Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XIV. Band. Der Reichstag zu Nürnberg 1543 bearbeitet von Silvia Schweinzer-Burian, mit Vorarbeiten von Friedrich Edelmayer

Würzburg StA, Wzbg. RTA 21, fol. 398r–399r (Kop.).

Im Namen des Bf. von Würzburg wenden sich die Gesandten mit folgender Bitte an den König:

Wiewol der stift Camberg, bey Schwebischen Hall gelegen, je und allwegen ainem regirenden Bf. zu Wirtzburg wie andere zugehorige stift und clostere in allen reichsanlagen, auch andern nöten und anligen allein contribuirt und gesteurt hab und sunst niemants anderem, auch in den vorigen alten und jungern reichsabschiden, so die recht ersehen und verlesen werden, nit befunden wurt, das Chamberg – itzt ein stift und vor etlichen jaren noch ein closter – je in ainichem reichsrathe als ein reichsstande erschienen, gesessen noch ainichen reichsanschlag oder anlage fur sich geben habe, so hat doch sollichs unangesehen der fiscal des ksl. cammergerichts kurtz verruckter zeit citation und ladung an gemelts stifts verwaltere umb deswillen, das sie nechstvergangen jars ir auferlegt eylende thurckenhilf nit geschickt haben sollen, vermainlich und ungegrunter weys wider sie ausgepracht und inen insinuieren lassen.

Und wiewoll hochgedachter unser gnediger herr gemeltem fiscal derwegen gruntlichen und gnugsamen underricht gethan und in sonderheit angezeigt, das gemelter stift nit allein bey itziger ksl. Mt., unserem allergnedigsten herren, sonder auch bei regierung weylund Ks. Maximilian und Ks. Friderichs hochlöblichster gedechtnussen in gedachts unsers gnedigen herren von Wirtzburgs reichsanschlägen und hilfen begriffen und allwegen ausgezogen worden, das were in und mit gemelter gelaisten eylenden thurckenhilf auch geschehen, mit bitt, von seinem furnemen abzustehen, sein Gn. und dero stift bey habenden beseß, recht und gerechtigkeit wie andere stende des Reichs pleiben zu lassen und mit neuerung nit zu beschweren, so ist doch sollichs bey gemeltem fiscall biß anhero unverfenglich erschienen, trotz der Bestimmung des Regensburger Reichsabschieds von 1541, dass gegen die „ausgezogenen Stände“ nicht zu prozessieren sei (RTA JR Bd. XI, Nr. 941, § 48, S. 3680f.).

So ist demnach an euer kgl. Mt. unser undterthanigste pitt, eur kgl. Mt. wolle in craft angeregts abschiedts, sovill bei bemeltem fiscall verfuegen, von seynem unpillichen furnemen abzustehn, hochgedachtem unserm gnedigen herren und seiner Gn. stift dis orts bei altem herkomen, gebrauch und beseß wie andere stende des Hl. Reichs pleyben und mit neuerung und ungleichait unbeschwert zu lassen.

Schlussformel mit der Bitte um Antwort.

Anmerkungen

1
Die benediktinische Reichspropstei Comburg/Camberg stand seit 1541 unter der Hoheit des Bf. von Würzburg, der auch das Recht der Steuereinhebung für sich in Anspruch nahm. Der ksl. Fiskal hingegen betrachtete Stift Comburg als reichsunmittelbaren Stand, der zur Zahlung von Reichsanlagen verpflichtet war. Bereits auf den Reichstagen des Jahres 1542 wurde die Stellung Comburgs als von Würzburg „ausgezogener Stand“ thematisiert. Siehe dazu RTA JR Bd. XII, Nr. 262, S. 1134, Anm. 1; RTA JR Bd. XIII, Nr. 33, S. 227f.; Nr. 57, S. 403, Anm. 8.