Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XIV. Band. Der Reichstag zu Nürnberg 1543 bearbeitet von Silvia Schweinzer-Burian, mit Vorarbeiten von Friedrich Edelmayer

Weimar HStA, EGA, Reg. H pag. 463–466, Nr. 163, fol. 78r–83v (Kop.); DV fol. 83v: Copey der antwort Dr. Konneritzen gegeben.

Der Kf. von Sachsen antwortet auf die am 6. Jan. 1543 in Torgau erfolgte Werbung des kgl. Rates Dr. Andreas Könneritz kurz gefasst wie folgt:

Erstlich haben sich sein kfl. Gn. kgl. Mt. zuentbottenen freuntlichen und gnedigen willens, auch das ire Mt. in baiden kriesghandelungen, als der braunschweigischen und gullichischen, gutliche vorgleichung uff diesem reichstag zu Nurmberg zu furdern gneigt, undertheniglich bedanckt.

Nach wie vor sei der Kf. von Sachsen nicht zum persönlichen Besuch des Reichstags entschlossen, da die von ihm angeführten Beschwerden (Prozess des Reichskammergerichts wegen des braunschweigischen Feldzugs, Feindseligkeiten gegen den Hg. von Jülich) keineswegs behoben seien, vor allem hätten die Gesandten des Hg. von Jülich, deren Erscheinen auf dem Reichstag essentiell sei, noch kein kgl. Geleitschreiben erhalten1. Da ein neuer Angriff der Burgunder gegen den Herzog drohe, ist zu befürchten, dass es ohne einen vorherigen Friedstand nicht zu gütlichen Verhandlungen auf dem Reichstag kommen werde.

Dieweil dan auch gemeltem Hg. zu Gulich sonder zweivel bedencklich sein wolt, ir botschaft ausserhalb berurts glaits uff den reichstag zu schicken, dieweil sein fstl. Gn. von den burgundischen will uffgelegt werden, das mit seinem rath, wissen und willen die brabandische underthanen durch das frantzosische kriegsvolck in vorgangenem sommer [1542] sollten ubertzogen worden sein, des sich aber sein fstl. Gn. zum hochsten entschuldigen, auch uff itzigem reichstag zu vorantworten lassen gnaigt, so hat derhalben der Kf. zu Sachssen an den von Könneritz gnediglich gesonnen: Weil sein kfl. Gn. vormarckt, das er [= Könneritz] sich zu kgl. Mt. gegen Nurmberg wurde verfugen, bey irer Mt. doselbst undertheniglich zu furdern helfen, domit des Hg. zu Gulich botschaft berurte sicherung und gleith furderlich mocht bekomen. Und nachdem seiner kfl. Gn. rethe vor dreyen wochen abgefertigt,deren auch letzliche zeitlich vor den negsten weinachten zu Nurmberg gewest2, so wollte sein kfl. Gn. denselben schreyben und bevelhen, umb solich gleith bey kgl. Mt. in gleichnus undertheniglichen anzuregen, und wo das gegeben wehre ader wurdet, seinen kfl. Gn. solchs furderlich uff der post zu berichten und zu wissen zu thuen.

Weitere Gründe, die gegen das Kommen Kf. Johann Friedrichs nach Nürnberg zum Reichstag sprechen: Verhandlungen mit seinen Landständen; auch in der Nachbarschaft des Kurfürsten beabsichtige kein Reichsstand, den Reichstag persönlich zu besuchen; der Lgf. von Hessen wird auch nicht persönlich zum Reichstag kommen, ebensowenig die anderen Kurfürsten. Deshalb entschuldigt sich Johann Friedrich beim König nochmals wegen seines Nichterscheinens in Nürnberg und verweist auf die stattliche Gesandtschaft, die er zum Reichstag abgefertigt habe.

Was die Besatzung und Unterhaltung des am vergangenen Reichstag beschlossenen Winterlagers betreffe, so wurde der Kurfürst vom Kriegsrat des Obersächsischen Kreises, Cuntz Gotzmann, davon nicht unterrichtet, da der auf der Heimreise von Ungarn verstorbene Gotzmann zu dem entsprechenden Beschluss offensichtlich nicht hinzugezogen worden sei. Kg. Ferdinand wisse aber, dass der Kurfürst und einige seiner Mitverwandten gegen diesen Artikel des Nürnberger RAb von 1542 protestiert hätten (RTA JR Bd. XIII, Nr. 200). Deshalb befahl Johann Friedrich seinen zum jetzigen Reichstag abgefertigten Räten, sich mit den anderen Schmalkaldischen Bundesverwandten in dieser Frage zu beraten und gemeinsame Entscheidungen zu treffen, doch seinen kfl. Gn. die ausstendigen rest, davon sich sein kfl. Gn. in voriger antworth gegen dem von Konneritz [Nr. 10] hette vornehmen lassen, in alwegen hierin und auch sonsten furbehalten [...].

Anmerkungen

1
Der Geleitbrief Kg. Ferdinands für die jülichschen Gesandten wurde erst am 19. Jan. 1543 ausgestellt (Nr. 22).
2
Eberhard von der Thann kam bereits am 16. Dez. 1542 in Nürnberg an, Mag. Franz Burkhard am 19. Dez.