Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XIV. Band. Der Reichstag zu Nürnberg 1543 bearbeitet von Silvia Schweinzer-Burian, mit Vorarbeiten von Friedrich Edelmayer

A München HStA, KBÄA 3159, fol. 436r–439r (Kop.); ÜS fol. 436r: Relation deß pheningmaisters rechnung belangend.

B Augsburg StadtA, Lit. 1543, unfol. (Kop.); AS: H. Wolffgang Schutzper Milchling, landcomenthurs, pfeningmeysters relation belangendt. ÜS wie in A

C Hannover NLA, Hild. Br. 1, Nr. 80, fol. 102r–104v (Kop. mit Marg. zum Inhalt) ÜS fol. 102r wie in A.

D Duisburg LAV NRW R, Jülich-Berg II 2275, fol. 285r–289r (Kop.).

E Stuttgart HStA, A 262, Bd. 21, fol. 412r–416v (Kop.); AS fol. 412r: Relation des phennigmeisters rechnung di eillenden turckenhilf belangendt. Nurmberg, 1543 den 16. Aprilis.

Auf Mitwoch, den vierten tag Aprilis diß 43. jars, ist H. Wolfgang Schutzpers, genant Milchling, in verschiner eilender turckhenhilf [1541] gwesnen deß Reichs pheningmaisters rechnung durch den dartzu verordnten auschuß verhort worden.

Erstlich hat yetzgemelter pheningmaister alle seine rechnungen, quittantzen, 22 musterregister, auch etlicher bestallungen copeien, so er deß verschinen 42. jars zu Speir auf dem reichstag dem auschuß daselbs hat furgelegt [RTA JR Bd. XII, Nr. 68a–c], wider auf ain neues dem hie geordnten auschuß furgebracht. Darbei anzaigt, solliche rechnung sei im derzeit zu Speir nit reprobirt, sonder sei zugelassen worden.

Zum andern hat gemelter pheningmaister ain neu register sambt etlichen darzu emphangnen quittantzen eingelegt, darin alle einnam und ausgab, seither deß speirischen abschids bescheen, gesetzt ist.

Auß wellicher letzten rechnung erfindt sich, daß die einnam daß ausgeben ubertrift 92 fl. 29 kr. 2 d., welliche suma der pheningmaister vermög der register dem Reich schuldig beleibt.

Verner hat der pheningmaister angezaigt, daß er auf den 20. tag Martij diß 43. jars mit Sigismund Aldinger alhie gerechnt hab, dem beleib er von seins ambts und deß Reichs wegen schuldig 2743 fl.kr., doch mit dem geding, daß man alle monat von dem hundert ain gulden geben soll3.

Warumb aber das pheningmaisterambt noch die obgemelte suma der 2743 fl.kr. schuldig beleibt, sind durch den pheningmaister dise ursachen angezaigt:

Erstlich, es sei ain groß interesse auf das gelt, so er bei den kaufleuten entlehnt hat, gangen und gee noch heuttigs tags auf, wie daß die posten, in jungster rechnung alhie ubergeben, ausweisen.

Zum andern hab er grossen verlust an den goldgulden, cronen, ducaten, dalern und anderer muntz leiden muessen, bevorab in bezalung der kaufleut. Hat er si anderst zufriden stellen wollen, dann di kaufleut daß gold und thaler nit hoher noch anderst, dann sollichs yedes orts in den Schauen4 gewirdiget, haben nemen wollen, so er, der pheningmaister, doch solch gold und thaler von den stenden nach ausweisung deß Regensburger abschids [RTA JR Bd. XI, Nr. 941] in hoher achtung hab einnemen muessen.

Zum dritten hat er angezaigt, daß im die stat Regenspurg 1642 fl. 36 kr. beinach jar und tag haben vorbehalten, und haben ine gleichwol desselben gelts halb in die laistung gemant und dem Reich also ain unnötigen uncosten gemacht, zugerechnet und inbehalten.

Zum vierten, daß Gf. Ladislaus vom Hag5 auch von seinem, deß phennigmaisters schreiber 64 fl. mer, dann ime einzunemen gepurt het, emphangen, dieweil deß phennigmaisters schreiber derzeit zu Augspurg die rechnung und quittung nit bei sich gehabt. Derhalb hab er dem gemelten grafen obgemelte suma geben muessen; dagegen aber hab er ain schadlosbrief von im emphangen.

Zum funften hab er dem ksl. fiscal zu Speir zu verlegung der proceß 366 fl. 24 kr. geben. Stelt zu bedenckhen, wenn sollich gelt zu geben gerechnt werden soll.

Bei disem ist bedacht, daß aller uncost deß interesse, deß verlust an der muntz und ausgebrachter proceß halb aufgewent und so noch hinfurter aufgen mochten, bei den ungehorsamen zu fordern sein und diselbigen den zu erstatten schuldig und darzu billich angehalten werden sollen.

Zum sechsten hat gemelter pheningmaister vermög seiner emphangen bestallung di besoldung bis auf dise zeit gerechnt, diweil er zu Speir nit quittirt noch im auch kain andere bestallung worden ist.

Uber diß alles hat vilgemelter pheningmaister ain verzaichnuß und auszug aller der churfursten, fursten, prelaten, graven, herrn, freien und reichstetten, wider welche der ksl. fiscal am camergericht procedirt und wie diselbigen proceß jetzund steen6. Hiebei ist bedacht, dem fiscal zu schreiben, daß er gegen denen, so in die peen ires ungehorsams halb erkent, auf die ergangne expenß und erlittnen uncosten furderlich und entlich procedir. Item camerrichter und beisitzern zu schreiben, in beschlossnen sachen urtl furderlich eroffnen und auszusprechen.

Zum andern hat er auch ain verzaichnuß aller stend namen, so noch zur zeit zum thail nichts geben und zum tail ir rest noch schuldig sind, mit A bezaichnet [Nr. 126a].

Zum dritten ain verzaichnuß der stend, so mer dan drei monat erlegt haben, mit B gezaichnet [Nr. 126b].

Zum vierten ain verzaichnuß der stend, so von den andern stenden ausgezogen werden wollen, mit C signirt [Nr. 126c]

Bei disen puncten zaigt der fiscal in seinem uberschickhten auszug der proceß, zu Speir geubt, an, daß der stend halber, so Osterreich ausziehen will, hab die kgl. Mt. an dem camergericht anzaigen lassen: Ir Mt. wöll auf disem reichstag sovil handln, daß die angefangne proceß wider solche ausgezogne stend sollen abgeschafft werden. Dieweil aber sollichs noch nit bescheen, acht man fur gut, daß dem fiscal werde wider angezaigt zu procedirn.

Weitter befindt sich in dem ersten register, daß Andres Pfluegen, gewesem musterherrn, noch aussteen 2172 fl.7

Es hat auch der pheningmaister angezogen, nachdem das krigsvolckh beurlaubt, daß er von den obristen gedrungen worden sei, mit inen gen Regenspurg und Nurmberg ze reiten, gelt aufzupringen, derhalb er mit seiner rustung mitziehen muessen, dann di obristen ine nit haben wollen reiten lassen, und hab also von wegen gehabts ambts und gedrungen [= gezwungenermaßen] 218 fl. weitter verthan muessen und sei in denselben uncosten gefurt worden, wellichen er im zu erstatten gepetten hat.

Und so nun nach dem allem den nechstverschinen sechsten tag Aprilis diß 43. jars obgemelte rechnung gehört, darauf hat der pheningmaister weitter angezaigt, er hab zu Speir nach furgelegter und abgehorter rechnung umb quittung angehalten, aber kaine bekomen. Und hab man ine doch gepetten, der sach nachmaln und hinfurter ob zu sein. Im sei auch vertröstung, ain neue verschreibung auftzurichten, bescheen, diselbig sei aber nit verfertigt, derhalb er noch in seiner bestallung und verschreibung bisheer bliben sei.

Dem allem nach pat [= bat] vilgemelter herr pheningmaister, sich [= ihn], dieweil er sein rechnung gethon, zu quittirn und ine deß ambts zu erlassen, dan es stee in seiner bestallung, wann er sein rechnung hab gethon und furgelegt, soll man in quittirn. Wo man aber die rechnung derzeit nit anhörn wurd, soll er nit weitter rechnung zu thun schuldig, sonder darnach quittirt sein.

Auf alle obangezaigte puncten und articl hat der yetzig verordnt ausschuß die handlung zu Speir, in diser rechnung gephlogen, ersehen und befunden, daß sich irrung und spen zwischen gemeltem pheningmaister und hauptman Löle [= Löhlin] erhalten, nemlich daß Löle 440 fl. 50 kr. mer emphangen soll haben in dem eilenden aufpruch, dan im vermög seiner quittung, auch inhalt der musterzettl gepurt hat8. Auf sollichs hat der ausschuß zu Speir bedacht, daß dem pheningmaister die 440 fl. und 50 kr. zu bezaln geburn oder die in seiner rechnung abtzuziehen. Und dieweil sollichs, wie oben berurt, durch den pheningmaister ubersehen, sei pillich, daß gemaine stend vilgemeltem pheningmaister furdernußbrief in gmainer stend namen an gedachten hauptman und di stat Memmingen, da er gesessen, in bester form mittailn.

Zum andern ist durch den ausschuß zu Speir fur gut angesehen, dieweil das ausstendig gelt derzeit nit all[e]s wer einbracht, daß sich der pheningmaister mit ainem receß und urkunden, was er eingenomen und wievil er dargegen ausgelegt, auf das mal wol benuegen lassen werde.

Zum dritten, daß im auch weither bevolchen werd, von dem ubrigen gelt (so alle schulden bezalt) on vorwissen und bewilligung gemainer reichsstend nichts auszugeben, doch soll er nit in voriger seiner bestallung bleiben, sonder di sachen in deß Reichs costen ausrichten und nach vollendung derselben der gepur nach verert werden.

Anmerkungen

1
Der Pfennigmeister Wolfgang Schutzbar brachte seine Abrechnung über die Türkenhilfe 1541 bereits im März 1542 auf dem Speyerer RT vor, gefolgt von einee Relation des Rechnungsausschusses und einer Beratungsvorlage für die Reichsstände (RTA JR Bd. XII, Nr. 68a–c) In Nürnberg 1543 wurde die Abrechnung Schutzbars dem Rechnungsausschuss abermals vorgelegt, der die obige Relation verfasste.
2
Laut Württemberger Protokoll (Nr. 84a, fol. 18r) trug der Ausschuss die Relation zum Pfennigmeisterbericht am 15. April im Reichsrat vor. Am 16. April erfolgte gemäß Würzburger Protokoll die Abschrift des Aktenstücks durch die Reichsstände (Nr. 81, fol. 13v).
3
Kredit mit einer monatlichen Verzinsung von 1%.
4
Schau = Inspektion, Überprüfung; Gebäude, wo die Überprüfung der Münzen stattfindet.
5
Gf. Ladislaus zum Hag hatte in Speyer 1542 wegen Rückerstattung des vierten Monats der Türkenhilfe (60 fl.) suppliziert (RTA JR Bd. XII, Nr. 85, S. 610, Anm. 11 und 12). In Nürnberg 1543 wurde beschlossen, dem Grafen die geforderten 60 fl. an zu viel erstatteter Türkenhilfe wieder zurückzuzahlen. Das geht aus zwei Zetteln hervor, die sich in den RTA der Stadt Augsburg (Überlieferung B) bei der Relation des Ausschusses zur Abrechnung des Pfennigmeisters befinden: Den Gff. vom Hag ist ufferlegt 2 zu roß und 9 zu fuss, thut ein monat zu erlegen 60 fl., erlauft fur die 4 monat 240 fl. Solch 240 fl. hat Gf. Ladislaw uff ainmal erlegt, also betzalen meine herren fur den erlegten vierten monat widerumb hinaus 60 fl. Zedl: Dann so haben sich unsere einnemere uff des commenthurs zu Marpurg begern in irer rechnung ersehen und befunden, das im, Gf. vom Hag 60 fl. fur den erlegten vierdten monat hinaus zu geben, geburn, wie ir ab inligendem austzug zu vernemen. Das mugt ir gedachtem commenthur antzaigen: Wo wir nun von bemeltem graven bevelch empfahen, ime, dem commenthur, die 60 fl. zu uberantwurten, sein wir solchs zu thun urbutig. Datum ut in litteris.
6
Fehlt in den einschlägigen Aktenbeständen.
7
Siehe die Aufforderung Hg. Moritz’ von Sachsen an die Reichsstände zur Zahlung der ausstehenden Besoldung an den Musterherrn Andreas Pflug (Nr. 124).
8
Zur irrtümlichen Zahlung des Pfennigmeisters an den Memminger Hauptmann Hieronymus Löhlin siehe die Rechnungslegung Wolfgang Schutzbars über die Türkenhilfe 1541, Speyer, 1542 März, in: RTA JR Bd. XII, Nr. 68, hier S. 541 (letzter Absatz) und S. 542, Anm. 24.