Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XIV. Band. Der Reichstag zu Nürnberg 1543 bearbeitet von Silvia Schweinzer-Burian, mit Vorarbeiten von Friedrich Edelmayer

Wiesbaden HStA, Abt. 171 R 474, fol. 41r–43v (Konz. mit nachtr. marg. Einfügungen und Korr.); ÜS: Instruction, wes von wegen des wolgebornen hern, H. Wilhelms Gf. zu Nassaw, Catzenelenpogen etc., meines gnedigen hern1, der hochgelert Georgius [!] von Nallingen, der rechten licentiat, neben der instruction, so ime hiebevor durch meine gnedige herren, die graven, zu Hoest uff den 7. Novembris anno etc. 42 jungst verschienen in gemein ist zugestelt [Nr. 68c], in nachvertzeichneten puncten und articuln uf dem itzigen reichstag zu Nurnberg sich sonderlich halten soll.

Und erstlich, so im reichsratt uberlufferung der kreißtruhen halben, das dieselben verglichen und die vermuglichen den unvermuglichen zu hulf und statten khomen und die, so noch nit geluffert, uberschickt werden solten, handelung furfallen wurden etc., soll gemelter licentiat von wolgedachts meins gnedigen hern wegen mit entschuldigung antzeigen, das sein Gn. ire truhen, uß ursachen das sie in den nidderlendischen-reinischen-westphalischen kreis gehörig, in welchem kein kreißtruhen verordnet worden sey, nit uberluffert hab. Sein Gn. haben aber ir ufferlegt kriegßvolck in diesem verschienen turckentzugk selbst erhalten und wes an uffgehabenen steurgelt noch uberig seien, sein Gn. an die ort, dahin sie von gemeinen reichsstenden dasselbig zu luffern bescheiden werden, zu erlegen und in demselben dem reichsabscheid als der gehorsam zu geleben gutwillig. Doch soll gemelter licentiat fur das erst vleissige erfarung und erkhundigung haben, wie es andere churfursten, fursten, graven und hern, so nit in den nidderlendischen-reynischen-westphalischen kreis gehoren und doch ire gelt in verordnete gemeine kreißtruhen nit uberluffert, sonder ir volck fur sich selbst verlegt und noch etlich gelt uber haben, in diesem fall halten, thun und lassen werden. Und wes gemelter licentiat also erfaren wurt, dasselbig soll er zum allerfurderlichsten wolbemelten meinen gnedigen hern ghen Hanaw verstendigen, seiner Gn. ferner bescheid und bevelchs darin und dernhalb zu gewarten.

Zum andern die neue und kunftige reichsanlage belangen, soll gemelter licentiat von wolgedachts meins gnedigen hern wegen im selben, wes gemeine stende und der merer theil derselben bewilligen werden, auch annemen.

Zum dritten, so ein kunftige anlage bewilligt und im reichsratt der merer theil der stende dahyn willigen wurden, das in derselben anlage ein jeder standt in seinem kreis seine eigen truhen haben, darin desselben standts gemeiner pfenning geschut und geluffert, ir kriegsvolck davon, soferr es reicht, erhalten und, da sie eilent by den andern vermoglichen kreißtruhen vermoge des speyrischen reichsabscheids erstatt werden, soll gemelter licentiat dasselbig von wolgedachts meins gnedigen hern wegen auch willigen und annemen, doch in alleweg, so derhalb zwuschen den protestirenden und nitprotestirenden trennung furfallen wurden, sein Gn. desselbigen furderlich zu verstendigen, ferners bescheidts deshalben zu gewarten.

Zum vierten soll gemelter licentiat sonderlich anhalten, das die geistlichen an denen orten, da sie wonen und gesessen, von allen iren guttern, sie liegen unter wem sie wollen, ire anlage erlegen und von niemant dernhalb gehindert werden sollen.

Zum funften soll gedachter licentiat die ursachen, warumb mein gnediger her sich in des Reichs anschlag zu hoch belegt sein beschwert, des niderlendischen-reinischen-westphalischen kreiß verordenten, oder wie sichs sunst gepuren will, furbringen laut instruction, so ime dernhalb hiemit zukhumpt2. Doch soll er mit anbringung desselbigen nit eylen, sonder zuvor woll acht nemen, wie sich die sachen uff anderer stende anbringen irer beschwernus halben zutragen wolle, sich darnach desto gefaster zu machen. Und wes sich also yederzeit begeben wurde, soll er wolgedachtem meinem gnedigen hern zeitlich zu wissen thun.

Zum sechsten, nachdem auch wolbemelter mein gnediger her den vierten monat in vergangener eylender turckenhulf, zu Regenspurg [1541] verordnet, erlegt und zu Speir vertrostung beschehen, das derselb viert monat denjhenen, so inen erlegt haben, widder erstatt werden, soll der licentiat von wolbemelts meins gnedigen hern wegen darumb anhalten, das derselbig seinen Gn. widder erstatt oder in nechster anlag abgetzogen werde.

Zum siebenden, nachdem wolgedachter mein gnediger herr in den nidderlendischen-reinischen-westphalischen kreiß gehorig, soll vilbemelter licentiat, so uff itzigem reichstag zu Nurmberg sondere kreißberuffung gehalten wurden, in desselben kreiß versamlung erscheinen und sich obgemelter articul halben, wie in denselben verleibt, in der umbfrag vernemen lassen und halten. Damit der licentiat sich desto geschickter in gemeltem niderlendischen kreis zu halten wisse, schicket man ime gemelts niderlendischen kreis abscheit, den 15. Maij anno etc. 42 zu Essen genomen3, copey hiemyt zu.

Zum achten, so sich im reichsratt der visitation und reformation camergerichts, bestendigen fridens, auch anderer sachen halben zwuschen den reichsstenden, protestirenden und nitprotestirenden, trennung zutragen wurden, soll gemelter licentiat sich keinem theil anhengig machen, sonder wolbemelten meinen gnedigen herrn aller sachen mit iren umbstenden grundlich zuvor berichten und zuschreiben, ferners seiner Gn. bescheidts daruff haben zu gewarten.

Zum neunten, dweil wolgedachter mein gnediger her der christlichen verstentnus verwant, soll obgemelter licentiat, so er einicher sachen halben, visitation oder reformation des camergerichts oder anders belangen, von den protestirenden stenden ersucht wurde, denselben mit fuglicher antwurt begegnen, er hab in selben sachen nit sonderlichen bevelch. So sie ime aber die und gestalt derselben entdecken wolten, wolt er dieselben wolbemeltem meinem gnedigen hern zu erkhennen geben und seiner Gn. ferner bescheid daruff begeren, welches auch gerurter licentiat, so sichs dermaß zutragen wurdt, wolgedachten meinen gnedigen hern zum allerfurderlichstem mit allen umbstenden berichten soll, weithers bevelhs von seinen Gn. dernhalb zu gewarten.

Zum letsten soll der licentiat sich in allen und jeden obgeschriebenen puncten, wie dieselb zu anfang des reichstags sich ansehen lassen, zutragen und hynußlauffen wollen, zum allervleissigsten soviel muglich erkhundigen und dieselben mit allen iren umbstenden sampt anderm, so ime yederzeit fursteen und begegnen wurt, wolgedachtem meinem gnedigen hern zu wissen thun und sunst vertrauten vleiß haben und furwenden.

Actum Dillenberg, aden 8. Decembris anno etc. 42–a.

Anmerkungen

1
Die Instruktion wurde im Auftrag Gf. Wilhelms wahrscheinlich vom Sekretär der Wetterauer Grafen in Hanau, Heinrich Steindecker, verfasst.
2
Die Instruktion Gf. Wilhelms von Nassau für eine Supplikation betr. die Ringerung der Anschläge war dem Gesandten bereits zum Nürnberger RT 1542 (RTA JR Bd. XIII, Nr. 191, S. 873f.) mitgegeben worden, kam dort jedoch nicht zur Verwendung. 1543 sollte sie den niederrheinisch-westfälischen Kreisständen vorgelegt werden (siehe Nr. 111).
3
Abschied des niederrheinisch-westfälischen Kreistages, Essen, 1542 Mai 15, in: Duisburg LAV NRW R, Niederrhein.-westfäl. Kreisarchiv IX/4, fol. 7r–11r (Kop.).
a
–aDatum korr. aus: den 4. Januarij anno etc. 43.