Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XIV. Band. Der Reichstag zu Nürnberg 1543 bearbeitet von Silvia Schweinzer-Burian, mit Vorarbeiten von Friedrich Edelmayer

A Nürnberg StA, Reichsstadt Nürnberg, Mandate Bd. A, fol. 173r–174r (Druck).

B Nürnberg Nationalmuseum, Archiv Mandat Nr. 243 (Druck).

[Kurzfassung der Mandatsbetimmungen fol. 173r:]

Den frembden pottschaften und hofgesindt, so uf dem reichstag alhie seien, soll man reverentz beweisen, ihnen in den kirchen aus den stülen weichen. Mit waßer gefaßt machen. Bei der nacht liecht tragen. Über zehene der cleinern uhr bei der nacht in den wirthsheüsern nit zu sitzen. Kein harm [= Harn] oder nachtwaßer uf das pflaster, sonder in die Pegnitz zu gießen. Kein geplüt anderstwo auß dann allein in die Pegnitz zu gießen. 8. Decembris 1542.

[Gedruckter Mandatstext fol. 174r:]

Dieweyl yetzo abermaln ein gemayner versamblung- und reychstag allhie in diser des Hl. Reychs stat Nürmberg zu halten beschlossen und fürgenummen ist, darauf röm. kgl. Mt., unser allergnedigister herr, auch röm. ksl. Mt. comissarien, chur- und fürsten und andere stende persönlich oder durch ire räthe und potschaften erscheynen werden, so läßt demnach ein erber rat diser stat allen iren burgern, unterthanen und verwandten, auch allen denselben dienern und zugehörigen hie zu Werde2 und Gostenhoffe3 bey ernstlicher straff gepieten, sich bey tag und nacht auf den gassen und an andern enden gegen der höchstgenannten röm. kgl. Mt., auch der röm. ksl. Mt. ankummenden comissarien, Kff., Ff. und stende, dero gesandten potschaften, hoffgesinde, dienern und verwandten mit aller eererpietung und reverentz zu erzeygen, auch in kirchen zu den predigen und andern zeytten auß den stülen zu entweychen und sich also zu halten, wie sie das zu thun schuldig, damit einem erbern rath und inen selbs darauß kein nachrede ervolgt. Des will sich ein rath zur pillicheyt versehen und ob yemand hierinnen ubertretten würde, iren schuldigen mißfallen dargegen mit gepürlicher straff erzaygen.

Und nachdem bey so grosser versamblung sich feuers halben nit unpillich zu besorgen, so läst ein erber rath hiemit abermaln ernstlich gepieten, das ein yegklicher eins raths unterthan verwandter und angehöriger ime selbst und dem andern zugut in zeyt dises reichstags sich in seiner haußwonung oben auf den pöden und herunten in heusern und wonungen zu eines yeden gelegenheyt in vässern, kuffen, scheffern oder andern gevessen, sovil und wie sichs fürfallenden gefrösts halben erleyden kan, mit wasser gefaßt mach, versorg und versehe, ob sich ayniche prunst und feuer, das Gott gnedigklich verhütten wöll, ereugnen würde, das ein yeder dem andern darmit zu stat kummen und geprauchen müge, wie dann in solcher gehe und eyle ein aymer wassers mer dann hernach vil erspriessen mag. Das würdet von einem rath gemayner burgerschaft und sunst menigklich allhie zum besten gemaynt.

Und nachdem auch die nächt diser zeyt etwas lang, so läßt ein erber rath menigklichen allhie warnen, mit feuer und liechten gewarsam umbzugeen, darneben auch bey nächtlicher weyl auf den gassen liecht zu tragen und sich alles schreyens und singens zu enthalten, sunderlich aber sich uber die geordnet zeyt zehen urn des klein zaygers in wirtß- oder zechheusern nicht finden zu lassen, alles bey eins raths ernstlicher straff.

Es solle auch hinfuro biß auf weyter eins erbern raths zulassen ein yeder burger, underthan oder verwandter allhie weder bey tag oder nacht aynich harm oder nachtwasser noch ander dergleichen stinckende, schedliche unsauberkeyten auf die gassen von oben herab auf das pflaster nit mer giessen oder schuten, sunder das alles in die haimlichen gemach oder in das wasser der Pegnitz oder Vischbachs bey nacht tragen lassen, alles bey peen von einer yeden uberfaren fart zwey pfundt neuer haller.

Dergleichen soll auch aynicher balbierer, bader oder wundtartzt allhie hinfuro kein geplut, so von den menschen gelassen wirdet, weder in die privatheuser oder auf die gemaynen gassen niderschuten, lauffen noch kummen lassen, sunder sollich geplut on mittel und nyendert anderßwohin wann in die Pegnitz zu tragen und zu schutten schuldig sein, bey peen von einer yeder uberfaren fart vier pfundt neuer haller, von wellichem allem dem angeber yedes mals sein geburnus volgen und werden soll.

Decretum in senatu 8. Decembris 1542.

Anmerkungen

1
Zu den städtischen Vorbereitungen für einen Reichstag siehe R. Aulinger, Das Bild des Reichstages, S. 183–190.
2
Wöhrd/Weerd: östliche Vorstadt Nürnbergs.
3
Gostenhof: südwestliche Vorstadt Nürnbergs.