Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XIV. Band. Der Reichstag zu Nürnberg 1543 bearbeitet von Silvia Schweinzer-Burian, mit Vorarbeiten von Friedrich Edelmayer

A Stettin AP, AKW Sign. 94, fol. 16r–37v (Ausf. von mehreren Händen); AS fol. 16r: Instruction der reichshandtlung zu Nurmbergk. ÜS fol. 17r: Unser von Gotts gnaden Barnim und Philips [...] instruction a- zu ausrichtung–adeß bevhels, so wir den hochgelarten und erbaren, unsern rethen und lieben getreuen, Jacobo Philippo Oßler, der rechte doctor, und b Jacob Citzewitzen–b, in besuechung dißes vorstehendes, auf den 14. Decembris schirest ausgeschriebens und antzufahents reychstags zu Nurmberg zu halten, gegeben und gethan.

B Stettin AP, AKS I/114, S. 385–415 (Reinkonz., ursprüngl. für RT Nürnberg 1542).

C Stettin AP, AKS I/113, S. 93–126 (Kop., ursprüngl. für RT Nürnberg 1542).

Die Instruktion (A) entspricht in vielen Passagen wörtlich der für den Nürnberger Reichstag 1542 vorgesehenen Weisung (B und C)2, die nicht zur Anwendung kam, da die pommerschen Räte wegen der kurzen Dauer des Reichstags nicht in Nürnberg erschienen. Die geringfügigen Abänderungen und Ergänzungen in A tragen dem in der Zwischenzeit erfolgten Abzug des Reichsheeres aus Ungarn und dem unglücklichen Ausgang des Türkenzuges Rechnung. Außerdem wurden die Ergebnisse der Vorberatungen für den Reichstag (Nr. 63a) in die Instruktion eingearbeitet.

Wan unsere rethe gen Nurmberg kommen, so sollen sie ire mandata und bevhelichsbriefe in des Reichs oder maintzische cantzley verreychen und antzaigen, das sie unsere stadt auf dem anstehenden reychstag zu vertreten abgefertigt sein. Und wan sie zu radt befordert werden, sollen sie vleyssig aufwarten, das anbringen fleissig erwegen und irem verstandt nach dartzu rathen und vermuge irer instruction schliessen. Sie sollen auch mussiggangk und alle leichtfertigkeit meyden und unser hendel vleyssig warten.

Wiewoll disser anstehende reychstagk von vilen hochwichtigen sachen wegen beschryeben iß worden, so sollen doch unsere gesanthen wissen, das diß die furnemsten stucke seyn, nhemlich3:

[1.] cWie sich die kriegshandlung in Ungern im vorgangen zugk angelassen habe und was weyter vom zukunftigen zugk, dem erbfeyndt widerzustehen, gehandelt muchte werden–c.

[2.] Das friedt im Hl. Röm. Reich wircklich erhalten und ein gleichmessig, unparteysch recht aufgericht muge werden.

[3.] Das ein gut und gleichmessige, wirckliche ordenung durch das gantze röm. Reych teutscher nation der gulden und silbern muntz halben aufgericht werde.

[4.] Das die ubermessigen anschlege vermoge der oft beschenen vertröstung, auch gegebener abschiede gelindert werden.

[5.] Das die irrungen, szo sich ein lange zeit her zwischen etzlichen stenden von wegen der session enthalten, vermuege der oft bescheener vertrostung und zusage mugen nhumehr unverzuglich zu orterung kommen, damit dardurch die forderung der anderen gueten sachen nicht gehindert und die zeyt in der reichsversamlung nicht vorgeblich zugebracht werde.

[6.] Das auch eins itzlichen beschwerten, das der Bf. zu Cammin durch das Reich desselben gebotsbrieff genottigt und geraitzt wirt, sich von unsern landen und furstenthumben zu begeben etc. und dergleichen sachen sollen gehandelt und ferner nicht verschoben, sondern entlich entscheyden [!] werden etc.

[Ad 5.] Fur fernerm bericht sollen unsere rethe gewarnet sein, das sie unsers standes oder session negst den oder uber den, als es uns gepueret, sich nicht begeben sollen. Wollen sie auch hiemit erinnern, das unsers achtens uns die session nach Gulich gepuret. Und nachdem Wirtembergk, Hessen, Baden sich auch der session deß orts anmassen, das unsere gesanthen auf dem jungstgehaltenen reichstagk zu Speyer4 mit Wirtemberg, Hessen und Baden sich dermassen vortragen, das unsere gesandten mit inen den einen tagk umb den andern dermassen gesessen, wen[n] die unsern den obersitz gehapt, so seindt die vorigen, nemlich Wirtemberg, Hessen und Baden, under den unsern gesessen, wen[n] aber deß andern tags Wirtemberg den obersitz gehapt, seint die unsern unter allen, nemlich Wirtemberg, Hessen und Baden, gesessen. Und diß ist einen tagk umb den andern gangen. Wir lassen geschehen, das itzige unsere gesanthen ungeverlicher weyse, dermassen als vorsteth, mit den anderen sich der session halben auf dissen reychstagk vergleichen. Und nachdem wir fursten baide, ein iglicher in sonderheit, in der regierung, auch gethailten landen und leuten sitzen, so mugen wir auch ein jeglicher in sonderheit einen rath im reychsrath haben. Demnach sehen wir fur guet ahn, das unser rethe baide zugleich sitzen und, so sie daruber angesprochen wurden, das es sich nicht gepurt, werden sie es damit entschuldigen, das ein jeder von seinem heren als regierendem fursten in sonderheit abgefertigt iss.

[Ad 1.] Der erst artickel, nemlich wie die sachen der kriegshandlung sich anlassen werden, stehet darauf, ob alle und iede stende und kreyße ihre kriegsrethe, kriegsvolck und gemeinen pfenningk zu rechter zeit, gut volck, gut muntz etc., geschutz mit seiner zugehorung geschicket und was wider diejenigen, so darahn gemangelt, zu thun und zu handlen sey. Demgleichen, ob die röm. kgl. Mt. und das kunigreich Hungern ihrem bewilligen und erpieten nach, auch die bapstliche Hlt. und die ksl. Mt. in die sachen sich geschicket und, wo daran mangel sein wurde, wie bey den potentaten die erstatung oder widerbringung des mangels, auch nit allein friedt, sondern trost oder furderung bey Franckreich, Polen und den anderen christlichen konigen zu erhalten, was bis doher erlangt oder zu erlangen sey.

Item, ob die ksl. Mt. von seiner Mt. erblanden, als Burgundien, ihr gepurnuß ahn kriegsvolck und obern solden geschickt etc.

Item, ob der gewilligte gemeyn pfenning den unkosten diß kriegs nit getragen oder die verordente hulfe in Hungern nicht starck gnueg oder erschießlich gewesen, wie das gelt oder die hulf zu mheren. Ob der oberste heuptman der heuptmanschaft sich nach ausgange der monat, in seiner bestellung ausgedruckt, beschweren wurde.

Hierauf und furnemlich auf das erste stuck, nemlich ob die antzal deß kriegsvolcks in rechter zeit geschickt etc.: Sollen unsere gesanten, wans die zeit erfurdern wirt, berichten, das wir weder daus gehorsam oder bewilligung zu der leistung dißer hilf nicht verpflichtet. Dan soviel die leistung aus gehorsam beruret, ist die sach an ir selbst offenbar. Darauf ist auch durch die ksl. oder kgl. Mtt. nie gedrungen oder furderung furgenommen. Sovil aber die bewilligung beruret, ob man sagen wolte, das diße hilf erstlich zu Augspurg [1530], darnach zu Regenspurg [1532, 1541] und zum letsten auf dem reichstag zu Speyer [1542] bewilliget und das wir uns sollicher bewilligung zu halten schuldig: Darauf sollen unsere rethe berichten, das in dißen fellen, wo wir des gehorsams halben die hilf oder andere dienst zu leisten nit schuldig durch die bewilligung der mehren zu sollicher leistung nit verbunden werden, und zusetzen, das in den augsburgischen oder regenspurgischen abschiedt gewilligt, so wirdt doch in denselben abscheiden nichts entlichs verordnet. Dieselben abschiedt halten auch mehr in sich eine forma und anleitung, wie den sachen zu helfen, als eine bewilligung und beschluß, derselben zu helfen.

Im fall aber, wo ichts beschließlich in denselben abscheiden gehandelt, so ist doch sollichs alles auf condition geschehen, nemblich wo fried und recht im Reiche sein wurde, wo die fremden potentaten ausserhalben der teutschen nation, als Franckreich, Polen, Engelande etc., bapst etc., auch die ksl. Mt., sich in die krigsubung wider den Turcken lassen wurden etc. Nachdem aber die conditiones nicht gefolget, so ist auch jederman unverpunden geplieben.

Den speyrischen abescheidt [1542] haben wir auch der eindracht [= Schäden, Unrecht] halben, so uns an dem stift Cammin bescheen, inhalt unser supplication5 und protestation6, der röm. kgl. Mt. zu Speir uberreicht, nicht ahngenommen–d.

Gleichwol haben wir aus freyem willen und guter, freywilliger, unvorbintlicher furderung der reichshulf zu Speyr beschlossen, doch on ratification des speyrischen abschiets, als wir dan auch davon in unserm schreiben an den obersten feltheuptman und den obersechsischen kriegsradth geschrieben und protestiret, am 3. tage Junij negstvorgangen 204 pferde guter rustung, ein fenlin knecht mit einer halben schlangen sampt ihrer zugehorung an den obersten reichsfelthauptman und die antzal der besoldung, so vermuge der leuth, die uns angelegt, auf die hohen empter drey monat langk lauffen wirt, an den obersechsischen kriegsradth abgefertigt.

Demgleichen haben wir auch den gemeynen pfennig unser lande und hertzogthumb zusamenbringen und, was fur unser person dartzu zu erlegen gepurt, erlegen lassen und vormug des Reichs abschiedt zu Wittembergke anbieten lassen. Weil aber doselbst keyn kreißkasten aus mangel, wie ihm zerbstischen abschiedt [1542 Mai 22] vorleibt, vorordnet, haben wir gleichwol unser kriegsvolck biß zu ende des kriegs nicht mit ringer beschwerung in Hungern underhalten. Und ob wir hiemit fast alles geleistet, das uns in dem speyrischen abschiedt vor unser person auferlegt, so bestehen wir nochmaln dobey, das wir in den speyrischen abschiedt dadurch nicht wollen gewilligt oder denselben ratificiret haben.

Und sollen unsere gesandten wissen, das wir dissen vortheil an der nitbewilligung des speyrischen abschiedts haben: Erstlich, wo man sagen wolt, wir hetten die drey monat unser kriegsvolck anders oder hoher, als in dem speyrischen abschiede ausgetruckt, bestellet, dasselb oder unsern gemeynen pfennig nicht zu rechter zeit geschicket, und das wir derhalben erstatung thun oder in die censuren solten erkleret werden, dises, wiewol dasselbig wenig fhar hat, auch wenig chur- oder fursten sein werden, die so vleissiglich als wir in dise sache sych geschicket, so were es gleich neben der weiten abgelegenheit des wegs, dermassen als das Reich vorordnet, unser antzal kriegsvolck nit schicken mugen, auch domit zu entschuldigen, das wir den speyrischen abschiedt nicht angenhomen.

Ferrer, wo ein grosserer unkost, als der gemein pfennig ertragen mag, auf das kriegsvolck oder auf den krieg oder hulf des Reichs gelauffen oder lauffen wurde, das wir das rest solchs unkostens mitzutragen vor unsere rata nit schuldig. Wurde man auch darauf radtschlagen, das etliche Kff., Ff. oder stende gar nicht geschicket oder sych ihrer bewilligung nit gehalten, wie dieselben zum gehorsam zu bringen oder was straf denselben anzulegen, das sollen unsere gesandten, nachdem wir in den abschiedt nicht gewilligt, dem Reich heymstellen. Idoch das man der grossen hause Meintz, Burgundi und ander so wenig als der andern Kff., Ff. oder stende vorschone.

fNachdem das deutsche kriegsvolck den abzugk aus Hungern genomen oder zertrennet, auch in dem sommerleger gar nichts geschaffet und nun abermals uf das ander jar, so im falh der not bewilligt, gedrungen wurde, so must man erstlich den falh der not wol erwegen. Dan ob man ihm vorschienen jar viel von der not und grosser rustung und antzug des feints von vieler gewisser kuntschaft in der reichsvorsamlung meldung gethan, so hats doch die that und zeit erkleret, das furangeregt kuntschaft unrecht gewest. Und wo nun abermals aus gleicher unrechten kuntschaften ein not solt gemacht und das Reich uf vorgeblichen unkosten gefhuret, dodurch wurde die deutsche nation erschepft und der gemein man des gemeynen pfennigs uberdrussig gemacht. Dorumb mug man vleissig des acht haben, wo man von der not sagen wurde, das dieselb warhaftig und vorhanden sey.

Wo aber die warhaftige, unvormeidtliche not oder ein gute, starcke hofnung uf gute und vheste ursachen gestellet, die schlosser und stedte Offen und Pesth zu erobern furstunde und in gemeynem reichsradth durch Kff., Ff. und stende ein neue expedition wieder den feindt beschlossen wurde, sollen unsere gesandten in dieselbe expedition nit anders bewilligen als uf nachvolgende condition:

[Ad 2.] Das friedt und recht, wie in den vorigen reichstagen gehandelt, im Reich erhalten werde. Und nachdem durch die declaration des landtfriedts, auch regenspurgischen und speyrischen abschiets dise punkte auch uf die vortrostung der röm. ksl. und kgl. Mtt. entlich nit abgeholfen, dan was in derselben declaration enthalten, ist - sonderlich soviel die reformation des chamergerichts belanget - in das wergk nicht gebracht, hirumb so mus man fur ferner handlung der expedition die vorgedachten punct friedt und rechts volnkomlich ins wergk bringen und ein part gegen das ander den friedt gnugsamlich vorsychern. Und ist villeicht nit gnugsam, das dise vorsycherung, wie vorhin gescheen, durch die vortrostung oder zusage der röm. kgl. Mt. gethan oder befestigt werde, sondern das alle stende, Kff., Ff. und andre etc., des alles durch eynen gemeynen abschiedt sich verwilligen und verpflichten. Ja, es ist auch notig, das zwischen den evangelischen eins-, Hg. Heinrichs zu Braunschweig und dem kegenbundt anderstheils der friede hin und wieder verburget wurde. Und were zu erhaltung des friedts fast dienstlich, wo man die braunschweigische sache durch gutliche wege vortragen und hinlegen mochte, dan ob dieselbe zum anstant konte gebracht werden, so bleibt gleichwol die bitterkeit, gegenwertige und zukunftige sorge und fhar in den hertzen der partheien, dadurch dan viel guter sachen und die furderung der expedition wieder den Turcken verhindert wirt.

Wo dise erste condition nit zu erhalten, so wissen wir in die kunftige expedition auch nit zu bewilligen, dan man het sych aus derselben nit viel groserer frucht oder nutzes als aus der vorgangenen zu verhoffen, darumb das man, als auch furhin gescheen, aus mangel rechter, treulicher zuversycht zur fassung eins rechtschaffenen kriegsregiements nit gekomen oder nit komen mag.

[Ad 1.] Das die röm. ksl. Mt. als ein haupt der deutschen nation und des Hl. Röm. Reichs in disen furstehenden schweren sachen, daran alle wolfart des Reichs, auch erhaltung der christlichen religion gelegen, in eigner person und, wie ihrer ksl. Mt. geburet, zu rechter zeit in dise expedition sych begebe, derselben sych annheme und die ins wergk bringe. Dan nachdem do viel angelegen, das in allen grossen gescheften das heupt, von Got vorordnet, vorhanden sey, so gepurt sychs doch furnemlich in disem falh, do von wegen des gantzen christenthumbs und der gantzen deutschen nation und von derselben ehre, rhum, christliche religion und alle wolfart gehandelt wirt, das heupt vorhanden sey. Was vor furhinderung und unfall es gebracht, das man in der expedition des heupts gemangelt, hat diser negster hungerischer feltzugk [1542] und ende desselben gnugsamlich erkleret.

Wie auch zu Regenspurg [1541] vorsehen, das die bapstliche Hlt., Franckreich und andere nation zu vorgemelter expedition bewogen und vermocht werden, und das bey der röm. ksl. Mt. erhalten, [aus] den kriegen oder vheden und feintschaft mit Franckreich, Gulich, Denmargken und andern potentaten etc. in anstandt und friedt sych zu begeben.

Das die röm. kgl. Mt. erklerung thu, wieviel [sie] zu roß, fuß, artolorei, schiffung etc. von irer konigreich und erblichen landen und leut wegen zu dem furstehenden zugk wieder den Turcken zu bringen willens. Welchermassen sie auch die vorsehung der providant fur gut ansycht und dieselb bestelt hab oder zu bestellen willens. Das des konigs rustung fur dem antzuge und ob sych die sachen dermassen erhalten besychtigung furgenomen werde.

Das ane vortzugk ein antzal der erfarensten kriegsleute aus allen stenden aus der deutschen und anderer nation zusamengebracht und denselben bevolhen werde, ein rechtsschaffen kriegsregiment zu fassen, auch berumbte, ehrliche, alte obersten und rethe des kriegs, geubt den krieg zu fhuren, zu erwelen und dem Reich namhaftig zu machen, vorordent werde. Dan was grosere schade dem Reich daraus entstanden, das die negste [= letzte] expedition so reiflich und mit dem radth und bescheydenheit, als sych gepuret, nit gefasset oder vorordent, empfindet man itzt mit grosem nachteil und clagen. In der fassung des kriegsregiments wirt man der antzal des kriegsvolcks, der artelerei und anderer einrustung, auch der vorordenung der obersten und durch was wege das kriegsvolck aufzuscheinen und welcher gestalt und masen es zusamen uf den musterplatz zu bringen, auch was einem itzlichen seinem ampt und gelegenheit nach zur besoldung fur schadenstandt, an- und abzugk zu geben und wie lange man das kriegsvolck zu underhalten sych vorgleichen. Dahin wollen wir die furderung dises puncts vorwiesen haben, idoch mit dermassen, wo man, als biß doher gescheen, auß eynem iglichen kreis oder orte eins iglichen anschlage nach kriegsvolck aus radth des außschus schicken solt, das uns viel gelegener, unsere hulfe an eytel reysygen oder reutern zu schicken und die antzal der besoldungen, domit das fußvolck zu vorsehen, an eyn antzal der reuter, so damit zu erhalten, gewandt wurde. Hie mus man aber gedencken, das mit dreu [= drei] knechts besoldungen eynen reysigen nit zu erhalten, und das darumb in disem wechsel, reuter gegen das fußvolck zu schicken, ein geburliche gleicheit der besoldung gemacht wirt.

Wan nun das regiment verfasset, so wirt eynem gemeynen reichsradth anliegen, die wege zu suchen, dodurch das gelt und andere reitschaft, domit das kriegsvolck zu besolden und zu vorsehen, zu wege zu bringen. Wolte man nun die vorige speyrische forma, den gemeynen pfennig zu reichen, volgen und denselben in kreiskasten bringen etc., mocht nicht ungelegen sein. Daran aber ist diser mangel, das man des vormugens der deutschen nation, nachdem die vorige forma zur exequution nit gebracht, kein eigentliche wissenschaft hat. Solt man nun die hindersassen im Reich mit hohern tributen, als die ehaft erfurdert, beschweren, das were unrecht, mocht auch villeicht nicht zu erhalten sein. Solt man auch den unkost des kriegs durch die erlegung des gemeynen pfennigs nit ertragen mugen, das wurde der sachen zerruttung bringen. Datzu ists ein fast ergerliche sache, das viel Kff., Ff. und stende sych geweigert, iren gemeynen pfennig in den kreißkasten zu bringen, auch viel ihr antzal kriegsvolck nit geschickt. Und wo solcher ungehorsam solt ungestraft bleiben, mochte man nit verhoffen, das die furstehende expedition volnkomlich ins wergk zu bringen. Wolte man auch die straf furnhemen, so wirt das ungehorsam theil das grosest sein, und wie es sych des gehorsams also auch der straf widern, und also ein theil gegen das ander sych erheben und die sachen zu inheymischen zanck und kriege richten. Und ist gleichwol dem gehorsamen unleidtlich, das die ungehorsamen sollen straflos gelassen werden. Und dises orts mochten unsere gesandten wol einfhuren, ob uns allerlei eintracht [= Schaden] vom Reich durch die entziehung des bischofthumbs zu Camyn bescheen und unsere beschwer uns allein nit vorlassen, sondern auch nit gehoret und fursetzlich von einer zeit zur andern vorschoben werden, so haben wir gleichwol ja so vleissiglich als die furnemisten und die zum hochsten befreyhet uns unser gepurnus in der vergangen expedition ertzeigt. Wan aber unser nachtbarschaft und die andern stil sytzen, was inen auferlegt, nicht thun oder reichen und wir vom Reich durch eyntracht und entziehung unser regalien, wie vorgemelt, uberladen und die zeit der not, als wir dan biß doher kein trost oder furderung vom Reich gehapt, trostloß gelassen werden, wer ein ungleiche und untregliche sache.

So beschweren sych auch alle stende, die hohen und nydrigen, ires vormugens in den anlagen zu entplossen; reichen und geben dieselben blintlings. Dasselb bringt auch nit die geringste vorhinderung in disen dingen. Also ist uns viel zu hoch, wege, wie disen sachen zu helfen, zu finden. Idoch, wo gleichmessige wege in gemeinem reichsradth wurden zu underhaltung des heers gefunden und wir sehen wurden, das man denselben einhelliglich volgen und dieselben ins wergk bringen wurden, die ungleicheit der ubermessigen anschlege, domit wir beschweret, verglichen und der eintracht des bischofthumbs halben erlassen und wirckliche ordnung der muntz gemacht, seint wir auch willens, uns den andern stenden gleichmessiglich zu ertzeigen.

Wo auch in gemeynem radth befunden, das man des unkostens und betagter schulde, so uf die negste expedition gelauffen, fur der handlung der furstehenden expedition vorgleichen solt und das man derhalben zu neuen anlagen schreyten wolte etc., sollen unsere gesandten darob halten, das wir uns zu der vorigen expedition nicht bewilligt und gleichwol unbeschwert sein, die antzal unsers kriegsvolcks der ordnung nach, als die bestellung im Reich gefasset, zufrieden zu stellen, und das wir [uns] daruber in neue anlagen zu bezalung der vorschienen expedition etc. nit einzulassen wissen. Wo aber schulde vorhanden weren, die mag das Reich bey den ungehorsamen, so gar nichts geschickt oder biß zum abzugk die iren do nit erhalten, suchen und dises orts erholen. Das wir erbuttig gewest, unsere anlagen in den kreißkasten vorlievern zu lassen. Wir seint auch numher, uns [in] die vorgangen expedition ferner als gethan keinswegs einzulassen willens.

So man ein andern weg des kriegs wieder den Turcken beradtschlagen und darauf beschliessen wurde, nemlich das ksl. Mt. selbs, die fursten und andere stende eigner person ziehen, die hulfe austheilen wolte, so sollen die gesandten, was die gemeinen reichsstende, vornemlich die einungsvorwanten, schliessen werden, auch mit bewilligen, idoch das die vorigen taxa und anschlag gelindert, der Bf. und stift zu Camyn ausgezogen werden–f

g[Ad 2.] Und nachdem diser anhang, nemlich sofern friedt und recht im Reich erhalten, nit allein uns, sondern alle christliche eynigungsvorwanten beruret, und der lherm oder gegenwher wieder Hg. Heinrichen zu Braunschweig doher geflossen, das Hg. Heinrich den decreten, in der ksl.[RTA JR Bd. XI, Nr. 949] und kgl. declaration [RTA JR Bd. XII, Nr. 148] vorleibt, nicht pariret, so wirt, was des frieden und rechts oder weigerung obgedachter parition [= Gehorsam] halben furhanden, soviel das vorgangen vorbrechen oder kunftiglich vorfassung des rechts oder friedts belangt, durch die gemeyne eynungsvorwanten, wie biß anher gescheen, gehandelt werden mussen. Und nachdem der artickel des rechtens dorauf stehet, das die reformation des chamergerichts dermassen und weiß, als in der declaration ausgetruckt, sol furgenhomen werden und biß anher, was solcher reformation halben gehandelt, an uns nicht gelangt, besonder biß doher vorblieben und angestellet, sollen unsere gesandten neben und mit den andern eynungsvorwanten darauf halten, das die reformation des chamergerichts ins wergk gebracht. Wo nicht, sollen sie als vorgemelt in ferner hulf oder vorstreckung oder erhoung der vorigen, auch in die underhaltung des chamergerichts nicht bewilligen–e.

Soviel aber den friedt[belangt], dorin die goßlarische acht begriffen, und die röm. kgl. und ksl. Mtt. bewilligt, die parition der declaration etc. bey Hg. Heinrichen zu Braunschweig zu erhalten, bedencken wir: Nachdem unsers achtens die gegenwher oder verfolgung wieder Hg. Heinrichen durch die oberheuptleut on besuchung der röm. kgl. Mt. und bericht Hg. Heinrichs weigerung etc und also alzu eylendt und zu schnel fur die handt genhomen, auch das wir aus der und anderen ursachen in die gegenwher oder verfolgung uns biß doher nicht gelassen und nun in der gemeynen eynungsvorsamlung in disen sachen, dieselben fur dem gemeynen Reych oder sonsten zu entschuldigen oder derhalben vorgleichung zu erhalten oder dieselben in anstandt zu tringen etc., begeben solten, mochte daraus geschopft werden, als hetten wir solche gegenwher und vorfolgung ratificiret, und das wir dieselb vormug solcher ratification mit zum ende zu fhuren, unkosten und fhar derhalben mitzutragen schuldig sein sollten. Sollen unsere gesandten diß puncts halben in gemeiner eynungsvorsamlung, idoch on anzeygen furgemelter ursachen, berichten, das sie von uns diser ding keynen besondern bevelh empfangen.

[Ad 3.] Soviel den dritten artickel beruret, nemlich ein gut und gleichmessige, wirckliche ordnung durch das gantze Röm. Reich deutscher nation der gulden und silbern muntz halben aufzurichten, sollen unsere gesandten berichten, wo kein ordnung der muntz halben etc. gemacht wurde, das wir auß unsern landen und furstenthumben hinferner die turckenhulf oder auch ander reichsburden und dienst nicht leisten mugen, diser ursach, das auch die muntz, so valvasirt, in unsern landen nit ferrer, sonderlich solch ein last als die turckenhulf zu tragen, wirt zu bekomen sein. Das auch, wan albereit die muntz, so valvasiret hoder der, so valvasieret,–hgemeß, bey uns zu bekomen, so stunde gleichwol dem Hl. Reich darauf groser mercklicher schade, dan des mangels guter muntz halben gehet dem Reich in disen orten als der vierde theil der wirde des gemeynen pfennigs ab. Dan wo ein gute und eynhellige muntz durch das gemein Reich gehen wurde, so wurden wir und andere unser guter, einkomen etc. nach der antzal der guten gulden oder margk, schocken oder pfunden anschlagen, als wir itzunt unser guter nach der antzal der geringen muntz anschlahen. In gleichnus, was wir itzt uf 100 fl. boser muntz anschlahen, wurden wir ebensowol uf 100 fl. guter muntz, wan dieselb in unsern landen gangbar were, anschlahen und rechnen und den gemeynen pfennig solchem anschlage nach reichen und geben. Also bringt nit allein not, sondern auch der nutz und best des Reichs, furnemlich in reichung des gemeynen pfennigs, das ein ordnung der muntz halben gemacht werde.

Die Edikte zur Valvation7der Münzen werden im Reich, in Böhmen, Ungarn und den österreichischen Erblanden nicht öffentlich angeschlagen und die Untertanen weigern sich, diesen Edikten Folge zu leisten, weshalb ein großer Schaden für das Kriegsvolk entsteht, das mit ungleichen Münzen bezahlt wird8. Die Valvation ist folglich kein gangbarer Weg zur Münzverbesserung. Das ursprünglich in der Hand der römischen Kaiser befindliche Münzregal gelangte im Laufe der Zeit durch Belehnung an unterschiedliche Personen und wurde missbraucht. Dasselb regal mag und kan auch bey so vielen personen, als es itzt ist, on betrug und in guter einhelliger ordnung durch das gantze Reich nit sein, das weiset die erfarung. So ist es auch unmuglich, das man durch gesetz oder ordnung in solchem grosen reich, als das deutsche ist, der unrichtigkeit und abfal disfals furkomen konte. Und hierin haben die alten bedechtiglich diß stuck ein regale genennet, der ursachen, das es allein bey dem obersten keyser oder kunige des Reichs sein sol oder mag. Die Hgg. von Pommern sind im Besitz des Münzregals und erklären sich bereit, falls die anderen Münzherren ebenso handeln, bis zu 40 Jahre lang auf ihr Münzregal zu verzichten, damit der Kaiser durch entsprechende Verfügungen in den Kreisen der Münzverschlechterung entgegen wirken könne. Alle für das ganze Reich gültigen Beschlüsse zur Münzreform sollen die Gesandten annehmen.

[Ad 4., 5., 6.] Betr. die Ringerung der Anschläge und die Reichsstandschaft des Bistums Cammin9: Die Gesandten sollen die auf dem Speyerer Reichstag 1542 vorgebrachten Supplikationen10abermals überreichen. Falls ihrem Ersuchen betr. die Anschläge und den Konflikt um das Bistum Cammin nicht stattgegeben wird, sollen sie keine weiteren Anlagen bewilligen.

Betr. den Konflikt um geistliche Güter auf Rügen mit dem Kg. von Dänemark, der die Rechte des Bf. von Roeskilde11missachtet und die Gefälle der geistlichen Güter beansprucht, in meynung, sych neben uns in das furstenthumb Rugen zu setzen und die gerechtigkeit, so der Bf. zu Rothschilde [= Roeskilde] von dem Hl. Röm. Reich und uns gehapt, an das denische reich zu bringen willens und derhalben den unsern die handtirung in Denmargken vorsperret, hemmet und beschweret: Sollen unsere gesandten, wie desselben ein supplication gefasset, uberreichen und dorauf beym Reich umb radth, hulf und trost oder defension ansuchen.

Und nachdem des Kf. und Hg. Moritz zu Sachsen etc., demgleichen des Kf. zu Brandenburg, der von Anhalt und unsere rethe auf dem gehaltenem kreißtage zu Zerbst [1542 Mai 22] bewilligt und vorabschiedet, das ihre Ll. alle oder derselben gesandten in keyn ferner hulf in Hungern zu leisten willigen wollen, es were dan, das die ausgezogenen bischofthumb, so ihren Ll. oder uns oder ihren oder unsern landen gelassen oder von denselben unabgesondert pleiben, mit den besondern anlagen und reichsdiensten verlassen, auch denselben bischoffen kein standt oder session im Reych gestatet wurde: Sollen unsere gesandten bey den sechsischen, brandenburgischen und anhaldischen rethen anhalten, das sie den genomenen Zerbster abschiedt, soviel den außzugk der bischoffe belangt, eynhelliglich halten und mit unsern rethen in den sachen einer bey dem andern stehen pleiben und eyner von denselben, biß die eintracht an dem bischofthumb verlassen, nicht abweichen wollen.

[Ad 2.] Wo aber die reformation des chamergerichts nicht volgen wurde, sol mher darob gehalten werden, das das chamergericht suspendirt als recusirt werden. Wo aber die suspensio oder reformatio nicht zu erhalten, sollen die gesandten uf die recusatio nit schliessen, sonder zuruck an uns gelasen [= gelangen lassen]. Und wo das chamergericht auf disen nurmbergischen reichstag nicht wurde vormug der regenspurgischen und speyrischen declaration reformiret, sollen unsere gesandten in die vorgangen oder zukunftige underhaltung des chamergerichts nicht bewilligen, ausgenomen der eynigen anlagen auf das einige zill, zu Franckfurt anno etc. 42 zu erlegen, betaget. Dann soviel derhalben unser rata belanget, sollen unsere gesandten dieselbig, wie sie ferrer bevelh empfangen, zu Nurmbergk erlegen. [...].

Anmerkungen

1
Datierung aus A.
a
–aA om.
b
–bIn B korr. aus: Moritz Damitzen. Er war für den Nürnberger RT 1542 ursprünglich als Gesandter vorgesehen gewesen.
2
B: datum Ukermunde, 1542 am Donnerstag nach Assumptionis Mariae (Aug. 17); C: nicht datiert.
3
Die folgende Nummerierung wurde zur inhaltlichen Gliederung der umfangreichen Instruktion eingeführt und entspricht nicht der inkonsequenten Nummerierung der Vorlage.
c
–cIn BC: Aufzusehen wie die kriegshandlung, so zukunftiglich in Hungern, widerumb verordent und vor die handt genommen werden soll.
4
Siehe die Eingabe der pommerschen Gesandten an Kg. Ferdinand wegen der Session im Fürstenrat, Speyer, 1542 Febr. 18, in: RTA JR Bd. XII, Nr. 240a, S. 1077f.
d
–dAus BC erg., in A fehlen zwei Seiten.
5
Siehe RTA JR Bd. XII, Nr. 240b und Nr. 245a–b.
6
Siehe RTA JR Bd. XII, Nr. 293.
e
In BC folgt danach: in den kreißkasten.
f
–fAus A, in BC findet sich ein kurzer Absatz betr. die Türkenhilfe:
g
Ab hier A wieder gleichlautend mit BC.
h
–hAus BC, A om.
7
Wertfestsetungen einheimischer und fremder Münzen in einem Währungsgebiet, die meist durch öffentlichen Anschlag publiziert wurden.
8
Auf dem RT Speyer 1542 beriet ein Münzausschuss in Zusammenhang mit der Vorbereitung des Türkenzugs und der Bezahlung des Kriegsvolks über einen Vergleich der im Reich gängigen Münzen. Siehe dazu den Münzvergleich der Kreise, Speyer, 1542 März 27, in: RTA JR Bd. XII, Nr. 82, S. 594–598, und das Münzmandat Kg. Ferdinands, Speyer, 1542 April 12, in: RTA JR Bd. XII, Nr. 93, S. 633f.
9
Von der neuerlichen Überreichung einer Supplikation betr. das Bistum Cammin an die Reichsstände nahm Jakob Zitzewitz im Laufe des RT Abstand, wie er im PS eines Schreibens an die Hgg. von Pommern am 30. März 1543 erklärte: [...] Ich kan euer fstl. Gn. untertheniger, treuer wolmeinung nicht vorhalten, das vieler chur- und fursten, auch stedte gesanten treulich geraten haben, mit anforderung der caminschen sachen, weil der bischop nicht schickte, gemach zu thun und mit dem bischop handelen, das er nicht schickte und seine gepurnuß in euer fstl. Gn. chamer reichte und alßo in eurer fstl. Gn. anslagh gezogen wurde. Und szo er daruber an dem chamergericht oder sunst gefordert wurde, das euer fstl. Gn. in da vortrieten, dan Osterreich und viel andere ziehen in ire anslege die bischop und prelaten, szo von alters im Reich session und stimmen gehabt und noch haben. Von deswegen und auch sunst auß allerley anderen bedencken habe ich den stenden die supplication nicht ubergeben, sunder alleine der kgl. Mt. Habe aber in gemeinem rath zu meher malen der sachen gedacht und summarie den grundt euer fstl. Gn. gerechtigkeit erzellet. In: Stettin AP, AKW Sign. 95, fol. 60r–62v, hier PS fol. 61r (Ausf. v.d.Hd. Zitzewitz’).
10
Siehe RTA JR Bd. XII, Nr. 240, Nr. 245a–b.
11
Um die Rechte an den geistlichen Gütern des Bf. von Roeskilde auf Rügen entstand nach Einführung der Reformation durch die Hgg. von Pommern 1534/1535 ein Konflikt mit dem Kg. von Dänemark. Hg. Philipp I. von Pommern beschlagnahmte Güter und Gefälle des Bf. von Roeskilde gegen den Willen Kg. Christians III. von Dänemark, der sich weigerte, das Eigentumsrecht der pommerschen Herzöge an den Roeskilder Güter und Gefällen anzuerkennen. Er reagierte im Mai 1538 mit der Beschlagnahme pommerscher Schiffe, die auf der Fahrt nach Holland unterwegs waren, woraus sich ein Handelskrieg entwickelte (siehe Nr. 286, Anm. 4). In diesem Konflikt wandten sich die pommerschen Gesandten auf mehreren Schmalkaldischen Bundestagen an die Bundesmitglieder um Hilfe. Siehe dazu Kap. VIII.D.2, Nr. 286–293 (dort auch weiterführende Literaturangaben).