Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XIV. Band. Der Reichstag zu Nürnberg 1543 bearbeitet von Silvia Schweinzer-Burian, mit Vorarbeiten von Friedrich Edelmayer
Wien HHStA, MEA RTA 8/Konv. 1, fol. 653r–654v (Konz. v.d.Hd. Dr. Jonas’); DV fol. 654v: Der österreichischen gesandten abschidt.
Die kfl. rhät, fürsten und stend des Hl. Reichs und der abwesenden potschaften haben der ausschüss und gesandten der fünf niderösterreichischen erblanden und fstl. graffschaft Görtz abgevertigten gesandten in yrn mundtlich und schriftlichen werbungen und antragen nach der lengi [!] gehört. Und als die gesandten yrn fstl. Gnn., Gnn. und Gg. von gedachter erblanden und fstl. graffschaft Görtz wegen vleißigen, hochen danck gesagt der ansechenlichen hilf halben, so sy den bemelten landen des vergangen iars mit großem, beschwärlichem costen zue yerer redtung und zueversichtlichen wolfart gelaistet, lassen gmaine reichsstend und der abwesenden potschaften den gesandten daruff gnädiklich, freundtlich und günstlich anzaigen, das sy die vernderigen [= vorjährige] hilf mit schwärem ierem costen und darlegen, der röm. ksl. und kgl. Mtt., unsern allergnädigisten herrn, zue undertäniger gehorsami [!], auch der cron Ungern und ynen, den beschwärdten lendern, zue erledigung und redtung auß christenlichem, getreuen, gnädigen und freuntlichen mitleiden gern gelaistet. Und wolten nicht liebers erfaren haben, dann das durch dieselben und yr, der Hungern, und gedachter erblanden hilf und zuethuen ain meerers und nutzlichers hette mögen verricht und erlangt werden.
Diewil aber die sachen also geschaffen, das die kfl. rhät, fursten und stend und der abwesenden potschaften gleicherweiß (wie bemelter erblanden und fstl. graveschaft ausschüß) bedencken, das unsers hl. christlichen namens und glaubens erbfeind, der Türck, uff dißen sommer mit macht anziechen und sein unersetlich begird und thirannisch vorhaben weiter in das werck ze bringen understeen möchte, so haben sy abermaln, hochgedachten ksl. und kgl. Mtt. zue undertänigem gefallen, auch zue erhaltung der christenlichen lant in Hungern und vilgemelten erblanden zue sicherhait, auch widerstand und verhinderung des Turcken bewilliget 4000 pferd und 20 000 zue fueß sechs monat lang, von dem ersten tag Maij an ze rechnen, ze underhalten, dergestalt das söllich kriegsvolck von der röm. kgl. Mt. bestelt und aufgenomen und zue besatzung der bevestigungen an der Thonauw und andern ordten in Hungern gebraucht und durch des Reichs commissari und bevelchshabern bezalt werde, guoter zuevorsicht und hoffnung, das mit und neben hochgedachter kgl. Mt. und yrer konigreich und erblanden hilf dardurch dem Turcken sein fürzug und straiffen geweert und er mit spott und schaden abzeziechen getrungen oder, wo er die päss mit zuevil beschwärlicher belägerung nödtigen wurde, durch ainen gwaltigen zuezug der königreich Hungern und Behem, auch der bemelten niderösterreichischen erblanden und graveschaft Tirol, darzue der fünf nächstgelegnen kraißen des Hl. Reichs abgetriben oder vermittelst göttlicher gnaden geschlagen und das christenlich konigreich Hungern sampt den erblanden und andern anstossenden christenlichen lender[n] erledigt werden möge, wie dann söllichs alles in den beradtschlagungen dises reichstags erwogen und der abschid dises reichstags weiter mit sich bringen und ausweisen wurdt.
Darumb wöllen die kfl. rhät, fursten und stend und der abwesenden potschaften die ausschüß bemelter erblanden und fstl. graveschaft Görtz gnädiklich und freuntlich ermanet und erinneret haben, das sy bey den obermelten landschaften auch zum treulichsten und vleißigisten suechen und erhalten wöllen, damit sy zue redtung und wolfart yr selbs an ynen nichts erwinden lassen, sonder disen sommer widerumb yrs besten vermögens sich zue widerstand des Türcken schicken. So werden auch gmaine stend des Hl. Reichs desto gevlissner und guetwilliger sein, sich mit leistung yerer hilf und in fall der notturft mit ainem erschiesslichen zuezug desto trostlicher ze erzaigen und zu bewißen.
Das alles wolten die kfl. rhät, fursten und stend und der abwesenden potschaften den gesandten obbemelter landen und fstl. graveschaft ausschüssen, söllichs denselben ausschüssen und landschaften anzebringen und darnach ze halten wissen, uff yr werbung und zue gnädiger, freuntlicher und gunstiger antwurt unangezaigt nit lassen.
Meintzische cantzley.