Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XIV. Band. Der Reichstag zu Nürnberg 1543 bearbeitet von Silvia Schweinzer-Burian, mit Vorarbeiten von Friedrich Edelmayer

Marburg StA, Hanau, 81 A 181 ½ 2, fol. 96r–98r (Kop.); ÜS fol. 96r: Instruction, wes sich unser, Hg. Ruprechts, Pfgf. bei Rein, Hg. in Bayern und Gf. zu Veldentz furmunders etc. gesanter rath und lieber getreuer Jacob Schorr [von] unser wegen in den reichsrethen und sonst itzigen nurmburgischen reichstag halten und handlen soll.

Erstlich soll er sich mit und neben andern stenden des reinischen kreiß vermoge jungsten zu Wormbs deßhalb genommen abschiedts der ringerung der anschlege [1542 Okt. 28]2, damit der reinisch kreiß beschwert, auch auß was ursachen und bewegnuß wir röm. kgl. Mt. die weither anlage nit bewilligt, zum hochsten helfen, den andern reichsstenden, auch röm. ksl. Mt. anzceigen und beclagen und sovil immer moglich daran zu sein, das solche ringerung alsbald itzigen reichstags furgenomen und nit lenger uffgeschuben werde. Und im fall solichs bei der ksl. oder kgl. Mt. und andern stenden nit gefolgt oder bewilligt, sonder wieder angestelt werden wolt, alsdan nit allein in den nechsten nurnburgischen reichsabschiedt [1542] und demselben inverleibter weither turckenhilf, sonder auch in all andere reichshandlung, sovil deren uns zuwidder sein mochten, nit (ane uns zu bringen) annemen, sonder, damit solichs dester baß erhalten werden mocht, sol er fleiß[furwenden] bei den andern stenden des reinischen kreiß und sonderlich deren, so zugleich mit der anlage beschwert, das sie solichs alles gemeinlich miteinander anzertrent furnemen und auch entlich daruf beharren.

Zum andern, wo sich zutruge, das sich die stende des reinischen kreiß in diesem fal drennen und zweyerley meynung sein wurden, sol er entlich bei denjhenigen, so bei dem wormsischen jungsten kreißabschiedt verleiben [!] und uff die ringerung treiben werden, sehen und mit denselben wie aberzelt zum fleissigsten helfen anhalten und kein weither turckische hilf bewilligen. In fall aber dieselbigen alle die ringerung fallen und sonst al [!] handlung bewilligen wurden, so soll er in diesem fall allein von unsertwegen sich protestirn, suppliciern und anzceigen, das es dieser herschaft in keinen wege treglich oder one verderben, auch von uns als furmundersch un[ver]glichen nit beschehen moge. Derhalb one zuvor seiner herschaft beschehender ringerung er nichts anzunemen oder zu bewilligen wiße.

Zum dritten soll er, was zu bedem – ehr Gottes und gleichem rechten und wolfart des Hl. Reichs und teutscher nation – dienen moge, helfen handlen und furdern und in sonderheit neben und mit andern protestirenden stenden vleißig sich halten, wie er hiebevor auch gethane, und darane sein, das die stende des Reichs in allen dingen onzertrent bei- und miteinander verpleiben, damit sie dester baß bei irem alten herkhomen und freiheitten verleiben, wie er dessen weither bericht von uns hat, und sich infals frembder nationen erweren mogen und in teutschen landen dester mehr und besserer friedt und recht erhalten werde.

Zum vierten soll unser gesanter uffm gemelten reichstage zu Nurnburg in kein weither hilf willigen oder schließen, man thu uns dan unserer itzunder in Ungern gehapten krigsvolcks furderung vermoge des speyerischen reichsabschiedts [1542] uß der gemeinen kisten entheben, oder aber thu uns ufs wenigst das uberig gelt, [das] wir in die kist erlegt, deren sommen sich in die 5.000 fl. lauft, wieder heraußgeben, die krigsleuth irer forderung damit haben zu bezalen, oder aber das uns solchs an konftiger anlage, wo anders ein anlage beschehen wurde, sovil uns zu stillung itziger unserer krigsleuth forderung uffgehen wurdt, zuvor abzciehen, dan uns sonst weither hilf nit moglich, sonder mußen vehet und feintschaft dieser forderung halben gewarten.

Zum funften soll der gesant, sobald er vermerckt, das die stende des reinischen kreiß in weither hilf ongeringert der anschlage willigen und schlissen wolten, sich unsernwegen, das uns unser krigsvolck zu erhalten nit moglich, derhalb er auch unsern weg darin nit willigen kunde, auch nit bewilligt haben wolt, beclagen. Damit man aber spuren moge, das wir gern all unsern vermugen darzu thun und je gern gehorsam erzceigen wolten, seihen wir urputtich, den gemeinen pfening vermoge des speyerischen reichsabschiedts hinfuhr zu allen und jeden anschlagen, wie die im Hl. Reich angelegt, inzubringen und an ende wir hin bescheiden werden, wieder den Turcken oder sonst zu lieffern und geprauchen zu laßen, doch mit abziehung der forderung, [so] uns wie obgemelt uff itzgehalten krigsvolck gangen were.

Zum sechsten soll der gesandt allen moglichen vleis furwenden, das die ringerung furgenomen, gemacht und nit weither furgeschoben werde.

Zum siebenden soll unser gesanter daran seyn, das die 46.000 oder 36.000 fl., wieviel dan desselbigen sein sol, so noch in der reynischen kisten uberig, under die stende wiedder ußgeteilt und eins jeden stants krigsvolck damit bezalt werden.

Anmerkungen

1
Die Instruktion wurde nach dem oberrheinischen Kreistag vom Okt. 1542 und nach Erhalt des Prorogationsschreibens Kg. Ferdinands (Nr. 3) ausgestellt.
2
In: Wiesbaden HStA, Abt. 171 R 400, fol. 120r–125r (Kop.).