Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XIV. Band. Der Reichstag zu Nürnberg 1543 bearbeitet von Silvia Schweinzer-Burian, mit Vorarbeiten von Friedrich Edelmayer

A Wien HHStA, MEA RTA 8/Konv. 1, fol. 525r–526v (Ausf. mit 26. Siegeln).

B München HStA, KBÄA 3159, fol. 250r–251r (Kop.).

Wir haben auf zuelassung und genedigiste bewilligung des allerdurchleuchtigisten, grosmechtigisten fursten und herrn, H. Ferdinanden, röm. zu Hungern und Behaim etc. khunig [...], aus unserm mittl die gegenwurtigen unser mitverwonten, sonder lieb freundt und herrn furgenomen und sy mit bevelch und instruction [Nr. 99b] abgefertigt, der mainung, das sy die sorglich, geverlich und augenscheindlich not und obligen, darinnen laider die niderösterreichischen und fstl. grafschaft Görtz, unser vatterländer, auch die cron Hungern und ander des Turggen gwaltigen und tirannischen furnemen und handlung halben, welche nit allain dieselben, sonder gantze teutsche nation und gemaine cristenhait belangen, bisher gestanden, auch noch beschwärlicher gegenwuertig stehen, eur kfl., fstl. Gnn., Gg. und frundschaften furtragen und umb genedigiste, genedige, freundtliche und nachperliche hilfe, beystandt und cristenliche expedition bitten und anrueffen sollen, wie dann eur kfl., fstl. Gnn. Gg. und frunedtschaft von inen nach lengs versteen werden.

Darauf langt an eur kfl., fstl. Gnn, Gg. und freundtschaften unser sonder hochvleissig und freundtlich bitten, die wellen unsere gesanten2 in irer werbung und antzaigen genedigist in gnaden und freundtschaft vernemen, inen darinnen als uns selbst völligen glauben geben und sich also in bedengkhung der höchsten, grössten und geverlichisten letzten not, darein die gantz cristenhait (wo der durch notturftig, statlich und harrig einsehung, hilf und gegenweer der cristenlichen fursten und sonderlich eur kfl., fstl. Gnn., Gg. und freundtschaften als den ständen des Hl. Reichs nicht furkhumben) mit der zeit fallen wurde, mit genedigister, genediger und tröstlicher hilf und fruchtperlicher abfertigung zu erzaigen, wie dann eur kfl., fstl. Gnn., Gg. und freundtschaften zu errettung und erhaltung unsers hl. cristenlichen glaubens, derselben namens und wesen und in ansehung der höchsten notturft genedigist, genedig, bruederlich und nachperlichen zu thuen genaigt sein und wir uns zu eur kfl., fstl. Gnn., Gg. und freundtschaftn ungetzweifelt getrösten.

Das werden die ersamen gemainen landtschaften, davon wir geschigkht sein, sambt uns umb eur kfl., fstl. Gnn. Gg. und freundtschaften, der wir die armen betruebten land und uns (nach Got) mit höchstem vleis bevelhen, alltzeit zu verdiennen geflissen sein.

[US:] Eur kfl., fstl. Gnn. Gg. und freundtschaften gehorsam und willig der funf niderösterreichischen erblanden und fstl. grafschaft Görtz ausschuß und gesanten, so zu Wienn beiainander versamblt sein.

Anmerkungen

1
Bis zur Aufteilung der Erblande unter den drei Söhnen Ks. Ferdinands I. im Jahr 1564 umfassten die fünf „niederösterreichischen“ Erblande Österreich unter der Enns, Österreich ob der Enns und das spätere Innerösterreich (Steiermark, Kärnten, Krain). Zu den oberösterreichischen Erblanden zählten Tirol und die Vorlande.
2
Bei den Gesandten handelte es sich um Georg III. von Perkheim zu Würting (Vertreter der Landstände von Österreich ob der Enns) und um Hans Welser, einen Vertreter der österreichischen Linie der Augsburger Familie Welser. Siehe dazu den Bericht der sächsischen Gesandten an Hg. Moritz von Sachsen vom 27. Febr. 1543 (Nr. 371).