Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XIV. Band. Der Reichstag zu Nürnberg 1543 bearbeitet von Silvia Schweinzer-Burian, mit Vorarbeiten von Friedrich Edelmayer

A Stettin AP, AKS I/10, S. 33–42 (Ausf. an die Hgg. von Pommern); AS S. 33: Schreiben des Kf. zu Sachsen belangent die recusation des camergerichts, uberreicht den 9. Februarij anno etc. 43; DV S. 42: Exhibitum den 9. Februarij anno etc. 43 belangendt die recusation des camergerichts.

B Stettin AP, AKW Sign. 14, fol. 3r–6v (Ausf. an die Hgg. von Pommern).

C Hannover NLA, Celle Br. 1, Nr. 22, fol. 285r–287v (Kop. an Hg. Ernst von Braunschweig-Lüneburg).

Wiewol uf nechstem tage zu Schweinfurt [1542 Nov. 15] bedacht und beschlossen, daß das partheyische und verdechtige camergericht auch in prophansachen von unß, den stenden der christlichen voreyn, solte recusirt werden, wie dan durch die verordenten von Schweinfurt auß gein Speier bescheen, alß euer Ll. das one zweiffel durch die iren, so zu Schweinfurt gewest, zu irer widerkunft werden bericht worden seyn, so hat doch bemelt camergericht dieselbe recusation, alß es dieselbe angenohmen, uber etzliche tage darnach durch eyn vermeint decret reiiciert1 und sich daruber vermessentlich angemast und understanden, wider unß und gemeinlich alle stende der christlichen voreyn, auch wieder die bevelßleute, die sich zu dem braunschweygischen defensionzugk von wegen gemelter eynung haben gebrauchen lassen, uff anhalten Hg. Heynrichs von Braunschweig anwalden zu procediren.

Nhun wissen wir euer Ll. nit zu pergen, daß rethe, gesanthen und potschaften der christlichen vorayn, welche itzt zu Nurmbergk beyeynander sein, bedacht haben, daß alle citirte verwanten ire volmechtigen furderlich mit eyner ratification [Nr. 263] und instruction [Nr. 262] gegen Speier solten verfertigen und daselbst handeln und furwenden lassen, wie es dieselbe instruction, davon euer Ll. hieneben copeien befinden, vermag und mitbringet.

Dieweil wir dann wol erachten können, daß eynem jeden verwanthen sonderlich schwer fallen will, solche verordnung von hauß auß gein Speiera zu thun, zudeme daß sich auch keyn advocat oder procurator, so am camergericht ist, auß ander beysorg und befarunge dartzu wil gebrauchen lassen, so haben wir fur guth angesehen, daß eyn jeder standt etzlichen rethen oder potschaften, die er weiß, daß sie itzo zu Nurmbergk seyn, eyn mandat und volmacht [Nr. 261] cum ratificatione und substitutione furderlich zuschicken thete, uff welche mandat alßdann von Nurmbergk auß etzliche gegen Speier uf eyn substitution abgefertiget wurden, vermuge vorberurter instruction am camergericht zu handlen. Und kan solch mandat gein Nurmbergk mit gewaldt zu substituiren uff euer Ll. rethe wol leichtlich verordnet werden, welche dieselben nuhmer gegen Nurmbergk werden verordnet haben.

Dann was wider mehrgemelts camergerichts nichtige partheyische proceß weiter rechtmessig zu handeln seyn wil, also daß ir vermeynte acht keyner execution wirdig geacht muß werden, das wirdet one zweifel von rethen und potschaften der eynung mit vleiß und zur noturft bedacht werden. So haben wir auch unser bedencken nach rath unser rechtsgelerten unsern rethen gein Nurmbergk vor wenigen tagen in deme geschrieben und inen bevohlen, dasselbe im rath gemelter rethe und potschaften mit vleiß zu erinnern.

Und nachdeme auch obgenante rethe und potschaften sich weiter vereyniget und verglichen haben, kgl. Mt. von wegen der gantzen aynung eyn formliche und glimpfliche supplication [Nr. 152] zu irer ankunft gegen Nurmbergk, wie dann ire kgl. Mt. uff den 17. Januarij daselbst ankohmen seyn solle, mit ausfurung der aynung noturft zu ubergeben und umb reformation des parteyischen camergerichts, auch gleichmessig recht und friden zu bitten, wie nuhmer dieselb uberantwort seyn wirdet, so haben wir unsern rethen darauf wider geschrieben, daß nit alleyn umb berurte reformation und den frieden, sondern auch klar und namhaftig umb die abschaffung bemelter des chamergerichts proceß solte gebethen werden. Dann wiewol berurte reformation und auch der fride ane solche abschaffung und uffhebung gemelter proceß nicht seyn noch bestehen können, so haben wir dannocht auß allerley ursachen nit fur ungut angesehen, daß umb gemelte abschaffung in sonderhayt auch im anfang gebethen und angehalten wurde [Nr. 151]. Und do solchs zu Nurmbergk also furgewant wirdet, wie dan nuhmer bescheen, alß unß unsere rethe geschrieben haben, wollen wir unß untzweifelich versehen, dieweil kgl. Mt. an diesem gegenwertigem reichstag nicht wenig der ferreren turckenhulf halben gelegen, ire Mt. werde ein eynsehen haben, damit die sachen zu einem bestendigen friden, auch reformation und visitation des camergerichts und gleichmessiger besetzung desselben gereichen, wir auch dieses theilß gleich dem papistischen theil hinfurder gleichmessig recht daran erlangen und bekohmen mugen. Und dieweil dann die andern verwanten stende bey der recusation zu pleiben sich ungeachtet etzlicher sonderlichen beschwerungen vernehmen lassen, so versehen wir unß gentzlich, euer Ll. werden es an inen auch nit lassen mangeln.

Wo man auch bey ayn [= beieinander] pleibet und es dißmalß mit dem parteyischen chamergericht und desselben ansthieftern hinauß furet, so wirdet es, ap Got will, kunftiglich in andern keyn noth haben, auch der eynung reputation dermassen erhalten werden, daß die wiederwertigen eyn bedencken entpfinden werden, sich ferrer practicken zu understehen. So ist auch unsers freuntlichen, lieben vedtern und brudern, des Lgf. zu Hessen etc., und unser gemuth, befinden es auch bey den andern, so sich der braunschweygischen sachen mit angenohmen, nit anders, dan daß wir unß bey obgemelter recusation, und was sich auß der berurten braunschweygischen defension nach dem willen des Almechtigen zutragen magk oder sich sonsten der aynung nach geburet, getreulich mit Gotts hulf wöllen schutzen, hanthaben und ayner den andern mith rath, hulf und beystandt nit zu verlassen.

Anmerkungen

1
Zum Urteil des RKG vom 13. Dez. 1542 siehe Nr. 263, Anm. 4.
a
In A irrtümlich: Schweinfurt.