Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XIV. Band. Der Reichstag zu Nürnberg 1543 bearbeitet von Silvia Schweinzer-Burian, mit Vorarbeiten von Friedrich Edelmayer

A Wien HHStA, MEA RTA 8/Konv. 1, fol. 180r–183v (Kop.); DV fol. 183v: Etlicher artickel verenderung, von wegen kgl. Mt. und der ksl. commissarien2 übergeben.

B München HStA, KBÄA 3159, fol. 450r–451v (Kop.); ÜS: Kgl. Mt. articl in den abschid zu setzen.

C Hannover NLA, Hild. Br. 1, Nr. 80, fol. 24v–26v (Kop.).

D Augsburg StA, Hochstift Augsburg, Münchner Bestand, Lit. 1105, unfol. (Kop.).

[Ad Nr. 177, Art. 5, vgl. RAb Nr. 404, § 35, Absatz 1] Daneben wollen auch die röm. kgl. Mt. anstatt und in namen der ksl. Mt. gnediglich verfuegen, das mit denjhenigen der augspurgischen confessionverwanten stenden, so ir angebur zue underhaltung des ksl. chamergerichts noch nit erlegt und die noch diser zeit zue erlegen waygerung suechen, allem fridlichen wesen zueguet diser zeit gedult getragen und irenthalb furgenomne proceß biß zue ende der visitation eingestelt werden, des versehens, das sich dieselben stende nach volnziehung angeregter visitation irer verfalnen und kunftigen angepur halber aller gehorsame befleisen sollen.

[Ad Nr. 177, Art. 6, vgl. RAb Nr. 404, § 36] Als auch wider etlich stende der augspurgischen confession nach irer beschenen recusation allerhandt gerichtliche proceß, handlungen und urthel am ksl. chamergericht ergangen und erkhendt sein mochten, derhalben sie vermeinen, solch proceß und urthel aufzuheben und die sachen nach vollendter visitation in den stande, darinn sy vor beschechner recusation geschwebt, ze reassumieren, und aber sollichs bey gemeinen stenden fur beschwerlich geacht worden, so haben die röm. kgl. Mt. gnediglich bedacht und gemeine stendt dahin bewegt, das die erclärung solches missverstandts der röm. ksl. Mt. gehorsamlich vertraut und heimgestellt werden solle.

[Ad Nr. 175, Art. 7, vgl. RAb Nr. 404, § 37] Und nachdem sich die stende der braunschweigischen kriegsiebung verwandt derselbigen halber uff vorigem und disem reichstage vor der röm. ksl. Mt. und kgl. Mt., auch Kff., Ff. und stenden des Reichs samptlich gegen Hg. Heinrichen von Braunschweig zue antwurt zu steen erpotten und gebetten, dise sachen uf irer ksl. Mt. personliche ankunft in das Hl. Reiche ze verschiben und sich also diser zeit kheiner furchtparn noch austreglichen handlung ze versehen sein mögen, so haben die kgl. Mt. sampt den ksl. commissarien zu erhaltung mehrer rue, frids und ainigkeit im Hl. Reiche bewilligt, bemelten Hg. Heinrichen mit allen dienstlichen ursachen dahin ze weisen und ze vermugen, das er in gegenwirtiger nott der christenheit der röm. ksl. und kgl. Mtt., auch gemeinen stenden zue underthenigem, gehorsamen und guetwilligem gefallen mit und neben den andern stenden auf obbestimpte gemeine suspension seiner anhengigen rechtsachen halber auch gedult tragen und biß zue röm. ksl. Mt. schieristen ankunft am ksl. chamergericht stillsteen, sonder der ksl. Mt. und gemeiner stende gepurlichen handlung gehorsamlich und guetwillig erwarten wöllen. Doch das solch der ksl. Mt. und gemeiner reichsstend handlung in kein verlengerung getzogen, sonder innerhalb sechs monaten den nechsten nach endung dises reichstags furgenommen oder alßdann die sachen widerumb an das reformirt ksl. chamergericht gewiesen und remittirt werde.

[Ad Nr. 177, Art. 10, vgl. RAb Nr. 404, § 38] Dieweil auch under andern des Hl. Reichs obligen nit das geringist ist, ain gerecht, gleichmässig und bestendige muntz ze haben und zu erhalten, demnach so haben sich die kgl. Mt. mit den stenden vergleichet, das auch diser sachen halber auf den dritten Julij schierist gehen Speier die ksl. und kgl. Mtt., auch all und jede muntzgenossen stende, darzue die fursten und andere, so guldin und silbern berckhwerckh haben, ir muntzverstendig räte abfertigen sollen, mit bevelch, sich mit andrer muntzgenossen verordenten gesanten einer guet, bestendigen muntzordnung halb uf vorige, derhalben zue andern tägen gepflegne handlungen und radtschleg ze undterreden und ir bedencken auf kunftigen reichstag gemeiner reichsversamblung anzebringen, da alßdann verner und austreglich derhalben notwendige ein- und versehung beschehen solle, damit im Hl. Reich teutscher nation ain zimlich, gerechte muntz aufgericht und gemacht werde.

[Ad Nr. 175, Art. 9, vgl. RAb Nr. 404, § 39] Wann auch von wegen langwiriger irrungen der session, auch ausziehung etlicher stende zue vilgehaltnen reichstägen allerhandt beschwerungen furgefallen und je die notturft erfordern will, solch strittigkeit ye zueletst zue billicher vergleichung oder erörterung zue befurdern, demnach wollen die röm. kgl. Mt. in namen der ksl. Mt. in craft dis hieigen reichsabschiedts all und yede stend, so der session, stand und stymm, auch ausziehung und vertrettung etlicher stendt halber in irrung steen, furgefordert und betagt haben, auf negstvolgendem reichstage mit iren rechten und gerechtigkeiten gemäß zu erscheinen, alda sy notturftiglich gehort und guetlich vergleicht oder entlich entschiden werden sollen.

Und damit nit allein in obbestimpten, sonder vilen andern des Hl. Reichs teutscher nation und gemeiner cristenheit hochbeschwerlichen obligen notturftige handlung furgenomen werden muge, so wollen die kgl. Mt. auf gemeiner stendt gehorsam ansinnen bei röm. ksl. Mt. allen muglichen vleis furwenden und befurdern, das ir ksl. Mt. nach erster irer gelegenheit einen andern gemeinen reichstag noch in diesem jare gnediglich ausschreiben und halten, auch denselben aigner person besuechen und den Kff., Ff. und stende zue gleichmessiger persondlichen besuechung anhalten und vermugen wölle.

Anmerkungen

1
Die Änderungen und Ergänzungen des Königs und des ksl. Kommissars Naves beziehen sich auf die von den Altgläubigen ausgearbeiteten Paragraphen des RAb (Nr. 177). Sie wurden wahrscheinlich rund um die Reichsratssitzung des 18. April 1543 abgefasst. Auf einigen Paragraphen des in Ausarbeitung befindlichen RAb beharrte der König gemäß seinem Gutachten vom 14. April1543 (Nr. 175).
2
Von den drei ksl. Kommissaren war nur noch Naves übrig, da Pfgf. Friedrich am 5. April aus Nürnberg abgereist war und der Bf. von Augsburg am 15. April in Nürnberg an einem Schlaganfall verstorben war.