen wolten weiter vernehmen lassen.

Es ist aber darbei plieben, das die baierischen mittel und condition dieser stende notturft nach von inen vernehmen wolten etc. Und also abgescheiden, das man diese stende der ding berichten wolt etc.

Den 22. Februarij haben die stendea der gepflogenen handlung mit den beierischen rethen bericht entpfangen und bedacht, daß denselbigen widerumb solte antzuzeigen sein: Dieweil Hg. Heinrich diese stende mit dem recusirten und ungleichmessigen chamergericht fur und fur turbiern und beschwern thet und darneben villerlei thetliche practicken triebe, der man zum tailh in gewisse erfharung kommen, so hetten sie, die underhendler, zu bedencken, daß auch Hg. Heinrichs kinder halben sich in handlung einzulassen gantz schwer und unfruchtbar sein wolt, es were dann dieselb unruhe und gefhar zuvorn abgeschafft. Darumb so solten sie, die underhendeler, dahin handeln, das solche beide puncten des vermeinten procedirens am [207r] chamergericht und die thatliche handlung und practicken die zeit der werenden gutlichen underhandlung und ein zeit lang hernach, als ungeferlich drei monat, an- und in rhue gestelet wurden (doch vorbehaltlich dieser stend rechtmessige recusation und protestation etc.).

Und dann dieweil sie sich zu underhandlern angeboten und sie bedencken konnten, das den kindern gleich so wenig als dem vater ane gnugsame versicherung das land zutzustellen, item das ein trefflicher kriegscost uff solche defension gegangen, item das der von Goßlar und Braunschwig, von welcher wegen solche defension geschehen, beschwerung ab sein muste, sampt vil andern notwendigen puncten etc., so wolt man solche mittel von den underhendlern anhorn etc.

Solche meinung ist durch den verordenten ausschus den baierischen rethen angetzeigt, welche sich darauf vernehmen lassen, daß sie von iren herrn ein lange instruction5, die gradatim gestellt, dieser sachen halben bekommen. Darinnen wolten sie sich ersehen und sich alßdann ferner vernehmen lassen, mit bit, des vertzugs kein beschwerung zu haben etc.

Den 23. Februarij seindt der verordente ausschus mit den baierischen rethen widerumb zusammenkommen.

Und haben die beierische rhete anfengklich hinwiderumb erholt die ursachen, warumb [207v] sich ire herrn zu dieser gutlichen underhandlung eingelassen, als nemlich, das sie in diesen sorglichen leufften nichts hohers vonnotten sein bedechten, dann das ein gemeiner frid in deutscher nation erhalten, dann ane das were gewißlich der abfalh und verstorung deutscher nation vorhanden etc., mit bit, das man die ding dohin auch bewegen und alle privatfeindtschaft hindan setzen und den friden fordern helfen wolt.

Und haben volgends angetzeigt, sovil Hg. Heinrich procedirn am chamergericht belangen thet, das er darumb je nicht hoch zu verdencken, dan er thet das, das menschlich were. Er were verjagt und trachtet mit recht widerumb nach dem seinen. Desgleichen, das er mit briffen gern sein land wider erlangen wolt etc. Und mocht solchs alles bald eingestalt werden, wann man zu einem pillichen vertrag mit ime trachtet etc. Aber gleichwol solt man nit erfharn, das die Hgg. von Bairn in iren furstenthumben und landen einiche unpilliche practicken Hg. Heinrichen verstadten, dann ire fstl. Gnn. hetten darumb die gutliche handlung furgenomen, damit thettliche handlung verpliebe. Man wurde auch iren fstl. Gnn. das nit verargern, das sie ime ein suppen geben, dann ire fstl. Gnn. hetten diese ursachen dartzu. Er were ir fstl. Gnn. angeborner, naher freundt und blutsverwanter. [208r] So wer er seines landes verjagt, so were er in hochster armuth. Und da Got vor sei, das es andern widerfhure, so must man auch ein mitleiden haben.

Aber ad rem: Sie hetten gemelts Hg. Heinrichs halben mittel furgeschlagen, aus ursachen, das ire herrn solchen vertrag am besten, bestendigsten und allem fridlichen wesen zum dinstlichsten sein erachten. Und haben die vorigen antzeigungen der versicherung der kinder, des rechten und ander umbstende halben repetirt und erholt. Und das er nun wol gestrafft, mit bit, man wollt sich darauf in handlung Hg. Heinrichs person halben einlassen. Und ob man derwegen nit bevelh, das man sich uff ein ratification unserer gnedigsten und gnedigen herrn in ein capitulation der mittel mit Hg. Heinrichen begeben wolt etc. Und uff solchen falh wolten sie mit Hg. Heinrichen handeln, das er die proces sollt abstellen. Wann aber solchs nit sein konnt oder mocht, so wolten sie der sohn halben zur handlung tretten und volgende mittel furschlagen.

Mittelh: Das Hg. Heinrichs furstenthumb, wie er dasselbe verlassen, [208v] den kindern widerumb frei zugestellt wurde. Das das silbergeschirr, cleinoter, geschutz, munition, auch ander vorrath sampt dem einkommen dieses jhars, welchs sich uber 100 000 fl. erstrecken thett, gegen den krigskosten abgerechent wurde.

Das der stedt Goßlar und Braunschwig halben ein außtrag gemacht mit beider parth willen, wie dieselben irrungen und gebrechen erortert werden solten, mit bit, daß man die sachen furdern helfen wolt, dann was ire herrn, die Hgg. zu Bairn, auch sie, als die dienner, darinnen thun und furwenden konnten, damit die sachen uff pilliche, tregliche wege vertragen und hingelegt und also ruhe und fride erhalten werden mocht, daran wolten sie keinen vleis sparn.

Ausschus: Hirauf ist den baierischen angetzeigt, dieweil sie sich Hg. Heinrichs kinder halben etlicher mittel hetten vernehmen lassen, so wolt man der andern mitverwandten rethen und potschaften derselbigen berichten. Aber Hg. Heinrichs halben hetten sie bereit angehort, das man sich in gantz keine handlung konnth einlassen. So mochten auch die versicherung seiner person halben nymermer also gemacht werden, wann er das land [209r] widerumb in seinen henden hett, das ime zu glauben oder zu vertrauen were. Und betzeugten solchs vil seiner hendel, die im falh der notturft gnugsamlich darzuthun. Und ist also datzumalh von den baierischen abgeschieden, mit vermeldung, wann man der antwort entschlossen, das mans inen wolt weiter ansagen lassen etc.

Den 27. Februarij seint die baierischen rethe und der verordente ausschus der ainungsverwanten stende abermals beieinander gewesen, und hat der ausschus nach gehaltem rath und bedencken der andern den baierischen rethen volgende sumarie inhalts antzeige gethan:

Wiederholung der früher vorgebrachten Argumente: Ablehnung der Restitution Braunschweigs an Hg. Heinrich. Bedingungen für die Übergabe des Landes an seine Söhne: Abschaffung der Kammergerichtsprozesse und Versicherung gegen tätliche Angriffe des Herzogs.

[209v] Dan wiewol diesen stenden an solchen nichtigen, unrechtmessigen processen uber die geschehene rechtmessige recusation und protestation so vil nicht gelegen, sie auch chamerrichter und beisitzer von wegen irer partheischen handlung und verdachts zu richtern nicht zu erkennen wissen, es werde gleich durch Hg. Heinrichen stillgestanden oder nit, so wolt es inen doch zum hochsten gefharlich sein, da in stehender underhandlung etwa ein standt durch solche nichtige proces in die acht, wiewol nichtiglich, solte gesprochen und erclert oder aber durch Hg. Heinrichs thatlich practicken und vorhaben uberrascht werden.

Derhalben so were vor allen dingen vonnoten, des ein wissens zu haben, ob in gemelten beiden fellen durch die underhendeler die abschaffung bei Hg. Heinrichen [210r] erlanget werden oder erfolgen muge, dan ane das so konnth diese underhandlung wenig frucht schaffen; man konnth sich auch darein nicht lassen.

Und ob auch gemelte abschaffung und stilstandt der processen und thatlichen handlung erlangt, so hetten sie doch die nechst furgeschlagenen mittel so weitleufftig und unerheblich befunden, das sie bedencken gehabt, dieselbige an gemeine stende zu bringen, sonder allein etzlichen, so in der braunschwigischen handlung als ein grosser ausschus verordent, auch bericht gethan.

Dann erstlich, das sie furgeschlagen, das Hg. Heinrichs kindern das furstenthumb Braunschwig, wie Hg. Heinrich dasselb verlassen, widerumb frei zugestelt werden sollt etc., das solchs unmuglich ding were, dieweil es itzunder nit in dem stande were, wie man es gefunden.

Zum andern, so were es des silbergeschirres, cleinoter etc. geschutz, item aufkommen diß jhars, welchs uff 100 000 fl. angeschlagen und fur den krigscosten abtzurechen sein sollt, vill anders gelegen. Dan von silbergeschir, claider und cleinotern etc. were das merer teilh Hg. Heinrichs sohnen und dochtern durch hochgemelte unsere gnedigst und gnedig herrn zugestellt und ubergeben worden. So were es umb das einkommen dieses jhars also gewant, das man auch ein statliche suma geldes zubussen muste etc. [210v] Nun khonten sie wol erachten als die verstendigen, was uff einen solchen treffenlichen zug fur ein kriegscosten gehorig und das gemelt ir mittel und furschlag dartzu wenig dienstlich.

Zum dritten konten sie wol erachten, nachdem sie der beider stet Goßlar und Braunschweig beschwerung halben das mittel eins gutlichen außtrags und rechtlicher erorterung vorgeschlagen, daß solches gemelten beiden stetten, derhalben diese defension geschehen, gantz beschwerlich sein wollte, sie von neuem in ein weitleuftig recht zu weisen etc. Daraus auch noch allerley irrungen, do die sachen zuvorn derhalben auch nit endtlich vertragen, entstheen mochten.

Uber das so were der versicherung auf solchen fhal des vertrags mit Hg. Heinrichen kindern gantz nicht gedacht. Nun konten sie aber wol erachten, das dieselb dißfalh nit weniger vonnothen, dann ob man sich mit dem alten in vertrag einliesse. Und das dieselbige nit allain der kinder, sonder auch des vattern und andern halben nothwendig, wie sie selbs woll zu bedencken, welches aber sie nit darumb wolten angeregt haben, das sie einige mittel vorschlagen wolten, wie sie auch deß nit bevelch hetten, sonder allain erinnerung halben fur ire person, domit man materiam cogitandi desto mher haben mocht, wiewoll sie keinen zweivel truegen, die underhendler werden diese ding woll bewogen haben und mit andern erheblichen mittel, inmassen oberurt, sich vernehmen lassen. Die wollt man auch alsdan gern an die andere stende dieser ainung gelangen und sich der noturft darauf horen lassen, auch, do es noth, unsere gnedigsten, gnedigen herren und obern derselbigen zu berichten und bescheidts daruber zu gewarthen. Wolten auch, soviel an inen, die sachen gern gefurdert und in kain weitleuftigkait getzogen sehen.

[211r] Hierauf hat Dr. Eck6 alspaldt geantwordt, das er zu schleuniger furderung der sachen, unbesprochen der andern seiner mitverordenten, zum handel geselliglich reden wollt.

Erstlich die proceß belangende, dieweil Hg. Heinrich allain rechtlich das seine suchte, so konte er nit wissen, wie es ime abgeschlagen oder gewert werden mocht, dann solches were menschlich, billich etc.

Zum andern, die thedtliche practicken belangen, do were ir bitt, man wolle sich hierinnen ercleren, alsdann wolten sie sich auch darauf vernhemen lassen. Dann deß sollt man gewiß sein, das seine herren, die Hgg. zu Baiern, ime nit verstatten, in iren furstenthumben und landen einiche thetliche practicken zu treiben. So solt er auch ausser landts zu Baiern nichts thetlichs vornhemen, dan seine herren hetten sich darumb der gutlichen underhandlung anghenomen, das die sachen furderlich mochten vertragen und beigelegt werden.

Was aber ire vorgeschlagene mittel belangte, kondten sie erstlich wol gedencken, das die sachen des landts zu Braunschweig in dem stande nit weren, wie Hg. Heinrich dasselb verlassen. Es were aber solches von inen dahin gemeint, daß Hg. Heinrichs sonen daß furstenthumb mit allen seinen zugehorungen, schlossen, steten, flecken, landen und leutten etc. also sollt zugestellt werden, [211v] daß nichts davon getzogen, nichts zurriessen oder zurschleift wurde etc. Dann wan man etwas villeicht vom lande wolt behalten oder aber die vestungen brechen und schleiffen etc., so hette es ein ander gelegenheit.

Des kriegscostens halben hetten sie einen ungeferlichen furschlag gethan, dann sie wüsten nit, wie hoch inen diese stende achteten, und darumb so solt man sich desselben vornehmen lassen, was man meint, daß man fur den kriegscosten haben wolt, das pillich were etc. So wolten sie sich auch darnach darauf vernehmen lassen.

bNotum: Goßlar und Braunschweig halben hat er damals nit gedacht–b.

Der versicherung halben were ir bit, man wollte inen antzeigen, wie man dieselbe begert, dann wann man mit dem alten sich in vertrag einliesse, so weren die weg zu finden, das ers halten must, aber mit den kindern het es ein ander gelegenheit, dann sie weren noch jung, undt wann sie zu irem volkommenem alter kemen, so mochte inen der handel des vattern halben desto mehr zu hertzen geen. [212r] Dann manet alta mente repostum, wie man zu sagen pflegt, und solcher groll, der were nit leichtlich austzureißen. Es mocht uber 20, uber 30 jar ahn unsern herrn und ire verwandten, erben und nachkommen solchs wollen gerochen werden. Darumb wolten ire herrn, das mhan alle irrung, widerwill, unainigkait aus dem grunde und wurtzel vortruge. So wüsten sie auch nit, wie man die versicherung begerte, ob der vater zusambt den kindern sich verschreiben und den vertrag verwilligen solte, welchs schwerlich bei ime zu erhalten, oder ob er sich gegen den kindern verschreiben solt. Nun konte aber zwischen vater und son kain obligatio nit sein, wie mhan wuste. So wurden sich auch ire herrn, auch villeicht andere fursten schwerlich allein fur di kinder vorschreiben [212v] wollen. Und in summa, sie weren dis puncts halben irrig, das sie nit wusten, wie die versicherung der kinder halben woll zu treffen, wan der vater den vertrag nit bewilligen wolt, und sie wolten gerne solchs von diesen stenden vernhemen. Derwegen begerten sie, mhan wolte sich obgemelter artigkel halben dieses theils ercleren, darauf dan sie sich widerumb auch wolten horen lassen, allen muglichen vleis furwenden, damit etwas fruchtbars mocht gehandelt werden. Dan wurden sie vermercken, das mhan sich der mittel nit vergleichen kont, so wollten sie die handlung nit lange aufhalten. Wolt es gehen, so were es gut und seghens gerne, wo nit, so hetten sie das ire gethan, dan was nit zu erheben were, das musten sie auch ligen lassen, wiewol ire herrn, auch sie, nichts liebers wolten, dan das diese sache entlich mocht vertragen werden.

Ausschus: [unfol.] Auf diese antwort hat der ausschus die obgemelte antzaigung, so den bairischen rethen beschehen, widerumb repetirt und erholt und darauf beruhet, das sich die bairischen, als die selbs angetzaigt, das sie mit ainer langen instruction dieses handels halben abgefertiget und diesen handel nach aller nodturft und die mittel wurden beratschlagt und bewogen haben, nochmals wollten vernhemen lassen. Dann warumb sich der ausschus, ehe und zuvor die abschaffung und stillstandt der baider artickel der nichtigen proces am chammergericht und thetlichen practicken erledigt, nit konten einlassen, zudeme das die vorgeschlagene mittel gantz weidleuftig und unerheblich, das were zuvor angetzaigt. Haben sich auch erboten, die sachen, sovil an inen, vorsetzlich nit zu vertziehen noch uftzuhalten etc.

[unfol.] Bairisch ret haben gesagt, sie wolten sich in irer instruction ferner ersehen und sich alsdan des volgenden tags weiter vernhemen lassen.

Prima Marcij: Seind die bairische rethe und der verordente ausschus widerumb zusamenkommen und haben die bairische des fordern tags genhomenen abschid nach sich ferner horen lassen uff volgende meynung7:

Erstlich, das es ane nod were zu ertzelen, aus was gutem hertzen sich ire herrn, di Hgg. zu Baiern, [213r] in die gutliche underhandlung zwuschen diesen stenden und Braunschweig eingelassen, welches mhan hivor gnugsam angetzaigt etc. Nun hetten sie ire fstl. Gnn. der verloffenen handlung verschiner tag berichtet, welche auch dieselbige Hg. Heinrichen angetzeigt.

Und sovil die proces am chamergericht belangen thet, wusten sie nit aigentlich, wie es itzt darumb stunde. Do aber die sache vertragen, so wurden dieselben gentzlich abgestelt. So wusten sie auch nit, was thetlicher handlung und practicken sich Hg. Heinrich understunde. Des solt mhan aber gewis sein, dieweil er, Hg. Heinrich, [213v] bei iren herrn, den Hgg. im lande zu Baiern, were, solt mhan sich kainer thetlichen handlung von ime besorgen, dan ire hern wurden es ime nit vorstadten, hetten es ime auch clerlich undersagen lassen. Das er aber bei irer fstl. Gnn. geduldet und sie ime ain suppen geben, des weren ire fstl. Gnn. nit zu verdencken, wie sie auch solches zuvor angetzaigt.

Und wolten kurtzlich zur sachen gehen und zwo maximas setzen:

Erstlich, das sie besorgen, Hg. Heinrich werde sich kainswegs bereden lassen, des furstenthumbs Braunschweig zu vortzeihen [= verzichten].[214r] Zum andern, das sich auch desgleichen di kinder nit wurden bereden lassen, ane den vater das furstenthumb antzunhemen. Und man solt es darfur achten, das es ire herrn so woll und gut auf dieser stende als Hg. Heinrichs seiten mainten. Wolten gerne, das ainigkait gemacht, fried und ruhe erhalten, dan durch friede wurde dem gantzen Reich geholfen.

Hg. Heinrichs person halben, wie sich derselb gehalten, wolten sie nit disputirn, inen weder besser noch erger machen, weren auch dißfalls nichts affectionirt. Aber sie bedechten, do unser gnedigst, gnedig hern [214v] und obern einen bestendigen, guten frieden haben wolten, so solt mhan Hg. Heinrichen widerumb zum lande kommen lassen. Die ursachen hetten sie zuvor ertzelt, where ane nodt dieselben zu repetirn. So kont auch die versicherung woll beschehen und mhan solte die privataffect uff ein ort stellen und diesen weg fur die hand nhemen etc.

Do mhan aber allain der kinder halben handlen wolt, wolten sie volgenden weg entlich haben vorgeschlahen, nemblich [215r] das das land der ksl. Mt. als dem rechten aigenthumbsherrn in die hand gestelt wurde, also das ire ksl. Mt. in aigner person zwuschen allen partheien, die dieser sachen vorwandt, gutliche handlung in jarsfrist vornhemen, und, do die gute entstunde, das alsdann ksl. Mt. rechtlich erkennen solt, und das land solt mitlerweil in Hg. Heinrichs handen nit sein. Oder vor das ander mittel, das ide parthei zwen fursten ernennen und denselben das land zustellen, dieselben auch, inmassen wie itzt gemelt, gutlich und rechtlich zu handeln und zu erkennen haben solten.

Solche zwai mittel wolten sie fur das letzt vorgeschlagen haben, dan mheres wusten sie nicht zu erhalten. [215v] Und diese stende, die wurden iren vortheil und nachtail zu bedencken wissen, dan do mhan des vatters halben sich in handlung einlassen wolt, hetten sie fernern bevelch, do aber nit, so were der ander weg angetzeigt, dan sie hetten den verstandt von Hg. Heinrichen, das er nit ferner wurde zu vermugen sein.

Ausschus: Man hett der baierischen rethe antzeig und die jetzt vorgeschlagene mittel, welche auch summarie widerholt und repetirt worden, vernhomen. Und zweivelten nicht, die Hgg. zu Baiern hetten sich aus pflichten, genedigem, gutem gemuet in diese underhandlung eingelassen. Sie, auch die underhendler, hetten nun mhermals verstanden, welcher gestalt unsere gnedigsten, gnedigen herrn und obern derhalben bevelch gegeben, dan wir wisten, daß ire chur- und fstl. Gnn. und sie auch nichts hohers begirig, dann das fried und ruhe im Reich erhalten und desselben wolfarth gefurdert wurde, und daß ire chur- und fstl. Gnn. und sie Hg. Heinrichs von Braunschweig kinder halben uff erliche und billiche weg zu handlen lassen nit ungeneigt. Was aber des alten person halben fur bedencken weren, solchs hetten sie zum thail auch vorstanden.

[216r] Nun horet man aber, das sie Hg. Heinrichs halben zu handeln anhielten und daruber andere mittel, noch weitleuftiger dan die vorigen, vorschlugen. Daraus soviel zu vermercken, daß sich die gantze handlung geendert, welches man sich aber nicht versehen, were auch der angebotenen gutlichen underhandlung und zuschreiben etwas ungemeß. [216v] Darumb so muste mhan es dahin stellen, das wir den andern stenden von diesen dingen antzeig theten und, was uns in der underhandlung begegent und furgefallen, berichtet[en].

Als haben die bairischen rethe gebeten, solches desto furderlicher zu geschehen, auf das sie wissen mochten, ob hoffnung auf diese mittel zu haben, mit bit, man wolt ire hern in deme entschuldigt haben, dan sie als underhendler nit mher thun konten, dann bei den partheien zu erheben sein wolt. Und sein also darauf voneinander geschiden8.

[217r] Antwort, so den bayerischen rethen und verordenten uff ir letzte furschlege von diesen stenden gegeben [1543 März 10]9: Sie wusten ungetzweivelt, als ire herrn, die Hgg. zu Baiern, unther der expedition, wider Hg. Heinrichen von Braunschweig furgenommen, umb gutliche underhandlung bey dem Kf. zu Sachssen etc. und Lgf. zu Hessen etc. angesucht, welchermassen dieselb iren fstl. Gnn. bewilligt und eingereumpt worden were. Zudem das sie auch zuvorsichtlich von dem, was unser gnedigst und gnedige hern Sachssen und Hessen an sie, die Hgg. zu Bayern, und hinwiderumb Bayern ane ire chur- und fstl. Gnn. solcher underhandlung halben geschrieben, bericht hetten, also das dieselb underhandlung zu keinem malh ye anderst bewilligt und eingereumpt worden, dan das sie uff Hg. Heinrichs kinder gericht und furgenomen werden solte.

Daruff dan auch Sachssen und Hessen ire rethe und verordenten mit genugsamem [217v] gewalt und bevelh abgefertigt, die sich in handlung neben den andern der stende verordneten darauf eingelassen. Und von inen, den undterhandlern, verstanden, do diesen stenden beschwerlich sein wurdt, die handlung uff Hg. Heinrichs person zu richten, das sie dan der kinder halb bevelh, auch mittel und furschleg hetten, welche sie dan auch alspald furgeschlagen und angezcaigt hetten etc.

Dieweil sie aber durch die verordenten zu dieser gutlichen handlung seiderher vermarckt, das sich ire furschlege geendert und uff Hg. Heinrichs person entlich, ungeachtet vorergangner handlung und eingereumpter guett, aus ir, der underhendler, erzelten ursachen gericht werden will, so wissen dise stend inen, den baierischen rethen und verordenten, nit zu vorhalten, dieweil man davon, wie man sich dan desselben in der handlung viel maln [218r] vernemen lassen, nit bevelh hetten, so wolt die notturft erfordern, solchs zuruck gelangen zu lassen, sich bescheids zu erholen10. Was dan fur antwort und bevelh widerumben einkomen wurd, das sollt inen, den rethen und verordenten, unvorhalten pleiben, mit biett, das sie ob dem vorzug kein beschwerung tragen, noch es dahin vorstehen wolten, das sie zur handlung nicht lust oder willen hetten, sonder das inen an bevelh mangelte.

Anmerkungen

1
Die Teilnehmer an den Verhandlungen in der Causa Braunschweig sind in Überlieferung C in einem marg. AV (fol. 16r) aufgelistet: Baierische rathe: Dr. Eckhe, Dr. Stockhammer, Dr. Selde. Der protestierenden ausschuß: M[ag.] Frantz Burchart, sechsisch; Rudolf Schenck, hessisch; Jacob Sturm [Stadt Straßburg] und Dietrich Preuß, braunschwygischer secretari [Stadt Braunschweig]. Lgf. Philipp gab den hessischen Räten eine summarische Instruktion nach Nürnberg mit, falls es zu Verhandlungen in der Causar Braunschweig kommen sollte, o.O., o.D. (Fürstenberg, 1542 Dez. 6), in: Marburg StA, PA 650, fol. 17r–18a. Auch in seiner Hauptinstruktion für den Schmalkaldischen Bundestag in Schweinfurt bzw. für den RT in Nürnberg behandelte Lgf. Philipp das Thema Braunschweig ausführlich: Nr. 57a, Punkt 3. Bereits auf dem Nürnberger RT 1542 stand fest, dass die Hgg. von Bayern bzw. ihre Räte die Vermittlungsfunktion in etwaigen Verhandlungen übernehmen würden: RTA JR Bd. XIII, Nr. 138, S. 723f.
2
Dr. Leonhard von Eck berichtete am 20. Febr. 1543 an Hg. Wilhelm über den Beginn der Verhandlungen: [...] An heut solle die praunschweyckisch handlung angefangen werden, darinen wir khainen vleys sparen wollen, auf das wenigist das landt auß diser leut handen zu prengen. Und ist dannoch allerley gute hoffnung, etwas zu verrichten und zu erlangen, und sonderlich diewyl die widerparthey genugsamlich bericht werden soll, das sich ire handlung in den rechten auf den angenomen landt- und gemeynen friden, auch wider ksl. Mt. als den lehnshern nit verantworten oder bestendig sein mag. So sein die stete zum theyl auch nit willig, ir vermugen darzusezten. Allein muessen eur Gn. und derselben pruder, mein gnediger herr Hg. Ludwig, bedacht sein, Hg. Heinrichen mit guten persuasionen dahin zu bringen, das sich sein fstl. Gn. auch nach gelegenheyt der zeyt in die sachen schicken wolle. [...]. In: München HStA, KBÄA 2030, fol. 180r–181v, hier fol. 180r (Ausf. v.d.Hd. Ecks).
3
Die Verhandlungen der Schmalkaldener mit den bayerischen Räten in der Causa Braunschweig standen in engem Zusammenhang mit den parallel zu den RT-Verhandlungen geführten „geheimen“ Gesprächen Dr. Ecks mit Kursachsen und Hessen zur Errichtung eines Bündnisvertrags: siehe Kap. XI Varia, Nr. 306. Die bayerischen Herzöge waren in der Frage des Vorgehens gegenüber dem aus Wolfenbüttel geflüchteten Hg. Heinrich uneins. Während Hg. Ludwig, beeinflusst von seinem Rat Dr. Johann Weissenfelder, den katholischen Fürsten aus dem Norden unterstützte und ihn in Landshut aufnahm, lehnten Hg. Wilhelm und sein die bayerische Politik dominierender Rat Dr. Leonhard von Eck eine Unterstützung Heinrichs bei der Rückgewinnung von Braunschweig-Wolfenbüttel ab. Im Interesse eines Bündnisses mit Kursachsen und Hessen war Eck bestrebt, Konfliktpunkte in Zusammenhang mit der Causa Braunschweig zu vermeiden. Eine Ausweitung der Auseinandersetzung um Braunschweig bedeutete in seinen Augen eine Gefährdung des inneren Friedens und das größte Hindernis für einen wirksamen Widerstand gegen die türkische Bedrohung. Zu den Verhandlungen zwischen Bayern und den kursächsisch-hessischen Verbündeten in Nürnberg, zur dominierenden Rolle Ecks in der bayerischen Politik und zu seiner zwiespältigen Haltung gegenüber Hg. Heinrich von Braunschweig siehe: M. Lenz, Briefwechsel Lgf. Philipps von Hessen, Teil 3, S. 235f. (Dr. Gereon Sailer an Lgf. Philipp, 1542 Dez. 29), S. 241–245; J. Lauchs, Bayern und die deutschen Protestanten, S. 233–235, S. 245–248, S. 252f.; E. Metzger, Leonhard von Eck, S. 270–275.
4
Die Position Kursachsens und Hessens in der Causa Braunschweig erhellt u.a. aus ihren jeweiligen Instruktionen (Kursachsen Nr. 47c, passim, und Hessen Nr. 57a, Punkt 3), ferner aus einem Schreiben Lgf. Philipps an Georg von Carlowitz, 1542 Dez. 15, gedr. bei: E. Brandenburg, Politische Korrespondenz, Bd. 1, Nr. 413, S. 516f., sowie aus einem Schreiben Kf. Johann Friedrichs an die Räte in Nürnberg, Altenburg, 1543 Jan. 19, in: Weimar HStA, EGA, Reg. H pag. 421–434, Nr. 154/3, fol. 49r–66v, bes. fol. 49r–51v. Zur Haltung Kf. Johann Friedrichs bzw. Lgf. Philipps gegenüber Hg. Heinrich d. J. siehe auch: G. Mentz, Johann Friedrich, Teil 2, S. 335f., S. 361–364; J. Lauchs, Bayern und die deutschen Protestanten, S. 242–245. Der braunschweigische Feldzug und die sich daraus ergebende Frage, wie in dem eroberten Fürstentum weiter vorzugehen sei, barg erhebliches Konfliktpotential innerhalb des Schmalkaldischen Bundes: siehe G. Schlütter-Schindler, Der Schmalkaldische Bund, S. 237–246. So differierte etwa die Haltung der Stadt Straßburg in der Causa Braunschweig eindeutig von jener Kursachsens und Hessens, wie aus dem Straßburger Gutachten von März 1543 hervorgeht (Nr. 246).
a
Aus A, in BCD: die verordneten des grossen ausschuss [der Schmalkaldener].
5
Vertragsentwurf für ein kursächsich-hessisch-bayerisches Bündnis, gedr. bei M. Lenz, Briefwechsel Lgf. Philipps von Hessen, Teil 3, S. 245f., Dieser Entwurf wurde von Eck in Nürnberg ausgearbeitet.
6
Am 28. Febr. 1543 berichtete Dr. Eck aus Nürnberg an Hg. Wilhelm von Bayern über die Verhandlungen mit Kursachsen und Hessen in Bezug auf eine zukünftige Lösung für das Herzogtum Braunschweig-Wolfenbüttel: [...] Die praunschweygisch handlung und bericht will nit vonstat geen; sten allain darauf, das den kindern das landt gegeben. [...] muessen und wollen uf andere mittl underdessem trachten, das die protestierenden das land von inen in ksl. Mt. hende stellen. Mocht das beschehen und das ir Mt. in einem jar den nechsten zwischen allen theyln guetliche handlung furnemen oder rechtlichen erkhenen solt oder das pede theyl yeder einen oder zwei fursten furschlagen und denselben das landt einantworten und sich entlichs entschids von denselben gewarten sollen. Vermeynen im ernsten, das Hg. Heinrich dahin zu bewegen sei, sich des lands zu verzyhen in ewig zeyt und ain pension zu nemen so wurde die sachen wol gericht. [...]. In. München HStA, KBÄA 2094, fol. 149r–151v, hier fol. 149r (Ausf. v.d.Hd. Ecks).
b
–bMarg. hinzugefügt. 
7
Zu den folgenden Vorschlägen Ecks siehe: E. Metzger, Leonhard von Eck, S. 275; J. Lauchs, Bayern und die deutschen Protestanten, S. 253.
8
Christoph von Carlowitz betrachtete in einem nicht datierten Schreiben an Hg. Moritz (Ende Febr./Anfang März 1543) die Chancen für einen Erfolg der bayerischen Vermittlungsaktion bei den Schmalkaldenern als äußerst gering: [...] Die ausgegebne uneinikeit der zweier bruder von Baiern des von Brunswig halben sol nur zum schein von etlichen also ausgebreitet werden. Und es stehen Hg. Wilhelms gesanten, als Eck, Stockheimer und Seld, alle drey doctores, itzo alhier in gutlicher handlung zwischen den einigungsverwanten und gemeltem von Brunswig. Mich sehet es aber nit dafur an, das es des einen teils ernst sey, die sache durch diese underhendler vertragen zu lassen, sonder solche underhandlung wirt villeicht von inen darumb eingeraumbt, das sie sich gegen die kgl. Mt. und ksl. commissarien weiterer verhor und handlung, dazu sich sunst ire Mt. und sie erbotten, mit desto besserm schein ze schutzen vermeinen. [...]. In: Dresden HStA, 10024, GA, Loc. 10184/5, fol. 61rv (
9
Das Datum dieser letzten Antwort des Ausschusses der Schmalkaldener an die bayerischen Unterhändler ergibt sich aus einem eighd. AV von Dr. Hieronymus zum Lamb (Überlieferung B, fol. 159r): 10. Martij ist uff obgemelten abschiedt den bayerischen rhetten antwurt gegeben worden, wie die in beiligender schrift, Nr. 28gemerckt, zu end angehenckt. Uff welche antwurt die bayerischen rhet sich vernemen lassen, sie weren der zufriden, wolten die an ire herren gelangen lassen und ferner handlung gewertig sein, sich auch versehen, disse stende wurden sich in die sachen dermassen schicken, daß man möchte spuren, daß sie zu ruhe, fried und einigkheit lust etc.
10
Die Schmalkaldischen Bundesstände, vor allem auch die Städte, berieten eifrig, welche Lösung für das eroberte Herzogtum Braunschweig-Wolfenbüttel anzustreben sei. Beobachtungen dazu finden sich in einem Bericht der Augsburger Gesandten Jörg von Stetten und Sebastian Seitz an Bgmm. und Rat von Augsburg vom 6. März 1543: [...] Darbey ist es zu disem mal bliben und unsers kleinfuegigen verstands ist diser punct seer hochwichtig mit grossem ernst und vleyß zu bedencken, was gemeynen stenden zu thuen oder nit. Dann einmal das landt in die harr [= auf die Dauer] zu erhalten, das wurdt mit grosser mue, arbeit, kosten, gefar und sorgen muessen geschehen. Am andern, so haben die stendt, bevorab die stett, desselben khain nutz, auch unsers erachtens und sovil wir bißher noch in der sachen befunden, alledieweyl man das land in sorgen und verwarung halten mues, ist sich kheines uberschuß zu versehen. Am dritten ist zue zweiveln, ob man auch befuegt sein werdt, der ksl. Mt. und des Reichs lehen, on ir wort und wissen und vorgeendt recht mit der gethat eingenommen, in die leng also dasselb dem lehenherren und lehenserben vorzuhalten, auf den val, wa dise stendt mit iren spruch und forderungen, dieweyl auch nun Hg. Heinrich aus dem land ist, sollten an das ordenlich recht gewisen werden. Am vierten, ob und so sondere stendt weren, denen aus ainer oder den andern ursachen aller vertrag entlegen, sonder vil lieber die sachen also anhangen und unverricht sehen wolten, was dennocht den erbarn stetten hierinn zu bedencken, zu thuen oder zu lassen sein wolt, auf den fallen, da Goßlar und Braunschweick der beschwarden, darumb sich diser krieg erhebt, erledigt, diß kriegskosten versicherung und der sachen halben alles auf erbare und leidenliche mittel gebracht werden möchten. Und wann sollichs alles abgeschlagen und nit angenommen werden wollt, ob es nit allerlei unglimpf, nachred und gedencken diser stendt halben geperen mocht, bevorab der stett halben, so es an der pillicheit zu fridlicher hinlegung diser sachen an disen stenden erwunden haben sollt. Wir wissen auch euer Ft. nit zu bergen, das die wirtenbergischen, so sich hievor vernemmen lassen, ain mittel zu finden, das land den sonen einzureumen und sy in die verstandtnus zu nemmen etc., auch davon gefallen und jetzo sagen, das nit anderst dann mit Hg. Heinrichs person selber zu handlen sein woll, also das wir darfur halten, das sider gehaltenem tag der fursten zu Dillingen diß alles erst in das werck gebracht. Was nun des braunschweickischen vertrags und des angesetzten tag halben [1543 April 1] bey den einigungsstenden ferrers gehandlet und beschlossen wurdt, das bleibt euer Ft. unverhalten. Diß haben wir furgeschriben, euer Ft. sich desto zeitlicher und statlichen haben daruber zu bedencken. [...]In: Augsburg StadtA, Lit. 1543, (Ausf.).