Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XIV. Band. Der Reichstag zu Nürnberg 1543 bearbeitet von Silvia Schweinzer-Burian, mit Vorarbeiten von Friedrich Edelmayer

A Basel UB, C VIa 51, S. 739–747 (Kop.).

B Basel UB, C VIa 51, S. 483–486 (Kop.); ÜS S. 483: Propositio Sabaudiae ducis nomine imperii statibus comitiis Norinbergensibus 43. anno habitis facta.

Auf dem Speyerer Reichstag 1542 bezahlten die savoyischen Gesandten2die von den Reichsständen auferlegte Türkenhilfe für drei Monate in Höhe von 1875 Coronaten im Namen des Hg. von Savoyen. Diese Summe wurde geleistet, obwohl Karl III. nicht frei über sein Herrschaftsgebiet verfügen konnte3. Bereits in Speyer wiesen die Gesandten daher darauf hin, dass im Fall einer längeren Dauer des Türkenzuges weitere Zahlungen von 600 Coronaten monatlich zu hoch seien und ersuchten um Ringerung. Im August 1542, als der letzte Reichstag in Nürnberg tagte, bedrohten französische Truppen auf dem Weg nach Italien neuerlich das Herrschaftsgebiet des Hg. von Savoyen. Der ksl. Gouverneur von Mailand, Alfonso d’Avalos, Marchese del Vasto, warnte den Herzog vor den französischen Angriffsplänen auf Nizza. Da der Herzog Nizza – nicht zuletzt im Interesse des Hl. Röm. Reiches – gegen die Franzosen befestigen müsse, könne er nicht gleichzeitig das Geld für die Türkenhilfe aufbringen. Die Reichsstände mögen verstehen, dass der Hg. von Savoyen alle seine Kräfte gegen Frankreich bündeln müsse, da der französische König seit dem neuerlichen Ausbruch des Krieges mit dem Haus Habsburg (Juli 1542) eine große Bedrohung für Savoyen darstelle. Die Reichsstände werden gebeten, unter den geschilderten Umständen die teilweise Nichtbezahlung der Türkenhilfe 1542 und die Zahlungsunfähigkeit im Jahr 1543 zu entschuldigen. Sie mögen sich auch an die Eingaben Hg. Karls III. von Savoyen auf dem Reichstag 1541 erinnern (RTA JR Bd. XI, Nr. 297–301) und an das damalige Schreiben der Reichsstände an den franz. König (RTA JR Bd. XI, Nr. 302), das wirkungslos blieb, da die französischen Angriffe gegen Savoyen andauertena.

bMagnifice domine vicecancellarie4.

Sacri Romani imperii senatus audita atque intellecta Sabaudiae ducis suprascriptac supplicatione uno ore atque et exemptus tam a solutione eius pecuniae, quam in praeteritum solvere debuit, quam pro ea, quam alioquin ei etiam praestanda esset in sumptos mox instaurandi exercitus imperialis contra Turcam, donec is dux Sabaudiae iis calamitatibus emerserit quibus nunc opprimitur, id est donec facultates suas recuperaverit quibus illum rex iniquissime spoliavit.

Quod vero attinet ad persolvendamd eam pecuniam, quae pro annis stipendium senatorum camerae imperialis debetur, Sabaudiae dux eam quam primum se persoluturum pollicetur et plane persolvet.

[US:] Illmi Sabaudiae ducis procurator Alardetus–b.

Anmerkungen

1
Zum Datum der Verlesung im Reichsrat siehe das Heilbronner Protokoll (Nr. 88) zum 4. April.
2
Dr. Johann Ulrich Zasius und Franz Porterius. Sie adressierten eine Supplikation an die Reichsstände wegen Restitution Hg. Karls III. von Savoyen, Speyer, 1542 März 26, in: RTA JR Bd. XII, Nr. 253, S. 1116f.
3
1536 hatte sich der Hg. von Savoyen vor den Angriffen des franz. Königs in die Grafschaft Nizza zurückgezogen.
a
In B ist die Supplikation von den beiden Gesandten Ludovicus Alardetus und Dr. Johann Ulrich Zasius unterzeichnet. In A fehlen die US der Gesandten.
b
–bAus A, B om.
4
Die nachfolgenden Zeilen sind an den kgl. Vizekanzler, Dr. Georg Gienger, adressiert, der über die Entscheidung der Reichsstände auf das savoyische Bittgesuch gewissermaßen offiziell informiert wird.
c
In der Vorlage: supras scripta.
d
In der Vorlage irrtümlich: persolicendam.