Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XIV. Band. Der Reichstag zu Nürnberg 1543 bearbeitet von Silvia Schweinzer-Burian, mit Vorarbeiten von Friedrich Edelmayer

Brüssel AG, Secrétairerie d’Etat allemande 776, fol. 321r–322v (Kop.); DV fol. 322v: Supplication an röm. kgl. Mt. kgl. Wd. zu Hungern und Beheim etc., regentin im Niderland gesandten a -umb einstellung des mastrichtischen achts und execution, zu Nuremberg anno 1543 ubergeben post recessum-a.

Die Gesandten übergaben im Auftrag Kgn. Marias vor einigen Wochen einen schriftlichen Bericht an Kg. Ferdinand und die Reichsstände mit Nachweis der alten Rechte des Hg. von Brabant und der Stadt Maastricht betr. das Verbot von Appellationen vom Maastrichter Gericht (Nr. 302a). Sie widerlegten auch die von den Vrentzen vorgebrachten Argumente und zeigten die Unrechtmäßigkeit des gegen Maastricht am Reichskammergericht ergangenen Achturteils auf. Obwohl die burgundischen Gesandten um Verordnung von Kommissaren ersuchten und zu einer gütlichen Regelung des Konflikts durch die Reichsstände beitragen wollten, scheiterte dieses Bemühen bisher, da die Vrentzen keine ausreichende Verhandlungsvollmacht vorwiesen2.

Dweil aber, allergnedigister herr, in schein der vermeinten nichtigen acht die scheffen, burger und inwoner der stat Mastricht allerley verdrieß sich teglich von bemelten erben besorgen mussen, also das sy im Hl. Reich mit iren guettern verhyndert und nit sicher hyn und wider durfen wandern, sonder die Vrentzen deren guetter unpillicherweise anfallen, verpieten und arrestirn, und aber bei unser gnedigsten frauen, wie oben erzelt, nichts steet, das solche handlung, daher die vermeint acht entstanden, zu gebuerlichem oder guetlichem außtrag wurde gepracht, auch dieselb itzund zu eur röm. kgl. Mt. und gemeyner stenden bescheydt beruhet und dieselbe villeicht auf itzigem reichstag nit mochte zu end khomen, so ist unser undertheynigst, hochfleissigst bitt anstat hochgemelter unser gnedigsten frauen, eur kgl. Mt. wollen zu verhuettung merers unraths, nachtails und embörung, so solcher vermeinter acht halben entsteen möcht, auß röm. kgl. machtvolkhomenhait alle wirckhung solcher vermeinter nichtiger acht ad cautelam biß auf nechstvolgenden reichstag und ferrer handlung der stend oder daruber itzo oder alßdann verordenten commissarien gutlichem entschide, erorterung und außtrag gnedigst anstellen und derhalben ernstlich gepieten, das nymant gegen mergemelten von Mastricht ir eer, leib, hab und guetter zu wasser oder land die obbestimpt zeit weder ausser- noch innerhalb rechtens ichts furnemen, handeln noch thun oder sollichs yemants anderm zu thun gestatten.

Anmerkungen

1
Die Supplikation wurde nach der Resolution (= abschied, recessum) der Reichsstände in der Causa Vrentz (Nr. 302f) übergeben, die mit 21. April 1543 datiert ist (siehe den DV in Nr. 302f).
a
–aV.a.Hd.
2
Nicolas de Granvelle berichtete an Kgn. Maria am 15. April 1543 über die Entwicklung in der Causa Vrentz am RT: [...] Davantaige la femme de Maestrich qu’est icy fait extrême poursuyte avec continuelle clameur devers les estatz, comme je tiens escript led. Viglius à votred. M, et que l’on est pressé très fort desd. estatz de faire appoinctement avec elle. [...]. In: Wien HHStA, Belgien PA 36/2, fol. 526r–528v, hier fol. 526v (Ausf. chiffr. u. dechiffr.).