Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XIV. Band. Der Reichstag zu Nürnberg 1543 bearbeitet von Silvia Schweinzer-Burian, mit Vorarbeiten von Friedrich Edelmayer

A Weimar HStA, EGA, Reg. E 149, fol. 468r–470v (Ausf. an Kf. Johann Friedrich von Sachsen); AV fol. 470v: Der röm. konigk erstreckt den reichstagk biß uff den 14. Decembris gein Nurmbergk und ermanet, daß ihr kfl. Gn. ihn personlich oder ire rethe denselben auch besuchen wolten etc.

B Würzburg StA, Wzbg. RTA 21, fol. 1v–3r (Kop. an Bf. Konrad von Würzburg).

C Wien HHStA, RK RTA 11/Konv. 1, fol. 11v–14v (Reinkonz.); ÜS: An die chur- und andere nachgemelte fursten obbemelter erströckhung halben.

Wir setzen in dhainen zweifl, dein L. trage der handlung und besluß des jungst nurmbergischen reichstags [1542] und furnemblich, daß auf den negsten reichstag, so auf den 14. tag des monats Novembris schieristen widerumb daselbsthin geen Nurmberg furgenommen und publiciert worden ist, die röm. ksl. Mt. etc., unser lieber brueder und herr, aigner person und – im faall, da ir ksl. Mt. daran verhindert – wir, dergleichen alle chur- und fursten des Hl. Röm. Reichs personlich erscheinen sollen, guet wissen, damit [in] den hochbeschwerlichen des Hl. Reichs sachen und obligen umb sovil mer zeitlicher und statlicher furgangen und gehandelt werden mog. Auf welchen besluß und handlung wir dann, sonderlich in bedenckung, das sich hochgedachter ksl. Mt. ankhunft in theutsche nation von wegen derselben beswerlichen kriegsobligen etwas verlengern mochte, entlich entslossen gewest, auf obbestimpte zeit gewislich zu Nuermberg antzekhomen. Dieweil aber das kriegswesen in Hungern noch zur zeit dermassen gestallt und geschaffen ist, das die unvermeidlich notturft ervordern will, demselben und furnemblich von wegen statlicher beratschlagung des winterlegers, auch besatzung der stett und ortflecken gegen dem erbfeind gemainer cristenhait, dem Turggen, und das wir uns auch zum thail mit unsern landen zu kunftiger continuierung der beharlichen bewilligten turckhenhilf in verfassung und beraitschaft schicken, noch etlich zeit in der nahne beizewonen, deshalb uns nit muglich, auf obbestimbte zeit, wie genedigclich und gern wir solches genaigt gewest, zu erscheinen. So wellen wir uns doch in den sachen dermassen furdern, das wir mit der hilf und gnad des Almechtigen auf den 14. tag des monats Decembris schieristen gewislich zu Nurmberg ankhomen wellen.

Nachdem wir nun nit gern sehen wolten, das die erscheinenden chur- und fursten von wegen der ksl. Mt. oder unsers abwesens ainiche zeit vergebens verlieren, dergleichen den costen one nutz und frucht aufwenden sollten, so haben wir demnach nit underlassen wellen, dein L. die obbestimpten ursachen und verhinderungen unsers lengern ankhombens geen Nurmberg zu erinnern und sy hierin zu verwarnen, damit sich die mit irem personlichen ankhomen daselbsthin geen Nurmberg zu verhuetung unnotdurftigs costens und verlierung der zeit auch darnach haben und wissen zu richten.

aUnd dieweil dann die mallstat diß reichstags auf deiner L. und anderer kfl. rethe rath und guet ansehen geen Nurmberg angesetzt und ernennt worden, welchen wir uns, wiewol uns derselb aus vielen beweglichen ursachen gantz ungelegen und personlich zu ersuechen nit wenig beswerlich ist, genedigclich gefallen lassen, damit dein L., auch andere chur- und fursten nit ursach nemen oder beswerd tragen mogen, solchen reichstag als ainen gelegnen platz zu besuechen ze waigern, und durch dero personlich erscheinen umb sovil mer die notdurft in disen hoch obligenden sachen gehandelt werden moge–a, so wellen wir uns zu deiner L. gentzlich und untzweifenlich versehen, dein L. werde – in ansehung der unvermeidlichen hohen und grossen notdurft, wie die dann laider yetzo mer dann vor ye offenbar vor augen ist, und das wir uns mit grossen unstatten und merckhlicher unserer ungelegenhait personlich auf disen reichstag begeben – unbeswert sein, solchen reichstag gleicherweiß in aigner person zu besuechen und sich in solchem nichts irren noch verhindern ze lassen noch darin uber obbestimbte zeit dhainen verzug oder verlengerung zu gebrauchen, damit dem unraat und unwiderbringlichem verderben, welches nit allain gemainen reichsstenden und gantzer teutscher nation, sonder gemainer cristenhait bevorsteet, zeitlich furkomen und durch verlierung der zeit, auch das ungleich und spat ankhomen, wie dann hievor zu vielmalen bescheen, nichts verabsaumbt oder vernachtailt und daneben in den hochwichtigen haubtpuncten und articln, so auf disem reichstag zue erledigen furgenomen sein, statlich und austraglich gehandlt werden moge.

An dem werden dein L. ir selbs und derselben land und leuten, neben dem das solches dein L. aus angebornen cristlichen und fstl. gemuet schuldig ist, zu wolfart, nutz und guetem handlen und die ksl. Mt. wierdet solches gegen derselben in gnaden und freuntschaft erkhennen, wie wir dann gleicherweiß genaigt sein.

[US:] Ferdinandus, Gienger Dr. vicecantzler, Neunerb.

Anmerkungen

1
In manchen Überlieferungen ist die Prorogation auf 21. Okt. 1542 datiert. C ist nicht datiert.
a
–aDiese Passage fehlt in den Schreiben an die Fürsten (B); sie ist nur für die Kurfürsten bestimmt. In C (Reinkonz. fol. 14rv) steht sie mit dem Vermerk: In der churfursten brieff.
b
In C findet sich eine Liste aller Adressaten am Ende des Prorogationsschreibens: An alle chur- und fursten: Kf. von Sachssen, Kf. von Cöln, Kf. von Maintz, Kf. Phaltz, Ff. von Bayern, Mgff. G[eorg] und A[lbrecht] von Brandenburg. Hg. Ulrich von Wirtemberg, Mgf. Ernst von Baden, Lgf. von Hessen, Hg. Otthainrichen, Pfgf. Friderich. Bischoven: Saltzburg, Freysing, Wormbs, Elwang, Wirtzburg, Baumberg [= Bamberg], Speyr, Aichstätt, Augspurg, Straßpurg, Passaw.