Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XIV. Band. Der Reichstag zu Nürnberg 1543 bearbeitet von Silvia Schweinzer-Burian, mit Vorarbeiten von Friedrich Edelmayer

Nürnberg StA, Fürstentum Ansbach, RTA 23, fol. 720r–723v (Ausf. mit Siegel).

Wir setzen in kainen zweivel, euer Ll. seyen numer von derselben rathe und potschaften von disem alhieigen reichstag erinnert und bericht, wellichermassen von den kfl. räthen, fursten und stenden und der abwesenden potschaften auf solhem alhieigen reichstag in ansehung der vorsteenden nodt wider den erbvheindt der christenhait, den Thurckhen, ain bewilligung bescheen, als nemblich 20 000 zu fueß und 4000 zu roß auf sechs monat lang zu underhalten, und das das gelt auf sollich kriegsfolck zu dreyen bestimbten termynen von allen stenden in parem geldt erlegt werden solle, wie dann solhes der reichsabschid ferrer mit sich bringt. Und wiewol sollicher reichsabschid under anderm vermag, da ain yeder standt, und sonderlich die vermuglichisten, aus christlichem guettem willen und in bedengkhung der hochsten nodt und was gemainer christenhait in diser sachen an der eyl gelegen, von stund an und alspaldt ir angepurendt gelt in dise bewilligung erlegen oder aufpringen und kainer auf den andern verziehen noch waigern sollt, damit man zu aufnemung des kriegsfolckh mit gelt gefasst und die merern paß zeitlich besetzen moge, zuvor und ehe der vheindt in das kunigreich Hungern ankhome, so bedengkhen wir doch, das sollicher der stende erlegung zu furderlicher aufnemung notturftigs kriegsfolckhs nit erwartet werden moge, die auch sich bey etlichen stenden verziehen mocht. Und derhalben die unvermeidlich notturft erfordern wolle, bei den vermuglichen und negst anrainenden stenden, darfur wir auch eur Ll. und derselben kraiß erkennten, umb furlehen oder anticipation irer hilf anzelangen.

Demnach so ersuechen wir euer Ll., freundtlich und gnedigclich begerendt, die wollen unbeschwerdt sein, nit allain iren geburenden antail in die obbestimbt bewilligt hilf des ersten, sonder auch der andern zwayer termyn in aller eyl richtig ze machen und alßpaldt zu gemainer stendt verordenten comissarien oder derselben verwalter handen under ainist [= auf einmal] zu erlegen und zu bezalen, damit wir uns aus Ytalia und von andern frembden orten, wie dann das von den reichsstenden fur muglich und erschiesslich angesehen worden, zeitlich umb kriegßvolck bewerben mugen und in sollichem – in bedengkhung, was gemainen reichsstenden, gantzer teutscher nation, auch euren Ll. selbst und deren landen und leuten daran gelegen ist – kainswegs waigern, auf das obberurte der reichsstende bewilligung zu der nutzparkait und wurckhung geraichen und khomen moge, darumb dann solh hilf von inen, den reichsstenden, notturftigklich und wol bedacht worden ist, die aber anderer gestalt ye nit volstreckht oder in das werckh gezogen werden mag, es sey dann yetzt alßbald ain vorrat mit gelt vor der hand, davon das kriegsfolckh in aller eyl bestellt und on allen verzug in die besatzungen gebracht werden mug. Dann sonst one das dise bewilligung on alle frucht, auch aller kosten und außgaben, so hinach auflauffen, gantz umbsonst und vergebens sein wurde. Und ob wir gleichwol genaigt, hierinn ain furlehen ze thuen, so seind wir doch mit sollichen schwären außgaben on das beladen, haben auch zu underhaltung des winterlegers nahend in zweymal 100 000 fl. aufgewendt und dargestreckht, daran uns von stenden noch kain erstattung gevolgt, das uns merers furzestreckhen unmuglich.

Deßhalben wir uns zu euren Ll. gantz unzweiflich versehen und vertrosten wollen, sy werden sich aus erzelten ursachen und furnemblich in erwegung des unwiderbringlichen verderbens, nachtails und schadens, so gantzer teutscher nation und gemainer christenhait, auch euren Ll. selbst und derselben landen und leuten aus der unversehenhait und wann das kriegsfolckh aus mangel des gelts nit eyllendt aufgenomen und die besatzung der befestigungen in Hungern zeitlich beschehen, ervolgen mochte, christlich und willfarlich erzaigen, beweisen und halten.

Daran werden eure Andachtena, neben dem das solhs wie oblaut euer Ll. selbst, auch deren landen und leuten zu langwieriger sicherhait, wolfart, nutz und guttem geraicht, ain loblich, gotgefellig, christlich werckh thuen und die ksl. Mt. wirdet solhs ungezweifelt gegen euren Ll. in allen gnaden und freundtschaft erkennen und bedengkhen, wie wir das gleichermassen mit gnaden und freundtschaft genaigt sein. Und begern hierauf von euren Ll. derselben willfärlichen, unabschlegigen antwurt bey disem unserm botten.

Anmerkungen

1
Eine ähnliche Bitte um Vorstreckung der drei Raten der Türkenhilfe ließ der König an Hg. Moritz von Sachsen durch seinen heimkehrenden Rat Christoph von Carlowitz übermitteln. Siehe E. Brandenburg, Politische Korrespondenz, Bd. 1, Nr. 468, Anm. 1.
a
Die Anrede Andachten ist irrtümlich; gemeint ist wohl – wie an anderen Stellen des Schreibens - Liebden.