Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XIV. Band. Der Reichstag zu Nürnberg 1543 bearbeitet von Silvia Schweinzer-Burian, mit Vorarbeiten von Friedrich Edelmayer
Wien HHStA, RK RA i.g. 13f/Konv. 2, fol. 26r–38r (Konz.); ÜS fol. 26r: Des ausschoß bedencken uff die antwort, so die kgl. Mt. und die ksl. commissarien disen stenden uf den 16. Februarij anno etc. 43 gegeben und uberantworten hat lassen1.
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Daruf sollen dise stende fur ir antwort antzeigen: Ir kgl. Mt. und die ksl. commissarien hetten aus irer nehst ubergebener supplication vermerckt, das es eben auch diser stende clag und beschwerung were, das solchen reichshandelungen, ordenungen, abschiden, fridstant, jussion und bevelch gehorsamlich nit nachgangen und gelebt und daher nachteilige weiterung im Hl. Reich het mussen ervolgen.
Dan wiewoll des vergangenen 26. jars zu Speir durch gemeinen einmutigen schlus aller stende ein christlicher, gleichmessiger reichsabschiedt gemacht, dahin halten, das sich ein yder stant, sovil die religion belangt, also halten und ertzeigen mochten, wie er solchs gegen Got dem Almechtigen, der ksl. Mt. und meniglichen mit gotlicher hulf und schrift zu verantworten hofte und wiste, so were doch volgents auf dem nachgeenden reichstag, daselbst des 29. jars gehalten, ervolgt, das derselb vorergangen reichsabschidt, mit einmutiger bewilligung aller stende gemacht, a–uber dißer stendt billiche und rechtmessige widersetzung–acassirt, uffgehaben und hinweggenommen, also das dise stende aus getrungener, unvermeitlicher notturft gewissigens halber bewegt worden sein, wider solchen speirischen reichsabschidt des 29. jars tzu protestiren und an die röm. ksl. Mt. zu appelliren.
Aber unangesehen solcher irer rechtmessigen furgewanten protestation und appellation were folgents ein reichstag zu Augspurgk anno etc. 30 gehalten und daselbst ein abschidt gemacht worden, welcher reichsabschid die vorgemelt diser stende christliche leer, ceremonien und kirchenubungen verdampt, sie sampt irer religion den beschwerlichen peenen, im rechten wider die ketzer geordent, underworfen, dem cammergericht uf solche peen zu volfaren bevohlen, auch in iren eyden eingebunden, dardurch dan dise stende aus dem friden in unfriden gesetzt sein, wie dan des alles die kgl. Mt. und die ksl. comissarien aus der nehern supplication [Nr. 152] nach der lenge vernomen hetten, wilchs augspurgischen abschiedts sich dise stende beschwert befunden und gleicher gestalt dawider protestirt.
Wiewol nun die sachen tzuletzt zu dem nurnbergischen fridstant [RTA JR Bd. X, Nr. 549] und tzu einer sondern ksl. erclerung [RTA JR Bd. X, Nr. 557], in wilcher die religionsachen auch begriffen und darinnen die proceß, in religionsachen ergangen, angestelt worden, volgents uf diser stende heftig clagen, damit sie uber solchen fridstant beschwert, zu dem franckfortischen anstant [1539 April 19], darinnen gleicher gestalt die anstellung vorgemelter sachen bescheen, kommen und darunter vile ksl. und kgl. rescripta, jussion und bevelch erfolgt und ergangen sein, so habe doch die kgl. Mt. und die ksl. commissarien aus der nehern supplication die beschwerungen nach lengst vermerckt, worinnen sie uber alle solche fridstende, rescripta, abschiede, jussion und bevelch beschwert worden weren; unnot, diselben widerumb tzu ereffern [!= wiederholen]..
Aber die kgl. Mt. und die ksl. comissarien hetten sich darus gnediglich zu bescheiden, das von dem nurnbergischen fridstant an des 32. jars bis uf den reichstag des 40. [!] jars, b–zu Regenspurg–bgehalten, alwege dise clage gewes, das camerrichter und beisitzer wider solche alles ungehorsamlich gehandelt und dise stende daruber mercklich und treflich beschwert hetten. Und unangesehen das furter uf dem reichstag tzu Regenspurg die achten und processen ufgehaben und dise stende mit weiter erclerung von der röm. ksl. Mt. versehen weren, das diselben suspensionen uf die goslarische acht solt[en] verstanden werden, so hette doch Hg. Heinrich von Braunschweig denselben abschide, suspension und declaration nit parirt, sonder nichtsdesterweniger in seiner ungehorsam furgefaren, die von Goslar erbermlich und hertlich beschwert, also das man zu rettung derselben zu einer rechtmessigen defension genottrangt worden ist, wie dan solchs zu seiner zeit mit gnugsamer bewerung [= Beweisführung] ausgefuert werden solle. Dergleichen ungehorsam hat sich auch das camergericht in dem gebraucht, das sie nichtsdesterweniger gegen denen von Goslar procedirt und furtgefaren haben.
Dieweil dan Hg. Heinrich solchen reichsabschide, ksl. declaration und suspension nit gelebt, sonder thetlicherweise dargegen beschwerlich furgefaren, desgleichen auch das ksl. cammergericht nit stilgestanden, so ist aus desselben Hg. Heinrichs des camergerichts und nit aus diser stende verursachung unfriden und unruhe ervolgt. Dan weren sie solchen abschiden, declaration und suspension gehorsamlich nachgangen, so hette es zu vorgemelter rechtmessiger defension nit komen durfen. Aus wilchem die kgl. Mt. und die ksl. comissarien genediglich zu erachten haben, wilcher theil ursach zu der angetzogen unrue gegeben habe. Und ist der kgl. Mt. und den ksl. comissarien wol bewust, was dise stende ydesmals bewilligt und angenomen, das sie demselben unruhme, gehorsamlich und getreulich nachgesetzt, gehalten und voltzogen haben.
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Daruff soll die kgl. Mt. und die ksl. commissarien vernemen, daß sich dise stende hietzuvorn eines gemeinen, freyen, christlichen, unpartheyschen conciliums, in teutscher nation zu halten, darinnen der zwyspalt der religion nach Gottes wort gehandelt und geurtheilt, auch alle und sonderlich die offentliche bekannte mißbreuch reformiert, gebessert und anstatt derselben christenliche reine lehr göttlichs worts, rechtschaffner gottsdienst und kirchenübung uffgericht wurde, hertzlich erfreuet, sich auch daruff mehrmals beruffen und wider die vorigen angesatzten bäbstlichen, partheylichen concilien uß christenlichen gegrunten stattlichen ursachen protestiert und dieselben recusiert haben. Und achten noch, daß durch diß itzig, durch den pabst ußgeschriben vermeint concilium solchen irrungen nit abgeholfen, die stend auch zur einhelligkeit und entlicher vergleichung in der religion nit kommen noch daß schwer mißvertrauen gentzlich hingenomen werden möge, wie dann auch von der kgl. Mt. und andern stenden des Reichs nehermals uff dem hie gehalten reichstag selbst nit fur gut bedacht, dieweil die potentaten und häupter gegeneinander in schweren irrungen stunden, daß es itzt zeit sein sollt, ein concilium ußtzuschreiben, dess sich auch die röm. ksl. Mt. in etzlichen schriften, an den babst ußgangen, weitter erclert hette2. Und ob es aber schon itzt die recht gelegen zeit sein sollt, so were doch die malstatt auch etzwas ungelegen, dieweil diser stend theologen und gesanten sicher und one gevahr dahin nit wol komen konnten. Zudem daß auch dise stend in sollich partheylich concilium und des babsts auctorität und gewalt keinswegs uß irn vor oft dargethonen christlichen, gegrundten und stattlichen ursachen nit zu bewilligen wußten, sonder wollen ire vorige protestation, recusation und appellation des berurten päbstlichen concilii halber repetiert und wider erholt haben.
Darumb beten die stend nochmaln underthenigclich, wie dann in neher supplication [Nr. 152] auch gepetten, das der wahren christlichen leer des göttlichen worts, rechtgeschaffnem gottsdienst und kirchenübung unverhindert stattgegeben werde. Do aber sollichs nit zu erlangen, das doch die kgl. Mt. und ksl. commissarien die mittel fur die hand nemen und wurcklich vollnbringen helfen, dardurch der religion und derselben anhengigen oder darus fliessenden sachen zwischen den stenden des Reichs ein bestendiger, gemeiner frid möchte ervolgen, dess sich die reichsstende von allen theiln zugleich desselben hetten zu geprauchen und further zu gelegner zeit und zum furderlichsten zu einem gemeinen, freyen, christlichen, unpartheyschen concilium, in teutscher nation zu halten, oder nationalversamblung helfen furdern etc., inmassen dann in neherer supplication underthenigclich auch gepetten.
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Haben die kgl. Mt. und die commissarien oben nach lengs gehört, welcher gestalt dise stend sampt irer religion durch den augspurgischen abschid [1530] und wormbisch edict [1521] uß dem gemeinen landtfriden gesetzt, mit oder one recht gegen inen zu handeln, dardurch sie dann also im Reich recht- und fridloß worden, und daß inen auch alle und ide ergangne fridständ, rescripta, jussion und bevelch gantz nichtzit nutz geweßt, dieweil doch cammerrichter und beysitzer über dieselben, dergleichen auch uber die ksl. declaration [RTA JR Bd. XI, Nr. 949], kgl. Mt. urkund [RTA JR Bd. XII, Nr. 148] und suspensionen von wegen geenderter ceremonien, auch der geistlichen guetter, die sie zu christenlichem besserm brauch verwendt hetten, stracks procediert und dise stend derhalben in die acht erkannt und gesprochen hetten.
Und wissen sich dise stend nit zu erinnern, daß sie einichen stand uber solche fridständ turbiert und ires inhabens one vorgehende rechtliche erkanntnus entsetzt und spoliirt, auch also zu unrhue und unfriden ursach geben haben. Werden aber dieselben klerlich dargethon, so sein dise stend erpietens, irn bericht verner daruff zu geben, das menigclich ir unschuld spuren und vernemen soll.
Wie geneigt aber etliche von den andern stenden zu disem friden geweßt und wie fridlich sich dieselben allenthalben erzeigt haben, das sein dise stend zum theil uß etzlichen schriften, in Wolffennputtel gefunden, gnugsamblich berichtet. Wann dise stend die kgl. Mt. und ksl. commissarien mit viln worten möchten bekumern, so were sollichs weitter und notturftigclichen ußzufuhrn, darus die kgl. Mt. und die commissarien zu vernemen, daß dise klag disen stenden unbillich mit keinen schulden zugelegt wurde.
Das es dann die kgl. Mt. und die ksl. comissarien dafur achten, daß an der versehung eines bestendigen fridens, wo demselben seins inhalts mehr nachgegangen und gelept und kein abgang oder mangel sein sollt, do aber die kgl. Mt. und die commissarien einichs geprechens oder mangels sollichs fridstands halben erinnert, daß ir Mt. und sie in denselbigen geprechen und mängeln einsehung und besserung thun wollten.
Bedancken sich dise stend sollichs gnedigsten und gnedigen erpietens gantz underthenigclich, achten aber gleichwol one not sein, in specie die mängel und beschwerden dartzuthun, dero sich dise stend uff viln gehaltnen tägen beclagt, zudem daß auch ettliche derselben mängel und geprechen in der nehern supplication erregt und also laut und underschidlich dargethon worden ist, welchermassen sie uber alle gemachte fridständ, abschid, rescripta, verträg, jussion, auch ksl. declaration, der kgl. Mt. und der ksl. comissarien gegeben urkunth beschwert und welchermassen gegen inen uff die acht procediert, darin dann auch etliche derselben gesprochen und erkannt worden sein.
Und damit die kgl. Mt. und die ksl. commissarien weitter vernemen, was mängel und geprechen in dem nurmbergischen, cfranckfurtischen und andern–cfridständen weren, so beten die stend underthenigclich, dasselb unbeschwert, gnedigclich und gunstlich zu vernemen.
Und erstlich, so wissen sich die kgl. Mt. und die ksl. commissarien zu erinnern, daß solliche fridständ, und sonderlich der nurmbergisch, kein lengere zeit hat dann biß zu einem kunftigen concilio oder, so das concilium nit gehalten, durch die stend in andere weg darein gesehen wurd, doher er dann also gestellt, daß er dise stend fridens halber verknupft und verbindt und hinwiderumb dem andern theil frey, unverpunden dohin steet, wann dieselben irn vortheil und occasion ersehen, daß sie solliche fridständ uffheben und den nichtig machen mögen, also daß es in irer hand steet, denselben friden in wierden zu lassen oder denselben hinweg zu nemen. Und darus können die kgl. Mt. und die ksl. commissarien leichtlich schliessen, wie bestendig ein sollicher friden zwischen beeden theiln bleiben konnde, in welchem der ein theil verstrickt und verbunden und hinwiderumb der ander frey sein sollte.
Zudem so sein solliche fridständ alle allein temporarii und uff ein zeit gestellet, dann der nurmbergisch fridstand, wie vor gehört, uff ein concilium oder biß man sich eines andern vergleichen wurde, volgends der frannckfurtisch anstand uff 6 monat, der regennspurgisch uff 1½ jar und der speyrisch fridstand 5 jar lang nach der expedition wider den Turcken uffgerichtet, doher dann solche fridständ, als uff ein zeitlang d–gestellt, das mißvertrauen abermalh nit hinweg genommen noch also bestendiger und volkomner friden ufgericht werden mag–d.
Darnach so ist auch diß nit ein geringer mangel der fridständ, daß die wort derselben verdunckelt und also disputierlich gestellt, daß ider theil denselben friden nach seinem vortheil und gelegenheit deutten und ziehen kan, also daß auch offenbar erscheint, das darinn zwyfacher verstand gesucht würdet. Dann der regennspurgisch abschidt begreift dise wort in sich, daß keiner den andern zu seiner religion „dringen, ziehen oder bewegen“e soll; item daß die visitation und reformation des cammergerichts uff die alten ergangne abschid beschehen; item daß der augspurgisch abschid bey kreften und wierden bleiben und nit uffgehaben werden soll. So sein hinwiderumb dise stende von der röm. ksl. Mt. inhalt gegebner declaration versichert, das dise wort „dringen, bewegen“ etc. disen verstand haben sollen, daß sie hinfuro keinem stand der andern religion seine underthonen abpracticirn, in schutz oder schirm nemen sollen, und ob sich sonst imands zu irer religion begeben wöllt, daß sollichs denselben unbenommen sein; item daß die visitation und reformation nit uff die alten abschide, sonder uff ir Mt. gegeben declaration geschehen; item daß der augspurgisch abschid nit statthaben soll.
Daruff und namblich uff solliche ksl. declaration dise stend den abschid und fridstand zu Regennspurg angenomen und bewilliget. Die andern aber hetten sich des abschids settigen und begnugen lassen. Dise beide weren nun einander widerwertig, dann dißtheils stende haben zu Speyr dohin getrungen und angehalten, sollichs auch durch kgl. Mt. caution und versicherung [RTA JR Bd. XII, Nr. 148] erlangt, das das cammergericht uff die ksl. declaration reformiert, visitiert und derselb verstand uff solche declaration getzogen werden solle. So haben aber die andern stende dem könig hinwiderumb ir beschwerung angezeigt, warumb die reformation und visitation nit uff die declaration, sonder vermög des abschids beschehen sollt, welche declaration sie auch nit binde oder angieng, und were res inter alios acta. Dergleichen meldet auch der speyrisch abschidt, daß derselb „zu beeden theiln“f angenomen und bewilliget sey, mit der maß, wie derselb zu Regennspurg allenthalben gegeben und angenomen etc., also daß das cammergericht visitiert und reformiert werden soll, inmassen dann die stend darein bewilligt hetten. Nun ist je offenbar, daß zweyerley bewilligung geschehen, namblich von den andern stenden uff die reichsabschid, von disen stenden aber uff die ksl. declaration und kgl. Mt. urkunth und versicherung.
Zudem sein auch dise stend berichtet, daß die andern stend zu Speyr ad acta in der meintzischen cantzley registriern lassen, wo der speyrisch abschid, auch die visitation und reformation uff die ksl. declaration sollte verstanden werden, daß sie den mitnichten angenomen haben wolten [RTA JR Bd. XII, Nr. 146–147], wie sich dann auch die kgl. Mt. nach eingenomnen diser stend bericht dahin erclert, das es den verstand uff die declaration nit haben sollt [RTA JR Bd. XII, Nr. 149], mit verwilligung, daß sie sollichs ad acta registriern lassen mochten etc.
Also ist vermutlich die visitation und reformation, g–uber das [= obwohl] sie von allen reichsstenden beschloßen und fur gutt angesehen worden–g, uß disem mißverstand verblieben und in das werck nit komen, h–der augspurgisch abschid auch in seinen kreften und wurden belyben und die ksl. declaration dißen stenden nicht nutz geweßt, dieweil–hdoch nichtzitdesterweniger die unreformierten cammerrichter und beysitzer mit geschwinden processen i–gegen dißen stenden uff den augspurgischen abschidt, daruf sie noch dis tags gelopt und geschworn sein–i, furtgefahren und sy so hoch beschwert, wie dess die kgl. Mt. und ksl. commissarien in der supplication vermerckt haben. Und konnden uß dem allem ire Mt. und die commissarien leichtlich schliessen, wo die vorigen mängel und geprechen nit abgestellt, wie bestendiger friden, ruhe und einigkeit kont ervolgen.
Und darumb were noch diser stend underthenig bitt, das die kgl. Mt. und die ksl. commissarien die mittel fur die hand nemen und in das werck bringen helfen, dardurch der religion und derselben anhengigen oder darus fliessenden sachen halb zwischen den stenden des Reichs einmal ein sollicher gemeiner, bestendiger frid möge ervolgen, deß sich ermelte reichsstend desselben von allen theiln zugleich wurcklich hetten zu geprauchen, damit das mißvertrauen, so sich nun ein lange zeit zwischen den reichsstenden erhalten, sovil muglich hingenomen werde etc.
Und ob die kgl. Mt. und die commissarien dises ires berichts und angezeigter mängl des fridens nicht gnugsam ersettigt, so weren dise stend des underthenigen erpiettens, nit allein irer kgl. Mt. und inen, den commissarien, sonder auch etzlichen andern stenden davon gnugsam bericht und ußfuhrung zu thun, damit man further umb sovil mehr zu obgemeltem bestendigen friden komen könnt.
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Daruff wußten sich die kgl. Mt. und comi[ssarien] zu erinnern, welchermassen dise stend die vorige visitation und reformation, namblich nit uff die vorigen reichsabschide, wie es von den andern stenden dafur gehalten werden will, sonder uff die ksl. gegeben declaration, auch der kgl. Mt. daruff gevolgte confirmation bewilligt. l–Und obwol dißen stenden hiebevor durch den weg der visitation und reformation hett mögen geholfen werden, dieweil aber diselben, wie sy zu Regenspurg [1541] und volgends zu Speir [1542] zugesagt und bewilligt, in wirckliche volnziehung nit komen und doch gleichwol camerrichter und beysitzer gegen disen–lstenden mit beschwerlichen processen furtgefahren und sich also understanden, dise stend auch in prophan- sowol als in religionsachen so heftig zu beschweren, daß sie uß getrungner, unvermeidlicher notturft zu furkommung des cammergerichts beschwerlichen, partheylichen processen verursacht worden, diselben cammergerichtspersonen zu recusieren, dardurch sie dann also, m–ob es schon davor nit beschehen, doch ietzt–mirritiert und verpittert worden sein, daß sie sich zu inen keines gleichen, unpartheyschen rechtens nymmer zu versehen haben. n–So haben dann die kgl. Mt. und die ksl. comissarien leichtlich zu erachten, das die sachen numalhs in dem standt nit stunde, das innen durch die visitation und reformation, wo die personen sollten beleiben, geholfen, dann es wurd nichtzitdesterweniger der abgunst, unwill und verbiterung, so diße personen ob der recusation gefaßt, allwegen in irem gemuet beleiben und durch die visitation und reformation nymer hinweggenomen, dadurch dann die stendt sich allweg der unfreuntschaft und unwillens hinfuro gegen irn personen als eines versünten feindes befarhn mueßten–n. Zudem daß dise stend dannocht auch befinden, daß dise cammergerichtspersonen zum theil wider die reichsordnung an das camergericht gesetzt und presentiert worden wern. Darumb so könnte die kgl. Mt. und die commissarien wol abnemen, ob schon die visitation und reformation vermug der ksl. declaration beschehe, das dannocht disen stenden damit nit geholfen, sonder der vorig abgunst und verbitterung bey disen personen bleiben wurde.
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So konnden auch dise stend es dahin nit versteen, daß der röm. ksl. Mt. an irer reputation und hocheit durch abschaffung diser personen verletzung beschehen sollt, dieweil sie durch ir rechtmessige recusation die rechte und wahre jurisdiction der ksl. Mt. und des Hl. Reichs in keinen weg anfechten oder angefochten haben wöllen, sonder were diser stend mangel der personen halben am bemelten cammergericht, also daß dise stend nicht an dem geordenten gericht, sondern an den personen desselben die vorgemelte beschwerungen truegen, wie man dann die ursachen des verdachts irer personen halber ußfuhrn könnte und sich auch dise stend zu demselben ad arbitros juris erpotten haben wollten. Doch so möchten dise stend biß zu ußfuhrung der sachen dise itzige personen fur richter keinswegs erleiden, o–als sy dann auch vermög der rechten, nachdem sy recusiert, kein jurisdicion hetten–o.
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p–Die kgl. Mt. und die comissarien konten auch erachten, zu was nachteil es innen gelangen wollt, do sy diße recusierten personen als richter sollten underhalten; were auch wider gemainen verstandt und billichait. Darumb dann diße stendt in underthenigkeit nochmaln bitten, solch nichtig proceß der underhaltung halb, gegen dißen stenden vermainlich furgenommen, abzuschaffen–p.
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Zweiffeln dise stend nicht, die kgl. Mt. und die commissarien hetten uß des Kf. zu Sachssen und Lgf. zu Hessen ußschreiben [RTA JR Bd. XIII, Nr. 134], q–antwurt [RTA JR Bd. XIII, Nr. 138] und irer rätht und gesanten neherm gegeben müntlichem bericht [RTA JR Bd. XIII, Nr. 135]–qvermerckt, uß was unvermeidlichen ursachen sie zu billicher, r–in recht erlaupter–rdefension, gegen Hg. Heinrichen furtzunemen, getrungen worden, s–wölh außschreiben, antwurt und beschehen muntlichen bericht die stend widerumb dis orts – die kgl. Mt. und comissarien mit langer ußfuerung nit uffzuhalten – repetiert haben wöllen, daruß dann so vil befunden, dass diße defension fur kain gewalt geacht oder gerechnet werden mag–s.
So hetten auch dise stend under eroberung Wolffennputtel vil wunderbarlicher geschwinder pratticken und anschleg und sovil befunden, daß Hg. Heinrichs furnemen gentzlich dahin gericht geweßt, dise stend zu ubertziehen, wie dann auch gewißlich, da es ime nit undernomen worden, beschehen were. Dise stend haben auch das nit gesucht, daß Hg. Heinrichen das recht sollt abgeschnitten werden, dann was sie sich hierinn erpotten, dess wußten sich die kgl. Mt. und die commissarien wol zu erinnern. Das sie aber vor disen partheylichen, verdächtigen, recusierten und erzurneten richtern zu recht steen sollten, t–das were wider gemeinen verstandt, natur und billicheit; sein auch des im rechten nit schuldig–t.
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Aber die kgl. Mt. und commissarien hetten zu erachten, die sachen wurden in der guet abgelegt oder nit, das dannocht v–die vorgepetten abschaffung–vam cammergericht beschehen mußt, w–dann do sölhs nicht beschehen und ander oder mer standt mit der acht beschwert werden sollt, so wollt disen stenden beschwerlich sein, verner oder lenger hie zu verharren, uß den ursachen, wie sie des ir kgl. Mt. nehermals auch underthänigklich bericht hetten–w.
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