Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XIV. Band. Der Reichstag zu Nürnberg 1543 bearbeitet von Silvia Schweinzer-Burian, mit Vorarbeiten von Friedrich Edelmayer

A Stuttgart HStA, A 262, Bd. 21, fol. 30r–46r (Ausf.); ÜS fol. 30r: Instruction, was von Gottes gnaden unser, Ulrichs Hg. zu Wirttemperg und Teckh, Gf. zu Mumppelgart etc. gesanten und verordnete rätte und liebe getreuen Christoff von Veningen, obervogt zu Veyhingen, und Philips Eerer, der rechten doctor, uff dem fürgenomen reichstag zu Nuernberg, so uff den 14. tag Decembris angeen und gehalten werden soll, handlen, fürtragen, ratten und nebend andern Kff., Ff. und stenden des Reichs und der abwesenden bottschaften schliessen helfen söllen.

B Stuttgart HStA, A 141, Bü. 24, unfol. (Konz.); ÜS wie in A.

Nachdem die hochtreffenlich beschwerd, höchste nott und verderblich obligen, so der teutschen nation von wegen des kunftigen schädlichen uberfals der Turcken täglichs begegnen mag, auch sich keines andern zu versehen, dann das uff den genomen abzug in Hungern der tyrann, der Turckh und erbfeind der christenheit, all sein macht und stercken nun täglichs fur und fur zu eroberung der teutschen nation wenden werd und dann, wie söllichem ernstlichen feind mit hilf des Allmechtigen stattlich begegnet, uffgehalten und söllicher unträgenlicher last von der teutschen nation mit ernst abgewendt werden mög, söllen unsere rätt uff söllichs alles mit höchstem vleiss handlen und uff nachvolgend meynung schliessen helfen.

Doch anfangs söllen sie sich zu der röm. kgl. Mt. als unserm gnedigsten herrn verfuegen und uff das allerunderthenigst antragen: Als ir kgl. Mt. in einem schryben, wölliches datum steet Wien, den 25. tag Octobris1, uns under anderm eigner person uf jetzigem reichstag zu erscheinen gnedigst erfordern lassen, das dann wir ir kgl. Mt. zu underteniger gehorsam ze thun wol willig und uns schuldig erkennen, aber von wegen unsers leibs gelegenheit und auch anders obligen halber wir hieran verhindert wurden. Desshalb an ir kgl. Mt. unser underthenigst bitten, die wolte uns in dem gnedigst entschuldigt haben und halten. So weren aber nichtdestweniger sie, die rätt, von uns mit gewalt und bevelh dermassen abgefertiget, in den obligenden höchsten beschwerden des Reichs teutscher nation zu ratten, zu handlen und zu schliessen, das ir kgl. Mt., auch dem Hl. Röm. Reich zu nutz und wolfart dienen soll. Und thäten uns hiemit irer kgl. Mt. als unserm gnedigsten herrn in underthenigkeit bevelhen, mit erpiettung unser underthenigen und gehorsamen diensten etc.

Hieneben und alßbald söllen unsere gesanten zu unser entschuldigung und gegenbericht der röm. kgl. Mt., unserm gnedigsten herrn, von wegen erwelung eines neuen prelaten zu Königspronn2 bygethon suplication in aller underthenigkeit uberantwurten, zu verlesen bitten und begern, wie darin angetzeigt.

[Türkenhilfe] Alß dann in disen höchsten beschwerden vil an einigkeit der fursten im Reich gelegen sein will, söllen unsere rätt mit bestem fleiss dahin trachten und handlen helfen, das zwuschen den Kff., Ff. und stenden des Reichs gutter frid, einigkeit und besserer verstand gemacht dann bißher gewest und aller unwill, wa nit gantz und gar uffgehebt, doch also angestelt werd, damit dester bas und einhelliger wider den grausamen feind, den Turckhen, gehandelt werden mög. Dann wa sollichs nit beschehen, so ist die gröst fursorg, das durch die jetzige uneinigkeit und zertrennung der fursten in dem ynfall des Turcken ime gar kein ansehenlicher und erschiesslicher widerstand beschehen, sonder, wöllichs der Almechtig durch sein gnedige fürsehung verhietten wölle, das der teutschen nation eben geen werd wie tzuvor den Kriechen und by unsern tagen den Ungern begegnet ist. Hierumb von hohen nötten, alle ursachen fürzuwenden und die sachen dahin zu richten, damit söllicher verstand, frid und einigkeit gemacht werd.

Nun will aber der sach hiemit noch nit gar geholfen sein, sonder muessen Kff., Fff. und stend mit ernst auch daruff bedacht sein und mit allem vleiss handlen, das alle krieg nit allein in der teutschen nation, als in Lutzelburg, Brabandt, Gulch, Cleve und Gheldern, sonder auch in der gantzen cristenheit gentzlich abgeschafft oder zum wenigsten angestellt wurden, damit alle macht und craft wider den Turcken gefuert und gebrucht werden möcht. Hierumb nebend der röm. kgl. Mt. Kff., Ff. und stend des Reichs die röm. ksl. Mt., unsern allergnedigsten herrn, durch bottschaft oder schriften zum höchsten ersuchen und bitten söllen, damit ir Mt. die gröst beschwerde und obligende nott, nit allein der teutschen nation, sonder der gantzen cristenheit, deren schutzer und schirmer ir Mt. nach Gott allein sein soll, zu hertzen fieren und mit gnedigstem gemuet alle sachen dahin richten wöll, damit alle gemelte krieg abgeschafft und dann ir Mt. alle craft und macht nebend den Kff., Ff. und stenden des Reichs wider den Turcken dester bas zu wenden hetten.

Dieweil auch sollichem ernstlichem feind erspriesslichen widerstand ze thun der teutschen nation allein beschwerlich und schier unmöglich sein will, so muss man auch mit vleiss darauf gedencken, das hierzu ir hilf und bystand alle cristenliche könig und pottentaten thun wöllen, dann mit derselbigen hilf und zuthun söllich treffenlich werckh fürgenomen werden muss und one das zu besorgen, das die Teutschen nicht erhalten mögen.

So nun von wegen der beharrlichen expedition wider den Turcken zu gehaltnen reichstägen beschlossen und verabschidet, das dieselbige dreu jar weren und gewisslich beharret werden soll und aber die jetzt vergangnen sechs monat nichts ußgericht, sonder allein spott und onwiderbringenlicher nachteil erlangt, das Reich teutscher nation an gelt und volck geschwecht und schier also ersogen [= erschöpft], das zu besorgen, das die hilf, wie die nottdurft erfordert, nit wol mer geleist werden mög und dann, wie vor augen, ein schimpflicher abzug genomen, zu spott und hon aller Teutschen, söllen unsere rätt dahin trachten, handlen und schliessen helfen, damit sölliche expedition furter mit mererm vleiss und ernst und wenigerm nachteil der Teutschen furgenommen und volnzogen werd.

Alß dann auch die röm. kgl. Mt., unser gnedigster her, von wegen des kriegswesen in Hungern den reichstag bis uff den 14. tag Decembris erstreckt und dann auch in vorhaben, das winterleger, auch die ortflecken zu besetzen und anzerichten: Damit nun die besatzungen dermassen angericht werden, uff das kein kreiß oder stand im Reich fur dem andern beschwerdt werd, so hielten wir darfür, das daruff mit ernst gehandelt werden solt, das hierinn, sovil immer möglich, gemeiner stend verschonet. Und was fur uncosten uff das winterleger und besatzungen lauffen, das dasselbig uff die röm. ksl. und kgl. Mtt. gewendt und der billicheit nach durch ir Mtt. verricht werden solt. Dann dieweil der beharrlich turckenzug und söllich cristenlich expedition zuvorderst beider irer Mtt. zu nutz, vorteil, merung irer erbkönigrych, rettung deren land und leut und erst hernach dem Reich teutscher nation zu gutem auch reichen und komen thut, so söllen ir Mtt. das billich zu hertzen fieren und das ir dester ryhlicher [= reichlicher] darthun und gemeine stend mit besatzung, winterleger und anderm gar nit belestigen, sonder derselbigen uncosten uff sich nemen und selbs tragen, uff das zu kunftiger zeit die gemeine stend des Reichs dester williger sein mögen, kunftigklich das ir furzustrecken und das cristenlich angefangen werckh zu volnbringen.

Wiewol auch zu den vergangen reichstägen zu Speyr [1542] und Nuernberg [1542] wol vernunftig und berattenlich bedacht, auch verabschidet worden, mit was macht zu ross und fuss, auch mit wievil geschutz nebend der röm. kgl. Mt. bewilligte hilf der armada und munition mit geschutz und anderm die Kff., Ff., stend und stett des Reichs ußziehen und gefasst sein solten, so befindt sich aber leider im werck, das daran grosser mangel erschinen und dardurch dem Reich nichts dann grosser hon, spott und verachtung gevolgt, des dann billich zu erbarmen und je nicht anderst zu gedencken ist, dann das der Allmechtig sein zorn uber uns ußgiessen und hertigklich straffen wölle. Damit nun uff die vorhabend expedition kein mangel erschein und ein jeder stand sein gepurend anlag erstatte, in allem thun gleicheit gehalten, die mängel und geprechen gentzlich ersetzt werden, die, so hierinn ungehorsam, vermög der reichsabschid zu straff angehalten und in allen sachen merer vleiss und ernst angekert werd, söllen unsere rätt uff nachvolgend ordnung handlen helfen:

Anfangs soll man sich vergleichen, mit was anzal zu ross und fuss zu ziehen die nottdurft und des feinds gelegenheit erfordern woll, nemlich mit halber oder gantzer hilf, zu dem romzug verordnet und bewilligt. Und wes man sich also vergleicht, das gewisslich söllich volck tzu angeendem Mayen zu Wien in Österreich sye. Und das die röm. kgl. und ksl. Mtt. nebend gedachter des Reichs anzall auch ir aigen besoldet volck zu ross und fuss, wie dann söllichs die nottdurft erheischt, halten und haben söllen.

Und dieweil sich auch erscheint, das allerlay geprechen und mängel by dem kriegsvolck in Hungern an geschutz, an volck zu ross und fuss, an profiandt und anderm befunden, söllen unsere rätt mit vleiss dahin helfen handlen, das der oberst veldthauptman und die zugeordnete kriegsrätt hierumb, umb bericht zu geben, an wem und warin der mangel gewest, ernstlich angehalten werden, und sonderlich uß was ursachen also lang still gelegen und gar nicht[s] ußgericht, da noch das kriegsvolckh wol bezalt, mit gnugsamer profiant versehen, gesund, lustig und zu der handlung begirig gewest. Und an wem dann der mangel befunden, hat man alßdann ursach, mit denselbigen ernstlich ze handlen, die furter nit mer tzu gebruchen und zu straffen, damit kunftigklich sölliche mangel abgestelt, furkomen, und man söllichs fürter vertragen bleibe.

Dergleichen die Kff., Ff., stend und stet die mangel an schickung ires kriegsvolck, nitbezalung oder anderm erscheinen lassen, das dieselbigen ernstlich vermög des uffgerichten reichsabschid gestrafft werden und das mit derselbigen straff, ernstlicher dann bißher geschehen, volfarn werd.

Alß dann auch uff dem jungstgehaltenen reichstag tzu Nuernberg [1542] verabschidet und auch sollichs die hohe nottdurft erfordert, das zu disem cristenlichen werck und expedition ein neue anlag furgenommen, also das ein jeder sein steur und anlag wider zu geben und sonderlich je mit einem halben fl. anlag 100 fl. hauptguts zu betzalen schuldig sein, und die armen nit höher, dann des Reichs speirischer abschid ußwyset, mit anlag beschwert werden söllen, und doch die zeit der erlegung noch nit bestimpt, sonder jetzt ernennt werden soll und muss. Und wiewol die nott und armut allenthalben so gross, das wol vonnötten, gemelte zeit lang zu erstrecken, damit die armen dester bas das gelt zuwegen bringen möchten, dieweil aber das gelt nit das geringest stuckh, sonder das furnemest zu dem krieg und sollicher expedition ist, so sollen unsere gesanten uff nachvolgenden weg einen schliessen helfen:

Erstlich nachdem augenscheinlich am tag, mit was mergklichen schaden, spott und nachteil der gantzen teutschen nation der jetzig abzug in Hungern [1542 Okt.] genomen, also das nit allein das Reich an gelt ersogen, an leütten höchlich geschwecht, sonder auch in dem der feind in cleiner und geringer macht gewest, gegen demselbigen gar nicht[s] ußgericht noch abgebrochen worden. Solte nun uff den kunftigen frueling widerumb mit einer grossen macht in Hungern gezogen werden und man dann nit eigentlich wissens haben mag, ob und wie starck der Turckh in kunftige zeit und frueling in Hungern oder uff die teutsche nation sein macht wenden und anziehen möcht, ist zum höchsten zu besorgen, das man nach nottdurft dis hohen wercks also in der eyl weder mit gelt noch leutten von Teutschen gevast sein mög. Nebend dem in keinen zweyvel zu setzen, söllicher unser aller erbfeind, so durch jetz genomen abzug in Hungern allein freidig und hertzhaft gemacht, werde sich zu Ofen und Pest mit bevestigung, profiant und allem anderm, so zu widerstand und dem krieg gehörig, disen winter dermassen geschickt und gefasst machen, das dieselbigen stett und flecken in der eil one mercklichen hohen nachteil und schaden der unsern nit leichtlich zu erobern sein werden. Damit nun hierinnen und söllichem feind dester stattlicher widerstand beschehen und mit gutem ratt begegnet werden möcht, so solt nutz und gutt sein, das man sich jetzt uff den weg allein entschliessen thät, wie und welcher gestalt die päss und flecken an den grenitzen mit bevestigung und nottdurftiger besatzung versehen und man dann sich nichtdestweniger auch in mittler zeit mit geltsamlung und kriegsvolck zum stattlichsten gefasst machen thät, also und dergestalt, wann und zu wöllicher zeit man in glaubwirdig erfarung kem, das der Turckh in Hungern oder gegen teutscher nation anziehen wurde, demselbigen dann also in allweg mit verlyhung göttlicher gnaden mit besserem ratt und macht, dann bißher beschehen, widerstand und abbruch gethon wurde. Uff disem weg auch die unsern verharren und darby bleiben söllen.

Ob aber uß furfallenden treffenlichen ursachen die expedition nit underlassen, sonder jetzt angeends sommers wider furgenommen werden und die anlaggelt auch iren furgang haben muesst, alßdann solten die unsern mit höchstem vleiß dahin handlen und schliessen helfen, das das gelt söllicher neuen anlag nit wie vor in ein gemein kreyßtruchen gelifert und daruß durch die gemeine ynnemer das kriegsvolck bezalt werd, sonder das ein jeder churfurst, furst und standt oder statt sein ufferlegt anzal volcks selbs underhalten und bezalen thue, in betrachtung, das nit zu vermutten, das ein billiche vergleichung der kreiß und derselben kisten geschehen mög. Und dann auch sunst allerlay ursachen und beschwerden vorhanden, das den fursten beschwerlich, ir eigen und irer underthonen gelt also in ain gemein truchen zu uberantwurten, und also die gehorsamen Kff., Ff. und stend den ungehorsamen mit dem iren zu hilf und zu erstattung komen, wie dann in nechstvergangner anlag beschehen ist, und dis in dem faal, wa fur gutt und nutz angesehen, das ein jeder churfurst, fuist, stand und statt deren kriegsvolck zu ross und fuss selbs annemen, schicken und bezalen solt.

Oder aber im faal, da das kriegsvolckh durch den obersten, wöllicher dann jetzt benennt und erkiesst und ime zugeordnete hauptleut angenommen, bestellt und in gemein bezalt werden sollt, wöllichs villeicht geschickter, nutzer und besser, das dann der gemain pfening und anlag in einer darzu gelegnen und verordnete reichsstat alle zueinander gelegt und gebracht werde, zu wöllichem dann von den zehen kreißen geschickt, erfarn und taugenlich innemer verordnet werden söllen, dises gelt zu empfahen und allein zu underhaltung des kriegsvolck, wider den Turcken verordnet, uffzewenden und ußzegeben, alles vermog der uffgerichten abschid, und darvon den stenden erbere rechnung zu thun. Und solt söllich gelt alles von allen kreißen gewisslich uff den ersten tag Maij an gemeltem ort den verordneten innemern gegeben, erlegt und on allen fäl gelifert werden. So dann das gelt byeinander, solt den gedachten innemern die anzal des kriegsvolck zu ross und fuss von den zehen kreyßen in summa angezeigt werden, daruff sie dann alles gelt zelen und eigentlich überschlahen, wie ver [= weit] das reichen und wie lang damit des Reichs kriegsvolck underhalten und besoldet werden mög, demnach auch alsobald die verordnete und erkiessten obersten veldhauptman, kriegsrätt, hauptleut und rittmeister etc. zu sich erfordern solten, mit gelt abfertigen, das volckh zu bestellen, anzenemen und uff Wien zu fertigen, also das söllichs uff ein bestimpte zeit zu Wien gewisslich sein möcht.

Es söllen auch furter zu obersten, leutenant, kriegsrätten, hauptleuten, rittmeistern und andern ämptern geschickte, erfarne und kriegsgeubte personen, was stands und stats gleich die weren, gezogen und geordnet werden, damit nach dem willen Gottes das erlangt, darumb dise treffenlich expedition angesehen und das gelt wol angelegt wurde. Es solten auch die Kff., Ff., stend und stett keinen rittmeister oder hauptman in deren landen, herschaften und stetten sollich kriegsvolck anzenemen gar nit verhindern, sonder gestatten, zulassen und als einen gemeinen handel mit bestem vleiss zu fordern helfen. Und die gemelte der zehen kreiß innemer solten auch fur und fur, so lang der zug weren, an dem bestimpten ort byeinander blyben, die bezalung durch geschickte und uffrichtige zalmeister monatlich thun und erstatten lassen, auch was von zeitungen von dem obersten veldthauptman und kriegsrätten geschriben und inen zugeschickt, zu erbrechen und die ferner an die obersten kreißfursten jedes kreiß ubersenden.

Die steett und besoldungen der obersten veldhauptmans, leuttenant, kriegsrätt, rittmeistern, underhauptlutten und andern sollen auch jetz gemacht und verordnet werden, darby ein jeder bleiben und sich deren keiner nit zu beschweren hett. Nit das sie gewalt haben, dieselbigen steet, besoldungen und underhaltungen nach irem willen inen selbs zu ordnen, erst wann der hauf versamelt wurdt, wie dann in jungstem zug beschehen ist.

Ein jeder kreiß solt auch ein anzall rechtgeschaffens geschutz, gleich der schwäbisch kreiß jetzt gethan, mit kugeln und bulver hinab zu verordnen schuldig sein, damit man nebend der kgl. Mt. geschutz zu feld nach aller nottdurft gefasst sein möcht.

Dergleichen soll man auch jetzt ernstliche fursehung thun, damit an der profiandt gar kein mangel sein mög, dann leider jetzt und vor zu mermaln erfaren, was mangel der profiandt by dem kriegsvolckh gewirckt hat.

Aber in das alles sollen unsere rätt nicht helfen willigen, es were dann sach, das zuvorderst, wie zu den gehaltnen reichstägen gewilligt und beschlossen, ein bestendiger frid im Reich und ein gleichmessig recht geordnet, gemacht und uffgericht, auch erstattung der gefundnen mängel gentzlich abgeschafft werde etc.

Ob dann hieruber von einem ferern zuzug auch geredt und gehandelt werden wolt, also das derselbig durch die funf nechst anreinenden kreiß, nemlichen fränckisch, beyerisch, schwäbisch und gegen Slesien und Merhern der ober- und nidersächssisch kreiß, uff gemeiner stend costen und darlegen zu ross und fuss furgenommen und geleist werden solt, vermög des artickels derwegen im nurnbergischen reichsabschid [RTA JR Bd. XIII, Nr. 198, § 17] begriffen etc.: Söllen unsere rätt anzeigen, das, wiewol wir unsersteils in dem und anderm, was zu rettung des cristenlichen volcks, schutz und schirm der teutschen nation reichen mag, an uns einichen mangel je nit gern erscheinen lassen wolten, so triegen wir doch die fursorg, wa jetzt oder hernach söllicher zuzug vonnötten oder der erfordert werden muesst, das nit allein wir, sondern auch andere fursten, stend und stett des schwabischen kreiss, den mit reißigen zu erstatten beschwerlich und onmuglich sein werd, in bedenckung, das wir der reißigen wenig haben und unser vorige anzal mit muehe und arbeit kommerlich erlangen und zuwegen bringen mögen. Damit aber dannocht unser gehorsam, geneigter will und gemuet angenommen und offenlich gespurt werden möge, so sind wir erpiettig, uff gemelten faal des zuzugs fur [= anstelle] die anzal zu ross fussvolck, wie sich dann sollichs gepurt, nach verglychung der besoldungen zu schicken und damit in bereitschaft ze sitzen, wann und zu wöllicher zeit der zuzug, den der Allmechtig lang verhuetten wölle, vonnötten und an uns erfordert, denselben zu verordnen und an uns derwegen kein mangel sein lassen, dann den mit reißigen zu laisten will uns onmuglich sein. Und wöllen demnach der hoffnung sein, sollich unser erpietten soll fur völlig und gnugsam angenomen und wir zu onmuglichen dingen nit getrungen werden, vorab dieweil doch etliche kreiß und fürsten, die die reißigen bas als das fußvolck haben mögen, vorhanden sind. Hierumb dann sölliche verglychung des fussvolcks gegen den reißigen leichtlich geschehen und ein kreiß gegen dem andern also vergleicht werden mag3.

[Münze] Als dann uff dem vergangnen reichstag zu Speyr [1542] die ordnung der muntz, zu Esslingen ußgangen [1524], auch der rattschlag, so volgend zu Speyr durch das ksl. gewesen regiment daruff gemacht4, fur die hand genomen werden sollen, dasselbig alles mit höchstem vleiss und nach aller nottdurft zu ermessen und darinn zu schliessen und je die sachen zum wenigsten dahin zu richten, das doch etlich jar lang ein zimlich, lydenlich, gleichmessig, bestendig und gerechte muntz im Hl. Röm. Reich uffgericht und gemacht werde, wölliche ordnung alßdann der ksl. Mt. zugeschickt werden, wolte ir Mt. dieselb allenthalb im Reich thun verkunden und zu halten ernstlich gepietten und verschaffen etc. So ist doch dis vor, auch jetzt zu Nuernberg [1542] von wegen der cristenlichen expedition wider den Turcken und anderer nottwendigkeit willen verbliben und nit in das werckh gezogen worden, und aber jetzt vermög des nurnbergischen abschids darvon geredt, disputiert und geschlossen werden solle. Derwegen unsere rätt uff nachvolgend meynung unser bedencken anzeigen und eröffnen söllen und in sonderheit antragen, das wir durch etliche der unsern, diser sach verstendig, sovil bericht, das gemelte esslingische ordnung den weg nit machen werd, dardurch ein lydenlich, gleichmessig und bestendige muntz im Reich erlangt und uffgericht werden möcht, vorab wann man nit zuvor einen gleichmessigen und bestendigen silberkauf gehaben mag. Demnach hetten wir dis sach uff bygelegten rattschlag5 erwegen und bedencken lassen, daruß verhoffenlich sovil erlernt und befunden wurde, das dester leichter zu gemeltem vorhaben geschritten werden mag.

[Ringerung der Anschläge] Ob dann auch geredt und disputiert werden wolt, wie die ringerung des Reichs anschläg furzenemen und ze thun sein wölle, söllen unsere rätt die sachen hören und daruff anzeigen, das wir unsersteils nit erachten könnden, wie doch in söllichem ein billiche verglychung beschehen möcht, ursach, das in dem regennspurgischen reichsabschid [1541] begriffen, das in jedem kreiß vleiss furgewendt werden solt, durch zimliche ringerung und erhöhung sich selbs zu vergleichen, doch dergestalt, das die reichsanschläg durch sölliche vergleichung an inen selbs nit geringert, sonder in irem wesen bleiben und erhalten werden, wöllichs dann schier onmöglich sein will, dann vil und der merer teil der stend und stett beclagen sich, das sie zu hoch angeschlagen, und bitten deßhalb umb billiche ringerung. Wa nun sölliche furgenomen und geschehen, so wurd dargegen nyemand gern gedulden, das er in der anlag wider alt herkomen erhöcht und damit beschwerdt werd, daher dann volgt, das der gantz anschlag nit wol blyben mag.

[Eximierte Reichsstände] Zudem so ist auch offenpar, das der schwäbisch kreiß vast [= sehr] geschwecht ist, dann vil stett und stend darvon komen sind6, als nemlich der Bf. von Chur, der abt von St. Gallen, der abt von Einsidel, Disitis [= Disentis], St. Johanns im Thurtal, abt von Schaffhusen und Stein, statt Schaffhusen. Solten nun die uberentzigen [= übrigen] fursten, stend und stett, im schwäbischen kreiss begriffen, was, wie oben gemelt, abgangen uff sich nemen und tragen, damit die reichsanschleg ergentzt bliben, das wurde inen onlydenlich und zum höchsten beschwerlich, auch unträgenlich sein, wie dann dis ein jeder verstendiger zu bedencken hat.

So wirt auch uff disen tag der abt von Keissheim wider alt herkomen uß disem schwäbischen und in den bayerischen kreiß mit gewalt und wider die billicheit gezogen. So understeen sich auch die inhaber der herschaft Kirchberg, als die Fucker, uß disem kreiß zu ziehen, derglychen thund Gf. Carlin von Zollern von wegen Sigmaringen, H. von Stauffen [von wegen] Tuwingen [= Tübingen], auch andere, so under die regierung zu Ennsisheim7 gezogen werden. Item der abt von St. Bläßin und St. Petter uff dem Schwartzwald wöllen sich auch under Österreich thun und sich disem schwäbischen kreiß entziehen. Was nun dis mit der zeit bringen, söllen unsere gesanten gemeinen stenden zu bedencken und zu erwegen geben.

[Polizei] Wolt dann abermal von wegen einer reformation und ordnung gutter policy gehandelt werden, sollen unsere gesanten dasselbig auch zum besten helfen furdern und schliessen, uff form und mass, wie hievor zu Augspurg [1530] auch geschehen, wiewol wir gedencken, das mit voriger oder jetziger reformation wenig nutz geschafft, dann obgleich ein ordnung gutter policy beschlossen und in truckh gebracht worden, so wurdt doch derselbigen wenig gelept und schier gar nit nachkomen. Derhalben eintweders die sach by voriger ordnung beruwen zu lassen oder aber ernstliche fursehung ze thun, damit der ordnung nachgegangen und deren in allweg gelebt werde.

[Monopole] Wiewol auch zu vil gehaltnen reichstägen die mergklichen beschwerden der monopolien und abschaffung derselbigen furgefallen und, damit sölliche gentzlich abgeschafft wurden, streng und ernstlich beschlossen und verabschidet worden und aber dieselbigen bis anher der röm. ksl. und kgl. Mtt., Kff., Ff. und stenden des Reichs zu nit geringem schaden, vercleynerung und verachtung nit abgethon und in dem die reichsabschid gar nit gehalten. Hierumb soll wider mit allem ernst und vleiss dahin getracht und gehandelt werden, das doch solliche eigennutzige monopolien gantz und gar abgeschafft und gegen den uberfarern vermög der reichsabschiden und darinn begriffnen peenen procediert und ernstlich gehandelt werd.

In dem allem, auch was sunst treffenlichs und nottwendigs zu bedencken furfallen wurd, sollen unsere rätt die sachen also helfen handlen, rattschlagen und schliessen, das dardurch einiche neuerung oder beschwerung wider alt herkomen dem Reich nit uffgetrochen werd und one hindersichbringen an uns nichts neus noch beschwerlichs annemen oder bewilligen.

[Verhandlungen mit den schwäbischen Kreisständen] Nachfolgend sachen söllen mit des schwäbischen kreiß fursten, stetten und stenden durch unsere gesanten jetzt zu Nuernberg gehandelt und gerattschlagt werden:

Nachdem die röm. kgl. Mt. sampt den ksl. comissarien sich mit den kfl. rätten, fursten und stenden und der abwesenden bottschaften und sie sich wider mit ir Mtt. uff gehaltnem reichstag zu Nurnberg [1542] verglichen, das alle kreyßstend sich mit ynziehung und erlegung derselben irer anlag in die kreißtruchen befurdern und die kreißinnemer sich auch gefasst machen und uff den ersten tag Decembris zu Nurnberg by gemeiner reichsversamlung durch etliche uß inen gewisslich erscheinen, geschickt alsobald alles ires innemen und ußgebens erbere, richtige anzeig, bericht und rechnung zu thun etc.

Hieruff unsers kreiss verordnete innemer verschiner zeit uns zugeschriben, wie das alle fursten, stend und stett diß schwäbischen kreiss mit erlegung irer anlagen gehorsamlich erschinen und erzeigt hetten, und were alles kriegsvolck dises kreyss zu ross und fuss den funften monat gantz und gar vernuegt [= zufrieden gestellt] und bezalt. Und hette also der gemein pfening irer truchen ein ort und were da nicht mer zu vorteil, derwegen wir, auch andere fursten und stend dises kreiß sich gefasst machen möchten, mit bezalung des sechsten und nachfolgende monat das kriegsvolckh zu verniegen etc. Und dann auch uns in einem andern schryben erinndert oben gemelts artickels ir rechnung betreffend, mit dem ferern anregen, das villeicht uß allerlay ursachen die nottdurft erfordern möcht, das sölliche relation und rechnung zuvor by den stenden dis kreiß (als die sie darzu sonderlich verordnet) oder etliche von derselben wegen ingenommen und abgehört wurd, nebend dem, das sie auch one fernern bevelh uff kunftigem reichstag fur sich selber (wie inen auch mitnichten gepuren will) nit zu erschinen wissen, noch vil weniger etwar [= irgend jemand] uß inen zu verordnen haben etc.

Diewyl nu an disem allem uns, auch andern fursten, stenden und stetten dises schwäbischen zircks nit wenig gelegen, hetten wir wol ursach gehabt, hierumb die stend oder etlich uß inen zueinander zu beschryben und dis sachen berattschlagen zu lassen, aber so wir die zusamenkunft zu Nuernberg gewisst, haben wir umb weniger uncostens willen dasselbig bis anher ansteen und beruwen lassen. So nun die sach keinen lengern uffzug erlyden und billich bedacht und nach nottdurft erwegen werden, so hetten wir irer Ll. und den andern söllichs anzeigen und zum besten antragen söllen. Und were derwegen unser bedencken erstlich dahin gestellt, das zu nutz und guttem uns allen und disem schwäbischen kreiss alsobald die funf innemer hieher beschriben, von inen relation, bericht und rechnung aller irer geuebten handlung von gemeinen stenden dis kreiss oder durch einen usschutz genomen und empfangen wurde. Und darnach man dann die sachen geschaffen befind, hetten man zwen oder dry uß inen, den funf innemern, verordnet und ußkisen, die wyttere der reichsstend handlung bericht und rechnung zu thun gewartet hetten.

Und dieweil diser unser kreiß, wie wir bericht, schier in allem thun, sovil dise cristenlich expedition wider den Turcken betrifft, sich fur ander gehorsam, fleissig und one einiche mängel erzeigt und gehalten und aber andere kreiss onvleissig gewest, etliche ire truchen nit geordnet, etliche fursten daryn zu legen sich gewidert etc., und damit dis kreiss gehorsam ime nit zu nachteil oder schaden reichen thue, so wöllen wir in der stend bedencken gestellt haben, wa andere kreiss mit rechnung irer innemer nit gefasst oder vermög des speyrischen abschids damit nit gehandelt hetten, ob die unsern nitdestweniger damit furgeen sollten. Und were abermals unser meynung, wa hierinn mit allen kreißen nit gleicheit gehalten werden wolt, das wir den unsern auch bevelh gethan stillzusteen und uff andere kreiss zu warten, dann unsers erachtens nit gutt, das wir vor andern unsers kreiss vermögen oder unvermögenlicheit anzeigen, entdecken oder eröffnen solten und die andern dahinderhalten sehen und villeicht uff ein andere gelegenheit warten wolten etc.

Als aber augenscheinlich am tag ligt, das leider dise vergangen sechs monat mit dem kriegsvolck gar wenig und schier nichts ußgericht ist und das gelt verthon und ußgeben, ob nit auch nutzlich und gutt wer, das sich doch die stend dises kreiss gemelter sachen halb stattlich underredt und berattschlagt hetten, wie doch die sachen furter angegriffen, damit das gelt und auch das volckh nit also vergebenlich verschwendt, ußgeben und ußgemergelt wurden.

Und das auch daruff gedacht, das der Allmechtig lang verhietten wölle, wa der Turckh uberhand nemen, wie man sich in disem kreiss dargegen halten und erzeigen wölt. In dem und anderm allem, was disem eerlichen schwäbischen kreiss zu nutz und guttem komen möcht, wöllen wir an uns nicht erwinden lassen. Derwegen unsere rätt hierinn mit allem vleiss handlen wöllen und doch zu inen des erwirdigen, unsers besondern lieben freunds, H. Johannsen Bf. zu Costenntz etc., räte ziehen und mit inen handeln, als des geistlichen furnemesten kreissfursten etc. Und in dem allem nichts underlassen und doch nichts entlichs anders schliessen one unser wissen und bewilligung.

[Konflikt mit Esslingen] Nachdem und wir auch entschlossen des beschwerlichen ksl. poenalmandats halber, so die von Esslingen erdichter weiß und mit dargebung der unwarheit uff verschinem reichstag zu Regennspurg [1541] by der röm. ksl. Mt., unserm allergnedigsten herrn, wider uns erlangt, ußgebracht und unsern rätten zu Stutgarten trutziger und ongewonlicher wyß durch einen heroldten uberantwurt haben, uff jetzigem reichstag allerlay antragens ze thun und furwenden zu lassen, so befelhen wir euch, das ir zu furderung gedachts unsers vorhabens by nachbestimpten chur- und fursten, wie ir hieby ein copy mit A bezeichnet finden werden [Nr. 69c], bericht und bitten thun söllen. Und was dann von einem jeden fursten daruff zur antwurt gefalt, sollen ir uns furderlich zuschryben und dann verners unsers bevelhs erwarten.

Gedachter fursten namen8: Pfgf. Ludwig Kf. etc.; Johanns Fridrich Hg. zu Sachssen und Kf. etc.; Wilhelm und Ludwig gebruedere, Hgg. zu Bayern; Cristoff Bf. zu Augspurg; Philips Lgf. zu Hessen etc.

Ob aber gemelter chur- und fursten einer oder mer eigner person nit zu Nürnberg, söllen ir derselbigen gesanten kein antragen thun, sonder uns die abwesenden vor anzeigen, die wir gedencken in ander weg der sachen zu berichten und villeicht durch schriften iren ratt zu begeren.

Anmerkungen

1
Vermutlich handelt es sich um das Prorogationsschreiben Kg. Ferdinands (Nr. 2–3), das in den meisten Überlieferungen auf 20. bzw. 21. Okt. 1542 datiert ist.
2
Der Abt von Königsbronn verteidigte die Reichsunmittelbarkeit des Klosters. Nachdem ein erster Reformationsversuch Hg. Ulrichs von Württemberg im Kloster Königsbronn 1539 misslungen war, wurde nach der Zerstörung des Klosters durch Mgf. Albrecht Alkibiades von Brandenburg im Jahr 1552 die Reformation durch Württemberg eingeführt.
3
Hier endet B. Die Teile der Instruktion betr. die Münze und die Verhandlungen mit den schwäbischen Kreisständen fehlen in B.
4
Siehe den Entwurf des Reichsregiments zu Esslingen zur Aufbringung der beharrlichen Türkenhilfe, übergeben Esslingen, 1526 Dez. 11, publiziert Esslingen, 1526 Dez. 21, in: RTA JR Bd. V/VI, Nr. 230, S. 920–934.
5
Beilage zur Instruktion (fol. 50r–53r, Kop.): Württembergisches Gutachten zum Wert der in Umlauf befindlichen Gold- und Silbermünzen vom schwäbischen Kreistag in Weil der Stadt 1541; ÜS fol. 50r: Wurttembergisch bedencken ainer zimlichen und leidenlichen muntz von gold und silber halber, des swäbischen kraiß stenden auf den 20. tag Novembris 41 zu Weil der Statt furzutragen.
6
Es handelt sich im Folgenden um die zur Eidgenossenschaft gehörigen Reichsstände, deren Steuerleistungen dem schwäbischen Reichskreis entgingen.
7
Sitz der Regierung von Vorderösterreich, das die habsburgischen Besitzungen in den Vorlanden westlich von Tirol und Bayern umfasste.
8
Mit diesen Fürsten sollten sich die württembergischen Gesandten wegen des vom Kaiser gegen den Hg. von Württemberg erlassenen Pönalmandats in der Causa Esslingen beraten.