Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XIV. Band. Der Reichstag zu Nürnberg 1543 bearbeitet von Silvia Schweinzer-Burian, mit Vorarbeiten von Friedrich Edelmayer

Frankfurt ISG, RTA 54, fol. 139r–140v (Kop.); DV: Müntlich antragen der Kff., Ff. und stend verordenten bei der stett gesandten zu Nurmberg, wes man sich auf des ksl. orators begern und anpringen zu antwurten entschlossen etc.

Auf Montag, den 23. Aprilis vormittag, seind der Kff., Ff. und stenden verordneten, nemlich Dr. Jonas, maintzischer cantzler, – – –1 pfaltzisch, Dr. Ribeiß saltzburgisch, Dr. Lienhart von Eck payerisch, Dr. – – –2 eistettisch, von wegen der prelaten bei den stedtgesanten in irem rath erschinen. Allda der meintzisch cantzler furgetragen: Es folgt eine Zusammenfassung von Nr. 200.

Soviel aber den Hg. von Cleve etc. belangt, so hetten di gesanten der stend ein mißfallen und beschwert, wo sich derselbig gegen irer Mt. anders, dan eim gehorsamen fursten und glid des Reichs gepurt, gehalten. Dieweil aber di stend in theglicher ubung stunden, dieselbig sach zwischen irer ksl. Mt. und gedachtem hertzogen zu vergleichen und in der gute hinzulegen und sonderlich ine, den hertzogen, dahin ze weisen, sich gegen irer Mt. undertheniglich zu erzeigen und ze halten alß einem gehorsamen furst gepurt, so wer ir, der stend gesandten, underthenigste bitt, ir Mt. wollte di milte, so sie bißher gegen vylen bewisen, gegen disem hertzogen auch ertzeigen und mher ansehen die noth, so jetz allenthalben sonderlich des Thurcken halben verhanden, dan dises jungen fursten handlung, in ansehung, daß er noch viel nutz schaffen und dem Reich dinstlich sein mocht, zuversichtiglich, es wurde die sach durch disen weg gefurdert und zu ruhen gepracht. Sollichs wern di gesanten der stend umb ir Mt., zudem daß es auch sonst lobwirdig, in aller underthenigkhait zu verdinen urpittig etc. Dermassen weren di stend entschlossen, dem ksl. orator, wie oben gemelt, antwurt ze geben.

Hierauf haben der erbarn stett gesandte ein bedacht, sich zu underreden, gebetten und auf der stend verordneten entweichen sich einer antwurt verglichen, dieselbig auch durch 6 stettgesanten von beyden bencken den verordneten der stend antzeigen lassen, dergestaldt daß di stettgesanten ir, der verordneten, mundtlich antzeig, waß dem ksl. orator auf sein ubergeben proposition fur antwort zu geben, angehort. Und dieweil den stettgesandten von der stend wegen negst gesagt und angebotten worden, daß solliche antwurt in schriften verfaßt und alßdan inen abschrift derselben zugestellt werden sollt, so hetten sie bißher darauf gewartet und auch mitlerweil derhalben etwas ze rathschlagen und zu schliessen in ruhe gestanden. Dieweyls inen aber jetzundt widerumb allain mundtlich furgetragen und sie nit zweivelten, sie wer auch in schriften gestelldt, so petten die stettgesanten nochmals, inen abschrift davon ze geben. So wollten sie sich darauf in iren instructionen ersehen, volgends auch sich ires weithern bedenckens vernemen lassen und darauf mit inen, soviel moglich, gern vergleichen.

Auf sollichs ist der stettgesanten verordneten alsbald durch der stend verordnete wider antzeig geschehen, daß sie nit weithern bevelch hetten, dan wie sie gehort. Und wer nit one, daß di antwurt schriftlich gestelldt und dem ksl. orator also ubergeben werden sollt, sonst aber fur gut bedacht allerlei ursachen halben, daß mans nit abtzuschreiben oder auch den ansienden [= Anwesenden] geben und mithailen sollt. Sie, di verordneten, wollten aber der stettgesanthen begern der abschrift halben gern wider bei den stenden anpringen und sich weithers bescheids erholen.

Dagegen der stettgesanten verordnete wider angezeigt, daß sie auch khain weithern bevelch hetten, dan wie sie gehort, mit bitt, daß di stend der stett gesanten mit verordnung zum ubergeben auch verschonen wollten, wie dann auch volgends darauß bei den gemeinen stettgesandten fur gut bedacht, wo di stend jemand zum ubergeben von den stettgesanten zu verordnen begern wurden, daß sie dan dafur gebetten und niemand dartzu geordnet werden soll.

Actum ut supra.

Anmerkungen

1
Es ist nicht klar, um welchen Gesandten des Kf. von der Pfalz es sich handelt.
2
Dr. Matthias Luchs, Kanzler und Gesandter des Bf. von Eichstätt.