Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XIV. Band. Der Reichstag zu Nürnberg 1543 bearbeitet von Silvia Schweinzer-Burian, mit Vorarbeiten von Friedrich Edelmayer

München HStA, KBÄA 3158, fol. 62r–63v (Ausf. v.d.Hd. Stockhammers); DV: Zu aigen fstl. handen.

Als uns euer fstl. Gn. bevelch, die verstentnus [= Bündnis mit den Städten] etc. belangendt [Nr. 327], zugebracht worden, seien wir gleich all beieinander gwest. Hat mein her, Dr. Egkh etc., denselben erstlich geöffnet, volgends uns auch zu ersehen geben und von stund an sich, wie ich jederzeit besorgt, dergestalt vernemen lassen, das er darab wenig gefallen gehabt, auf meynung, was euer fstl. Gn. mit den stetten thun wöllen1, das sey der weg nit etc. Haben also damaln, was hierauf ze handlen, nicht schliessen mögen. Die zeit her habe ich mermalen mit H. Linharten etc. [= Leonhard von Eck] ad partem geredt: Er sehe, wie sich alle sachen schikhen und gemainlich alle bewegung, so ich in diser sachen hab, dero euer fstl. Gn. gnedig wissen tragen, one not zu erzelen anzeigt, und das es jetz dahin khomen, so man inen, den stetten, nicht entgegenkhomen und si ainen rukhen wisten, werden si sich aus der not verner und gentzlich mit Sachsen und Hessen etc. verbinden, es treffe wen es wölle. Was daraus ervolgen muesse, sei wol zu gedenckhen.

So hat Weissenfelder, so wir beieinander, auch oft darzue geredt, das wir uns je samentlich entschliessen und euer fstl. Gn. auf angezogen gnedigen bevelch antwort geben sollen. Khan aber nicht befinden, das H. Linhart etc. hierzue genaigt oder ichts handlen werde. Vermaint, ainen gemainen friden ze machen, daran ich aber, wie mich die sachen ansehen, nicht wenig zweifl. Wölle auch mit Sachsen und Hessen verstand machen; acht ich fur guet, aber ausgenomen irer mitverwanten, der stett, wie er vorhat, wirdet euer fstl. Gn. wenig furstendig sein, Wais auch nit, wohin es gedeihen mag. Das zeig ich euern fstl. Gn. darumb an, derselben gnedig gemueth hirauf zu vernemen. Ich mues also die sachen beruen lassen, wiewol es nicht guet und vil verweilt werden mag. Man feyrt nit alhie und steen mer gefärlicheiten darauf. Bitt underthenig, mir gnedigen beschaid zuzeschreiben, wes ich mich hierin halten soll, damit auch die leut, damit bisher gehandlet, nicht also aufgehalten wurden. Euer fstl. Gn. wissen, was hievor durch langen verzug eingerisen wer. Zu besorgen, weil man beieinander, möchte sich jetz eehe zutragen.

Gnediger furst und herr. Mir ist dise tag von Augspurg und dem man2 etc. ain schreiben zukhomen, welches inhalts ich euer fstl. Gn. abschrift hieneben zuschikh, dieweil ich darin zum teil anzogen wurde. Verhoff ich, euer fstl. Gn. wissen in dem auch sonst mein underthenig gemueth. Trage derhalb gotlob kheinen scheuchen; bitt, sölch schreiben gnedig und wol zu erwegen, auch zu behalten.

Weybrecht Ehinger von Ulm ist alhie ain gesanter. Und dieweil dise sachen, wie euer fstl. Gn. wissen, auch an inen hivor gelangt, hat er mich derhalb angesprochen; befindt inen hierzue underthenig genaigt. Und wiewol ich sonst mit aller handlung stillhalt, so hat sich doch Ehinger selbs erbotten, mit etlichen von Nurmberg ime vertrauen von weitem ze reden, ir gemueth hierinnen zu erlernen. Ehinger erklärt seine Bereitschaft, jederzeit mit Stockhammer vertraulich über ein Bündnis zu verhandeln3. Ich hab auch, gnediger furst, sonst so vil erfarung, das ich darfurhalt, es werde sich zwischen den protestierenden ob der gulchischen sach spaltung gar nahet zutragen, derhalb jetz ze handlen zeit were.

Klagen der kursächsischen und hessischen Räte gegenüber Eck und Stockhammer über die Werbungen von Kriegsvolk durch die Hgg. von Bayern; die Klagen werden von den bayerischen Räten zurückgewiesen.

Die protestirenden haben irs teils den reichstag langest angefangen, sein tag und nacht beyeinander, etlichmal bei röm. Mt. gewest, ir entlich gemueth, darauf si verharrn, anzeigt, auch vor wenig tagen ain schrift vor Kff., Ff. und gemainen stenden verlesen [Nr. 152] und mehrere Beilagen dazu übergeben. Weitere Aktenstücke des Reichstags wurden bereits durch Dr. Eck überschickt.

Ich schikh hiemit drei meiner pferd anheims, dan die zerung alhie vast theur.

Anmerkungen

1
Gemeint ist das von den Hgg. von Bayern favorisierte Bündnis zur Türkenabwehr mit den Städten Augsburg, Nürnberg und Ulm unter Hinzuziehung der Bff. von Salzburg, Augsburg und Eichstätt und der schwäbischen Reichsritterschaft (Nr. 327, Anm. 2). Dr. Eck lehnte das Bündnis Bayerns mit diesen Städten ab und war bemüht, durch einen Vertrag mit Kursachsen und Hessen unter Ausschluss der Städte die fstl. Territorialgewalten gegen habsburgische Machtbestrebungen zu stärken. Sein eigenmächtiges Handeln wurde von den ihn begleitenden bayerischen Räten, nämlich Seld, Stockhammer und Weissenfelder, die in Nürnberg Verbindung zu Städtevertretern aufnahmen, verurteilt. Zur führenden Rolle Ecks im altgläubigen Lager: Einleitung S. . Zu Dr. Georg Sigmund Seld, dem späteren Reichsvizekanzler, der zu Zeiten des RT 1543 in Diensten Hg. Ludwigs X. von Bayern stand: E. Laubach, Der Reichsvizekanzler Georg Sigmund Seld, hier S. 11–15.
2
Es handelte sich wahrscheinlich um den mehrmals zum Bürgermeister gewählten Augsburger Patrizier Wolfgang Rehlinger (zur Augsburger Patrizierfamilie Rehlinger siehe M. Häberlein, in: NDB 21, S. 281f.), der in einem nicht unterfertigten Schreiben an Dr. Georg Stockhammer wissen wollte, wie es um die Bündnispläne Bayerns mit den Städten bestellt sei, und dafür plädierte, Granvelle ins Vertrauen zu ziehen und um seine Meinung bezüglich des Bündnisses mit den Städten zu fragen, Augsburg, 1543 Febr. 3. In: München HStA, KBÄA 3158, fol. 64rv (Kop.). Siehe dazu auch J. Lauchs, Bayern und die deutschen Protestanten, S. 248f.
3
Der Esslinger Gesandte, Lic. Johann Machtolf, berichtete am 13. März 1543 an Bgm. und Rat von Esslingen, von den Verhandlungen zur Gründung eines Bündnisses zwischen einigen Fürsten und oberdeutschen Städten (siehe oben Anm. 1) gehört zu haben: [...] Neben dem haben mir etliche gesante von den erbern oberlendischen stetten in geheim zu erkhennen geben, wie an sie gelangt, das widerumben mit den oberlendischen stetten und stenden in zeitlichen sachen ein gute, satte und wol versehente verbuntnuß mit bewilligung röm. ksl. Mt. aufzurichten sein solte, alda die religion nach unserm gefallen außgenomen und versichert und auch euer fursichtig erbar W. disen jetzo obligender und auch khunftiger beschwerden mochten erledigt werden [...]. In: Esslingen StadtA, Reichsstadt Fasz. 283, RTA 1543, unfol. (Ausf. v.d.Hd. Machtolfs).