Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XIV. Band. Der Reichstag zu Nürnberg 1543 bearbeitet von Silvia Schweinzer-Burian, mit Vorarbeiten von Friedrich Edelmayer

A München HStA, KBÄA 3159, fol. 488r–489v (Kop.); DV fol. 489v: Antwort ksl. Mt. oratori general gegeben, sofil den Kg. von Franckhreich belangt. Actum Norimbergae, Lunae post Cantate anno 43 [April 23].

B Salzburg LA, Geh. Archiv IV/4 1/3, fol. 35r–36v (Kop.); DV fol. 36v wie in A.

Der röm. ksl. Mt., unsers allergnedigsten herrn, oratorn general, deß H. von Granvela, werbung [Nr. 197] haben die kfl. rathe, fursten und stende deß Hl. Reichs und der abwesenden botschaften vernomen und darauß verstanden den allergnedigisten willen und vätterliche naigung, so ir ksl. Mt. gegen dem Hl. Reich teutscher nation tregt. Haben auch bißher in allen obligen und beschwerden deß Reichs teutscher nation nit anderst befunden, dan daß ir ksl. Mt. nichts hohers begert, gearbait und sich bemuet haben, dan dieselb nation in friden und ainigkait zu erhalten und derselben wolfart zu furdern. Und sonderlich, daß ir ksl. Mt. in gemainer christenhait und teutscher nation hochsten obligen und betrang des Turckhen vorgehabt hat, deß vergangnen jars aigner person sich zu der bewilligten beharrlichen expedition wider den Turckhen zu verfuegen und als der genadigist herr und vatter bei und mit sein wollen und nochmals deß allergenadigisten erbieten ist, irer Mt. person, leben und alles vermugen zu der teutschen nation zu setzen. Deß alles sagen ksl. Mt. gemaine stende zum allerunderthenigisten danckh, erkhennen sich auch schuldig, solch vatterlichen und allergenadigisten willen und naigung umb ir ksl. Mt. in aller gehorsamer underthenigkait ires besten vermögen zu verdienen.

Daß aber ir ksl. Mt. an sölhem allem durch den Kg. von Franckreich und den Hg. von Cleve verhindert und was gegen irer Mt. und derselben niderländischen erblanden furgenomen sein solte, haben die kfl. räthe, die fursten und der abwesenden botschaften und gemaine stende mit beschwärtem gemuet gehort, truegen auch deß mit irer ksl. Mt. underthenigist, getreu mitleiden. Khöndten sich auch darneben auß des herrn orators anzaigen und dem gemainen offen gericht [= gerücht]wol erinndern, daß der Kg. von Franckrich nit allain irer ksl. Mt., sonder als ain pundßverwandter des Turckhen ain gemainer feind der gantzen christenhait und sonder teutscher nation sein wollte. Auch erschreckhenlich und hievor von dergleichen christenlichen potentaten unerhört were, daß der ainer die feind unsers hl. glaubens uber und wider die christenliche lender und nation bewegen sollen, zudem daß gedachter Kg. von Franckhreich der teutschen nation in nechstvergangner expedition nit allain ir bestes kriegsfolckh, so sy gegen dem Turckhen gebrauchen hett mugen, abgewendt und entzogen, sonder auch an irer ksl. Mt. ankunft in teutsche lande und also an irer Mt. hilf verhindert, auch alle des Reichs kriegsordnung, furnemen und rustung durch seinen diener, den Polin, dem Turckhen eröffnen lassen [Nr. 199, Beilage 5]. Also daß nit allain der ksl. Mt. person, sonder auch der teutschen nation durch den Kg. von Franckreich unwiderbringlicher schad und nachtail hierin zuegefuegt werden.

Die stende des Hl. Reichs sambt und sonder als glider erkennten sich auch schuldig, die röm. ksl. Mt. als das haubt, rechten herren und röm. kayser in irer ksl. Mt. obligen und beschwerden nit zu verlassen. Dieweil aber ir ksl. Mt. auß guettem bericht wusste und der herr orator gegenwurtigklich sähe den beschwärlichen laast, darinn das Reich und teutsche nation jetzt stuende, darzue Kff., Ff. und andere stend gar nah alle zu disem reichstag allain ire räthe und botschaften mit iren bevelhen abgefertigt haben, und dan auch ir ksl. Mt. gewißlich und der hochsten nodturft nach in das Reich teutscher nation täglichs ankomen solle, so stellen die kfl. räthe, fursten und der abwesenden botschaften und gemaine stende in kainen zweifel, ir genädigiste, genedige Kff., Ff. und obern werden sich auch irer Mt. verrer ansuechen gegen irer ksl. Mt. in irer Mt. begern deß Kg. von Franckhreichs halb in aller underthenigster gehorsam dermassen beweisen und erzaigen, darab die ksl. Mt. allergenädigist wolgefallen und benuegen haben solle und werde.