Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XIV. Band. Der Reichstag zu Nürnberg 1543 bearbeitet von Silvia Schweinzer-Burian, mit Vorarbeiten von Friedrich Edelmayer

Nürnberg StA, Fürstentum Ansbach, RTA 23, fol. 608r–611v (Ausf. v.d.Hd. Rechenbergs).

Er überschickte verschiedene Reichstagsakten an die Räte in Ansbach1zur Aufbewahrung in der Kanzlei, um Mgf. Georg damit nicht zu belasten. Den Reichsabschied will er seinem Herrn aber nicht vorenthalten und sendet ihn daher beiliegend.

Nachdem aber die protestirenden stendt sich in kain handlung einlassen haben wollen, zuvor und ehe die bede articul friedens und rechtens halben erlediget wurden und aber daselbst kein vergleichung uber vilfeltige der kgl. Mt. grossen vleis, muhe und arbeit gefunden hat mogen werden, dieweil der ain thail die declaration [1541 Juli 29: RTA JR Bd. XI, Nr. 949] kainswegs begeben oder das wenigst darinn nit disputirn lassen haben wollen, der ander thail dern kainswegs gesteen oder die approbiern wollen, hat sich ain zertrenung zugetragen. Und haben die ainen, so sich catholicos nennen, mit kgl. Mt. beyligenden abschiedts sich verglichen, denselben auch vergangen montags [1543 April 23] publicirn lassen. Nachdem aber der one der protestirenden und sonsten viler stendt rath und beisein beschlossen und der allain auf gelt zu geben, davon wenig trosts zu gewarten, gestellt, furter auch den zuzug denen, so one das das gelt geben sollten, auch auferlegt und die sachen sonsten dermassen im Reich steen, das dieselben kraysstendt ires furstreckens oder zuziehens bei den andern nit ergetzet mogen werden und also allein doppelte purden tragen muessen, dieweil sie sich auch der vergleichung der craißtruhen nit getrosten dorfen, nachdem etlich nit aufgericht, die uberigen aber alle mer ausgeben haben dann eingenomen, haben beder Kff. Coln und Sachssen, auch der protestirenden stendt gesandte alle samptlich, bei denen ich auch gewest, und dann Hg. Moritzen zu Sachssen, Mgf. Hansen [von Brandenburg-Küstrin] und Mgf. Albrechts [von Brandenburg-Kulmbach] gesandte, desgleichen alle stet samptlich dawider protestirt und den nit angenomen.

Wiewol die kgl. Mt. vil dernwegen ad partem practicirt hat, so hat ir Mt. nicht[s] erlangt, dann das etlich wenig stet, sonderlich Nurmberg, im fall der noth ain particular hilf ausserhalb dieses abschiedts zu thun sich erpotten haben, aber deß unangesehen, so ist kgl. Mt. dinstags frue [1543 April 24] davon geritten und schreiben den stenden in sonderhait, wie dann ir Mt. in beiligendem brief an euer fstl. Gn. und Mgf. Albrechten [Nr. 143] auch thun. Wiewol auch ir Mt. mit mir vil ad partem gehandelt hat, das ich von euer fstl. Gn. wegen in den abschied willigen sollt, so hab ichs doch nit thon wollen one euer fstl. Gn. vorwissen und bewilligen. Hab aber irer Mt. angezeigt, euer fstl. Gn. werden sich ausserhalb dises beschwerlichen abschiedts von irer kgl. Mt. nit sundern, die auch mit muglicher und treglicher hilf nit lassen und sich wie bisher underthenigclichen und willig ertzaigen, aber ich wolle doch nichtdestoweniger irer Mt. begern euer fstl. Gn. antzaigen und den abschied zuschicken.

Die schmalkaldischen haben sich verainigt, kain hilf particulariter zu thun [Nr. 275]. Wo sie aber alle miteinander als ein corpus ferner und ausserhalb dieses abschidts von kgl. Mt. ersuecht werden, so werden sie hilf laisten. Es werden auch ire haupter, der Kf. von Sachssen und der Lgf. zu Hessen, in wenig tagen alle protestirende stendt aigner person beschreiben und davon handeln, ob diesem abschied nach wider sie procedirt wurde, wie sy sich halten wollten, item wie sie ain statliche botschaft ksl. Mt. in Italien entgegen schicken und sich deß unglimpfs, so inen aufgelegt werden mocht, entschuldigen mochten, beratschlagen lassen, dartzu sie euer fstl. Gn. one zweifel beschreiben werden. Und wie mich ir sachen ansehen, so hetten sie gern mer leut in irer bundtnuß.

So ist die gulchische sach noch nit vertragen, und ist der H. Grandvel seer hart, also das ich sorg, es sei unvertragen, biß ksl. Mt. aigner person vorhanden sey. Got geb, wie es mitler zeit zugee, man handelt aber noch uff ain stillstandt und ist solcher krieg nit ain claine ursach dieser zerruettung und zertrenung, so sich auf diesem reichstag zugetragen hat.

Ob dann euer fstl. Gn. fernern bericht aus den actis haben wollten, so hat Jeronimuß Schurstab, meins gnedigsten herrn in Preussen secretarius, dieselben zum thail hineingeschickt und die uberigen bey ime, wiewol alle muhe, arbait und vleis vergebens ist gewest, dann weniger dann gar nicht[s] ausgericht ist worden. Und were vil pesser, es were kain reichstag gewest. Got geb zu ainem andern mer gnad, es lesst sich sonsten ansehen, als wollte das teutsch land zu poden geen.

Es sein der kriegsleut, so nehermaln in Hungern gewest sein, hauptleut, leutinanten und bevelchsleut ein lange zeit allhie gelegen, vil gelts noch gefordert, also das inen mer dann 50 000 fl. noch zu betzaln sein sollten. So fordert der konig fur das winterleger 197 480 fl. So man alle kraysrechnungen durchsehen hat, so ist niendert kain gelt und wurdet eben ainer zallt wie der ander, wiewol man den kriegsleuten abermaln versicherung auf ainen andern reichstag gegeben hat, also das nit allein das vorerlegt gelt verspilt, sonder auch noch ain grosse suma hinach gepusset werden sollte. Sopaldt dann ksl. Mt. in Italien komen, so soll wider ein reichstag zu Speier ernent und furgenomen werden, darauf die chur- und fursten aigner person komen sollen, damit je das teutsch landt nit allein mit ungluckhaftigen kriegen, sonder auch mit fernerm pancketirn gar ausgefanget [= ausgeleert, in Armut gestürzt] werden mocht.

Meins gnedigen herrn Mgf. Albrechts zug geet noch fur sich, dann ir fstl. Gn. gestrigs tags etlich thausent fl. an der besoldung von dem H. von Lier hie empfahen haben lassen.

Auf euer fstl. Gn. schreiben an kgl. Mt. [Nr. 301b] hat ir Mt. allen gnedigsten vleis bei den stenden in der preussischen sachen der acht halben ertzaigt. Und haben darauf alle stendt gutlichen bewilligt, das die acht auf ein jar suspendirt ist, wiewol deß teutschen maisters gesandter dawider protestirt hat [Nr. 301g]. Derhalben meins gnedigsten herrn secretarius, Iheronimuß Schurstab, alle notturftige brieff an das camergericht gefertigt und sonsten bei seinen handen hat.

Anmerkungen

1
Das Schreiben Rechenbergs an die Räte in Ansbach lautet ähnlich jenem an Mgf. Georg von Brandenburg; es trägt das Datum Nürnberg, 1543 dinstags nach Cantate (April 24). In: Nürnberg StA, Fürstentum Ansbach, RTA 23, fol. 485r–486v (Ausf. v.d.Hd. Rechenbergs).