Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XIV. Band. Der Reichstag zu Nürnberg 1543 bearbeitet von Silvia Schweinzer-Burian, mit Vorarbeiten von Friedrich Edelmayer

A Salzburg LA, Geh. Archiv IV/7, 30, unfol. (Kop.); DV: Replica der topplanlag, der röm. kgl. Mt. ubergeben.

B Salzburg LA, Geh. Archiv IV/7, 4 ad 48, unfol. (Konz. mit marg. Korr.); DV: Vertrag etlicher ertz- und bischofen. Praes. per Madrutsch 13. Aprilis.

Wölhermassen die röm., zu Hungern und Behaimb kgl. Mt., unser allergenädigister herr, auf der Ff. Saltzburg, Bamberg, Freising, Regenspurg und Passaw etc. hievor angebrachte beschwerden und beschehen underthänig ersuechen von wegen der topplanlag jungst hie derselben fursten gesandten ain vertragsschrift und nottel, so durch ir kgl. Mt. auf jungst hie gehaltenem reichßtag bewilligt worden [RTA JR Bd. XIII, Nr. 98], furhalten haben lassen, doch mit ainem zuesatz [Nr. 147], den seidheer ir Mt. zu mererer erleuterung und verhuetung weiterer und kunftiger irrung fur nothwendig bedacht, mit dem genädigisten erbieten, den hievor angebotenen vertrag inhalt solher schrift und zuesatz genädigigst einzugeen und zu verfertigen, das alles haben die angeregten fstl. gesandten in underthänigister gehorsamb vernomen. Und hetten sich zum tayl kainer änderung noch zuesatz an solher voriger hie zu Nurnberg furgeslagner vertragsnotl versehen, sonder noch vil mer verhofft, die röm kgl. Mt. solle die hochermelten fursten in erwegung irer unvermuglichait und anderer hievor furgewendten erheblichen ursachen bei deß Reichs hilf bleiben und in irer kgl. Mt. erblanden unbelegt zu lassen nit gewaigert haben. Darumb sy dan ir röm. kgl. Mt. noch aufs underthänigist ersuechen und bitten.

Wo aber ir kgl. Mt. auf obgemeltem irem jungstem furslag zu verharren bedacht wären, so geben irer kgl. Mt. die saltzburgischen, regenspurg- und passauisch gesandten disen underthängisten bericht, daß sy von iren genädigisten und genädigen herren in bevelh, die beruert vertragsnotl, wie dieselb jungst hie als obstet begriffen und furgeslagen gewesen [RTA JR Bd. XIII, Nr. 98], underthänigklich anzenemen, aber daruber und weiter zu geen noch zu bewilligen kain gwalt haben1.

Darumb an die röm. kgl. Mt. ir underthänigist bitt, den angeregten zuesatz [Nr. 147] zu begeben und es bei der vorigen notl, wie jetz gemelt, genädigist bleiben zu lassen. Soferr aber solhes bei irer kgl. Mt. auch nit erheblich, deß sy sich doch nit versehen, so haben ir kgl. Mt. allergenädigist zu erwegen, daß inen als gesandten one und ausserhalb bevelh sich in solhen zuesatz, der hievor iren fursten und herren unbewüsst, einzelassen nit gepürn will. Sy sein aber deß underthänigisten erbietens, sölhes an ire herren zu gelangen, sonder zweifl, die werden der röm. kgl. Mt. aufs furderlichist in underthäniger gehorsamb ir gelegenhait deßhalben zueschreiben. Und so dan ir fstl. Gnn. den mergemelten zuesatz auch bewilligen, so wurden sonder zweifl die röm. kgl. Mt. auf solh zueschreiben bei irer Mt. landschaften alßpald genädigist und unverzogenlich verfuegen, vermog obermelter irer kgl. Mt. angebotnen vertragsschriften ire fstl. Gnn. zu entheben. Also zu versteen, daß sich der angeboten vertrag auf die völlig beharlich turckenhilf der dreyen jar, zu Regenspurg [1541] bewilligt, erstreckhen und in wircklich volziehung gebracht werden soll. Darumb auch ir kgl. Mt. die mergemelten saltzburgisch, regenspurg- und passauisch gesandten hiemit underthänigist und gehorsamist nochmals bitten und ersuechen2.

Ob aber iren fursten und herren deß nit erfolgen solt, so haben abermals die röm. kgl. Mt. in allen genaden zu bedenckhen, daß sich ire fstl. Gnn. der hievor aufgerichten reichßabschid, auch voriger und vergangner irer kgl. Mt. genädigisten mündtlichen vertrostung und schriftlichen bewilligung und weß ir fstl. Gnn. derhalben zu billicher erstattung und enthebung zu begern befuegt, nit könten oder mochten begeben, als dan die gesandten iren fstl. Gnn. solhes hiedurch gar unbegeben, sonder hiemit bedingtlich vorbehalten haben wollen.

Sofil dan in sonderhait den confirmirten Ebf. zu Saltzburg belangt, wissen ir röm kgl. Mt. sich genädigist zu erinndern, wölher gestalt seiner fstl. Gn. gesandten jungst zu irer hieheer ankunft den mergedachten vertrag anzenemen sich underthänigist erboten, doch mit dem vorgeding und underthänigistem bitt, daß die röm kgl. Mt. all und yede pfandtung und arrest, auch in sonderhait die einziehung irer fstl. Gn. landgericht Zoll [= Zell im Pinzgau/Zell am See]3 wircklich abschaffen und derhalben ernstlich bevelh an ire landßhaubtman und verweser in Steyr, Kärndten und Crain genädigist außgeen lassen. Das wollen dieselben saltzburgischen gsandten hiemit in aller underthänigister gehorsamb erholt haben, mit gehorsamister bitt, daß dem also unverzogenlich und wirklich volziehung beschehe.

Anmerkungen

1
Die Gesandten des Ebf. von Salzburg und der Bff. von Regensburg und Passau hatten den Befehl, den Zusatz zum Vertrag nicht anzunehmen bzw. bei ihren Auftraggebern Rückfrage zu halten. Von den Gesandten der Bff. von Bamberg und Freising ist keine Reaktion auf den Vertragszusatz bekannt.
2
Die bischöflichen Gesandten drangen mit ihren Bitten bei Kg. Ferdinand nicht durch, wie die vorbereitenden Beratungen der bayerischen Kreisstände in Ingolstadt für den allgemeinen Kreistag in Passau (1543 Juni 18) dokumentieren: Auch unangesehen, daß die kgl. Mt. sich auf negstgehaltem reichstag zu Nurmberg [1543] gegen gemainen des Hl. Reichs stenden, so derhalben an ir kgl. Mt. ansuchung gethan, erpotten hat, sich mit denselben stenden der toplanlag halben dermassen zu vergleichen und zu halten, darab sy sich nit zu beschwern haben sollen, weren gemelte fursten und stende solcher untreglichen purden der toplanlag uf vilfeltig gehorsam beschehen anlangen, ersuchen und piten von ir kgl. Mt. solchs lasts nit allain nit entsetzt, sonder es werden uber [das hinaus] ir arme leuth und underthanen fengclich angenomen, ire gult, guter und herrschaften eingezogen worden. Die Doppelveranlagung der geistlichen Fürsten des bayerischen Kreises sei eine unerträgliche Belastung, weshalb diese Frage auf dem Kreistag in Passau zu behandeln sei.  Dann wo ain solchs nit beschehen, so wurde obgemelten fursten und stenden nit muglich sein, die hilfen und darlegen wider den Thurckhen im Reich und gleicher gestalt in den erblanden uber sich zu nemen und also fur und fur mit toplter anlang beschwerdt zu werden. Die bayerischen Kreisstände bekräftigen, das sy sich vor entschittung solcher toplanlag weder in die jetzig bewilligt hilf und zuzug noch khunftig ausgaben schlieslich nit einzulassen hetten. [...]. In: München HStA, Hochstift Freising, Kasten blau 200/19, unfol. (Kop.).
3
Siehe Nr.144, Anm. 9, Nr. 149, Anm. 1.